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Hausarbeit (Hauptseminar), 2006
23 Seiten, Note: 2,3
Didaktik für das Fach Deutsch - Deutsch als Fremdsprache, DaF
1. Einleitung
2. Die Situation des (DaF)Unterrichts heute
2.1 Begründungen für den Einsatz von Projektarbeit
3. Was ist Projektarbeit? (Definition)
3.1 Definition
3.2 Merkmale von Projektarbeit
4. Lehr- und Lernziele beim Einsatz von Projektarbeit im Unterricht
4.1 Handlungs- und prozessorientiertes Lernen
4.2 Fördern von Lernerautonomie
4.3 Schulen von sozialen Kompetenzen
4.4 Authentische Verwendung der Fremdsprache
4.5 Aufbrechen der traditionellen Unterrichtssituation
5. Durchführung von Projektarbeit
5.1 Vorbereitung
5.2 Einstiegsphase
5.3 Planungs-/Orientierungsphase
5.4 Durchführungsphase
5.5 Produktionsphase
5.6 Präsentationsphase
5.7 Evaluation
6. Welche Formen von Projektarbeit sind möglich
6.1 Erkundungsprojekte
6.2 Forschungsprojekte
6.3 Gestaltungsprojekte
6.4 Begegnungsprojekte
7. Themenvorschläge für den Fremdsprachenunterricht
7.1 Themen für Anfänger (A1,A2)
7.2 Themen für Fortgeschrittene (B1-C2)
8. Zusammenfassung
9. Literatur
Durch den schnellen Wandel in unserer heutigen Bildungs- und Informationsgesellschaft ist es, um beruflich erfolgreich zu sein, entscheidender denn je geworden, vorbereitende Qualifikationen während der Ausbildung zu gewinnen. Fähigkeiten wie Selbstständigkeit, Flexibilität, Zielstrebigkeit, Organisationstalent und Teamfähigkeit gelten in vielen Berufszweigen als Vorraussetzung. Die Erwartungen an die Schüler und zukünftigen Arbeitnehmer sind sehr hoch gesetzt. Umso wichtiger ist es, die Schüler frühzeitig für ihr späteres Berufsleben auszubilden. Der kompetente Umgang mit der fremden Sprache und das Fördern der Eigenschaften wie Kooperationsfähigkeit, Medienkompetenz und Selbstverantwortung müssen vom heutigen Fremdsprachenunterricht als Lernziele verstanden werden. Doch mit welchen Unterrichtsmethoden kann ich als Lehrer diese Art von Lernen unterstützen? In welcher Form kann ich die Bearbeitung des aktuellen Schulstoffes und die Schulung dieser entscheidenden Fähigkeiten miteinander verknüpfen? Eine Möglichkeit dafür bietet sich mit dem Einsatz von Projektarbeit im Unterricht. Was jedoch versteht man unter Projektarbeit genau? Und wie kann man diese Methode im Fremdsprachenunterricht erfolgreich einsetzten? Welche besonderen Lernziele kann ich mit der Arbeit an Projekten verfolgen und welche Vorraussetzungen vor allem sprachlicher Art müssen die Schüler mitbringen? Mit diesen und anderen Fragen will ich mich in dieser Arbeit auseinandersetzen. Außerdem werde ich auf mögliche Formen von Projekten eingehen und verschiedene Themenvorschläge darlegen. Zur Einführung möchte ich jedoch einen kurzen Blick auf die heutige Situation im Fremdsprachenunterricht werfen, um aufzuzeigen, warum der Einsatz von Projektarbeit gerade im Fremdsprachenunterricht von großer Bedeutung sein kann.
Vielerorts liegt der Fokus im Fremdspracheunterricht immer noch auf dem „Pauken“ von grammatischen Regeln, dem isolierten Training der einzelnen Fertigkeiten und auf der Übung einer korrekten Aussprache. Dabei ist doch spätestens seit der Entwicklung des kommunikativen Ansatzes bekannt, dass Fremdsprachenunterricht in erster Linie darauf abzielen sollte, dass das im Unterricht gelernte sprachliche Wissen schnell und zuverlässig von den Lernen in Kommunikationssituationen des Alltags angewendet werden kann (vgl. Neuner, 1993, S.88). Daraus ergibt sich für Lehrer die Aufgabe, die Lerner im Unterricht selbst auf diese Situationen vorzubereiten. Mit einer Didaktik, die jedoch streng die Lektionen eines Lehrbuches abarbeitet, ohne zu überprüfen, ob die Lerner sich auch wesentliche Wissensbestandteile aneignen konnten, scheint dies kaum möglich. Lernern ist die authentische Verwendung der gelernten Sprache außerhalb des Unterrichts oft nicht mehr wichtig, da sie nicht mehr um ihrer selbst Willen lernen, sondern einzig, um einer schlechten Bewertung aus dem Weg zu gehen (vgl. Wicke, 1997, S.14). Oft verlieren sie dadurch die Motivation an der Zielsprache und am Unterricht. Um dem Lernen wieder einen Sinn zu geben, muss Unterricht von heute den Lernern einen Bezug zur Praxis garantieren. Die Lerner müssen spüren, dass sie mit dem gelernten Wissen in der realen Welt etwas erreichen können. Sie müssen die Möglichkeit bekommen, mit der fremden Sprache selbst aktiv zu werden, um zu verstehen, dass sie letzen Endes für sich selbst lernen und entdecken, dass Lernen auch Spaß machen kann. Um dieses zu erreichen, bietet Projektarbeit im Unterricht unzählige und hervorragende Möglichkeiten. Neben dem zu vermittelnden sprachlichen Wissen können die Lerner auch darüber hinausgehende praktische und soziale Erfahrungen gewinnen. Durch die gemeinsame Planung und Durchführung des Projektes durch die Schüler wird innerhalb des Prozesses der Umgang mit der fremden Sprache in authentischen Situationen trainiert, was gerade für Lerner, die sich weit entfernt vom Zielsprachenland befinden, besonders wertvoll ist. Die Tatsache, dass Projektarbeit im Unterricht nur vereinzelt zum Einsatz kommt, liegt nicht, wie man meinen könnte, an der fehlenden Motivation der Lehrer. Nein, viele Lehrer wissen sehr wohl um die Vorzüge vom Einsatz der Projektarbeit Bescheid, jedoch sind viele der Meinung, dass man Projektarbeit gerade im Fremdsprachenunterricht erst einsetzen kann, wenn die Lerner bereits ein fundiertes Wissen in Grammatik und Wortschatz in der fremden Sprache erreicht haben. Wie Wicke jedoch festhält, können selbst Lerner mit geringem Wortschatz mit Unterstützung von Aufgaben, Übungen und Verstehenshilfen schwierigere authentische Texte bewältigen. Er betont in seinen Aufführungen, dass der Lerner schon frühzeitig mit dem Fremden in Berührung gebracht wird und dieses für sich entdecken kann. Somit lernt er von Anfang an, seine Welt mit der fremden zu kontrastieren und sich mit den unterschiedlichen Perspektiven auseinanderzusetzen (a.a.O., S.115). Folglich kann ein einseitiger Blick auf die fremde Kultur und Stereotypenbildung weitgehend verhindert werden. Es stellt sich nun die Frage, was Projektarbeit eigentlich genau ist?
Im Mittelpunkt der Projektarbeit steht das Unterrichtsprojekt. Twellmann (1982) definiert dieses folgendermaßen: „Ein Projekt im Rahmen schulischen Unterrichts ist ein Vorhaben, das von Lehrern und Schülern gemeinsam getragen und verantwortet wird und das sich auszeichnet durch eine begrenzte Bezogenheit auf die Gesellschaft. Dieser Gesellschaftsbezug wird vor allem deutlich im Ergebnis des gemeinsamen Vorgehens, das irgendwie gesellschaftlich relevant, also „einsetzbar“ und „benutzbar“ sein soll.“ Als Projektarbeit kann man somit eine von Lehrern und Lernen gemeinsam gestaltete Unterrichtsmethode bezeichnen. Karl Frey bezeichnet diese auch als „offene Lernform“ (Vgl. Gudjons, 1997, S. 15). Eine einheitliche und präzise Definition für diese Lernform ist unter den Autoren nicht zu finden. Jedoch sind wesentliche Merkmale von Projektarbeit in der Literatur immer wieder anzutreffen. Diese werden im kommenden Abschnitt dargestellt.
Im Folgenden werde ich acht Merkmale kurz erläutern. Dabei werde ich mich hauptsächlich an der Literatur von Gudjons (1997, S. 15-27) orientieren und diese durch Linthout (2004, S.101-103), Wicke (1997, S.121 -122), Chott (1990 ) und Krumm (1991, S. 4-8) ergänzen. Abgesehen von leicht unterschiedlichen Ausführungen, besteht unter den Autoren eine weitgehende Einigkeit in den folgenden Merkmalen von Projektarbeit:
- Merkmal 1: Situationsbezug
Ein entscheidendes Merkmal von Projektarbeit ist, dass der gewählte zu bearbeitende Gegenstand ein Problem oder eine Aufgabe aus dem „wirklichen Leben“ ist. Dies bedeutet, dass das Thema weder an eine Fachwissenschaft noch an ein Schulfach gebunden sein muss, sondern ein direkter Situationsbezug zu alltagsnahen Inhalten vorhanden sein muss. Ziel ist, dass die Schüler ihr theoretisches Wissen praktisch umsetzen, ausprobieren, überprüfen und somit erweitern und vertiefen können. Konkret im Fremdsprachenunterricht bedeutet das, dass durch den hergestellten Bezug zur Außenwelt die Einheit von Sprache, Handlung und Situation für den Lerner konkret erfahrbar wird.
- Merkmal 2: Orientierung an Interessen der Beteiligten
Besonders in der Phase der Themenfindung besteht bei dieser Lernform zwischen Lehrer und Schüler eine enge Zusammenarbeit. Jeder Schüler darf seine Wünsche, Bedenken und Ablehnungen äußern, um am Ende eine gemeinsame Entscheidung zu treffen. Diese Möglichkeit bietet den Schülern somit eine intensive Mitbestimmung am Gesamtvorhaben. Oft jedoch sind die Interessen der Schüler nicht sofort vorhanden sondern entwickeln sich erst aus dem Projekt heraus, was genauso positiv zu bewerten ist. Während der gemeinsamen Planung und Ausführung des Projektes liefert der Lehrer den Lernern zusätzlich zu ihren bisher vorhandenen Sprachkenntnissen diejenigen sprachlichen Mittel, die zur Bewältigung der von den Schülern gewählten Aufgaben notwendig sind.
- Merkmal 3: Selbstorganisation und Selbstverantwortung
Weiterhin zeichnet sich Projektarbeit durch die selbstständige Recherche, Planung und Ausführung der Schüler aus. Der Lehrer dient ihnen beim Durchführen des Projektes als Berater und Moderator und unterstützt die Lerner dabei, sich arbeitsmethodische Kompetenzen anzueignen.
- Merkmal 4: zielgerichtete Projektplanung
Die Arbeit an einem Projekt hat immer ein konkretes Ziel vor Augen. Bei Projektarbeit im Unterricht soll durch die Mitbestimmung der Schüler erreicht werden, dass die vorerst gesetzten Lehrziele auch zu Lernzielen der Schüler werden. Im Fremdsprachenunterricht sollte das angestrebte Ziel immer auch die Verwendung der Sprache in kommunikativer authentischer Form ermöglichen und die Gelegenheit zur Entdeckung von Fremden und Neuen bieten.
- Merkmal 5: Produktorientierung
Ein Projekt endet in der Regel mit der Fertigstellung eines selbst erstellten Produktes, das über das Klassenzimmer hinaus präsentiert werden kann. Dies dient zum einen der Widerspiegelung des gesamten Prozesses und zum anderen der Selbstüberprüfung der geleisteten Arbeit. Der Vielfalt der möglichen Produkte sind dabei wenig Grenzen gesetzt.
- Merkmal 6: Ganzheitlichkeit
Unter Ganzheitlichkeit versteht man die Zusammenarbeit von Schüler und Lehrer unter Einbeziehung möglichst aller Sinne. Wissen und Sprache soll nicht nur theoretisch sondern praktisch, intensiv und emotional erlebt werden. Ziel dabei ist vor allem nachhaltiges Lernen und tief greifendes Verstehen von Wirklichkeit, durch den Einsatz von „Kopf, Herz und Hand“ (vgl. Wicke 1997, S. 113).
- Merkmal 7: Kooperatives und soziales Lernen
Die Tatsache, dass Schüler und Lehrer zielgerichtet auf eine Sache hinarbeiten, führt zu einer Verbundenheit und Angewiesenheit aufeinander. Folglich sind Rücksichtnahme, Kommunikation, Interaktion, Abstimmung und kollegiale Zusammenarbeit unumgänglich. Jeder Schüler ist aufgefordert, sich im sozialen Umgang zu schulen und sich Notwendigkeit und möglichen Erfolg einer kollegialen Zusammenarbeit vor Augen zu führen. Auch der Lehrer ist vor die Aufgabe gestellt, demokratische Verkehrsformen anstelle von traditionellen Unterrichtsritualen zu ermöglichen.
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