Die katalanische Sprache hat wieder ihren Weg zurück in die Gesellschaft Kataloniens gefunden und gilt heutzutage als ihr Identitätsmerkmal. Katalanisch ist eine Sprache, die den Erfordernissen einer modernen Sprache vollständig angepasst ist, da sie z. B. weltweit die am neunzehnten verbreitete Sprache im Internet ist. Sie ist gleichzeitig eine traditionsreiche Literatur- und Kultursprache, was sich u. a. darin zeigt, dass sie die zehnte der am häufigsten übersetzten Regionalsprachen ist. 1 Aufgrund einiger historischer Umstände ist jedoch weder die Sprache noch die damit verbundene Kultur sowohl in Spanien als auch in Europa hinreichend bekannt, was zu Hindernissen in der Anerkennung der Sprache führt. In der vorliegenden Hausarbeit beschäftigt sich der Autor mit der Geschichte und der Gegenwart Kataloniens um Schwierigkeiten in der Durchsetzung der katalanischen Sprache zu verdeutlichen. Um das Verständnis für die Entstehungsgeschichte zu erleichtern soll dabei zunächst ein Überblick über aktuelle Daten gegeben werden. Im Anschluss daran wird die Situation Kataloniens von seiner Unabhängigkeit bis nach der Regierung Francos erläutert. Danach soll der Fokus auf der Sprachenpolitik für die Katalanische Sprache im heutigen Katalonien liegen. [...]
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Katalonien allgemein
2.1 Geographische Lage
2.2 Verbreitung des Katalanischen
3 Die Entwicklung Kataloniens
3.1 Katalonien bis zur Regierung Francos
3.2 Katalonien unter Franco
3.2.1 Repression und Widerstand unter Franco
3.2.2 Katalanisch unter Franco
4 Die katalanische Sprachenpolitik bis heute
4.1 Die Situation nach Francos Tod
4.2 Die politischen Parteien in Katalonien
4.3 Die aktuelle Gesetzgebung
5 Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Països Catalans: Der katalanische Sprachraum
Abb. 2: Parteien in Katalonien
1 Einleitung
Die katalanische Sprache hat wieder ihren Weg zurück in die Gesellschaft Kataloniens gefunden und gilt heutzutage als ihr Identitätsmerkmal. Katalanisch ist eine Sprache, die den Erfordernissen einer modernen Sprache vollständig angepasst ist, da sie z. B. weltweit die am neunzehnten verbreitete Sprache im Internet ist. Sie ist gleichzeitig eine traditionsreiche Literatur- und Kultursprache, was sich u. a. darin zeigt, dass sie die zehnte der am häufigsten übersetzten Regionalsprachen ist.[1] Aufgrund einiger historischer Umstände ist jedoch weder die Sprache noch die damit verbundene Kultur sowohl in Spanien als auch in Europa hinreichend bekannt, was zu Hindernissen in der Anerkennung der Sprache führt.
In der vorliegenden Hausarbeit beschäftigt sich der Autor mit der Geschichte und der Gegenwart Kataloniens um Schwierigkeiten in der Durchsetzung der katalanischen Sprache zu verdeutlichen. Um das Verständnis für die Entstehungsgeschichte zu erleichtern soll dabei zunächst ein Überblick über aktuelle Daten gegeben werden. Im Anschluss daran wird die Situation Kataloniens von seiner Unabhängigkeit bis nach der Regierung Francos erläutert. Danach soll der Fokus auf der Sprachenpolitik für die Katalanische Sprache im heutigen Katalonien liegen.
2 Katalonien allgemein
Katalonien (kat. Catalunya, span. Cataluña) ist eine autonome Gemeinschaft (span. comunidades autónomas) Spaniens, d.h. eine Gebietskörperschaft, die im Rahmen der spanischen Verfassung mit bestimmten Kompetenzen in Vollziehung und Gesetzgebung ausgestattet ist.
2.1 Geographische Lage
Katalonien befindet sich zwischen den Pyrenäen und der Mittelmeerküste im Nordosten der Iberischen Halbinsel und hat ca. sieben Millionen Einwohner. Die Hauptstadt ist Barcelona. Amtssprachen sind Katalanisch sowie Kastilisch.
Die Bezeichnung „Katalonien“ beinhaltet neben der autonomen Gemeinschaft oft auch die nördlich der Pyrenäen gelegene Region Frankreichs „Roussillon“ (kat. Rosselló). Dieses Gebiet nennt man auch Nordkatalonien und es umfasst den größten Teil des Departaments Pyrénées-Orientales mit dem Hauptort Perpignan (kat. Perpinyà).[2]
2.2 Verbreitung des Katalanischen
Die katalanische Sprache ist in den Països Catalans verbreitet. Dazu gehören in Spanien die autonomen Gemeinschaften Katalonien, Valencia und die Balearen, sowie ein schmaler Streifen im Osten der autonomen Gemeinschaft Aragonien, die sogenannte Franja de Ponent (kat. für „westlicher Streifen“). In Frankreich wird Katalanisch in dem bereits oben erwähnten Nordkatalonien gesprochen. Zusätzlich beinhalten die Països Catalans in Italien die sardische Stadt Alghero (kat. L'Alguer) und das Fürstentum Andorra.[3]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Països Catalans: Der katalanische Sprachraum.
3 Die Entwicklung Kataloniens
Die romanische Sprache Katalanisch entwickelte sich zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert in den Grafschaften der spanischen Mark, d.h. in dem Gebiet des karolingischen Reiches beiderseits der Pyrenäen. Während des 12. und 13. Jahrhunderts verbreitete sie sich im Zuge territorialer Eroberungen der katalanisch-aragonesischen Krone nach Süden und nach Osten. Die Sprachgrenze (siehe Abb.1) war bereits zu dieser Zeit mit dem Ende der Regierung von Jaume I festgelegt.[5] Doch auch danach gab es einige für die sprachliche Entwicklung bedeutende Ereignisse in Katalonien.[4]
Der folgende Abschnitt beschäftigt sich demnach im ersten Teil mit der Geschichte Kataloniens bis zur Regierungszeit Francos und geht im zweiten Teil detaillierter auf die Situation Kataloniens unter Franco ein, da dies Zeit heute noch in den Köpfen der Gesellschaft sehr präsent ist.
3.1 Katalonien bis zur Regierung Francos
Katalonien, das als Marca Hispanica des Frankenreiches entstand, erlangte seine Unabhängigkeit im Jahre 987. Aufgrund der Zersplitterung des Landes und der starken Vertretung des Adels, wurden im 11. Jahrhundert neue Rechtsnormen eingeführt, die sich in Bezug auf die Organisationsformen und die politischen Institutionen von Spanien unterschieden.[6] Im Jahre 1137 vereinigte sich Katalonien durch die Heirat von Graf Ramón Berenguer IV von Barcelona und der Infantin Petronilla von Aragón mit Aragón und das Königreich Aragonien entstand. Amtsprache Aragoniens wurde Katalanisch.[7] Katalonien entwickelte sich so zusammen mit Aragón zu einer bedeutenden Territorial- und Seemacht und eroberte ab der Mitte des 13. Jahrhunderts Valencia und die Balearen. Das mit dem Handel in Barcelona entstandene starke und reiche Bürgertum erreichte die Durchsetzung seiner Forderungen nach mehr Mitbestimmung mit der Einrichtung in der Ständeversammlung (kat. cortes) in der Adel, Kirche und das Bürgertum vertreten waren. Die katalanische Kultur und Katalonien als mediterrane Macht erlangte also ein Aufblühen, was sich z. B. in der Verbreitung der katalanischen Sprache auch auf den Balearen und in Valencia zeigt.
Allerdings konnte man gleichzeitig durch demographische, politische und ökonomische Umstände den Beginn einer Krise Kataloniens erwarten: Durch die Heirat von Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón im Jahre 1492 wurden die Königreiche Aragón und Kastilien vereinigt. Immer stärker wurden nun die zentralistischen und absolutistischen Tendenzen des spanischen Königreiches spürbar. Dieser zunehmenden Zentralisierung des spanischen Großreiches trug ebenfalls die Kirche bei, die eine Einheit mit dem Staat bildete und durch föderative Prinzipien und Gedankenfreiheit ihre Machtstellung gefährdet sah. Katalonien widersetzte sich erfolglos diesen zentralistischen Tendenzen – es wurden alle Aufstände niedergeschlagen. Im 18. Jahrhundert schließlich verlor Katalanisch den Status der öffentlichen Sprache in Katalonien.[8] Amtssprache in ganz Spanien wurde Kastilisch, was allerdings mit Ausnahme von Adel und Klerus in der Bevölkerung nicht gesprochen wurde, es dominierte weiter das Katalanische.[9] Man integrierte das katalanische Parlament in das Reichsparlament, unterdrückte die Generalitat de Catalunya und ersetzte katalanische politische und verwaltungstechnische Territorialabgrenzungen durch das kastilische System. Mit dem Entzug weiterer Privilegien und Vorrechten Kataloniens war der Zentralismus weitgehend vollkommen.
Durch die spanische Monarchie wurde die wirtschaftliche Entwicklung Kataloniens durch hohe Steuern, dem Festhalten an feudalistischen Strukturen und einer Bürokratie, die neben Kapitalmangel zur Stagnation der Produktivkräfte und zur Lähmung der Privatinitiative führte, behindert. Jedoch konnte Katalonien die zu Ende des 17. Jahrhunderts angefangene und zeitweise fast eingestellte wirtschaftliche Entwicklung fortsetzen.[10]
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erzielte die katalanische Landwirtschaft vor allem im Weinanbau, aber auch in der Getreide- und Früchtewirtschaft, erhebliche Produktionsfortschritte. Außerdem entstand in den Städten Barcelona, Tarragona, Lleida und Girona eine schnell aufblühende Textilindustrie. Die katalanischen Spinnereien und Tuchfabriken konnten bald den innerspanischen Markt erobern und zogen darüber hinaus große Gewinne aus dem Export ihrer Waren in die verbliebenen überseeischen Kolonien des ehemaligen Weltreiches. Vor allem durch Kuba und Puerto Rico ließen sich große Erfolge erzielen. Die expansive Entwicklung der Textilindustrie hielt während des 19. Jahrhunderts mit Unterbrechungen an. Später schlossen sich dieser Unternehmen der Chemie- und Elektroindustrie in kleineren Dimensionen an. Diese Entwicklung führte zwar zu einer Konzentration großer Vermögen in einer Gruppe von Familien, aber dadurch wurde auch die ganze Region zu der am meisten wohlhabenden und fortgeschrittenen von Spanien.[11]
Diese katalanische Industrialisierung führte zusammen mit dem neuen Handels- und Finanzsystem zur Bildung eines mächtigen Mittelstands, der sich dem dominanten Einfluss des Zentrums in Madrid widersetzte und die katalanische Kultur und das katalanische Bewusstsein wieder aufleben ließ.[12] Dies zeigte sich u. a. in der Wiedereinführung der Jocs Florals, der seit dem Mittelalter nicht mehr existierenden Dichterwettbewerbe sowie in der Aufführung von beliebten Theaterstücken in katalanischer Sprache.[13] Diese kulturelle Verfestigung hob Katalonien stark von den anderen Peripherien ab und auch später, als die Bourgeoisie ihre Protagonistenrolle längst abgegeben hatte, verlor der Katalanismus diese bürgerlich-intellektuelle Prägung nicht mehr.[14] Bereits 1887 wurde die Lliga de Catalunya, die erste politische Organisation, gegründet[15] und der Katalanismus gewann neben seiner literarischen und sprachlichen bestimmten Dimension eine hohe Bedeutung auf politischer Ebene.[16] Diese katalanische Bewegung vergrößerte sich rasch und entwarf 1892 ein Programm, das neben der Forderung nach einem föderativ gegliederten Spanien die Wiederherstellung der katalanischen Sonderrechte beinhaltete. Zudem wurde der Begriff „Region“ zunehmend durch den Begriff „Nation“ innerhalb des spanischen Staates ersetzt, allerdings forderte das liberale Bürgertum niemals eine Loslösung von Spanien, da die katalanische Wirtschaft auch von dem spanischen Staat profitierte. Es entwickelte sich die rechtsgerichtete Partei Lliga Regionalista de Catalunya, die als politischer Arm des Katalanismus die Vorherrschaft in Katalonien gewann. Bis zur Diktatur von Primo de Rivera (1923-1930) erlangte die Partei einen kontinuierlichen Machtzuwachs. Nicht mehr nur das Bürgertum, sondern auch Bauern und Kleinbürger wurden von der so genannten Massenbewegung angezogen.[17] Im Rahmen der Mancomunitat de Catalunya (1913-1925), in der die Lliga Regionalista dominierte, erhielten die Katalanen einige Selbstverwaltungsrechte. Die Mancomunitat verfügte zwar nur über geringe finanzielle Mittel und war auf den kulturellen, erzieherischen und infrastrukturellen Ebenen eingeschränkt, aber sie zeigte im Ansatz, „welche positiven Auswirkungen von einem Übergang der Administration in katalanische Hände zu erwarten waren“.[18]
Während der nun folgenden Diktatur Primo de Riveras verbot man alle Aktivitäten, die mögliche katalanische Bedeutungen enthalten konnten[19] – es kam zu einer totalen Unterdrückung der katalanischen Frage und des katalanischen Vereinswesens.[20]
[...]
[1] Vgl. http:// www6.gencat.net/llengcat/publicacions/cle/cled.htm vom 27.12.2006.
[2] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Katalonien vom 20.12.2006.
[3] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Katalanische_Sprache vom 20.12.2006.
[4] http://www.gencat.net/catalunya/cas/llengua.htm vom 21.12.2006.
[5] Vgl. http://www6.gencat.net/llengcat/publicacions/cle/cled.htm vom 27.12.2006.
[6] Vgl. Brinck, R. (1996), S. 45.
[7] Vgl. Matthée, U. (1988), S. 21.
[8] Vgl. Brinck, R. (1996), S. 45 u. S. 46.
[9] Vgl. Koppelberg, S. (1991), S. 405 u. S. 406.
[10] Vgl. Brinck, R. (1996), S. 47.
[11] Vgl. Waldmann, P. (1984), S. 158 u. S. 159.
[12] Vgl. Brinck, R. (1996), S. 47.
[13] Vgl. Waldmann, P. (1984), S. 161.
[14] Vgl. Thiery, P. (1989), S. 35.
[15] Vgl. Brinck,R. (1996), S. 47.
[16] Vgl. Matthée, U. (1988), S. 40.
[17] Vgl. Brinck, R. (1996), S. 47 u. S. 48.
[18] Waldmann, P. (1984), S. 177 u. S. 178.
[19] Vgl. Brinck, R. (1996), S. 48.
[20] Vgl. Matthée, U. (1988), S. 74.
- Arbeit zitieren
- Dipl. Kffr. Jessica Schmidt (Autor:in), 2006, Geschichte und aktuelle Situation Kataloniens und der katalanischen Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/68891