Der Industriepark ist momentan eines der am meist diskutierten Themen der internationalen Automobilindustrie. Trotzdem bis vor kurzer Zeit keine wissenschaftliche Definition oder Abgrenzung des Begriffs stattfand, beherrscht dieses Thema die Planung und Weiterentwicklung von Produktionsstätten der global agierenden Automobilhersteller. Weder bestimmte Inhalte des Industrieparks, noch feststehende Konzepte für dessen Aufbau und Betrieb waren definiert. Auf Basis von neuen wissenschaftlichen Ausarbeitungen zu diesem Thema schafft die vorliegende Arbeit einen Überblick über die Merkmale, die Konzeption und die Zukunftsperspektiven von Industrieparks in der Automobilindustrie. Die Idee eine Anzahl von Unternehmen auf einem begrenzten Raum gemeinsam anzusiedeln geht auf die Industrial Parks in den USA und Großbritannien zurück. Auch in Deutschland fand diese Idee Anwendung. So entstanden meist von öffentlicher Hand geförderte Industriegebiete in denen Unternehmen verschiedener Branchen die als Ansiedelungshilfe bereitgestellte Infrastruktur nutzten. Jedoch haben Industrieparks mehrere Merkmalsunterschiede durch die sie sich von Gewerbegebieten abgrenzen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einführung
2. Merkmale von Industrieparks der Automobilindustrie
2.1 Unternehmen innerhalb des Industrieparks
2.2 Räumliche Merkmale
2.3 Aufgabenverteilung bei Planung, Aufbau und Betrieb des Industrieparks
3. Zielsetzung eines Industrieparks in der Automobilindustrie
3.1 Senkung der Gesamtkosten
3.2 Erhöhung der Liefersicherheit und Flexibilität
4. Gründe für die zunehmende Verbreitung von Industrieparks
4.1 Entwicklungen in der Automobilindustrie
4.2 Verringerung der Lieferantenzahl
4.3 Modularisierung als Impulsgeber für Industrieparks
4.4 Variantenvielfalt der Module als Treiber
4.5 Verbesserung der Servicequalität
5. Konzeption und Aufbau eines Automobilindustrieparks
5.1 Ansiedlung von Zulieferbetrieben
5.2 Wahl des Betreiberkonzepts
5.3 Aufbau des Industrieparks
5.4 Ablauforganisation innerhalb des Industrieparks
5.4.1 Lieferabwicklung im Zulieferpark
5.4.2 Informationssysteme zwischen den beteiligten Unternehmen
5.4.3 Administrative Abwicklung
6. Fazit und Zukunftsperspektiven für den Industriepark
6.1 Schematische Änderungen des Aufbaus eines Parks
6.2 Änderungen in der Organisation von Industrieparks
6.3 Industrieparks für Sublieferanten
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schematischer Aufbau eines Front-End-Moduls
Abbildung 2: weltweite Wertschöpfung / Wertschöpfungsanteil OEM durch
Automobilentwicklung / -produktion Light Vehicles
1. Einführung
Der Industriepark ist momentan eines der am meist diskutierten Themen der inter-nationalen Automobilindustrie. Trotzdem bis vor kurzer Zeit keine wissenschaft-liche Definition oder Abgrenzung des Begriffs stattfand, beherrscht dieses Thema die Planung und Weiterentwicklung von Produktionsstätten der global agierenden Automobilhersteller. Weder bestimmte Inhalte des Industrieparks, noch feststehende Konzepte für dessen Aufbau und Betrieb waren definiert. Auf Basis von neuen wissenschaftlichen Ausarbeitungen zu diesem Thema schafft die vorliegende Arbeit einen Überblick über die Merkmale, die Konzeption und die Zukunftsperspektiven von Industrieparks in der Automobilindustrie.
Die Idee eine Anzahl von Unternehmen auf einem begrenzten Raum gemeinsam anzusiedeln geht auf die Industrial Parks in den USA und Großbritannien zurück.
Auch in Deutschland fand diese Idee Anwendung. So entstanden meist von öffentlicher Hand geförderte Industriegebiete in denen Unternehmen ver-schiedener Branchen die als Ansiedelungshilfe bereitgestellte Infrastruktur nutzten.[1] Jedoch haben Industrieparks mehrere Merkmalsunterschiede durch die sie sich von Gewerbegebieten abgrenzen.
2. Merkmale von Industrieparks der Automobilindustrie
2.1 Unternehmen innerhalb des Industrieparks
Die Unternehmen innerhalb eines Industrieparks sind ausschließlich Zulieferer und Dienstleister des Automobilherstellers dessen Montagewerk den Kern des Parks bildet. Es liegt meist eine Just-In-Time- (JIT) oder Just-In-Sequence-Lieferbezieh-ung (JIS) zwischen einer Anzahl von etwa 8 – 20 Zulieferern und eines einzelnen Automobilunternehmens (OEM) vor.[2] Zulieferer die nicht in direkter Lieferbezieh-ung zum OEM stehen sind nicht vorhanden, sofern sie nicht als Subunternehmer oder Dienstleister für Zulieferer tätig sind (Tier 2).
2.2 Räumliche Merkmale
Die Entfernung der Zulieferbetriebe zur Endproduktion des OEM wird mit einem Umkreis von 0 Kilometer (d.h. auf dem Werksgelände des Autoherstellers), bis maximal 50 Kilometer angegeben.[3] Grundsätzlich ist die räumliche Nähe zum OEM aber das entscheidende Merkmal eines Parks. Um noch von einem Zulieferpark im Sinne eines begrenzten Gebiets sprechen zu können, sind daher die Entfernungen meist auf kurze Distanzen zum Montagewerk beschränkt.
Allerdings gibt es auch Beispiele, dass bei entsprechendem Zeithaushalt und einer eingespielten Logistikkette über 200 Kilometer JIS geliefert werden kann.
2.3 Aufgabenverteilung bei Planung, Aufbau und Betrieb des Industrieparks
Der Automobilhersteller ist der Initiator bei der Entstehung eines Industrieparks und übernimmt die Planung. In der Regel ist er auch der Betreiber des Parks und stellt als privater Träger den Lieferanten Flächen zum mieten bzw. pachten zur Verfügung. Die Instandhaltung der Infrastruktur und Flächen übernimmt ebenfalls der Träger des Parks. Die einzelnen Zulieferunternehmen beschränken sich auf ihre eigene Produktionstätigkeit und haben meist keine gemeinschaftlichen Aufgaben. Daneben gibt es noch andere private Eigentums- und Betreiber-modelle die im weiteren Verlauf näher erläutert werden.
3. Zielsetzung eines Industrieparks in der Automobilindustrie
Industrieparks sind vor allem bei der Errichtung von neuen Standorten in großer Entfernung zur angestammten Zuliefererindustrie sehr interessant. Trotz einer Vielzahl von Zielen die OEM mit Zulieferparks erreichen wollen lassen sich zwei Hauptziele feststellen, die von allen Herstellern verfolgt werden.
3.1 Senkung der Gesamtkosten
Durch die Verkürzung der Transportwege zwischen Lieferant und Hersteller lassen sich die Transportkosten senken. Dieses Argument wird durch den steigenden Betriebsaufwand für LKWs, durch hohe Kraftstoffkosten und Autobahnmaut noch verstärkt. Außerdem können für kurze Transporte einfachere und damit günstigere Verpackungen eingesetzt werden was sich ebenfalls positiv auf die Transport-kosten auswirkt.
Ein weiterer Punkt ist die Verringerung des Beschädigungsrisikos durch die Abkürzung der Wege. Die Anzahl der beschädigten Teile sinkt und damit auch die Kosten für Austauschteile und Neuanlieferungen. Zusätzlich lassen sich die Pufferbestände durch die Lieferantennähe weiter reduzieren, womit ein Absinken der Lagerkosten und niedrigere Kapitalbindungskosten ein her gehen. Die so eingesparten Lagerflächen stehen nun für wertschöpfende Arbeiten (Montage etc.) zur Verfügung, dadurch steigt der Umsatz pro m² der Werksfläche.
Ebenso lassen sich seitens des OEM durch die für Industrieparks typische Modulanlieferung der Supplier, die Investitionen in die Fertigungsstrasse reduzieren, da durch die Systemanlieferung kapitalintensive Montagestationen entfallen können. Auf den Aspekt der Modularisierung wird im Weiteren noch näher eingegangen. Besonders wichtig ist dies für so genannte Flexiplants, wo innerhalb eines Werks unterschiedliche Fahrzeugmodelle auf einer gemeinsamen Plattform gebaut werden.
Synergieeffekte durch die Nähe zum Hauptwerk auf Grund einer gemeinsamen Infrastruktur etc. tragen ebenso zur allgemeinen Kostensenkung bei, wie die Vereinfachung der Kommunikation zwischen OEM und Lieferant.[4]
3.2 Erhöhung der Liefersicherheit und Flexibilität
Die kurzen Distanzen innerhalb eines Industrieparks erhöhen die Liefersicherheit durch den Wegfall der zeitlich risikoreichen Ferntransporte (z.B. wegen Auto-bahnstaus). Ebenso ermöglicht die Nähe zwischen den Geschäftspartnern eine Verbesserung des Lieferservice und sichert die reibungslose JIT- bzw. JIS- Versorgung der Produktionsbänder des Abnehmers. So wächst die Versorgungs-sicherheit des OEM mit Teilen und damit die gesamte Prozesssicherheit. Ebenso steigt auf Grund der hohen Zuverlässigkeit und Schnelligkeit der Prozessab-wicklung die Flexibilität der gesamten Produktion.[5]
Allgemein sinken also durch einen Industriepark für den OEM die Kosten und Risiken der Produktion. Zusätzlich besteht die Chance durch die räumlich enge Zusammenarbeit die Beziehung zwischen den Geschäftspartnern zu verbessern.
[...]
[1] vgl. Gareis, Karin: Industrieparks in der Automobilindustrie; in: Der Betriebswirt 02/2003, S. 17.
[2] vgl. Gareis, Karin: Industrieparks in der Automobilindustrie; in: Der Betriebswirt 02/2003, S. 17, Abbildung 1.
[3] vgl. Gareis, Karin: Industrieparks in der Automobilindustrie; in: Der Betriebswirt 02/2003, S. 17, Abbildung 1.
[4] vgl. Rinza, Tobias: Zukunft der Zulieferparks; in: Beschaffung aktuell 03/2000 S. 63.
[5] vgl. Rinza, Tobias: Zukunft der Zulieferparks; in: Beschaffung aktuell 03/2000 S. 63.