…Es ist noch gar nicht so lang her, als der Animationsfilm „Findet Nemo“ die Kinosäle stürmte und sofort die Herzen vieler Kinobesucher eroberte. Sein großer Erfolg hat er den wunderschönen Animationen, die die Unterwasserwelt mithilfe einer sehr beeindruckenden Farbpalette präsentieren, einer warmherzigen, pfiffigen Geschichte und witzigen Charakteren mit ihren nicht weniger witzigen Dialogen zu verdanken.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Verkaufserfolg und öffentliche Rezeption des Animationsfilms „Findet Nemo“
2.1 Das Pixar-Animationsstudio und seine berührende und humorvolle Trickgeschichten
2.2 Erfolgsrezept des Films
3 Die mythologischen Grundmuster des amerikanischen Erfolgskinos(nach Christopher Vogler)
3.1 Das Prinzip „Reise des Helden“ – eine Form und keine Formel
3.2 Das Strukturprinzip
3.3 Kurze Inhaltsangaben
4 Beschreibung der Stadien der Reise am ausgewählten Beispiel „Findet Nemo“
4.1 Gewohnte Welt
4.2 Ruf des Abenteuers
4.3 Weigerung
4.4 Begegnung mit dem Mentor
4.5 Überschreiten der ersten Schwelle
4.6 Bewährungsproben, Verbündete, Feinde
4.7 Vordringen zur tiefsten Höhle
4.8 Entscheidende Prüfung
4.9 Belohnung
4.10 Rückweg
4.11 Auferstehung
4.12 Rückkehr mit dem Elixier
5 Fazit
6 Verwendete Literatur und Materialien
1 Einleitung
…Es ist noch gar nicht so lang her, als der Animationsfilm „Findet Nemo“ die Kinosäle stürmte und sofort die Herzen vieler Kinobesucher eroberte. Sein großer Erfolg hat er den wunderschönen Animationen, die die Unterwasserwelt mithilfe einer sehr beeindruckenden Farbpalette präsentieren, einer warmherzigen, pfiffigen Geschichte und witzigen Charakteren mit ihren nicht weniger witzigen Dialogen zu verdanken.
In Deutschland war der Film erstmalig im Winter 2003 im Kino zu sehen. Ich kann mich noch selber an die Begeisterung der Mütter von den Kindern im Vorschulalter erinnern, als sie ihre Meinungen über den Film austauschten(Damals war meine Tochter auch noch im Kindergarten, deswegen konnte ich die Rückmeldungen über „Findet Nemo“ unmittelbar miterleben). Außerdem war es das größte Geschenk für die Geburtstagkinder, als sie ihren Kindergeburtstag im Kino feiern durften: mit einer Tüte Popcorn und einem Becher Fanta in der Hand die wunderbare abenteuerliche Fischreise erleben durften - von der Langeweile war natürlich keine Rede!
2. Verkaufserfolg und öffentliche Rezeption des Animationsfilms
„Findet Nemo“
2.1 Das Pixar-Animationsstudio und seine berührende und humorvolle Trickgeschichten
„Finding Nemo“ – so heißt der Film in der Originalfassung – wurde in über dreieinhalb Jahren in den Studios der Firma Pixar in Kalifornien produziert. Sechs Filme hat das Animationsstudio insgesamt herausgegeben, und es war kein Flop dabei: „Das große Krabbeln“, „Toy Story 1+2“, „Die Monster AG“ – ließen kein Kind emotional gleichgültig. Die Produktion des „Finding Nemo“ mit 94 Millionen Dollar Produktionskosten war nicht gerade billig für das Pixar-Animationsstudio, es zahlte sich aber aus. Der Film zählt zu einer Reihe der erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten, die je von dem Filmgiganten Walt Disney Pictures präsentiert wurden
(vgl. http://www.filmstart.de/kritiken/findet%20nemo.html).
2.2 Erfolgsrezept des Films
An der Stelle taucht selbstverständlich die Frage nach dem Erfolgsrezept von „Finding Nemo“ auf. Der Film begeistert nicht nur durch perfekte Animationen und fantastische Farben, sondern durch ein modernes Abenteuer in der Unterwasserwelt mit umwerfendem Humor, welches auf einer berührenden Vater-Sohn-Geschichte aufgebaut wird. Inhaltlich Neues bietet aber „Finding Nemo“ nicht: dass Vater und Sohn wider zusammen finden, steht von Anfang an außer Frage.
Regisseur Andrew Stanton, der auch am Drehbuch mitschrieb, legte großen Wert auf eine pfiffige Geschichte mit durch und durch sympathischen Charakteren(vgl. http://www.filmstart.de/kritiken/findet%20nemo.html). Zusammen mit Co-Regisseur Lee Unkrich wollten sie, nach eigenen Angaben, einen Film für alle Altersklassen drehen und niemanden ausschließen. Der Film sollte sehr realistisch sein und aus diesem Grund wurden vor Beginn des Zeichnens viele Hintergrundinformationen über das Thema Meer und seine Bewohner gesammelt. Alle Beteiligten nahmen Tauchstunden und sahen sich Riffe aus nächster Nähe an um sie danach naturgetreu darstellen zu können. Die Bewegungsabläufe wurden in Aquarien studiert und das Aussehen und die Beschaffenheit der Kiemen und Schuppen wurden von toten exotischen Fischen übernommen. Auf diese Weise wird größtmögliche Authentizität des Films garantiert. Die Produzenten versuchen hier die gezeichnete Unterwasserwelt so naturgetreu wie möglich zu gestalten(vgl. www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/kul/26017.html).
3. Die mythologischen Grundmuster des amerikanischen Erfolgskinos(nach Christopher Vogler)
3.1 Das Prinzip „Reise des Helden“ – eine Form und keine Formel
In meiner Hausarbeit handelt es sich mehr oder weniger um den Film „Findet Nemo“ selbst. Einen Spielfilm zu machen, ist eine teuere und sehr riskante Angelegenheit. Denn die Mehrheit der Filme spielt ihr Geld nicht ein. Warum wird überhaupt noch gedreht? Wegen der Hoffnung einen umwerfenden und zeitlosen Film zu produzieren?! Es ist kein Wunder, dass die großen Filmstudios daran interessiert sind, die „magische Formel“ eines Erfolgsfilms zu finden.
Christopher Vogler, der von Hollywood-Studios Tausende von Geschichten und Drehbuchentwürfen auf ihre Tauglichkeit geprüft hat, stellte fest, dass fast allen großen Publikumserfolgen eine bestimmte archetypische Struktur zugrunde liegt, die seit Anfang der Welt bekannt ist. „Alle Geschichten bestehen im Grunde aus einer Handvoll stets wiederkehrender Bauelemente, die uns auch in Mythen, Märchen, Träumen und Filmen immer wieder begegnen. Der Oberbegriff für all diese Bauelemente lautet: die Reise des Helden“(VOGLER, Odyssee, S. 35)
Diese Struktur wurde schon 1941 von Joseph Campbell in seiner Psychostudie „Der Heros in tausend Gestalten“ ausführlich beschrieben. Campbells Gedanken wurden von Christopher Vogler überarbeitet und erweitert. Die Ideen, die schon von Campbell vorgestellt wurden, haben „nicht zu unterschätzende Bedeutung“ für das Geschichtenerzählen. Vogler geht etwas weiter in seiner Überlegungen, er spricht schon von „einem zeitlosen Modell“ und „robusten Werkzeugen“, die schon seit längerer Zeit ihre Probe bestanden hätten. D.h. dass theoretische Ansätze des Geschichtenerzählens sehr erfolgreich in die Praxis umgesetzt wurden und mehrmals ihre Tauglichkeit bewiesen. Nicht ohne Grund greifen Hollywoods berühmteste Autoren, Produzenten, Regisseure zu den Materialien von Campbell und Vogler – hier finden sie „ein willkommenes Hilfsmittel“, universelle Bauelemente des Geschichtenerzählens die zu jeder Gegebenheit (dramatisch, unterhaltsam oder psychologisch) angepasst sein können:
- „Das Modell der Reise des Helden ist universell, es tritt zu jeder Zeit und in jeder Kultur in Erscheinung“( VOGLER, Odyssee, S. 51)
- Jede Geschichte stützt sich auf Beschreibung ihrer Charaktere, deren Handlungen, Gedanken und Gefühlen. Der Schweizer Psychologe C.G. Jung legte sie unter einem Begriff – Archetypen - zusammen und analysierte. „Jung nahm an, dass diese Archetypen verschiedene Aspekte des Menschen Geistes widerspiegeln – dass unsere Persönlichkeit sich selbst in diese Charaktere unterteilt“ “( VOGLER, Odyssee, S. 51)
- Der Kern jeder Heldengeschichte ist stets eine Reise ins Abenteuer. Der Held verlässt seine gewohnte und alltägliche Umgebung, vor ihm öffnet sich eine ganz neue unbekannte Welt, neue Herausforderungen kommen auf ihn zu. In der Regel im Verlauf einer guten Geschichte der Held wächst, sammelt neue Erfahrungen, wandelt sich(vgl. VOGLER, Odyssee, S. 55).
3.2 Das Strukturprinzip
In seinen Überlegungen suchte Vogler nach einer graphischen Umsetzungsmöglichkeit der Reise des Helden. Er kam zum Entschluss, dass diese Struktur entweder in Form eines Kreises oder in Form einer Raute dargestellt werden könnte. Da jede Geschichte in Akten aufgebaut ist – mit einer eigenen Einleitung, einem Mittelteil, einem Schluss und mit einer eigenen Klimax(dem Höhepunkt der Spannung), die vor dem Ende des Aktes liegt – erstellte Vogler das Modell in Form eines kreisförmigen Diagramms:
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
[VOGLER, Christopher, Die Odyssee des Drehbuchschreibers, S. 30]
Anhand dieses Diagramms werden die zentralen Wendepunkte – die Höhepunkte der einzelnen Akte jeder Geschichte – graphisch illustriert.
3.3 Kurze Inhaltsangaben
Der junge Clownfisch Nemo lebt zusammen mit seinem Vater Marlin in einer Seeanemone. Nemos Mutter und alle seine Geschwister sind einer Raubfischattacke zum Opfer gefallen, während Nemo als einziger dem Schlund des Tieres entgangen ist. Er wächst unter den Augen seines überängstlichen strengen Vaters auf, der davon überzeugt ist, dass Nemo aufgrund seiner Behinderung – eine zu klein geratene Flosse – ein schlechter Schwimmer und ein benachteiligter Fisch ist. Diese winzige Seitenflosse bezeichnet Marlin liebevoll als Glücksflosse. An Nemos erstem Schultag passiert es dann: Die Furcht des Vaters provoziert ihn nach einem Streit aus dem sicheren heimischen Riff ins offene Meer hinaus zu schwimmen. Dort fängt ihn ein Taucher, der Zahnarzt, ein und verschleppt ihn in sein privates Aquarium. Marlin überwindet nun schrittweise seine eigenen Ängste vor dem großen weiten Meer und verlässt die heimischen Gefilde um seinen Sohn zu retten. Hier beginnt das Abenteuer - für Marlin im Ozean und für Nemo im Aquarium.
Marlin entkommt außerhalb seines Riffs Haien und Raubfischen, schwimmt bis tief unten zum Meeresgrund, trifft Schildkröten im Ost-Australischen Strom, landet in einem Walbauch und erreicht schließlich nach vielen Seemeilen und Hindernissen den Hafen von Sydney, wo er sich noch aus dem Bauch eines Pelikans befreit. Nemo hingegen macht neue Erfahrungen mit den Fischen im Aquarium des Zahnarztes bis er mit Hilfe des Abwassersystems wieder in das Meer zurück gelangt.
Dort trifft er endlich wieder auf seinen Vater. Bevor die beiden vereint zu ihrem Korallenriff zurückkehren können, gibt es noch weitere Probleme zu lösen. Zuhause angekommen besucht Nemo wieder die Schule und ein veränderter Alltag nimmt seinen Lauf(vgl. http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/kul/26017.html).
4. Beschreibung der Stadien der Reise am ausgewählten Beispiel „Findet Nemo“
Beim Analysieren dieses Films stellt sich die Frage, wer eigentlich aus den beiden Hauptcharakteren – Marlin oder Nemo - der „wahre“ Held in der Geschichte ist? Ist es der allein erziehende und übervorsichtige Fischvater Marlin der ein wirklich gefährliches Ozeanabenteuer auf seinem Weg nach Sydney erleben musste, um seinen Sohn zu finden?
Oder ist es der kleine Clownfisch Nemo der ein nicht weniger spannendes Abenteuer im Aquarium des Zahnarztes erlebte, neue Erfahrungen sammelte, neues ungeahntes Potenzial im Laufe des Films in sich entdeckte und dem die Rückkehr ins offene Meer gelungen war?
Das Prinzip der Reise des Helden ist universell in dem Sinne, dass man es in Bezug auf den Film „Findet Nemo“ unterschiedlich interpretieren kann. Hier handelt es sich um mindestens zwei unterschiedliche Reisen mit zwei verschiedenen Helden: Marlin und Nemo. Allerdings scheint es mir viel wichtiger, das Leben des kleinen Nemo zu beschreiben.
Diese witzige unerfahrene Figur spricht unmittelbar die kleineren Zuschauer – die Kinder – an. Im Laufe des Films wird dieser vielschichtige Charakter selbständiger, entdeckt neue Lebensräume, erlebt eine positive Entwicklung.
Bevor ich schrittweise und an Beispielen aus dem Film anschaulich beschreibe, wie die Prinzipien der Reise des Helden praktisch umgesetzt werden, möchte ich so eine Art „des allerältesten Leitfadens zum Geschichtenerzählen“ dazustellen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[VOGLER, Christopher, Die Odyssee des Drehbuchschreibers, S. 56]
Dieses Modell mit zwölf Wegstationen sollte man als eine Art Karte oder Plan, worauf die Reise des Helden verzeichnet ist, betrachten.
4.1 Gewohnte Welt
Der Ozean, unendliche Weiten. Endlose Harmonie unter Wasser - anscheinend: Denn das Leben im Great Barrier Reef vor der australischen Küste, kurz bevor es jäh in die abgründigen Tiefen des Meeres geht, steckt voller Gefahren - vor allem, wenn man nur ein kleiner Clownfisch ist. Diese schmerzhafte Erfahrung muss auch Marlin machen: eben noch glücklich verliebt, werdender Vater von 400 Kindern, stolzer Besitzer eines wohl beschützten Eigenheims in einer Seeanemone - im nächsten Moment nach dem Überfall gieriger Raubfische der Existenzgrundlage beraubt. Alles ist weg - nur ein einziges kleines Ei bleibt zurück.
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- Arbeit zitieren
- Elena Hahn (Autor:in), 2006, Das Prinzip "Reise des Helden". Das amerikanische Erfolgskino "Findet Nemo", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/66139