Der erste NS-Prozess wurde vom 27.11. bis 2.12.1944 vor dem Sondergericht Lublin gegen fünf SS-Leute des Vernichtungslagers Majdanek geführt, alle Angeklagten wurden zum Tode verurteilt. Grundlage zur Durchführung dieses und etlicher anderer im Ausland geführter Prozesse war die "Moskauer Drei-Mächte-Erklärung" über Grausamkeit vom 30. Oktober 1943. Hierin wurde die entscheidende Übereinkunft getroffen: "dass Kriegsverbrecher, die für Massenexekutionen und Greuel auf den von der Hitlerarmee besetzten Territorien verantwortlich sind, an die Stätten ihrer Verbrechen zurückgeschickt und an Ort und Stelle von den Völkern abgeurteilt werden, denen sie Gewalt angetan haben." (Claudia Kuretsidis-Haider: "Die von der Moskauer Konferenz am 1. November 1943 verabschiedete ‚Erklärung über die Verantwortlichkeit der Hitleranhänger für begangene Greueltaten′, www.klahrgesellschaft.at/Referate/Kuretsidis_2002.html).
Desweiteren wurde beschlossen, dass Hauptkriegsverbrecher, deren Verbrechen an keinen bestimmten geografischen Ort gebunden sind, durch eine gemeinsame Entscheidung der Regierungen der Alliierten verurteilt und bestraft werden sollten. Grundlage hierfür war die Kriegsverbrechenskommission der Vereinigten Nationen UNWCC (United Nations War Crimes Comission), der im Oktober 1942 17 Nationen beigetreten waren: Australien, Belgien Kanada, China, Frankreich, Griechenland, Holland, Indien, Jugoslawien, Luxemburg, Neuseeland, Norwegen, Polen, Südafrika, Tschechoslowakei, Großbritannien und Nordirland, Vereinigte Staaten von Amerika. Die SU war dieser Konferenz ferngeblieben.
Der Moskauer Erklärung waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen, da insbesondere Großbritannien und die SU eher geneigt waren, die bekannten Nazi-Größen in kurzen Prozessen quasi standrechtlich hinzurichten. Es ist der vehementen Intervention Stalins zu verdanken, dass es zur Einrichtung des internationalen Gerichtshofes kam, der in Nürnberg in den einschlägig bekannten Nürnberger Prozessen zur Verurteilung der hauptverantwortlichen Nazigrößen führte (ebda.).
Inhaltsverzeichnis
- Internationale Abkommen zur Verfolgung von Kriegsverbrechen
- UNWCC und die Moskauer Drei-Mächte-Erklärung
- Verfahren in Polen, Tschechoslowakei, Frankreich und Niederlande
- Das Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal
- Strafverfolgung von NS-Verbrechen in Deutschland
- Das Kontrollratsgesetz Nr. 10 und die Nürnberger Nachfolgeprozesse
- Amnestie
- Die deutsche Rechtsprechung
- NS-Prozesse-Forschung in den Niederlanden
- Grosse deutsche NS-Prozesse
- Die Einrichtung der Zentralen der Landesjustizverwaltungen
- Öffentliches Bewusstsein
- Heiner Lichtensteins Dokumentation von NS-Prozessen
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Strafverfolgung von NS-Verbrechen, sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene in Deutschland. Sie beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, die Prozesse selbst und das öffentliche Bewusstsein im Umgang mit diesem Thema.
- Internationale juristische Grundlagen zur Verfolgung von Kriegsverbrechen
- Die Strafverfolgung von NS-Verbrechen in Deutschland nach dem Krieg
- Die unterschiedlichen Verfahren in verschiedenen Ländern
- Das öffentliche Bewusstsein und die Erinnerungskultur
- Die Rolle von Dokumentationen und Forschung in der Aufarbeitung der NS-Verbrechen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Internationale Abkommen zur Verfolgung von Kriegsverbrechen: Dieses Kapitel analysiert die Entstehung internationaler Abkommen zur Verfolgung von NS-Kriegsverbrechen, beginnend mit der Moskauer Drei-Mächte-Erklärung von 1943. Es beleuchtet die Rolle der UNWCC und die Herausforderungen bei der Zusammenarbeit der Alliierten. Die unterschiedlichen Ansätze, von standrechtlichen Hinrichtungen bis hin zur Einrichtung internationaler Gerichtshöfe wie dem Nürnberger Tribunal, werden diskutiert. Der Fokus liegt auf der juristischen Grundlage und den politischen Implikationen dieser Abkommen, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Ziele und Strategien der beteiligten Mächte. Das Kapitel unterstreicht die Bedeutung dieser internationalen Zusammenarbeit für die zukünftige Verfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
2. Strafverfolgung von NS-Verbrechen in Deutschland: Dieses Kapitel befasst sich mit der Strafverfolgung von NS-Verbrechen innerhalb Deutschlands. Es analysiert das Kontrollratsgesetz Nr. 10 und die Nürnberger Nachfolgeprozesse, die Amnestiepolitik und die Herausforderungen der deutschen Rechtsprechung bei der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Der Abschnitt über die "Endphaseverbrechen" verdeutlicht die Schwierigkeiten bei der juristischen Einordnung von Verbrechen, die oft erst kurz vor Kriegsende begangen wurden. Die Einrichtung der Zentralen der Landesjustizverwaltungen wird im Kontext der Organisation und Durchführung der Prozesse betrachtet. Die Zusammenfassung dieses Kapitels verdeutlicht die komplexen und oft widersprüchlichen Prozesse der deutschen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit.
3. Öffentliches Bewusstsein: Das Kapitel konzentriert sich auf das öffentliche Bewusstsein bezüglich der NS-Prozesse. Es untersucht die Rolle von Dokumentationen wie der von Heiner Lichtenstein, um die Bedeutung der Erinnerungskultur an die NS-Verbrechen zu betonen. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie die Erinnerung an die NS-Verbrechen in der Öffentlichkeit gepflegt und weitergegeben wird und welche Rolle Medien und Dokumentationen dabei spielen. Die Analyse beleuchtet, wie das Verständnis und die Interpretation der NS-Prozesse sich im Laufe der Zeit entwickelt haben und welche Herausforderungen dies für die Geschichtswissenschaft darstellt.
Schlüsselwörter
NS-Prozesse, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Internationale Gerichtsbarkeit, Nürnberger Prozesse, Kontrollratsgesetz Nr. 10, Amnestie, deutsche Rechtsprechung, öffentliches Bewusstsein, Erinnerungskultur, Dokumentation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Strafverfolgung von NS-Verbrechen
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Strafverfolgung von NS-Verbrechen auf internationaler und nationaler Ebene in Deutschland. Sie beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, die Prozesse selbst und das öffentliche Bewusstsein im Umgang mit diesem Thema.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt internationale juristische Grundlagen zur Verfolgung von Kriegsverbrechen, die Strafverfolgung von NS-Verbrechen in Deutschland nach dem Krieg, unterschiedliche Verfahren in verschiedenen Ländern, das öffentliche Bewusstsein und die Erinnerungskultur sowie die Rolle von Dokumentationen und Forschung in der Aufarbeitung der NS-Verbrechen.
Welche internationalen Abkommen werden behandelt?
Die Hausarbeit analysiert internationale Abkommen zur Verfolgung von NS-Kriegsverbrechen, beginnend mit der Moskauer Drei-Mächte-Erklärung von 1943. Sie beleuchtet die Rolle der UNWCC und das Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal, sowie die Verfahren in Polen, Tschechoslowakei, Frankreich und den Niederlanden.
Wie wird die Strafverfolgung in Deutschland dargestellt?
Die Hausarbeit analysiert die Strafverfolgung von NS-Verbrechen in Deutschland nach dem Krieg, insbesondere das Kontrollratsgesetz Nr. 10 und die Nürnberger Nachfolgeprozesse, die Amnestiepolitik und die Herausforderungen der deutschen Rechtsprechung. Die Einrichtung der Zentralen der Landesjustizverwaltungen wird ebenfalls behandelt.
Welche Rolle spielt das öffentliche Bewusstsein?
Die Hausarbeit untersucht das öffentliche Bewusstsein bezüglich der NS-Prozesse und die Rolle von Dokumentationen (z.B. Heiner Lichtenstein) in der Erinnerungskultur. Der Fokus liegt auf der Pflege und Weitergabe der Erinnerung an die NS-Verbrechen in der Öffentlichkeit und der Entwicklung des Verständnisses der NS-Prozesse im Laufe der Zeit.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit besteht aus drei Kapiteln: Internationale Abkommen zur Verfolgung von Kriegsverbrechen, Strafverfolgung von NS-Verbrechen in Deutschland und Öffentliches Bewusstsein. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Analyse der jeweiligen Themen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: NS-Prozesse, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Internationale Gerichtsbarkeit, Nürnberger Prozesse, Kontrollratsgesetz Nr. 10, Amnestie, deutsche Rechtsprechung, öffentliches Bewusstsein, Erinnerungskultur, Dokumentation.
Welche Ziele verfolgt die Hausarbeit?
Die Hausarbeit zielt darauf ab, die Strafverfolgung von NS-Verbrechen umfassend zu untersuchen und die rechtlichen Grundlagen, die Prozesse und das öffentliche Bewusstsein in diesem Kontext zu beleuchten.
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Sachse (Autor:in), 2004, Die NS-Prozesse, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/60873