Die vorliegende Rezension untersucht kritisch das Werk Wolfgang Seibels, der sich mit dem chronischen Versagen Organisationen des Dritten Sektors auseinandersetzt. Seibel ist nicht daran gelegen, allein dieses Versagen zu untersuchen, vielmehr will Seibel den Titel seines Werkes belegen, dass gerade das Versagen der Organisationen zum eigentlichen Erfolg beiträgt, „daß ihr Erfolg darin liegt, daß sie notorisch scheitern“ (Seibel) – mithin der Dilettantismus funktional ist.
Seibel nähert sich dem Phänomen jener Organisationsform, die mit ihrer partiellen Entmodernisierung und der dadurch geminderten Zweck- und Normrationalität die Organisationskultur moderner Gesellschaft entlastet, in dem er zunächst die verschiedenen Definitionen vom ‚Dritten Sektor’ aufgreift, seine formalen Steuerungs- und Kontrollformen in den Subtypen Dritter-Sektor-Organisationen und den in ihnen liegenden Risiken beschreibt.
Jedem der Subtypen (Anstalten/Körperschaften öffentlichen Rechts, Vereine/ Verbände und öffentliche Unternehmen) ordnet er Fallbeispiele zu, deren spezifische Versagensgeschichte zur Illustration der theoretischen Ansätze dient.
Die Rezension kann gut als kurze Einführung in das recht umfangreiche Buch Seibels benutzt werden, da alle wesentlichen Inhalte zusammengefasst werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ansätze der Untersuchung
- 3. Zum Werk selbst
- 3.1 Theoretische Vorbetrachtungen
- 3.1.1 Definitionen zum Dritten Sektor
- 3.1.2 Steuerung und Kontrolle im Dritten Sektor und ihre Risiken
- 3.2. Vier Fallbeispiele zur Illustration des Steuerungs- und Kontrollversagens
- 3.2.1 Der Wohlfahrtsverband am Beispiel der Arbeiterwohlfahrt (AWO)
- 3.2.2 Autonome Frauenhäuser als selbst behindernde Ideologieträger
- 3.2.3 Symbolische Politik bei der Krankenhaus-Finanzierungsreform
- 3.2.4 Rollenverquickung als Versagensursache, das Beispiel Hamburger Stadtentwicklungsgesellschaft (HStG)
- 3.3 Steuerungs- und Kontrollversagen an den Fallbeispielen- verkürzt auf die HStG
- 3.4 Koordinationsebenen und Stabilisierung von Steuerungs- und Kontrollversagen - verkürzt auf die HStG
- 3.5 Theoretische Betrachtungen zum Dritten Sektor
- 3.5.1 Betrachtungen aus der Makro-Perspektive
- 3.5.2 Betrachtungen aus der Mikro-Perspektive
- 3.1 Theoretische Vorbetrachtungen
- 4. Kritik zum Werk
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Wolfgang Seibels Werk „Funktionaler Dilettantismus: Erfolgreich scheiternde Organisationen im Dritten Sektor zwischen Markt und Staat“ und beleuchtet die zentrale These des Autors: das notorische Scheitern von Organisationen des Dritten Sektors ist nicht ein Zeichen von Versagen, sondern ein Faktor, der zu ihrem Erfolg beiträgt. Seibel argumentiert, dass dieses „funktionale Scheitern“ durch die Entmodernisierung und die daraus resultierende Abkehr von Zweck- und Normrationalität in diesen Organisationen entsteht.
- Definition und Abgrenzung des Dritten Sektors
- Steuerung und Kontrolle im Dritten Sektor und die Risiken der Ineffizienz
- Fallbeispiele zur Veranschaulichung des Steuerungs- und Kontrollversagens
- Die Rolle der Entmodernisierung und der partiellen Zweck- und Normrationalität
- Die Bedeutung des Dritten Sektors als Stabilisierungsfaktor in der modernen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Diese Einleitung stellt das Werk von Wolfgang Seibel vor und erläutert die zentrale These des Autors, dass das Versagen von Organisationen im Dritten Sektor „funktional“ ist. Seibel will belegen, dass der Erfolg dieser Organisationen in ihrem Scheitern liegt. - Kapitel 2: Ansätze der Untersuchung
Seibel argumentiert, dass die Aufhebung zweck- und normrationaler Organisationsstrukturen im Dritten Sektor institutionelle Nischen ermöglicht, die eine überforderte moderne Organisationskultur entlasten können. Der Dritte Sektor kompensiert Widersprüche innerhalb der Gesellschaft und gleicht Markt- und/oder Marktversagen aus. Seibel erklärt, dass dieses Organisationsverhalten durch partielle Modernisierung geprägt ist, was zu einem höheren Risiko der Ineffizienz führt. Diese Ineffizienz trägt jedoch zur Stabilisierung des Dritten Sektors bei, da sie zur Lösung von Problemen beiträgt, die durch traditionelle, zweck- und normrationale Organisationen nicht gelöst werden können. - Kapitel 3: Zum Werk selbst
Dieses Kapitel betrachtet die theoretischen und empirischen Aspekte des Werkes. Es beginnt mit einer Definition des Dritten Sektors und der Diskussion der verschiedenen Formen von Steuerungs- und Kontrollmechanismen. Anschließend werden vier Fallbeispiele vorgestellt, die die spezifischen Formen des Steuerungs- und Kontrollversagens veranschaulichen. Seibel analysiert die unterschiedlichen Formen der Relativierung von Zweck- und Normrationalität und zeigt die Bedeutung der interorganisatorischen, intraorganisatorischen, interpersonaler und intrapersonaler Koordination. Abschließend betrachtet er den Dritten Sektor aus der Makro- und Mikro-Perspektive und erklärt, warum ein effizientes und zweckrationales Handeln für die Organisationen des Dritten Sektors schädlich wäre.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenschwerpunkte des Buches sind: Dritter Sektor, funktionaler Dilettantismus, Steuerung und Kontrolle, Entmodernisierung, Zweck- und Normrationalität, Ineffizienz, Stabilisierung, Fallbeispiele, Makro- und Mikro-Perspektive. Die Arbeit beleuchtet die Besonderheiten des Dritten Sektors als Organisationstyp, der in seiner Struktur und Funktion deutlich von traditionellen Markt- und Staatsorganisationen abweicht. Darüber hinaus wird der Einfluss der Entmodernisierung und der damit verbundenen Abkehr von Zweck- und Normrationalität auf die Organisation und das Verhalten im Dritten Sektor untersucht.
- Quote paper
- Martin Reiher (Author), 2006, Versagen zum Selbstzweck? Rezension zu Wolfgang Seibels: "Funktionaler Dilettantismus im Dritten Sektor", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/60725