Als Wernher der Gartenaere im 13. Jahrhundert den "Helmbrecht" verfasste, herrschten raue Sitten im Deutschen Reich. Die Menschen hatten es mit einem stark zunehmenden Gewohnheitsverbrechertum zu tun, dem nicht nur Gesindel, sondern auch Adelige zustrebten.
Der junge Helmbrecht bietet ein Paradebeispiel für den moralischen Verfall. Er erhebt sich über die als von Gott gegeben angesehenen Standesgrenzen, spielt sich als Ritter adeliger Herkunft auf und entwickelt sich zum Berufsverbrecher. Wernher kritisiert durch seine Hauptfigur sowohl die zunehmende Superbia als auch die Machtlosigkeit der Herrschenden bei der Verbrechensbekämpfung. Aus didaktischen Gründen erhält Helmbrecht die verdienten Strafen.
Die Arbeit geht zunächst auf die Aufgaben des Herrschers und den Aufbau der Gerichtsbarkeit ein und erläutert dann anhand der Gerichtsverhandlung und Verurteilung Helmbrechts das Strafsystem.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Gerichtsbarkeit
- 1. Die Aufgaben des Herrschers
- 2. Die Hoch- und Niedergerichte
- III. Das Recht in der mittelalterlichen Vorstellung
- 1. Die Rechtsordnung
- 2. Der Landfrieden
- IV. Die Straftaten Helmbrechts und seine Bestrafung
- 1. Diebstahl und Raub
- 2. Körperverletzung, Mord, Totschlag
- 3. Ehrenkränkungen
- 4. Notzucht
- 5. Heimsuchung
- V. Das Gerichtsverfahren
- 1. Der Scherge
- 2. Der Richter
- VI. Helmbrechts Ende
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Gerichtsverhandlung und Strafe des jungen Helmbrecht im Werk „Helmbrecht“ von Wernher dem Gartenaere. Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung der mittelalterlichen Rechtsordnung und Gerichtsbarkeit im 13. Jahrhundert.
- Die Aufgaben des Herrschers im mittelalterlichen Rechtssystem
- Die Struktur und Funktionsweise der Hoch- und Niedergerichte
- Das Konzept von Recht und Frieden im Mittelalter
- Die Straftaten Helmbrechts und die entsprechenden Strafen
- Das Gerichtsverfahren und die Rolle des Schergen und Richters
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Der Autor führt in die Thematik ein, indem er den historischen Kontext des Werkes „Helmbrecht“ im 13. Jahrhundert beschreibt. Die zunehmende Kriminalität und der moralische Verfall werden angesprochen, wobei Helmbrecht als Paradebeispiel für diese Entwicklung herangezogen wird. Der Autor erklärt, dass die Arbeit die Gerichtsverhandlung und Verurteilung Helmbrechts untersucht, um das mittelalterliche Strafsystem zu beleuchten.
II. Der Aufbau der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit
1. Die Aufgaben des Herrschers
Der Abschnitt beleuchtet die Aufgaben des Herrschers (König oder Kaiser) im mittelalterlichen Rechtssystem. Es wird betont, dass der Herrscher für Frieden, Recht und Ordnung verantwortlich war und oberste Gerichtsgewalt besaß. Die Vergabe von Gerichtsbarkeit an Fürsten durch Bannleihe wird erklärt, sowie die Weitergabe der Gerichtsgewalt an Grafen als Lehen.
2. Die Hoch- und Niedergerichte
Hier wird die Einteilung der Gerichte in Hoch- und Niedergerichte erläutert. Die unterschiedlichen Aufgaben und Kompetenzen beider Gerichtsarten werden dargelegt, einschließlich der verschiedenen Arten von Strafen. Die Verschiebung der Gerichtszuständigkeiten im 13. Jahrhundert wird beschrieben, die zur Abgrenzung des Hochgerichts für den Adel und der niederen Land- und Hochgerichte für die bäuerliche Bevölkerung führte.
III. Das Recht in der mittelalterlichen Vorstellung
1. Die Rechtsordnung
Dieser Abschnitt erläutert die mittelalterliche Vorstellung von Rechtsordnung als Teil der göttlichen Weltordnung. Es wird hervorgehoben, dass das Recht als überlieferte Ordnung angesehen wurde, die nicht leichtfertig verändert werden konnte. Die Rolle des Herrschers als Hüter des Rechts und die Beschränkungen bei der Gesetzgebung werden diskutiert.
2. Der Landfrieden
Der Abschnitt behandelt den Landfrieden als zentrales Ziel der mittelalterlichen Gemeinschaft. Es wird erklärt, dass der Landfrieden der Unterbindung von Fehden und anderen gewalttätigen Übergriffen diente und die Entwicklung des Gottesfriedens als Vorläufer beschreibt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe, die in dieser Arbeit beleuchtet werden, sind: mittelalterliche Gerichtsbarkeit, Rechtsordnung, Landfrieden, Strafrecht, Hoch- und Niedergerichte, Helmbrecht, Wernher der Gartenaere, Superbia, Gottesfrieden.
- Quote paper
- Ute Hennig (Author), 1995, Gerichtsverhandlung und Strafe des jungen Helmbrecht, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/6009