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Hausarbeit, 2019
21 Seiten, Note: 1,0
1. Einleitung
2. Das Selbstkonzept sozial ängstlicher Kinder
2.1 Modelle des Selbstkonzeptes und die Bedeutung von Selbstwirksamkeit und Ursachenzuschreibungen
2.1.1 Selbstkonzept nach Shavelson, Hubner und Stanton
2.1.2 Selbstkonzept nach Zimmer
2.1.3 Selbstwirksamkeit, Kausalattribution und erlernte Hilflosigkeit
2.2 Soziale Ängstlichkeit im Kindesalter
2.3 Zusammenhang von Selbstkonzept und sozialer Ängstlichkeit
3. Das Rollenspiel in der Psychomotorik als Beitrag zur Förderung des Selbstkonzeptes sozial ängstlicher Kinder
3.1 Psychomotorik als Maßnahme zur Förderung des Selbstkonzeptes
3.1.1 Empirische Belege für die positiven Auswirkungen von Psychomotorik auf das Selbstkonzept
3.1.2 Prinzipien der psychomotorischen Förderung
3.2 Das Rollenspiel als psychomotorische Interventionsmaßnahme zur Förderung des Selbstkonzeptes sozial ängstlicher Kinder
3.2.1 Chancen des Rollenspiels in der Psychomotorik
3.2.2 Das Rollenspiel in der Therapie sozial ängstlicher Kinder
4. Fazit und Ausblick
5. Literaturverzeichnis
„In seiner Rolle als Dracula arbeitet Nils vieles auf, was er nicht sprachlich äußern kann und vielleicht auch nicht will, er übt sich in Kontaktaufnahme, wagt Dinge, die er sich in der Realität – zunächst – nicht zutrauen würde, und erntet Anerkennung, die ihm Mut zur Bewältigung seiner Kontaktschwierigkeit gibt. (…) Als Dracula findet der sonst sehr ängstliche Junge Zugang zu anderen Kindern, vor Dracula hat jeder Respekt“ (Zimmer, 2012, S. 79).
Dieses Zitat beschreibt eine Szene aus einer Psychomotorikstunde, in der ein sonst sehr unsicheres Kind durch die Übernahme der Rolle des Vampirs ‚Dracula‘ ein deutlich höheres Selbstbewusstsein gegenüber anderen Kindern zeigt.
Das Rollenspiel gehört zu den wichtigsten Inhalten psychomotorischer Fördermaßnahmen, in denen die Stärkung des Selbstbewusstseins und damit der Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes explizit als Ziel formuliert wird (vgl. Zimmer, 2012, S. 79; Seyda, 2013, S. 73). Vor allem Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten im emotionalen Bereich (z.B. soziale Ängstlichkeit), die mit einem negativen Selbstkonzept einhergehen, profitieren von dieser Förderung (vgl. Seyda, 2013, S. 76). Doch was genau ist unter dem Begriff ,Selbstkonzept‘ zu verstehen? Eggert, Reichenbach und Bode (2003) weisen auf die Vielfalt an Modellen des Konstruktes ,Selbstkonzept‘ hin, die in der Literatur zu finden sind. Eine mögliche Definition liefern Majewski und Majewska (2012, S. 66):
„Das Selbstkonzept umfasst die Wahrnehmung und das Wissen um die eigene Person. Dazu gehört das Wissen über persönliche Eigenschaften, Fähigkeiten, Vorlieben, Gefühle und Verhalten. Das Selbstkonzept ist ein mentales Modell einer Person über ihre eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften. Eine „kognitive Repräsentation“ des eigenen ICH“.
In dieser Hausarbeit wird der Frage nachgegangen, welchen Beitrag das Rollenspiel in der Psychomotorik zur Förderung des Selbstkonzeptes sozial ängstlicher Kinder leisten kann.
Dazu werden zunächst die Modelle zum Selbstkonzept von Shavelson, Hubner und Stanton (1976) sowie von Zimmer (2012) vorgestellt, auf die im Verlauf der Arbeit Bezug genommen wird, und damit verbundene Konstrukte näher beleuchtet. Nach einer Beschreibung des Störungsbildes „Soziale Ängstlichkeit“ in Kapitel 2.2, wird abschließend für dieses Kapitel der Zusammenhang von Selbstkonzept und sozialer Ängstlichkeit genannt. Kapitel drei beschäftigt sich dann mit der Psychomotorik und inwiefern diese Form der Bewegungsförderung zum Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes beitragen kann. Das Rollenspiel in der Psychomotorik stellt ein erprobtes Mittel dar, um das Selbstkonzept zu fördern (vgl. Schlesinger, 2016, S. 173). Welche Chancen und Grenzen diese Interventionsmaßnahme zur Förderung des Selbstkonzeptes sozial ängstlicher Kinder birgt, wird abschließend untersucht.
Um einen Zusammenhang zwischen sozialer Ängstlichkeit im Kindesalter und dem Selbstkonzept untersuchen zu können, wird zunächst das Konstrukt ‚Selbstkonzept‘ sowie das Störungsbild ‚soziale Ängstlichkeit‘ genauer beleuchtet. Im dritten Teil des zweiten Kapitels wird dann auf der Basis der vorangegangenen Erklärungen die wechselseitige Beziehung zwischen sozialer Ängstlichkeit und dem Selbstkonzept erläutert.
In diesem Teilkapitel werden zunächst zwei Modelle des Selbstkonzeptes vorgestellt. In Kapitel 2.1.3 folgt dann ein thematischer Exkurs zur ‚Selbstwirksamkeit‘, die in einem engen Zusammenhang mit ‚Kausalattributionen‘ und dem Konstrukt der ‚erlernten Hilflosigkeit‘ steht.
Ein häufig rezipiertes Modell des Selbstkonzeptes, das die theoretische Grundlage mehrerer Erhebungsinstrumente in der Selbstkonzeptdiagnostik darstellt, ist das Modell von Shavelson et al. (vgl. Irmler, 2015, S. 4). Die Autoren definieren:
„In very broad terms, self-concept is a person's perception of himself. These perceptions are formed through his experience with his environment … and are influenced especially by environmental reinforcements and significant others“ (Shavelson et al., 1976, S. 411).
Das Selbstkonzept entwickelt sich also durch viele einzelne Erfahrungen, die in verschiedenen Lebensbereichen gemacht werden. Shavelson et al. (vgl. ebd., S. 413) haben diese Vorstellung des Selbstkonzepts in einem hierarchisch organisierten Strukturmodell visualisiert (s. Abb. 1). Die individuellen Erfahrungen befinden sich dabei in der untersten Ebene und das generelle Selbstkonzept, also das „Bewusstsein für das eigene Selbst“ (Irmler, 2015, S. 7), an der Spitze. Dieses generelle Selbstkonzept unterteilen die Autoren (vgl. Shavelson et al., 1976, S. 412) auf der zweiten Ebene in ein akademisches und ein nicht-akademisches Selbstkonzept. Während das akademische Selbstkonzept, das Fähigkeitseinschätzungen in kognitiven Bereichen umfasst, eine eigene Kategorie darstellt, wird das nichtakademische Selbstkonzept weiter in das soziale, emotionale und physische Selbstkonzept unterteilt. Das soziale Selbstkonzept beinhaltet subjektive Sichtweisen einer Person zu sozialer Eingebundenheit sowie ein Bewusstsein für zwischenmenschliche Beziehungen, das emotionale Selbstkonzept meint die Einschätzung und Benennung von emotionalen Zuständen und das physische Selbstkonzept umfasst das Bewusstsein und die Akzeptanz der körperlichen Fähigkeiten sowie der körperlichen Erscheinung (vgl. Irmler, 2015, S. 7; Seyda, 2013, S. 74). Diese Bereiche werden in der nächsttieferen Stufe wiederum in spezifischere Facetten aufgegliedert. Je tiefer sich eine Ebene in der Hierarchie be findet, desto instabiler ist sie (vgl. Shavelson et al., 1976, S. 414).
Abb. 1: Mögliche Darstellung der hierarchischen Organisation des Selbstkonzeptes nach Shavelson et. al (erstellt in Anlehnung an ebd., S. 413)
Wie Shavelson et al. betont auch Zimmer (vgl. 2012, S. 50), dass das Selbstkonzept maßgeblich durch Erfahrungen mit der materiellen und sozialen Umwelt bestimmt wird, die in Einstellungen und Überzeugungen zur eigenen Person münden. Sie definiert das Konstrukt des Selbstkonzeptes als „Theorie über sich selbst“ (ebd., S. 60; siehe auch Neubauer, 1976, S. 39) sowie als „Summe der Annahmen über die eigenen Fähigkeiten, Rollen und Bilder über sich selbst“ (ebd.).
Die Autorin unterteilt das Selbstkonzept zunächst in zwei Teilkomponenten: Das Selbstbild und das Selbstwertgefühl. Das Selbstbild als kognitiver Anteil „beinhaltet das Wissen über sich selbst, z.B. das eigene Aussehen, die Fähigkeiten, die Stärken etc.“ (Zimmer, 2004, S. 58). Während das Selbstbild objektiv beschreibbare Merkmale der Persönlichkeit angibt, bezieht sich das Selbstwertgefühl auf die Bewertung dieser Merkmale. Dieser emotionale Anteil des Selbstkonzeptes umfasst also die Zufriedenheit eines Individuums mit beispielsweise seinem Aussehen oder seinen Fähigkeiten (vgl. ebd.; Zimmer, 2012, S. 51; siehe auch Neubauer, 1976).
In Anlehnung an Haußer (1997), der bei seinem Modell zur fähigkeitsbezogenen Identität neben dem kognitiven und emotionalen Anteil auch eine motivationale Komponente anführt, benennt Zimmer (vgl. 2012, S. 54) später die Selbstwirksamkeit als weiteren Teilaspekt des Selbstkonzeptes. Darunter zu verstehen ist „die Gewissheit einer Person, Kontrolle über das eigene Leben zu haben und sich seiner Kompetenzen zur Bewältigung möglicher Probleme gewahr zu sein“ (Fischer, 2009, S. 89). Diese Kontrollüberzeugungen einer Person haben große Auswirkungen auf die Handlungsmotivation:
„Je höher ich meine Fähigkeiten einschätze, umso stärker ist auch meine Überzeugung, eine Situation selbst unter Kontrolle zu haben und sie so gegebenenfalls verändern zu können“ (Zimmer, 2012, S. 55).
Die von Zimmer als motivationale Komponente des Selbstkonzeptes interpretierte Selbstwirksamkeit geht auf Bandura zurück und bezeichnet „die Überzeugung eines Menschen, in unterschiedlichen Situationen subjektive Kontrolle zu haben und sich kompetent zu fühlen“ (Zimmer, 2004, S. 60). Hohe Selbstwirksamkeitserwartungen wirken einer pessimistischen Einschätzung von schwierigen Aufgaben entgegen, puffern gegen negative Emotionen und steigern die Leistungsmotivation (vgl. Schwarzer & Jerusalem, 2002, S. 29). So trauen sich beispielsweise Kinder mit positiven Erwartungshaltungen eher, vor der Klasse eine Übung vorzuturnen, fühlen sich eher herausgefordert als ängstlich und sind bei einem Misserfolg nicht so leicht enttäuscht. Weiner (1976, S. 171) erklärt die verschiedenen Einstellungen von Personen zu Herausforderungen mithilfe der Attribuierungstheorie, die in einem engen Zusammenhang mit den Selbstwirksamkeitserwartungen steht:
„Die Attribuierungstheorie beschäftigt sich mit den Vorgängen, die eine Person zur Erklärung heranzieht, daß Ereignisse von einem bestimmten Teil einer relativ stabilen Umwelt verursacht werden“.
Menschen mit einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung beziehungsweise hohen Kontrollüberzeugungen erklären sich ihren eigenen Erfolg beispielsweise durch die eigenen Fähigkeiten, während Misserfolg eher auf Pech oder Zufall zurückgeführt wird. Dabei kann die Ursache internal, also bei der Person, oder external, also bei anderen Personen oder äußeren Umständen lokalisiert werden. Gleichzeitig können Ursachenfaktoren über die Zeit hinweg stabil sein oder sich mit der Zeit verändern (vgl. Stiensmeier-Pelster & Heckhausen, 2010, S. 392). Weiner (vgl. 1976, S. 221) hat ein Klassifizierungsschema der Kausaldeterminanten entworfen, das die Lokation sowie die Stabilität der Ursachenzuschreibungen berücksichtigt und jeweils ein Beispiel für die möglichen Kombinationen nennt (s. Tab. 1).
Tab. 1: Klassifizierungsschema der erlebten Determinanten des Leistungsverhaltens (erstellt in Anlehnung an ebd.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Ergänzung an die genannten Kausaldimensionen wird darüber hinaus die Kontrollierbarkeit aufgeführt. Einige Ursachenfaktoren können von der betroffenen Person kontrolliert werden, wie beispielsweise die Anstrengung, während Glück beziehungsweise Pech außerhalb der Steuerbarkeit liegen (vgl. Stiensmeier-Pelster & Heckhausen, 2010, S. 392). Selbstwirksame Kinder attribuieren ihren Erfolg internal und betrachten neue Herausforderungen und Probleme als kontrollierbar. Auf der anderen Seite kann jedoch auch gehäufter Misserfolg auftreten, dessen Ursachen eine Person als internal oder external stabil betrachtet und sich das Ergebnis somit ihrer Kontrollierbarkeit entzieht. In einem solchen Fall sieht die Person vermutlich keinen Sinn darin, sich weiter anzustrengen, um eine Herausforderung zu meistern, da sie – ihrer Meinung nach – das Ergebnis sowieso nicht beeinflussen kann. Es kommt zu einem Gefühl der Hilflosigkeit: „Hilflosigkeit ist der psychologische Zustand, der häufig hervorgerufen wird, wenn Ereignisse unkontrollierbar sind“ (Seligman, 1992, S. 8). Wiederholen sich solche Erfahrungen, besteht die Gefahr einer Generalisierung:
„Die Person wird auch tatsächlich kontrollierbare Ereignisse als gleichermaßen unkontrollierbar wahrnehmen. Sie baut eine generalisierte Erwartung der Nicht-Kontrollierbarkeit von Ereignissen durch eigenes Verhalten auf, sie lernt Hilflosigkeit“ (Zimmer, 2012, S. 66).
Seligman bezeichnet das hier aufgegriffene Phänomen als ‚erlernte Hilflosigkeit‘ und unterscheidet drei Symptomebenen, die sich mit den Teilkomponenten des Selbstkonzeptes nach Zimmer überschneiden. Auf der kognitiven Ebene ist die Person der Überzeugung, dass Ereignisse durch sie nicht kontrolliert werden können. Das motivationale Defizit besteht folglich in der mangelnden Bereitschaft, sich überhaupt anzustrengen, um die Situation zu beeinflussen und auf der emotionalen Ebene kommt es zu Gefühlen von Hilflosigkeit, Resignation und Hoffnungslosigkeit, die sich zu psychischen Erkrankungen wie Angst- oder depressiven Störungen verfestigen können (vgl. Seligman, 1992, S. 42-52).
Die ‚Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters‘ (F93.2) wird in der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) unter der Kategorie F93 ‚Emotionale Störungen des Kindesalters‘ klassifiziert. Es werden folgende diagnostische Leitlinien genannt:
„Kinder mit dieser Störung zeigen eine durchgängige oder wiederkehrende Furcht vor Fremden oder meiden diese. Diese Furcht kann sich hauptsächlich auf Erwachsene, auf Gleichaltrige oder auf beide beziehen. Die Furcht ist mit einer normalen selektiven Bindung an Eltern oder an andere vertraute Personen verbunden. Die Vermeidung oder Furcht vor sozialen Begegnungen erreicht ein Ausmaß, das außerhalb der altersspezifischen üblichen Grenzen liegt und von einer bedeutsamen sozialen Beeinträchtigung begleitet ist“ (Dilling, Mombour & Schmidt, 2011, S. 376).
Schwarzer (1993, S. 118) definiert soziale Angst als „Besorgnis und Aufgeregtheit angesichts von sozialen Situationen, die als selbstwertbedrohlich erlebt werden“. Dem Autor zufolge handelt es sich dabei nicht direkt um Angst vor Personen, sondern vor Leistungen, die im sozialen Kontext erbracht werden sollen, wie beispielsweise sich vor einer fremden Person gut zu präsentieren oder vor einer Gruppe zu sprechen. Sozial ängstliche Personen fürchten, ihr Ansehen zu riskieren, wenn sie sich in sozialen Interaktionen dumm anstellen oder lächerlich machen (vgl. ebd.). Krohn (1996, S. 12) bezeichnet die soziale Ängstlichkeit vor diesem Hintergrund als „Spezialfall der Bewertungsangst“. Betroffene Personen betrachten sich in sozialen Situationen selbst als soziales Objekt und richten ihre gesamte Aufmerksamkeit auf sich selbst und darauf, wie sie auf andere wirken, was zu Befangenheit und Symptomen wie Erröten oder Stottern führen kann:
„Erst wenn die kognitiven Prozesse auf das Selbst in seiner scheinbaren und tatsächlichen Inkompetenz gerichtet sind, werden die sozialen Umweltanforderungen als kaum überwindbar angesehen“ (Schwarzer, 1993, S. 135).
Nach Schwarzer (vgl. ebd., S. 134) ist dieser Zustand öffentlicher Selbstaufmerksamkeit typisch für das Störungsbild sozialer Ängstlichkeit. Soziale Situationen werden daher als Bedrohung für das Selbst wahrgenommen (vgl. ebd., S. 118). Im Kindesalter kann bei sozialer Ängstlichkeit häufig eine soziale Isolation beobachtet werden (vgl. Melfsen, 1999, S. 4).
Dass positive Erwartungshaltungen stressreduktive sowie präventive Verhaltensweisen im Sinne problemorientierter Bewältigungsstrategien unterstützen, wurde in Kapitel 2.1.3 geklärt. Als motivationaler Teil des Selbstkonzeptes gehen diese auch insgesamt mit einem positiven Selbstkonzept einher, was wiederum eine günstige Bewertung der eigenen Bewältigungsanstrengungen fördert (vgl. Schwarzer & Jerusalem, 2002, S. 29). Es lässt sich also insgesamt ein Zusammenhang von Selbstkonzept, Selbstwirksamkeit und einem Gefühl der Kontrollierbarkeit von Situationen feststellen.
Auf der anderen Seite kann ein anhaltendes Gefühl der Unkontrollierbarkeit als ‚erlernte Hilflosigkeit‘ nach Seligman (1992, S. 41) zu Störungen führen: „Die Motivation zu aktivem Handeln wird erschöpft, die Fähigkeit, Erfolge wahrzunehmen wird gestört und die Tendenz zu emotionalen Reaktionen wird gesteigert“. Seligman (vgl. ebd., S. 39) bewertet unkontrollierbare Situationen als angstauslösend und auch Schwarzer (1993, S. 176) erkennt, „daß Angst einen Ausdruck von Bedrohung darstellt und daß sich Bedrohung aus der Einschätzung von gefährlichen Umweltweltansprüchen in Relation zu den eigenen Bewältigungsoptionen ergibt“.
Umgekehrt führt ängstliche Erregung jedoch auch zu geringeren Kompetenzerwartungen und zu einer schlechteren Bewertung der eigenen Person:
„Das Vorhandensein sozial ängstlichen Verhaltens nimmt entscheidend Einfluss auf die Art und Weise, welche Einstellungen und Überzeugungen das Kind von sich selbst hat (Selbstkonzept), wie das Kind sich selbst wahrnimmt bzw. beschreibt (Selbstbild) und wie das Kind diese ihm selbst zugeschriebenen Merkmale bewertet und mit ihnen zufrieden ist (Selbstwertgefühl)“ (Behrens, 2009, S. 166).
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