In den 70er Jahren entwickelte sich in New York eine Jugendkultur, die mittlerweile zu einer globalen Bewegung mit eigenen Werten, Praktiken und Ritualen avanciert ist und die beste Umsätze auf dem Musikmarkt erzielt: HipHop. Filme wie ‚Wild Style’ und ‚Stylewars’ haben Anfang der 80er Jahre auch in Deutschland viele Jugendliche von HipHop fasziniert. Man fing an zu experimentieren, auf HipHop-Jams wurden Strukturen und Netzwerke aufgebaut, so dass sich bald eine eigenständige HipHop-Szene etablierte. Heute, wo an jeder Ecke Nike-Werbeplakate für kommerzielle Freestyle-Wettbewerbe kleben, C&A HipHop Streetwear verkauft und sogar mediale Fast-Food-Produkte wie ‚Superstar Daniel Kübelböck’ ein paar gerappte Zeilen in seine Songs einbaut, wird oft vergessen, das HipHop mehr ist als nur ein Modetrend. Teil der Jugendkultur HipHop zu sein, bedeutet für viele Jugendliche auch heute noch, sich mit der durch die Musik verkörperten Lebens- und Erlebniswelt und den durch sie produzierten Zeichen und Bedeutungen zu identifizieren. Die Partizipation an einer Jugendkultur hilft Jugendlichen sich in ihrer sozialen Realität zu orientieren und unabhängig von der Massenkultur und aktuellen Trends, die eigene Identität auszubilden. In dieser Arbeit möchte ich die Form jugendlicher Identitätsfindung am Beispiel HipHop untersuchen. Dabei werde ich herausarbeiten, wie Identitätspositionen durch Kommunikation und Interaktion innerhalb der Szene und über die Szene-Grenzen hinaus in Bewegung gehalten werden. Es soll gezeigt werden, dass sowohl individuelle wie auch kollektive Identität der HipHopper nichts Abgeschlossenes ist, sondern ständig neu überdacht werden muss. Anhand dessen versuche ich zu beantworten, wie im HipHop auf aktuelle gesellschaftliche Veränderungen reagiert wird und warum sich die Jugendkultur auch nach 30 Jahren noch halten kann. Dabei soll im ersten Teil ein allgemeiner Blick auf aktuelle gesellschaftliche Veränderungen sowie ihre Konsequenzen für die jugendliche Lebensphase geworfen werden. Ich beziehe mich dabei besonders auf Arbeiten von Hitzler, der die zunehmende Individualisierung und Komplexität der Gesellschaft als besondere Herausforderung für die Sinn- und Identitätssuche Jugendlicher sieht. In diesem Zusammenhang kommt den Begriffen Heimat und Identität eine neue Bedeutung zu. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Intro: „der Sinn deines Lebens ist deinem Leben einen Sinn zu geben“
- „jetzt ist alles anders, denn wir sind mittendrin“ – Jugendszenen und gesellschaftliche Modernisierung
- „das Leben ist ein einziges Auf und Ab wie'n Flaschenzug“ – aktuelle gesellschaftliche Strukturen und Veränderungen
- alles geht und nichts geht mit rechten Dingen zu“ – Konsequenz für die jugendliche Lebensphase
- „man lernt nie aus, weil man sein Leben lang Azubi ist“ – Jugend auf der Suche nach Identität
- ,,nur hier kann ich sein, wie ich bin\"- Sehnsucht nach Heimat
- „ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ – jugendliche Gemeinschaftsbildung
- ,,eine kleine Episode, um was klar zu stellen\" - von der Subkultur zu Lebensstilen
- „nur unser Revier markieren, damit alle kapieren, dass wir existieren“- Jugendszenen
- ,,anything is connected to anything\" was macht eine Szene aus?
- „you all know how the story goes\" – Szenen als kommunikative Räume zur Identitätsbildung
- ,,beat this\" die HipHop-Kultur
- „welcher Pfad führt zur Geschichte?\"- Roots: Ursprünge von Rap und HipHop
- „Start It Up!\" - Geschichte des HipHop
- „jetzt ist die Zeit, hier ist der Ort“ – soziale Hintergründe
- „just start to chase your dreams\"- Old School
- „looking for the perfect beat\" - Etablierung und Kommerzialisierung
- ,,bring the noise\"- New School
- „now in this world of music, there are many different tones\"- Ausdifferenzierung
- wir ham kein Ziel aber wir fahrn los\"- HipHop in Deutschland
- ,,is you is all is all is you\"- Identitätsbildung im HipHop
- „ich lebe für HipHop\"- das eigene Selbstverständnis
- ,,für das Geschäft brauchst du 'n bißchen mehr Funk als Doobiest“ – Skills und Innovation
- „niemals abgelutschter als Styles von Gestern“ – Respekt und Biten
- ,,so ziehe ich das Mikrophon als meinen Degen“- Battle-Kultur
- ,,leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte\" - Authentizität und Selbstreflexivität in der HipHop-Szene
- ,,ihr müsst noch üben\"- Hierarchisierung
- „1000 Rapper sind bereit die Charts zu übernehmen...“— HipHop zwischen Underground und Kommerz
- Outro:,,wie jetzt?\" — Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Identitätsfindung in der HipHop-Szene. Ziel ist es, die Prozesse der Identitätsbildung durch Kommunikation und Interaktion innerhalb der Szene und über ihre Grenzen hinaus zu beleuchten. Die Arbeit untersucht, wie sowohl individuelle als auch kollektive Identität der HipHopper im Wandel sind und auf aktuelle gesellschaftliche Veränderungen reagieren.
- Jugendliche in einer individualisierten Gesellschaft
- Subkulturen und Lebensstile
- Die Geschichte und Entwicklung von HipHop
- Identitätsbildung durch Kommunikation und Interaktion in der HipHop-Szene
- Das ambivalente Verhältnis von HipHop zu Kommerzialisierung und Gesamtkultur
Zusammenfassung der Kapitel
- Intro: „der Sinn deines Lebens ist deinem Leben einen Sinn zu geben“: Dieser Abschnitt führt in die Thematik der Identitätsfindung im Kontext der HipHop-Szene ein. Er beleuchtet die Bedeutung von HipHop als Jugendkultur und verdeutlicht, wie die Musik als Mittel zur Selbstfindung und Orientierung dient.
- „jetzt ist alles anders, denn wir sind mittendrin“ – Jugendszenen und gesellschaftliche Modernisierung: Dieses Kapitel befasst sich mit den aktuellen gesellschaftlichen Strukturen und Veränderungen, die auf die jugendliche Lebensphase wirken. Die zunehmende Individualisierung und Komplexität der Gesellschaft stellen eine Herausforderung für die Sinn- und Identitätssuche Jugendlicher dar. Es wird untersucht, wie sich diese Prozesse auf die Bildung von Gemeinschaften und die Suche nach Heimat auswirken.
- ,,beat this\" die HipHop-Kultur: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Geschichte und Entwicklung der HipHop-Kultur, angefangen bei ihren Ursprüngen in afroamerikanischen Traditionen bis hin zur Ausdifferenzierung und Kommerzialisierung der Szene. Es werden die sozialen Hintergründe und die kulturellen, technologischen und ideologischen Aspekte von HipHop beleuchtet, sowohl in den USA als auch in Deutschland.
- ,,is you is all is all is you\"- Identitätsbildung im HipHop: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Praktiken, Strukturen und Konzepte innerhalb der HipHop-Szene, um den Prozess der Identitätsbildung aufzuzeigen. Es werden das eigene Selbstverständnis der Szene, die Bedeutung von Style, Sprache, Authentizität und Hierarchisierung innerhalb der Gruppe beleuchtet. Darüber hinaus wird das ambivalente Verhältnis von HipHop zur Kommerzialisierung und zur Gesamtkultur untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit thematisiert die Identitätsfindung Jugendlicher im Kontext der HipHop-Szene. Die zentralen Schlüsselwörter sind: Individualisierung, Jugendszenen, HipHop-Kultur, Identitätsbildung, Kommunikation, Interaktion, Authentizität, Kommerzialisierung, Selbstreflexivität.
- Arbeit zitieren
- Anne Herrberg (Autor:in), 2003, Identitätsfindung in der HipHop-Szene , München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/59021