„Je me trouve ici en France. On ne parle que notre langue. L’allemand est pour les soldats et pour les chevaux: il n’est nécessaire que pour la route” schrieb Voltaire 1750 bei einem Besuch am preußischen Hof in Potsdam. Wie weit war die französische Sprache zu dieser Zeit wirklich unter der deutschen Bevölkerung verbreitet ? Wer beherrschte im 18. Jahrhundert die französische Sprache? In welchem Maße Französisch im 17. und 18. Jahrhundert in Deutschland in welchen Gesellschaftsschichten, Kommunikationsbereichen und für welche Sachgebiete gebräuchlich und verbreitet war, lässt sich schwer einschätzen. Das Quellenmaterial ist spärlich gesät und es gibt keine direkten Nachweise über Charakteristiken und Zielgruppen des Französischunterrichtes in dieser Zeit. Die vorliegende Arbeit versucht deshalb anhand einer Analyse von Lehr- und Lernmaterialien für den Französischunterricht Antworten auf die Frage zu geben, wer im 17. und 18. Jahrhundert auf welche Art und Weise Französisch lernte. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen dabei die Adressaten von Französischlehrwerken. Die beispielhaft angeführten Werke sind nicht in Paris oder Lyon erschienen, sondern wurden in Leipzig, Nürnberg, Jena, Halle oder Frankfurt am Main veröffentlicht. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei Grammatiken dieser Verlagsorte um ausgesprochene Lernergrammatiken handelt, die aufgrund ihrer deutschsprachigen Zielgruppe besonders aussagekräftig sind, was die Merkmale ihrer Verwender betrifft. Der Terminus Grammatik ist im weiteren Sinne zu verstehen und schließt Sprachlehrwerke, Gesprächsbücher und Fremdsprachenübungsbücher mit ein. Zudem lassen sich aufgrund der Vermischung verschiedener Textsorten oftmals keine eindeutigen Einordnungen der Werke in bestimmte Typen vornehmen. Bei der Untersuchung der Gebrauchstexte in den zum Fremdsprachenerwerb dienenden Gesprächsbüchern und Grammatiken wurde keine vollständige Inhaltsanalyse vorgenommen, sondern vielmehr konzentriert sich die Arbeit beispielhaft auf einzelne Phänomene in den Werken. Zudem entsteht durch die vorrangige Verwendung von Materialien, die im sächsischen Raum erschienen sind und aus dem königlich-sächsischen Bibliotheksschatz stammen, eine besondere regionale Prägung, die keinen Anspruch auf Verallgemeinerbarkeit erheben kann. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die französische Sprache in Deutschland
- 2.1. Französisch im 16. Jahrhundert
- 2.2. Französisch im 17. Jahrhundert
- 2.3. Französisch im 18. Jahrhundert
- 3. Französische Sprachlehrbücher in Deutschland
- 3.1. Französische Sprachlehrbücher im 16. Jahrhundert
- 3.2. Französische Sprachlehrbücher im 17. und 18. Jh.
- 4. Die Autoren
- 4.1. Herkunft und gesellschaftlicher Stand
- 4.2. François Roux, Sprachlehrer in Jena
- 4.3. Ein Sprachmeister, Didaktiker und Grammatiker deutscher Herkunft: Matthias Kramer
- 5. Die Adressaten
- 5.1. Französisch an Ritterakademien und als Verkehrssprache der Höfe
- 5.2. Französisch für Frauen
- 5.3. Französisch für Kaufleute
- 5.4. Französisch für verschiedene Lernniveaus
- 5.5. Französisch für Kinder und Jugendliche
- 6. Der Französischunterricht in Deutschland
- 7. Lehrmethoden und -Konzepte des 17. und 18. Jahrhunderts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verbreitung des Französischunterrichts in Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert anhand einer Analyse von damaligen Lehr- und Lernmaterialien. Das Hauptziel ist es, die Adressaten dieser Grammatiken und Sprachlehrbücher zu identifizieren und die Art und Weise ihres Französischlernens zu beleuchten.
- Der Status der französischen Sprache in Deutschland im 16.-18. Jahrhundert
- Die Entwicklung und Charakteristika französischer Sprachlehrbücher in Deutschland
- Die Autoren der Lehrbücher: Herkunft, sozialer Status und Motivation
- Die Adressatengruppen des Französischunterrichts (Adel, Frauen, Kaufleute etc.)
- Lehrmethoden und -konzepte des Französischunterrichts im Untersuchungszeitraum
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Verbreitung des Französischunterrichts und der -kenntnisse in Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert. Sie begründet die Wahl der Methode – die Analyse von Lehr- und Lernmaterialien – und definiert den Begriff „Grammatik“ im weitesten Sinne, um Sprachlehrwerke und Übungsbücher einzuschließen. Die regionale Begrenzung der Analyse auf den sächsischen Raum wird erwähnt und gerechtfertigt.
2. Die französische Sprache in Deutschland: Dieses Kapitel skizziert die Entwicklung der französischen Sprache in Deutschland vom 16. bis ins 18. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert war Französisch zwar wichtig für internationale Kontakte, aber seine Verbreitung unter der deutschen Bevölkerung war begrenzt. Im 17. Jahrhundert, vor allem durch den Einfluss des französischen Hofes unter Ludwig XIV., gewann das Französisch an Bedeutung, besonders im Adel. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Französisch zur lingua franca Europas, und seine Beherrschung wurde als Zeichen von Bildung und gesellschaftlichem Ansehen betrachtet.
3. Französische Sprachlehrbücher in Deutschland: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung französischer Sprachlehrbücher in Deutschland über die Jahrhunderte. Es wird ein Unterschied zwischen den Lehrbüchern des 16. und der des 17. und 18. Jahrhunderts gemacht und jeweils die Besonderheiten herausgearbeitet. Die Entwicklung wird in ihren geschichtlichen Kontext eingebunden und mit den gesellschaftlichen Veränderungen in Verbindung gesetzt.
4. Die Autoren: Dieser Abschnitt beleuchtet die Herkunft, den sozialen Status und die Motivation der Autoren der untersuchten Sprachlehrbücher. Es werden exemplarisch zwei Sprachmeister – François Roux und Matthias Kramer – vorgestellt, um die Vielfalt der Autoren darzustellen und die Bedingungen ihrer Arbeit aufzuzeigen.
5. Die Adressaten: Dieses Kapitel analysiert die Zielgruppen der Französischlehrbücher. Es wird eine Kategorisierung in verschiedene Adressatengruppen vorgenommen (Adel, Frauen, Kaufleute, Kinder und Jugendliche, unterschiedliche Lernniveaus), die jeweils detailliert beschrieben werden. Die jeweilige Rolle des Französischunterrichts und die damit verbundenen Erwartungen an die Lerner werden erörtert.
6. Der Französischunterricht in Deutschland: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über den Französischunterricht in Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert. Es untersucht den Unterricht an Universitäten und beschreibt die Verbreitung und Akzeptanz des Französischunterrichtes. Die unterschiedlichen sozialen Schichten, die Zugang zu diesem Unterricht hatten, werden beleuchtet.
7. Lehrmethoden und -Konzepte des 17. und 18. Jahrhunderts: Dieses Kapitel beschreibt die verschiedenen Lehrmethoden und -konzepte, die im Französischunterricht des 17. und 18. Jahrhunderts verwendet wurden. Es geht auf die didaktischen Ansätze ein, die in den Lehrbüchern zum Ausdruck kommen, und untersucht deren Bedeutung im Kontext der damaligen Sprachdidaktik.
Schlüsselwörter
Französischunterricht, Deutschland, 17. Jahrhundert, 18. Jahrhundert, Sprachlehrbücher, Lernergrammatiken, Adressaten, Autoren, Lehrmethoden, lingua franca, Gesellschaftsschichten, Adel, Frauen, Kaufleute, Sprachdidaktik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema "Französischunterricht in Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Verbreitung des Französischunterrichts in Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert. Sie analysiert dazu damalige Lehr- und Lernmaterialien (Grammatiken und Sprachlehrbücher) und beleuchtet die Adressaten dieses Unterrichts sowie deren Lernmethoden.
Welche Aspekte werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt den Status des Französischen in Deutschland im genannten Zeitraum, die Entwicklung und Charakteristika französischer Sprachlehrbücher, die Autoren dieser Bücher (Herkunft, sozialer Status und Motivation), die verschiedenen Adressatengruppen (Adel, Frauen, Kaufleute, Kinder, Jugendliche, unterschiedliche Lernniveaus), den Französischunterricht selbst (z.B. an Universitäten) und die angewandten Lehrmethoden und -konzepte.
Welche Methode wird angewendet?
Die Hauptmethode ist die Analyse von damaligen Lehr- und Lernmaterialien (Sprachlehrbücher und Grammatiken). Der Fokus liegt auf der Identifizierung der Adressaten und der Beleuchtung der Art und Weise ihres Französischlernens.
Welche Zeiträume werden betrachtet?
Der Schwerpunkt liegt auf dem 17. und 18. Jahrhundert, wobei auch der 16. Jahrhundert zur Einordnung herangezogen wird.
Welche geographische Region wird untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf den sächsischen Raum.
Welche Arten von Lehrmaterialien werden analysiert?
Die Analyse umfasst Sprachlehrbücher und Grammatiken, wobei der Begriff "Grammatik" im weitesten Sinne verstanden wird und auch Übungsbücher einschließt.
Wer waren die Autoren der untersuchten Lehrbücher?
Die Arbeit beleuchtet die Herkunft, den sozialen Status und die Motivation der Autoren. Es werden exemplarisch François Roux und Matthias Kramer als Beispiele vorgestellt.
Wer waren die Adressaten des Französischunterrichts?
Die Arbeit kategorisiert die Adressaten in verschiedene Gruppen: Adel, Frauen, Kaufleute, Kinder und Jugendliche sowie Lerner unterschiedlicher Niveaus. Die jeweiligen Rollen und Erwartungen im Zusammenhang mit dem Französischlernen werden erörtert.
Welche Lehrmethoden und -konzepte wurden im 17. und 18. Jahrhundert angewendet?
Die Arbeit beschreibt die verschiedenen Lehrmethoden und -konzepte, die in den Lehrbüchern zum Ausdruck kommen und deren Bedeutung im Kontext der damaligen Sprachdidaktik.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Französischunterricht, Deutschland, 17. Jahrhundert, 18. Jahrhundert, Sprachlehrbücher, Lernergrammatiken, Adressaten, Autoren, Lehrmethoden, lingua franca, Gesellschaftsschichten, Adel, Frauen, Kaufleute, Sprachdidaktik.
- Quote paper
- Daniela Fiedler (Author), 2005, Französische Lernergrammatiken im 17. und 18. Jahrhundert: Wer lernte Französisch?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/58562