Ein Autor, der sowohl die Romantik als auch das Wald-Motiv entscheidend geprägt hat, ist Ludwig Tieck. Aus diesem Grund wurden für die Untersuchungen in dieser Arbeit zwei Werke aus seinem Œuvre ausgewählt. Tieck gilt als ein sehr ambivalenter Autor, dessen Schaffen schwer nur einer einzigen Epoche zuzuordnen ist. Zur Untersuchung des Waldes bei Tieck wurden deshalb zwei Werke ausgesucht, die mit einem gewissen zeitlichen Abstand verfasst wurden, um zu analysieren, ob diese zeitliche Distanz Auswirkungen auf die Darstellung und die Funktion des Waldes haben. Konkret handelt es sich bei den zu analysierenden Gegenständen um das Kunstmärchen "Der blonde Eckbert" und die Novelle "Waldeinsamkeit".
Das Motiv des Waldes ist seit Jahrhunderten in der Literatur und den Künsten im Allgemeinen vorzufinden. Dabei ist das Motiv des Waldes in seiner Geschichte schon auf sehr vielfältige Art und Weise eingesetzt worden. Die Entstehung des Motivs lässt sich dabei bis in die Antike zurückverfolgen, in der der Wald als locus amoenus – der liebliche Ort – dargestellt wird. In dieser Darstellung lässt sich der Beginn des Waldmotivs feststellen. Neben dem locus amoenus gibt es auch den entgegengesetzten Topos – den locus terribilis. In beiden Topoi wird zudem eine Abkehr von der Gesellschaft thematisiert.
Betrachtet man die Darstellung des Waldes in Artusromanen des Mittelalters, so ist der Naturraum ein Entwicklungsort für Helden, die dort ihre Aventüren bewältigen müssen. Weiterhin wird im 13. Jahrhundert der Begriff der ‚Wildnis‘ immer mehr zum Gegenbegriff für das Weltliche. Aus diesem Grund konnte der Wald in dieser Zeit in der Literatur immer häufiger auch als „Flucht-, Weltflucht- und Selbstfindungs[raum]“ eingesetzt werden. Ebenfalls wurde durch das Nibelungenlied der Wald als Heimatsort von märchenhaften und fantastischen Wesen eingeführt. Durch die immer wiederkehrende Verwendung hat der Wald sich schließlich zu einem überzeitlichen und vielfältigen Motiv der Weltliteratur entwickelt. In der frühen Neuzeit wurde das Wald-Motiv schließlich immer häufiger aufgegriffen. Besonders in der Romantik wurde es endgültig etabliert und zudem weiterhin unterschiedlich aufgeladen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ludwig Tieck - Ein Autor zwischen verschiedenen Epochen
- Die frühen Werke Tiecks und die Romantik
- Das Spätwerk Tiecks und der Realismus
- Der Wald in Der blonde Eckbert
- Der Wald als Ort der Flucht und als Gegenwelt
- Der Wald als transitorischer Ort und als Einsamkeit
- Der Wald in Waldeinsamkeit
- Das Sehnen nach dem Wald und der Einsamkeit
- Der Wald als transitorischer Ort und als Gefängnis
- Vergleich der Wälder bei Der Blonde Eckbert und Waldeinsamkeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Funktion des Waldes in zwei Werken von Ludwig Tieck, "Der blonde Eckbert" und "Waldeinsamkeit". Das Ziel ist es, die Darstellung und Funktion des Waldes in beiden Werken zu analysieren und die Entwicklungen der Protagonisten im Vergleich zu untersuchen. Dabei wird auch die Frage beleuchtet, ob die zeitliche Distanz zwischen den beiden Werken Auswirkungen auf die Darstellung und Funktion des Waldes hat.
- Ludwig Tiecks literarische Einordnung in die Romantik und der Einfluss des Realismus auf sein Spätwerk
- Die Rolle des Waldes als Ort der Flucht und der Gegenwelt in "Der blonde Eckbert"
- Die Funktion des Waldes als transitorischer Ort und als Einsamkeit in beiden Werken
- Der Wald als Gefängnis und die Auswirkungen auf die Protagonisten
- Vergleich der Waldmotive in beiden Werken und die Entwicklung der Protagonisten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt Ludwig Tieck als Autor vor und untersucht seine Einordnung in die Romantik sowie den möglichen Einfluss des Realismus auf sein Spätwerk. Die Kapitel 3 und 4 befassen sich mit der Analyse des Waldes in den Werken "Der blonde Eckbert" und "Waldeinsamkeit". Kapitel 3 untersucht den Wald in "Der blonde Eckbert" als Ort der Flucht, Gegenwelt, transitorischen Ort und als Symbol der Einsamkeit. Kapitel 4 analysiert das Sehnen nach dem Wald und der Einsamkeit in "Waldeinsamkeit", sowie den Wald als transitorischen Ort und als Gefängnis. Im fünften Kapitel werden die Ergebnisse der beiden Analysekapitel miteinander verglichen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung und Funktion des Waldes in den beiden Werken aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des Waldes in der Literatur, der Romantik, der literarischen Topographie, der Darstellung und Funktion des Waldes in der Literatur, Ludwig Tieck, „Der blonde Eckbert“, „Waldeinsamkeit“ und der Rolle der Natur in der Literatur.
- Quote paper
- Karsten Klein (Author), 2020, "Waldeinsamkeit". Die Funktion des Waldes bei Ludwig Tieck, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/584904