In dieser Arbeit soll erarbeitet werden, inwiefern Freuds Weiblichkeitsbild Einfluss auf die Repräsentation von Weiblichkeit in der zeitgenössischen Literatur hatte, sowohl bezüglich Schriftstellerinnen als auch literarischer Frauenfiguren. Als Gegenentwurf sollen Semantiken von Weiblichkeit in Mela Hartwigs "Das Verbrechen" untersucht werden, einer Novelle, die einige Parallelen zu Freuds Fallgeschichte über Ida Bauer (alias Dora) aufzeigt und eine deutliche Kritik an der mit der Freud’schen Theorie verbundenen Misogynie darstellt.
Hierfür wird zunächst Freuds androzentrische Sichtweise auf Weiblichkeit und seine daraus resultierende Theorie der Weiblichkeit beleuchtet und wie sich ihre Grundlagen in seiner Arbeit als Psychoanalytiker widerspiegeln beziehungsweise aus dieser entwickeln. Hierbei wird sich vor allem auf sein Bruchstück einer Hysterie-Analyse konzentriert. Zugleich wird auch seine Darstellungsform der Fallgeschichte, sein fragmentarisches und eher literarisches denn wissenschaftliches Vorgehen, in den Blick genommen. Anschließend wird untersucht und dargestellt, welchen Einfluss diese Weiblichkeitstheorie auf die Darstellung von Frauen in der Literatur und auf schreibende Frauen hatte. Es werden literarische weibliche Stereotype erläutert und Sichtweisen zeitgenössischer Literatinnen vorgestellt.
Freuds Ansätze zur Theorie der Weiblichkeit zeigen sich bereits in seinen Fallgeschichten über Hysterie, die zum einen den Grundstein für die Methoden seiner Psychoanalyse bildeten und zum anderen novellistische Merkmale aufweisen und somit hinsichtlich ihrer Wissenschaftlichkeit kritisch hinterfragt werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Der Hysteriebegriff und seine Weiterentwicklung bei Freud
- Frauenkrankheit Hysterie
- Freuds Krankengeschichten über Hysterie
- Freuds Theorie der Weiblichkeit
- Bruchstück einer Hysterie-Analyse - Der Fall Dora
- Die literarische Repräsentation der Frau im Rahmen der Psychoanalyse
- Literarische Weiblichkeitsbilder der Jahrhundertwende
- Zeitgenössische Perspektiven schreibender Frauen auf Weiblichkeitsbilder
- Mela Hartwig als Kritikerin der Freud'schen Weiblichkeitstheorie
- Das Verbrechen - eine Fallgeschichte und ihre Parallelen zum Fall Dora
- Hartwigs Weiblichkeitsentwurf - Lesart der Novelle als Sozialkritik
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Freud'sche Weiblichkeitstheorie anhand des Beispiels der Novelle "Das Verbrechen" von Mela Hartwig. Ziel ist es, die Kritik an Freuds phallozentrischen Theorien, die in Hartwigs Werk deutlich wird, aufzuzeigen und ihre Relevanz für die zeitgenössische Diskussion um weibliche Subjektivität und Geschlechterrollen zu beleuchten.
- Die Entwicklung des Hysteriebegriffs bei Freud und seine Verbindung zu traditionellen weiblichen Stereotypen
- Die literarische Darstellung von Weiblichkeit im Kontext der Psychoanalyse und die Kritik am Freud'schen Weiblichkeitsbild
- Die Novelle "Das Verbrechen" als Gegenentwurf zur Freud'schen Theorie und als sozialkritisches Werk
- Mela Hartwigs Analyse der patriarchalen Gesellschaft und ihre Umkehrung der Machtverhältnisse in der Novelle
- Die Relevanz von Hartwigs Werk für die feministische Kritik an der Freud'schen Theorie und die Debatte um weibliche Subjektivität
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel beleuchtet die Entstehung des Hysteriebegriffs und seine Entwicklung bei Freud. Hierbei werden die traditionellen weiblichen Stereotypen, die mit dem Krankheitsbild verbunden waren, analysiert. Im dritten Kapitel wird die literarische Repräsentation der Frau im Kontext der Psychoanalyse untersucht, wobei ein Schwerpunkt auf den zeitgenössischen Perspektiven schreibender Frauen auf Weiblichkeitsbilder liegt. Kapitel vier widmet sich Mela Hartwigs Novelle "Das Verbrechen" und analysiert die Kritik an der Freud'schen Weiblichkeitstheorie, die in diesem Werk zum Ausdruck kommt. Es wird gezeigt, wie Hartwig die patriarchalen Strukturen der Gesellschaft in ihrer Novelle kritisiert und die Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau umkehrt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind Hysterie, Weiblichkeitstheorie, Psychoanalyse, Literatur, Sozialkritik, Patriarchat, Geschlechterrollen, weibliche Subjektivität, Mela Hartwig, Das Verbrechen, Freud, Freud'sche Theorie, Fallgeschichte, Bruchstück einer Hysterie-Analyse, Der Fall Dora.
- Quote paper
- Sarah Manowski (Author), 2020, Hysterie in der literarischen Fallgeschichte. Zeitgenössische Kritik an Freuds Weiblichkeitstheorie am Beispiel der Novelle "Das Verbrechen" von Mela Hartwig, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/583416