In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Rolle der Traum in Griechenland von der archaischen bis zur hellenistischen Epoche spielte. Der Untersuchungsgegenstand ist hier die Frage, ob man am Beispiel des Traums in Griechenland von einem Fortschritt hinsichtlich wissenschaftlicher Erkenntnisse sprechen kann, – oder anders gesagt - ob sich in der Traumbetrachtung Indizien für den Übergang „vom Mythos zum Logos“ finden lassen. In Anbetracht der Fülle des Materials, welches sich zu diesem Thema finden lässt, findet hier eine Beschränkung auf drei Untersuchungskriterien statt, die bis heute grundlegend für die Traumbetrachtung geblieben sind. Es sind dies zum einen das Verständnis von der Seele des Menschen, zum anderen die jeweils herrschende Ansicht über die Herkunft der Träume und schließlich der Zweck, welcher hinter dem Traumgeschehen vermutet wurde.
Im ersten Abschnitt wird eine Beziehung zwischen dem Traum und dem Mythos hergestellt und ein Einblick in die Frühgeschichte Griechenlands vermittelt. Der zweite Abschnitt befasst sich mit der archaischen Zeit Griechenlands, worin die altorphische Seelenlehre, sowie das Traumverständnis zu Zeiten Homers und Hesiods, die Veränderungen, welche mit dem Auftreten Solons auf der geschichtlichen Bühne zusammenhängen und schließlich das Seelenverständnis der vorsokratischen Naturphilosophen jener Epoche beleuchtet wird. Der dritte Abschnitt befasst sich mit der klassischen Zeit Griechenlands, wobei zunächst philosophische Ansichten im Vordergrund stehen und anschließend versucht wird, jene Ansichten in den literarischen Zeugnissen Aischylos’, Sophokles’ und Euripides’ wiederzufinden. Im vierten Abschnitt geht es um die Frage, inwiefern die griechische Aufklärung Einfluss auf die drei oben genannten Untersuchungskriterien gehabt haben mag und im fünften, wie sich diese im Hellenistischen Zeitalter dem Betrachter darstellen. Abschließend wird hinsichtlich der Fragestellung resümiert, ob während dieser Jahrhunderte wirklich ein Fortschritt in der Traumbetrachtung stattgefunden hat, oder ob sich im Laufe der Zeit konträre Anschauungen eventuell nebeneinander behaupten konnten, ohne dass die ein oder andere – als überholt betrachtet – verworfen worden ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das kollektiv träumende und phantasierende Griechenland.
- Die archaische Zeit Griechenlands
- Die altorphische Seelenlehre..
- Träume in der homerischen Zeit..
- Träume bei Hesiod
- Veränderungen zu Zeiten Solons
- Das Seelenverständnis von den altionischen Naturphilosophen bis zur klassischen Epoche
- Die klassische Zeit Griechenlands
- Traumbetrachtung der klassischen Philosophen
- Träume in der klassischen Literatur
- Aischylos
- Sophokles
- Euripides..
- Aristophanes
- Das Zweitalter der griechischen Aufklärung..
- Das Hellenistische Zeitalter.
- Schlussbemerkung...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Rolle des Traums in der griechischen Kultur von der archaischen bis zur hellenistischen Epoche. Sie untersucht, ob die Traumbetrachtung in dieser Zeit einen Fortschritt hinsichtlich wissenschaftlicher Erkenntnisse aufzeigt oder ob sich verschiedene Ansichten nebeneinander behaupten konnten. Die Analyse konzentriert sich auf drei zentrale Aspekte:
- Das Verständnis der Seele
- Die Herkunft der Träume
- Der Zweck des Traumgeschehens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung legt den Fokus auf die Bedeutung des Traums in verschiedenen Kulturen, insbesondere in Mesopotamien und Ägypten, und stellt die Frage nach dem Fortschritt der Traumbetrachtung in Griechenland. Im ersten Kapitel wird versucht, die Beziehung zwischen dem Traum und dem Mythos aufzuzeigen und einen kurzen Überblick über die griechische Frühgeschichte zu geben. Der zweite Abschnitt widmet sich der archaischen Zeit Griechenlands, in der die altorphische Seelenlehre, das Traumverständnis in den Werken Homers und Hesiods, die Veränderungen durch Solon sowie das Seelenverständnis der vorsokratischen Naturphilosophen analysiert werden.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der klassischen Zeit Griechenlands, wobei zunächst die philosophischen Ansichten zum Thema Traum und anschliessend deren Reflexion in den literarischen Werken von Aischylos, Sophokles und Euripides untersucht werden. Im vierten Kapitel wird der Einfluss der griechischen Aufklärung auf die drei Untersuchungskriterien betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich zentralen Themen der Traumbetrachtung in der griechischen Kultur, insbesondere der Entwicklung des Seelenverständnisses, der Herkunft der Träume, dem Zweck des Traumgeschehens und dem Verhältnis von Mythos und Logos in der Traumdeutung. Sie beleuchtet dabei die Bedeutung von Philosophischen Ansichten und literarischen Zeugnissen verschiedener Epochen und untersucht den Einfluss von historischen und sozialen Bedingungen auf die Interpretation des Traums.
- Quote paper
- Marijke Lichte (Author), 2003, Der Traum zwischen göttlicher Botschaft und individuellem Phänomen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/58194