Diese Arbeit beschäftigt sich nicht nur mit der philosophischen Richtung des Pragmatismus, sondern vor allem mit der Beleuchtung des religionsphilosophischen Standpunktes von William James im Spiegel des Pragmatismus. William James sieht den Pragmatismus subjektiv und psychologisch. Geprägt ist sein Begriff von Pluralismus, radikalem Empirismus und seinem Buch " The will to believe „.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Geschichte des Pragmatismus seine wichtigsten Vertreter und die Abgrenzung des Terminus zu Pragmatik und pragmatisch
2.1. Die Geschichte des Pragmatismus und seine Begründer
2.2. William James
2.3. John Dewey und Ferdinand C. S. Schiller
2.4. Die Abgrenzung des Terminus Pragmatismus zu Pragmatik und pragmatisch
3. Der Wahrheitsbegriff des Pragmatismus
4. Der Wille zum Glauben
5. Der Gottesbeweis des Pragmatismus bzw. die „Hypothese von Gott“
6. Der Pragmatismus und die Religion
7. Spiegelt das Buch „Varieties of religious experience“ William James Pragmatismusbegriff wieder? Prüfung anhand der II und XVII Vorlesung
7.1. Die II Vorlesung
7.2. Die XVII Vorlesung
8. Die „Gesunden und die Kranken“, zwei menschliche Daseinsformen
9. Schlusswort
10. Quellenverzeichnis
William James und die Philosophie des Pragmatismus
1.Einleitung
Auch wenn der Pragmatismus für die amerikanische Philosophie eine entscheidende Rolle spielt, so wurde er Klaus Oehler zufolge in Deutschland strikt abgelehnt, da er z.B. im Philosophielexikon der Universität Jena keine Erwähnung findet. Dies änderte sich erst im Jahre 1989.[1]
Die Ursache für die Ablehnung sieht Oehler in der deutschen Ideologie. Er glaubt, dass es an dem „ Festhalten an Idealismus und Romantik in der deutschen Philosophie…“[2] liegt, dass sich der Pragmatismus nur schlecht etablieren konnte.
In dieser Arbeit soll es aber nicht nur um die philosophische Richtung des Pragmatismus gehen, sondern vor allem um die Beleuchtung des religionsphilosophischen Standpunktes von William James im Spiegel des Pragmatismus.
2. Die Abgrenzung des Terminus Pragmatismus zu Pragmatik und pragmatisch, die Geschichte des Pragmatismus und seine wichtigsten Vertreter
2.1. Die Abgrenzung des Terminus Pragmatismus zu Pragmatik und pragmatisch
Eine Unterscheidung zwischen den Begriffen Pragmatismus, Pragmatik und pragmatisch zu treffen ist entscheidend, weil diese Termini in keinerlei Zusammenhang zueinander stehen. Zwar stammen alle drei Begriffe etymologisch betrachtet aus dem griechischen von pragma ab, was soviel wie Handlung bzw. Tat bedeutet, jedoch versteht man unter Pragmatik: 1. die Sachkunde, im speziellen die Geschäftsordnung im Staatsdienst, vor allem in Österreich und 2. eine Teildisziplin der Semiotik. Der Begriff pragmatisch ist entweder sach- oder handlungsbezogen an der Praxis und ist an bestimmten Zielsetzungen orientiert. Im Besonderen ist das Pragmatische in der ethischen Handlungsweise und der Geschichtsschreibung
als Betrachtungsweise zu finden.[3]
2.2. Die Geschichte des Pragmatismus und sein Begründer
Pragmatismus ist die Bezeichnung für eine philosophische Strömung, die von Charles Sanders Pierce und William James im späten 19. Jahrhundert begründet wurde. Zuerst fasste W.T. Krug sowie Schelling 1803 die „... Zielsetzung und Methode der » pragmatisch « verfahrenden Geschichtsschreibung…“[4] unter dem Schlagwort Pragmatismus zusammen. Trotzdem war es nach eigenen Angaben Charles Sanders Pierce, der den Begriff 1870 das erste Mal benutzte. Der Entstehungsort war der sogenannte „Metaphysische Club“ in dem Peirce und James verkehrten. Dort soll Peirce den Begriff das erste Mal benutzt haben.[5]
Peirce formuliert die Pragmatistische Maxime folgendermaßen:
„»Überlege, welche Wirkungen, die denkbarerweise praktische Relevanz haben könnten, wir dem Gegenstand unseres Begriffes in unserer Vorstellung zuschreiben. Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen das Ganze unseres Begriffs des Gegenstandes.»“[6]
Diese Definition bzw. Maxime ist die Methode der Begriffserklärung nach der der Bedeutungsgehalt eines Begriffs in seinen denkbaren Handlungsfolgen besteht. Als Beispiel zur Verdeutlichung nehmen wir einen Stein. Der Stein ist der Gegenstand und wir schreiben ihm z.B. die Eigenschaften zu, dass er hart ist und nicht schnell zerbricht. Schlagen wir nun mit einem Hammer auf den Stein so ist die Wirkung, dass er nicht zerbricht. Dann ist der Begriff, also das “hart sein“ dieser Wirkung also des nicht Zerbrechens, das ganze unseres Begriffs des Gegenstandes, also dem Stein. Die Sinnerklärung folgt „… durch die Vorstellung der im Gedankenexperiment begrifflich erschlossenen praktischen Konsequenzen“[7].Die Wahrheit entsteht durch den „... kommunikativen Prozeß...“ und die Übereinstimmung aller Handelnden und Forschenden.
Der Gegenstand der Wahrheit ist der reale.[8]
2.3. William James
William James sieht den Pragmatismus subjektiv und psychologisch. Geprägt ist sein Begriff von Pluralismus, radikalem Empirismus und seinem Buch " The will to believe „[9]. James Auslegung ist als "… >> eigenständige Philosophie«… “ zu sehen.
Es ist möglich, dass James Peirce` Begriff anders interpretiert hat. Klar ist zumindest, dass er ihn sichtbar verändert hat. James` Formulierung lautet:
„« To attain perfect clearness in our thoughts of an object, then, we need only consider what conceivable effects of a practical kind the object may involve - what sensations we are to expect from it, and what reactions we must prepare. Our conception of these effects, whether immediate or remote, is then for us the whole of our conception of the object, so far as that conception has positive significance at all «[10]. Das bedeutet James zufolge “...liegt die Bedeutung in der je individuellen Interpretation und wird in der konkreten Aktion bestimmt...“.[11] Was das im Einzelnen zu bedeuten hat, darauf werde ich später noch ausführlich eingehen.
2.4. John Dewey und Ferdinand C. S. Schiller
Ein weiterer wichtiger Vertreter ist John Dewey; Er will den Pragmatismus bezogen auf Pädagogik und Politik wirken lassen. Sein Instrumentalismus betont „ . . .daß Erkennen nicht rein passiv ist, sondern selbst schon ein Handeln darstellt...“[12] Für ihn ist das Erkennen das Instrument ergiebigen Handelns. Es dient dazu, Situationen in den Griff zu bekommen und praktische Probleme zu lösen.
William James sagt in seinem Aufsatz „ Der Wahrheitsbegriff des Pragmatismus“, dass die Pragmatisten Schiller und Dewey, bezogen auf den Gegenstand der Wahrheit „...die einzige haltbare Erklärung dieses Gegenstandes gegeben haben…“[13]
Schiller vertritt die Humanistische Richtung des Pragmatismus. Das bedeutet, dass der Mensch und sein Handeln im Mittelpunkt steht. Er vertritt den Leitsatz: „ Wahr ist das, was >>wirkt<< “. Für diese Aussage wurde er vor allem von den Intellektualisten ebenso wie Dewey angegriffen.[14]
Auch wenn James seinen Pragmatismus auch Pluralismus, Praktikalismus und radikalen Empirismus nannte, Peirce auch von Pragmatizismus sprach — auch um sich von James abzugrenzen — Dewey von Instrumentalismus und Schiller von Humanismus redete, so haben sie alle gemeinsam, dass sie eine dynamische Philosophie vertraten.[15]
[...]
[1] Hrsg. Klaus Oehler, William James Pragmatismus, Ein neuer Name für einige alte Wege des Denkens, Akademie Verlag,, Berlin 2000, S. 1
[2] ebenda S.3
[3] dtv- Lexikon, Hrsg. F.A. Brockhaus GmbH, Bd.14, Nördlingen 1992
[4] Historisches Wörterbuch der Philosophie, Hrsg. Ritter, Joachim und Gründer, Karlfried, Bd.7, Schwabe Verlag, Basel 1989, S. 1245/1246
[5] ebenda S. 1245/1246
[6] dtv- Atlas Philosophie, Kunzmann, Peter, Burkhard, Franz-Peter, Wiedmann, Franz ,10. Auflage, München 2002, S.173
[7] ebenda S.173
[8] ebenda S.173
[9] Historisches Wörterbuch der Philosophie, Hrsg. Ritter,Joachim und Gründer, Karlfried, Bd.7, Schwabe Verlag, Basel 1989, S.1246/47
[10] ebebda S.1246/47
[11] ebenda S.1246/47
[12] dtv- Atlas Philosophie, Kunzmann, Peter, Burkhard, Franz-Peter, Wiedmann, Franz ,10. Auflage, München 2002, S.173
[13] Hrsg. Martens, Ekkehard, Pragmatismus, Reclam, Stuttgart 1975, S.161
[14] ebenda S. 185
[15] Historisches Wörterbuch der Philosophie, Hrsg. Ritter,Joachim und Gründer, Karlfried, Bd.7, Schwabe Verlag, Basel 1989, S. 1245