Kaum ein Werk wird seit dem 11. September 2001 so kontrovers diskutiert wie Samuel Huntingtons 'Kampf der Kulturen'. Für die einen ist Samuel Huntington ein wertkonservativer Kriegstrommler, andere haben ihn in die Nähe eines Propheten gerückt, dessen Szenario weltpolitische Wirklichkeit geworden ist. Auf die Frage, ob es einen Konflikt gibt oder nicht, soll in dieser Arbeit nicht weiter eingegangen werden. Denn: Die zivilen Opfer von Terrorattentaten in New York, Madrid, Indien und Ägypten zeigen sehr wohl, dass es ihn gibt. Ihn aus politischer Korrektheit zu leugnen, kann nicht das Ziel wissenschaftlicher Arbeit sein. Und ich gehe aus Gründen, die in der Arbeit erwähnt werden, davon aus, dass dieser Konflikt kulturelle Ursachen hat – und dass ihm nicht ökonomischen Disparitäten zugrunde liegen, wie dies die neomarxistische Theorie vertritt. Man kann Huntingtons Szenario des Kulturkampfes als Kritik an einem linearen Geschichtsverständnis verstehen, wie es Francis Fukuyama mit dem 'Ende der Geschichte' beschrieben hat. Samuel Huntington vertritt ein zyklisches Geschichtsbild, das auf Oswald Spengler und dessen 'Der Untergang des Abendlandes' zurückgeht. So schreibt Huntington Kulturen ein unabänderliches Wesen zu. Er differenziert nicht zwischen Islam und Islamismus, was gesellschaftspolitisch höchst problematisch ist. Ebenso wenig behandelt er Fundamentalismus als Sonderphänomen. Er behandelt Fundamentalismus als ein Naturprinzip, das allen Kulturen – ausser der westlichen! – innewohnt. Dieses unhistorische Weltbild soll in der Arbeit denkhistorisch entschlüsselt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Samuel Huntington: Kampf der Kulturen
- Welt aus Kulturen
- Das veränderte Gleichgewicht der Kulturen
- Die kommende Ordnung der Zivilisationen
- Konflikte zwischen Kulturkreisen
- Die Zukunft der Kulturen
- Kritische Auseinandersetzung
- Der ideengeschichtliche Hintergrund
- Das Religionsverständnis
- Die Menschenrechtsfrage
- Der Islam
- Der Fundamentalismus
- Zusammenfassung
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert Samuel Huntingtons Werk "Kampf der Kulturen" und untersucht dessen ideentheoretischen Hintergrund. Ziel ist es, die zentralen Argumente Huntingtons zu verstehen und in einen kritischen Kontext zu stellen. Dabei werden insbesondere seine Geschichts- und Religionsauffassungen sowie seine Sichtweise auf den Islam beleuchtet.
- Die Distinktionstheorie als Grundlage für Huntingtons Kulturbegriff
- Die Kritik an einer westlich-zentrischen Weltsicht und linearen Geschichtstheorie
- Die Analyse des Konflikts zwischen der westlichen und der islamischen Welt
- Die Bedeutung des Islamismus im Kontext von Huntingtons Kulturkampfszenario
- Die Kritik an Huntingtons holzschnittartigem Religionsverständnis und seiner fehlenden Differenzierung zwischen Islam und Islamismus
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel fasst Huntingtons "Kampf der Kulturen" zusammen, wobei der Fokus auf dem Konflikt zwischen der islamischen und der westlichen Welt liegt. Huntington argumentiert, dass Identität durch Differenz konstituiert wird und dass die zunehmende Globalisierung zu einer Rückbesinnung auf eigene Kulturen führt. Er kritisiert die Vorstellung einer kulturellen Zweiteilung der Welt und plädiert für eine Anerkennung verschiedener Kulturkreise, darunter der chinesische, der japanische, der hinduistische, der islamische und der lateinamerikanische.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Kulturkampf, Identität, Distinktionstheorie, Globalisierung, Islam, Islamismus, Fundamentalismus, westliche Werte, Geschichtsverständnis, Religionsverständnis. Diese Schlüsselbegriffe bilden den Kern der Analyse von Huntingtons Werk und ermöglichen eine tiefere Einordnung seiner Argumentation.
- Arbeit zitieren
- Francis Müller (Autor:in), 2006, Kontrovers diskutiert. Samuel Huntingtons "Kampf der Kulturen". Entschlüsselung eines unhistorischen Weltbilds, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/55867