Diese Arbeit ist dem Problem einer Verhältnisbestimmung von formaler Logik und argumentativer Praxis gewidmet. Die Aristotelische Syllogistik, bei der die abendländische Tradition logischen Nachdenkens und Nachdenkens über Logik einen historischen Ursprung hat, soll als Exemplar für ein System formaler Logik im Umriss dargestellt werden, da sich Stephen Toulmin mit seiner Argumentationstheorie, die als modernes Paradigma philosophischer Reflexion praktischer Argumentationskontexte verstanden wird, explizit mit dieser auseinandersetzt. Es wird zu prüfen sein, ob und inwieweit ein pragmatisch-juristisches Modell zur Darstellung der „Geltung unserer Geltungsansprüche“ (GvA, S. 14) im Stile Toulmins solche Ansprüche tatsächlich adäquat abbildet und worin eventuelle Unzulänglichkeiten der verschiedenen Modelle jeweils bestehen. Dazu müssen Fragen wie „Was bedeutet `Argument´ in dem jeweiligen Modell?“ und „Welche Funktionen und Zwecke erfüllen beide Theorien?“ gestellt und beantwortet werden. Neben dieser Gegenüberstellung zweier konträrer Ansätze und ihrer Reichweite werden auch weitreichendere Frage zum Verhältnis von natürlicher (Umgangs-) Sprache und formal-kanonischen Sprachen tangiert. Hat formale oder gar `mathematische´ Logik eine argumentative Funktion oder ist sie argumentationstheoretisch „nicht repräsentativ“ (GvA, S. 131) bzw. zu schlicht? In welchem Verhältnis stehen Logik und natürliche Sprache(n) überhaupt? Solche Fragen, die durch die Konfrontation der Syllogistik mit der Argumentationstheorie Toulmins generiert werden, können dabei natürlich nicht erschöpfend in all ihren Facetten behandelt (geschweige denn beantwortet) werden. Meine Antworten diesbezüglich haben eher tastend-orientierenden Wert. Den Abschnitten 1.1. und 1.2., in denen die logische Grobstruktur der Syllogistik dargestellt und in knapper Form etwas zur Klassifizierung und zur Relation von Syllogismen untereinander gesagt wird, folgt Abschnitt 1.3., der als Schnittstelle zwischen Teil 1. und 2. gelesen werden kann. Dort werden grundsätzliche Probleme einer Argumentationstheorie an Hand der Frage nach der Bedeutung oder Verwendung von „Argument“ skizziert. In 2.1. stelle ich Toulmins Argumentationsschema vor und setze mich unter 2.2. mit seiner Kritik an der formallogischen Tradition nach Aristoteles auseinander.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung.
- 1. Eine klassische Theorie der Argumentation – 'die Syllogistik'.
- 1.0. Einführung
- 1.1. Die logische Struktur des Syllogismus
- 1.2. Syllogistische Haupttypen und ihre Relation
- 1.3. Syllogistik vs. Argumentationstheorie
- 2. Eine moderne Theorie der Argumentation - das Toulmin-Schema (TS).
- 2.0 Einführung
- 2.1. Die Struktur von TS
- 2.2 Bereich, Gültigkeit und Typen von Argumentationen
- 2.2.1. Der Bereich einer Argumentation
- 2.2.2. Bereichsabhängigkeit und -unabhängigkeit einer Argumentation
- 2.2.3. Die Gültigkeit von Argumentationen
- 2.2.4. Analytische und substantielle Argumentationen
- 3. Die Substanz analytischer Argumentationen - ein Resümee
- 4. Zeichenerklärung
- 5. Zitierte oder verwendete Literatur.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Verhältnis von formaler Logik und argumentativer Praxis. Sie untersucht, ob und wie weit ein pragmatisch-juristisches Modell zur Darstellung von "Geltungsansprüchen" im Toulmin-Schema diese adäquat abbildet und welche Unzulänglichkeiten es gegebenenfalls hat. Dazu werden Fragen nach der Bedeutung von "Argument" in den jeweiligen Modellen und deren Funktionen und Zielen gestellt und beantwortet.
- Die Darstellung und Analyse der Aristotelischen Syllogistik als Exemplar für formale Logik.
- Die Auseinandersetzung mit Stephen Toulmins Argumentationstheorie als modernem Paradigma für die Reflexion praktischer Argumentationskontexte.
- Die kritische Gegenüberstellung der beiden Ansätze und ihrer Reichweite.
- Die Diskussion des Verhältnisses von natürlicher Sprache und formalen Sprachen im Kontext von Argumentation.
- Die Frage nach der argumentativen Funktion formaler Logik und deren Verhältnis zur natürlichen Sprache.
Zusammenfassung der Kapitel
- 0. Einleitung: Die Einleitung stellt das Problem der Verhältnisbestimmung zwischen formaler Logik und argumentativer Praxis dar und skizziert die Ziele der Arbeit.
- 1. Eine klassische Theorie der Argumentation – 'die Syllogistik': Dieser Abschnitt präsentiert die Aristotelische Syllogistik als ein System formaler Logik und beleuchtet deren historische Entwicklung und Bedeutung im Kontext der Argumentationstheorie.
- 2. Eine moderne Theorie der Argumentation - das Toulmin-Schema (TS): Dieser Abschnitt stellt Toulmins Argumentationsschema vor und analysiert seine Kritik an der formallogischen Tradition.
- 3. Die Substanz analytischer Argumentationen - ein Resümee: Dieser Abschnitt fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus der Analyse der Syllogistik und des Toulmin-Schemas zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Argumentation, formale Logik, Syllogistik, Toulmin-Schema, natürliche Sprache, Geltungsansprüche, analytische und substantielle Argumentationen.
- Quote paper
- Sebastian Wengler (Author), 2005, Das Verhältnis zwischen formaler Logik und natürlichsprachlichen Argumentationen. Die Aristotelische Syllogistik und die Argumentationstheorie Stephen Toulmins, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/54412