In der folgenden Analyse wird der Antagonismus von fachlichem und sprachlichem Lernen beim bilingualen Unterricht dargelegt.
Die Etablierung von bilingualem Unterricht (BU) in Deutschland wird durch den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag (Élysée-Vertrag) des Jahres 1963 angestoßen, wobei die anfängliche Vormachtstellung des Französischen schnell vom Englischen als internationaler Verkehrssprache abgelöst wird. In Deutschland werden heute rund zweieinhalb Prozent des gesamten Unterrichts in bilingualer Form durchgeführt. Inzwischen hat BU seine anfängliche Randständigkeit abgelegt und fristet "kein Nischendasein mehr in der deutschen Schullandschaft" (Otten & Wildhage 2008: 16). Die Unterrichtsfächer (= Sachfächer) des bilingualen Unterrichts variieren, da tendenziell alle Fächer bilingual unterrichtet werden können. Die Herausbildung einer bilingualen Didaktik ist von Beginn an durch das Spannungsverhältnis zwischen fachlichem und sprachlichem Lernen geprägt. Während sprachdidaktische Abhandlungen BU als Heilsbringer feiern und sich in seiner Didaktik sehr stark einsetzen, herrscht auf der fachdidaktischen Seite aufgrund der Befürchtung, dass fachliches Lernen im BU zurückstehen müsse, skeptische Zurückhaltung.
Im Folgenden werden zunächst die Ergebnisse sprachlichen Zuwachses durch BU anhand empirischer Studien kurz dargelegt. Daraufhin wird anhand des Faches Erdkunde diskutiert, welche Chancen und Risiken BU für fachliches Lernen bietet. Zuletzt wird anhand der dargebotenen Argumente Position zum Problemaufriss bezogen.