Diese Arbeit untersucht die Geschichte des Schüleraustausches. Sie beginnt mit einem geschichtlichen Abriss der deutsch-französischen Beziehungen in der Vergangenheit, um darzustellen, wie wichtig der Ausbau des Verhältnisses bereits bei Jugendlichen ist, damit sich die folgend beschriebenen Tragödien in Zukunft nicht wieder wiederholen werden. Dann wird der Schüleraustausch mit seinen Zielen, Formen, Unterstützungsmöglichkeiten und Ausführungen genauer definiert. Weiterhin werden die Entstehung und Entwicklung bis 1990 des Schüleraustausches aufgezeigt.
Der Schüleraustausch ist eine hervorragende Variante, um die – doch teilweise trockene – Theorie im Unterricht in die Praxis umzuwandeln. Schülerinnen und Schüler des Fremdsprachenunterrichts erhalten damit die Chance, das Gelernte im realen Leben anzuwenden. Durch den Schüleraustausch werden nicht nur die Fremdsprachenkenntnisse verbessert und gefestigt, sondern auch Kultur und Alltag des Partnerlandes vermittelt. Stichworte bei den Zielen des Schüleraustausches sind auch die Persönlichkeitsentwicklung und interkulturelles Lernen.
In der interkulturellen Pädagogik herrscht die Vorstellung, dass internationale Kontakte und Begegnungen fremdenfeindliche Gedanken und ethnozentrische Einstellungen eindämmen können. Diese ist auch als "Kontakttheorie" bekannt und geht auf die Forschungen der Sozialpsychologie der 1950er Jahre zurück. Es gibt einerseits Befürworter, die diese Theorie unterstützen, andererseits auch Gegner, die postulieren, dass es bei solchen Begegnungen – vor allem im adoleszenten Alter – zu Verfestigungen der Vorurteile und Voreinstellungen kommen kann. Dennoch bietet es sich an, in genau diesem Alter Schüleraustausche durchzuführen, da sich die SuS mental und gefühlsmäßig in einer Umbruchphase befinden und genau hier der Grundstein für ein friedliches Miteinander gelegt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kurzer geschichtlicher Abriss
3. Was ist unter Schüleraustausch zu verstehen?
3.1 Definition und verschiedene Arten
3.2 Ziele
3.3 Vor- und Nachbereitung
3.4 Finanzierung
4. Beginn und Entwicklung des Schüleraustausches bis zum Jahr 1990
5. Fazit und Ausblick
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Schüleraustausch ist eine hervorragende Variante, um die - doch teilweise trockene — Theorie im Unterricht in die Praxis umzuwandeln. Schülerinnen und Schüler des Fremdsprachenunterrichts erhalten damit die Chance, das Gelernte im realen Leben anzuwenden. Durch den Schüleraustausch werden nicht nur die Fremdsprachenkenntnisse verbessert und gefestigt, sondern auch Kultur und Alltag des Partnerlandes vermittelt. Stichworte bei den Zielen des Schüleraustausches sind auch die Persönlichkeitsentwicklung und interkulturelles Lernen.1
In der interkulturellenPädagogik herrscht die Vorstellung, dass internationale Kontakte und Begegnungen fremdenfeindliche Gedanken und ethnozentrische Einstellungen eindämmen können. Diese ist auch als ,Kontakttheorie‘ bekannt und geht auf die Forschungen der Sozialpsychologie der1950er Jahre zurück. Es gibt einerseits Befürworter, die diese Theorie unterstützen, andererseits auch Gegner, die postulieren, dass es bei solchen Begegnungen - vor allem im adoleszenten Alter - zu Verfestigungen der Vorurteile und Voreinstellungen kommen kann. Dennoch bietet es sich an, in genau diesem Alter Schüleraustausche durchzuführen, da sich die SuS mental und gefühlsmäßig in einer Umbruchphase befinden und genau hier der Grundstein für ein friedliches Miteinander gelegt werden kann.2
Den Schüleraustausch gab es jedoch nicht schon immer in seiner heutigen Form. Sein Vorgänger, der sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte, war der Schülerbriefwechsel. In Deutschland wurde er zu dieser Zeit hauptsächlich durch den Professor Martin Hartmann angeführt, der 1899 in Leipzig die Deutsche Centralstelle für internationalen Briefwechsel gründete, deren Mitgliederzahl bis 1914 mehr als 40.000 Schülerinnen und Schüler umfasste.3
In Sachen Schüleraustausch ist jedoch eine fehlende Forschung „wegen Komplexität des Forschungsstandes, fehlende[r] Forschungsinstrumente und generelle Unübersichtlichkeit des Forschungsfeldes und die Vielfalt der Austausch und Begeg- nungsformate“4 zu bemängeln. Deswegen ist in diesem Bereich vergleichsweise wenig Literatur vorhanden. Dabei ist eine begründete und erwiesene Theorie besonders wichtig, da „die Verzahnung von Theorie und Praxis notwendig [ist], um das Potential interkultureller Lernprozesse in internationalen SchülerbegegnungsProjekten auszuschöpfen.“5
In der vorliegenden Arbeit wird mit einem kurzen geschichtlichen Abriss der deutsch-französischen Beziehungen in der Vergangenheit begonnen, um dazustellen, wie wichtig der Ausbau des Verhältnisses bereits bei Jugendlichen ist, damit sich die folgend beschriebenen Tragödien in Zukunft nicht wieder wiederholen werden. Im zweiten Teil der Arbeit wird der Schüleraustausch mit seinen Zielen, Formen, Unterstützungsmöglichkeiten und Ausführungen genauer definiert. Weiterhin werden die Entstehung und Entwicklung bis 1990 des Schüleraustausches aufgezeigt, um mit einem Fazit und Ausblick die Arbeit abzuschließen.
2. Kurzer geschichtlicher Abriss
Über die Jahrhunderte hinweg und spätestens beginnend mit der französischen Revolution waren in Frankreich und Deutschland (damals noch als Kaiserreiche und Republiken) immer wieder Konflikte zu verzeichnen. Jedoch stellten die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert beispielsweise die Befreiungskriege (1813-1815) und den Deutsch-Französischen Krieg (1870/1871) in den Schatten. Die Unterzeichnung des Versailler Vertrags im Jahr 1919 sollte dabei den Höhepunkt des zerrütteten Verhältnisses darstellen. Die Unterzeichnung und damit (widerwillige) Annahme der „Kriegsschuld“ des Ersten Weltkrieges 1914-1918 und den dazugehörigen Gebietsabgaben und Reparationsschulden sollte erst einmal Frieden schaffen, sorgten jedoch im Endeffekt für ein neues und gewaltiges Konflikt-Potenzial.6 7 Die Kommunikation zwischen beiden Ländern in den darauffolgenden Jahren beschränkte sich auf Diskussionen um die Höhe, Raten und Dauer der Reparationszahlungen. Durch erneute Einmarsche Frankreichs und Verteidigungen Deutschlands darauf, sprach Gerhard Hauptmann von einem ewigen Krieg. All diese Konflikte waren im Endeffekt nur die Fortführung des Ersten Weltkrieges. Stresemann sorgte für Entspannung in den Konflikten zwischen Frankreich und Deutschland dank verschiedener Einigungen (Locarno-Verträge, deutsch-französischen Handelsabkommen, etc.).8
Doch nicht alle Bürgerinnen und Bürger waren mit den Vereinbarungen zufrieden, darunter auch Adolf Hitler. Trotz vieler Abmachungen und Verträge gab es immer noch Konfliktpotenzial durch weiterhin ausstehende Reparaturzahlungen, welche jedoch auf der Konferenz von Lausanne (1932) endgültig geklärt werden konnten. Eine angebliche verdeckte Aufrüstung Deutschlands und das Nichtakzeptieren der wirklichen Gleichstellung Deutschlands gegenüber den anderen Großmächten, führten immer wieder zu Konflikten und schließlich, unter Hitler, zum Austritt aus dem Völkerbund im Jahr1933. Durch Hitlers geplantes Handeln (eine vermeintlich friedliche Außenpolitik, die endgültige Revision des Versailler Vertrags und die Wiedererlangung der außenpolitischen Handlungsfreiheit), baute er Deutschland wieder auf und zog die Aufmerksamkeit und Zustimmung des Volkes auf sich, um die neu gewonnen Macht auszunutzen.9
Was sich daraus jedoch entwickelte und damit den Zweiten Weltkrieg entfachte ist wohl allseits bekannt.10 Das Misstrauen zwischen den beiden Ländern erreichte einen absoluten Tiefpunkt erreicht und die Beziehungen sind auch noch lange nach dem Krieg von Zweifel und Misstrauen geprägt. Jedoch die kollektive Skepsis, Bedenken und die gemeinsame Ablehnung gegenüber den USA, der Sowjetunion und Großbritannien in der Nachkriegszeit förderten den Gedanken bei Adenauer und de Gaulle einer Zweier-Allianz zwischen Frankreich und Deutschland. Aus einem Gedanken wurde durch die Unterschrift des Elysee-Vertrages am 21. Januar 1963 die Wirklichkeit. Die beiden Länder verpflichteten sich durch den Vertrag zur Zusammenarbeit in Außen- und Verteidigungspolitik und regelmäßige gemeinsame Treffen. Ebenfalls wurde das deutsch-französische Jugendwerk gegründet, um bereits bei den Jugendlichen eine Freundschaft zwischen beiden Ländern zu unterstützen, damit die zuvor beschriebenen historischen Ereignisse Geschichte bleiben.11 Nähere Informationen zum DFJW werden in Kapitel 3.4 erläutert.
Natürlich muss bedacht werden, dass eine solch intensive und jahrelange Feindschaft nicht einfach mit einem Vertrag und einer Unterschrift vergessen gemacht werden kann. Ein gewisses Misstrauen und kleine Konflikte waren trotzdem noch zu erkennen. Trotzdem zeichnen sich freundschaftliche Tendenzen bis in die Gegenwart ab.
3. Was ist unter Schüleraustausch zu verstehen?
Im Folgenden wird der Schüleraustausch genauer vorgestellt. Dafür wird er definiert und auf seine verschiedenen Erscheinungsarten hingewiesen. Welche Ziele er verfolgt und warum besonders Vor- und Nachbereitung so wichtig sind, wird in Abschnitt zwei und drei erläutert. Zum Ende wird noch kurz auf die Finanzierung, spezieller auf das Deutsch-Französische Jugendwerk eingegangen.
3.1 Definition und verschiedene Arten
Schüleraustausch hat viele verschiedene Definitionen. Decke-Cornill & Küster beschreiben ihn als „ein klassisches Lemfeld für bikulturellen Vergleich und interkulturelles Lernen“12, Burwitz Melzer als „Königsweg, um fremde Kulturen kennen- zulemen“13 oder Fellmann als „etabliertes Bonbon, das von vielen Schülerinnen und Schülern gerne wahrgenommen wird“14. Über Schule hinaus, definiert Thomas den Jugendaustausch als „jede Art organisierter Begegnung deutscher Jugendlicher im Alter von 12 bis 26 Jahren mit Jugendlichen anderer Nationen“15. Der Schüleraustausch gilt dabei als eine Form des Jugendaustausches.16 Fuchs sagt hingegen, dass es keine festgelegte Definition des Schüleraustausches gibt. Er versteht unter dieser Begrifflichkeit lediglich „mehrere Arten von internationalen schulischen Kontakten“17 und zählt dazu „Klassenfahrten, in deren Verlauf eine (Partner-) Schule besucht wird, über mehrtägige bzw. mehrwöchige, manchmal sogar mehrmonatige Aufenthalte im Ausland mit (manchmal aber auch ohne) Schulbesuch, auf Gruppen- oder Klassebasis, in manchen Fällen aber auch auf rein individueller Ebene“18. Fuchs bezieht sich im Zusammenhang des Schüleraustausches sehr oft auf Schulpartnerschaften und geht davon aus, dass einige Austauschprogramme auf festen Paarungen basieren.19 Fellmann hingegen unterteilt die verschiedenen Formen des Schüleraustausches in drei Kategorien. Die erste sind die direkten, beziehungsweise face-to-face Begegnungen wie Schüleraustauschfahrten mit Familienunterbringungen und/oder Schulbesuchen, Drittortbegegnungen, internationale Projektwochen, Praktika im Ausland, multinationale Workcamps, Studienfahrten, Betriebspraktika und individuelle Austauschaktivitäten einzelner Schülerinnen und Schüler. Die zweite Kategorie stellen die medial vermittelten - beziehungsweise virtuellen - Begegnungen dar, bei denen keine Reiseaktivität erforderlich ist, wie zum Beispiel Brieffreundschaften zwischen Partnerklassen, Austausch von Produkten, Korrespondenz per E-Mail, Videokonferenzen und Aktivitäten in Online-Communities. Die Kombination der direkten und virtuellen Begegnung bildet dabei die dritte Kategorie.20 So können beispielsweise die Schülerinnen und Schüler vor einem direkten Austausch in Form einer Klassenfahrt mit ihren Austauschschülerinnen und Schülern an der Gastschule durch E-Mails oder Videos in Kontakt treten. Eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten bietet den Schülerinnen und Schülern eine große Bandbreite an Chancen auf internationale Kontakte, um die folgenden Ziele und Ergebnisse zu erreichen.
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1 Chriostoph Vatter, „Interkulturelles Lernen im Schüleraustausch“, S. 18.
2 Alfred, Holzbrecher, Interkulturelle Schule: eine Entwicklungsaufgabe, S. 221.
3 Karl Marscheffel, Der internationale Schülerbriefwechsel, S. 1.
4 Gabriela Fellmann, S chüleraustausch und interkulturelle Kompetenzen, S. 85.
5 ebd. S. 88.
6 Dieser Abriss ist - aus Platzgründen - in keiner Weise vollständig. Er dient lediglich zum groben Überblick der letzten 200 Jahre, um die Wichtigkeit der friedlichen internationalen Kontakte zu betonen.
7 Ralph Erbar, Quellen der deutsch.französischen Beziehungen 1919-1963, S. 1.
8 ebd. S. 2.
9 ebd. S 4.
10 Aus Platzgründen und da der geschichtliche Abriss der deutsch-französischen Beziehungen nur eine Einleitung in das Thema des Schüleraustausches darstellen soll, werde ich den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen in den Jahren danach nicht vertiefen.
11 Ralph Erbar, Quellen der deutsch-französischen Beziehungen 1919-1963, S. 6f.
12 Helene Decke-Cornill, Lust Küster, Fremdsprachendidaktik. Eine Einführung, S. 235.
13 Eva Burwitz-Melzer, Allmähliche Annäherungen, S. 72.
14 Gabriela Fellmann, S chüleraustausch und interkulturelle Kompetenz, S. 85.
15 Alexander Thomas, Interkulturelles Lernen im Schüleraustausch, S. 657.
16 Gabriela Fellmann, S chüleraustausch und interkulturelle Kompetenz, S. 87.
17 Jochen Fuchs, Internationale Kontakte im schulischen Sektor, S. 2.
18 ebd.
19 ebd.
20 Gabriela Fellmann, S chüleraustausch und interkulturelle Kompetenz, S. 85.