Die vorliegende Arbeit soll neben aktuellen und zukünftigen Entwicklungen im Frauensport ebenfalls geschichtliche Aspekte an den Beispielen der Weimarer Republik und der DDR beleuchten. Schließlich soll im Ausblick die Verbindung zum Schulsport dargelegt werden in welchem der kontrovers diskutierte koedukative Unterricht betrachtet, sowie der sportliche Wandel prognostiziert werden soll.
Vor allem in der heutigen Zeit gerät der demographische Wandel in Deutschland stets mehr ins Visier. Die über viele Jahre stetig gewachsene Bevölkerung nimmt wieder ab. Zudem erfahren wir eine Altersentwicklung von jung zu alt, sowie eine höhere Lebenserwartung der Frau. Wie in vielen anderen Branchen auch, wird das weibliche Geschlecht jedoch ebenfalls im Sport häufig nur sekundär, nach dem männlichen betrachtet. Deutlich ist dies im Frauen- und Männerfußball zu erfahren. Genau aus diesem Grund soll die vorliegende Arbeit konkret den Frauensport im Wandel der Zeit fokussieren.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Demographischer Wandel in Deutschland
3. Die Geschichte des Frauensports
3.1 Frauensport in der Weimarer Republik
3.2 Frauensport in der DDR und im Westen
4. Frauensport Heute
5. Ausblick
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
Vor allem in der heutigen Zeit gerät der demographische Wandel in Deutschland stets mehr ins Visier. Die über viele Jahre stetig gewachsene Bevölkerung nimmt wieder ab. Zudem erfahren wir eine Altersentwicklung von jung zu alt, sowie eine höhere Lebenserwartung der Frau. Wie in vielen anderen Branchen auch, wird das weibliche Geschlecht jedoch ebenfalls im Sport häufig nur sekundär, nach dem männlichen betrachtet. Deutlich ist dies im Frauen- und Männerfußball zu erfahren. Genau aus diesem Grund soll die vorliegende Arbeit konkret den Frauensport im Wandel der Zeit fokussieren. Wopp (2011, S.22) liefert hierzu ein entsprechend provokant anregendes Zitat:
„Frauen stellen einen größeren Bevölkerungsanteil dar als Männer. Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer und Frauen erzielen höhere Bildungsabschlüsse als Männer. Deshalb verwundert es nicht, dass nach Ansicht vieler Trendforscher die Zukunft durch weibliches Denken und Handeln geprägt sein wird“ Die vorliegende Arbeit soll neben aktuellen und zukünftigen Entwicklungen im Frauensport ebenfalls geschichtliche Aspekte an den Beispielen der Weimarer Republik und der DDR beleuchten. Schließlich soll im Ausblick die Verbindung zum Schulsport dargelegt werden in welchem der kontrovers diskutierte koedukative Unterricht betrachtet, sowie der sportliche Wandel prognostiziert werden soll.
2. Demographischer Wandel in Deutschland
Die deutsche Bevölkerung hat sich im letzten Jahrhundert stark verändert. Wie bereits angerissen, scheint die Bevölkerungszahl wieder abzunehmen. Dies war jedoch nicht immer der Fall. Demographische Entwicklungen werden aus Abbildung 1. erkenntlich:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1. Bevölkerungsentwicklung bis 2050
1910 lag das durchschnittliche Alter der Deutschen bei einer Gesamtbevölkerung von 64.9 Mio. noch bei 23.6 Jahren. Es gab daher deutlich mehr jüngere als ältere Bürger, wobei Frauen und Männer ungefähr gleich stark vertreten waren. Ebenfalls die Lebenserwartung lag noch deutlich niedriger als heutzutage. Während sich bis 1960 die Bevölkerungszahlen auf 73.1 Mio. erhöhten, stieg das durchschnittliche Alter, auf 34.7 Jahre, mit an: die Lebenserwartungen stiegen. Betrachtet man die Abbildung, ist zum ersten Mal eine Tendenz zu mehr weiblichen als männlichen Bürgern, vor allem in höheren Altersstufen zu erkennen. Schließlich hatte die Bevölkerungszahl in Deutschland bis zum Jahre 2005 noch stetig zugenommen und lag infolgedessen bei 82.4 Millionen. Auch das Medianalter stieg auf 42.3 Jahre. Der zuvor angesprochene Trend der höheren Lebenserwartungen der Frau ist weiterhin, vor allem ab dem 80. Lebensjahr herauszulesen. Betrachtet man nun die Prognose für 2050, welche auf den Annahmen einer hohen Fertilität, einer Basis-Lebenserwartung und einer hohen Zuwanderung basiert, wird deutlich, dass sich die Altersstrukturen in Zukunft sehr wahrscheinlich zu älteren Menschen verschieben werden. Auch wenn das Medianalter weiter steigt (49.6 Jahre), nimmt die Gesamtbevölkerung ab (77.5 Millionen). Außerdem ist deutlich zu erkennen, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben.
Bezieht man diese Fakten auf den Sport, so wird deutlich, dass gerade der Frauensport zukünftig auch im höheren Alter eine bedeutende Rolle spielt beziehungsweise spielen wird. Dennoch bleibt es fraglich, ob sich die zuvor genannten Altersstrukturen auch geschichtlich im Sport widergespiegelt haben. Dies soll im Folgenden geklärt werden.
3. Die Geschichte des Frauensports
3.1 Frauensport in der Weimarer Republik
„Die Weimarer Republik: Ein Zeitalter des Sports- und ein Zeitalter des Sports der Frauen“ (Wesp, 1998, S. 9). Dieses Zitat klingt zunächst sehr klangvoll und positiv. Doch war dem wirklich so? Ebenfalls in der Deutschen Turnzeitung von 1927 (Nr. 48, 855) wurde der Frauensport der Weimarer Republik angepriesen:
„ Die Frau unserer Zeit ist erstaunlich unabhängig geworden. […] Gleichberechtigt und durch nichts mehr gehandicapt, will sie neben dem Mann stehen. Diese Emanzipation von der Enge des Hauses tritt auf keinem Gebiet so augenfällig in Erscheinung wie gerade beim Sport. […] Die Frau hat sportlichen Ehrgeiz bekommen, sie kokettiert nicht mehr mit weiblicher Schwäche und Zaghaftigkeit, sondern will als Kamerad des Mannes neue Reize entfalten“ (Wesp, 1998, S.54).
Insgesamt kann man den Zitaten gewiss recht geben -jedoch gilt es solche stets kritisch zu betrachten. Der Sport erlebte in der Weimarer Republik sicherlich einen deutlichen Aufschwung. Alte Werte und Normen wurden nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs in Frage gestellt, es kam sowohl zu einem politischen wie auch zu einem sozialen Wandel (Wesp, 1998). Männer wie auch Frauen sahen den Sport als Ablenkung und Ausweg, um „deprimierende Kriegserlebnisse zu vergessen und wieder Spaß am Leben zu finden“ (Wesp, 1998, S.13). Gleichzeitig kam es zum ersten Mal zu einer Institutionalisierung des Frauensports. Frauen aller Alters- und Gesellschaftsstrukturen gründeten eigene Organisationen und Frauenabteilungen und traten Turn- oder Sportvereinen bei. Sie nahmen am Aufbau des Trainingsbetriebs teil, drangen in beinahe jede Sportart vor und eroberten sowohl den Leistungs- als auch den Wettkampfsport (Wesp, 1998, S. 9). Aus organisatorischer Sicht setzte sich der Frauensport jedoch weitestgehend aus drei Hauptgruppen zusammen: „Aus den sogenannten >bürgerlichen< Turn- und Sportverbänden, aus der Arbeitersportbewegung und aus der völlig von Frauen dominierten Gymnastikbewegung“ (Wesp, 1998, S.11). Die Gymnastikbewegung war somit seit jeher eine Frauendomäne, auf welche jedoch im späteren Verlauf der Arbeit noch näher Bezug genommen wird.
Infolgedessen entstand das Bild der „neuen Frau“ (Wesp, 1998, S.13). Aus der zuvor als zurückhaltend und schutzbedürftig angesehenen Frau wurde eine selbstbewusste, belastungsfähige und erwerbstätige Frau (Wesp, 1998). Das Bild des zarten weiblichen Wesens war weitestgehend verflogen. Im Sport konnte die Frau ihre Stellung in der Gesellschaft widerspiegeln; der Frauensport stand somit „charakteristisch für die sich wandelnde Rolle der Frau“ (Wesp, 1998, S.13). Insgesamt wird deutlich, dass sich die Frauen immer mehr emanzipierten. Wichtig ist allerdings zu beachten, dass der Sport nicht direkt der Initiator der Emanzipationsbewegung war, beide jedoch vielmehr parallelen Ursprungs waren (Wesp, 1998). Doch nicht nur im Sport emanzipierte sich die Frau, ebenfalls in ihren Kleidern drückte sich eine neue Reform aus. Es kam zu einer liberaleren Einstellung gegenüber Körper, Sexualität und Moral, welche sich wiederum insgesamt auf die weitere Entfaltung und Entwicklung des Frauensports auswirkten (Wesp, 1998).
Bedeutend für den Frauensport in der Weimarer Republik war sicherlich auch die Neuheit der Verteilung der Sportarten. Frauen drangen erstmals in typische Männersportarten vor und kämpften um Gleichstellung und Anerkennung (Wesp, 1998). Gleichzeitig entwickelte sich die zuvor bereits angesprochene Gymnastikbewegung, die ausschließlich eine Frauendomäne war. Wesp (1998, S.27) beschreibt die Bewegung als „neue Körperbildungsform gegen den männlich geprägten Leistungssport“ die somit den „Eigentümlichkeiten des weiblichen Organismus gerecht“ wird (Wesp, 1998, S.27).
Neben dem allgemeinen Sporttreiben entwickelte sich jedoch ebenfalls der Schulsport mit. Nach dem Kriegsende erfolgte die pflichtgemäße Einführung des Turnunterrichts an Volksschulen, welcher erstmals ebenfalls für Mädchen verpflichtend war. Die Inhalte waren allerdings noch stets streng geschlechterspezifisch ausgerichtet (Wesp, 1998). Immerhin kamen die Jugendlichen jedoch ab diesem Zeitpunkt früher mit Leibesübungen in Berührung als zuvor. Führt man sich einige Jahreszahlen vor Augen, zeichnet das Sportabzeichen interessante geschlechtsspezifische Entwicklungen aus. Nachdem 1912 das erste Mal für Männer und 1927 zum ersten Mal auch für Jungen das Sportabzeichen durchgeführt wurde, dauerte es bei den Frauen schließlich bis 1921 und bei den Mädchen immerhin noch bis 1927 bis zum ersten Wettkampf (Wesp, 1998). Hier gilt noch zu erwähnen, dass eine allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit der Bevölkerung insgesamt mehr Zeit zum Sporttreiben ließ. Verweist man mit diesen Entwicklungen nun auf das Eingangszitat, wird deutlich, dass der Frauensport zur Zeit der Weimarer Republik zwar einen Aufschwung erlebte, jedoch noch lange nicht so viele Frauen Sport trieben wie Männer. Doch dies ist nicht verwunderlich: neben Ehefrau und Mutter mussten viele Frauen wegen der schwierigen ökonomischen Situation noch einer außerhäuslichen Erwerbstätigkeit nachgehen, um das Überleben der Familie zu sichern. 29% der verheirateten Frauen waren während der Weimarer Republik in einem ganztägigen Beschäftigungsverhältnis (Wesp, 1998). Im folgenden Zitat fasst Wesp (1998, S.30) die Entwicklungen sehr realitätsnah zusammen:
„Aktiv sportlich ist aber nur eine Minderheit tätig, eine gegenüber der Vorkriegszeit gewachsene Minderheit freilich, allgemein ist aber festzustellen, daß die im Erwerbsleben stehende Frau nur in Ausnahmefällen regelmäßig turnt und dem Sport sich widmet.“
Einige Frauen widmeten sich daher allgemein mehr dem Sport, allerdings waren sie dennoch in einer Minderheit. Nicht zu vergessen bleibt hier, dass schlichtweg der Faktor der frei verfügbaren Zeit einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklungen hatte.
3.2 Frauensport in der DDR und im Westen
Auch nach der Weimarer Republik erlebte der Frauensport weitere interessante Entwicklungen. Einige Jahre später, zur Zeit der DDR, gewann der Sport weiterhin an Bedeutung und rückte immer mehr ins öffentliche Visier, wenn auch aus anderen Gründen und Zwecken. „Seit den 50er Jahren spielte der Sport in den Systemauseinandersetzungen zwischen West und Ost eine zentrale Rolle“ (Pfister, 2002, S.12). Der Sport wurde in erster Linie als politisches Mittel eingesetzt, um das System nach außen hin zu präsentieren und politische Ziele durchzusetzen (Pfister, 2002). Nicht allzu selten wurde die DDR somit auch als „Sportwunder“ propagiert. Die Frau wurde nicht nur im Sport, sondern vielmehr auch außerhalb als das „starke Geschlecht“ (Pfister, 2002, S.9) angesehen, da sich die DDR unter anderem auch als Land der Frauenemanzipation verstand. Sportliche Erfolge von Athletinnen wurden somit meist nicht auf den persönlichen Erfolg, sondern auf die Effektivität des Systems und auf die Emanzipation der Frau im Sozialismus zurückgeführt (Pfister, 2002).
„Männersportarten“ waren auch weiterhin für Frauen zugänglich; neben der Gymnastikbewegung setzte sich zudem das Synchronschwimmen bei den Frauen durch, welches auf demonstrative Weiblichkeit setzte und somit auch nur von Frauen ausgeübt wurde (Pfister, 2002). Parallel dazu setzte zudem eine „Entsportlichung“ des Sports“ (Pfister, 2002, S.12) ein. Immer mehr Menschen begannen sich dem Freizeitsport zu widmen und die Leistungsambitionen hintenan zu stellen. Ähnlich wie bei der Gymnastikbewegung interessierten sich zudem wesentlich mehr Leute für Sport und Spaß sowie „Fitness“, anstelle von Leistungs- und Wettkampforientierungen (Pfister, 2002). Nichtsdestotrotz war es aber immer noch hauptsächlich das männliche Geschlecht, das im Sport wiederzufinden war. Frauen litten oft unter der Doppelorientierung und -Belastung um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Viele waren nebenbei erwerbstätig, und tendierten unter diesen Doppelbelastungen bei ihrer Prioritätensetzung meist dazu, den Sport hinten anzustellen und die sportlichen Aktivitäten einzuschränken oder gar aufzugeben. (Pfister, 2002).
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