Konstruktivismus für Alltagshandeln und -kommunizieren irrelevant [...]. Im Alltag gehen wir mit unseren kognitiven Welten um, als wären sie real, und bemerken diese Als-Ob-Fiktionen nicht einmal. In der Praxis brauchen wir einheitliche operationale Wirklichkeits- und Bezugssysteme sowie Werthierarchien“. Diese Behauptung beansprucht durchaus Relevanz, sofern die (pädagogische) Praxis nicht vom Handelnden konstruktivistisch reflektiert wird. Schmidt relativiert seine skeptische Haltung gegenüber der Praxisrelevanz wieder, indem er schreibt, dass konstruktivistische Reflexionen die „Legitimationspraxis [der pädagogisch Handelnden M.K.] verändern“ können. Institutionalisierte Supervision könnte diese Reflexion leisten.
Das Interesse der Arbeit richtet sich also auf die Übertragbarkeit der konstruktivistischen Perspektive auf die pädagogische Handlungsforschung und auf die pädagogische Praxis selbst.
Einführend will ich mich mit den Grundannahmen des Konstruktivismus beschäftigen, die als Grundlage der weiterführenden Ausführungen dienen soll. Anschließend sollen die pragmatischen Konsequenzen für das pädagogische Handeln, die sich aus den Grundannahmen ergeben, dargestellt werden. Der letzte Teil untersucht die Anwendung dieser Perspektiven in der Praxis, in Form der Supervision im sozialpädagogischen Kontext.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundannahmen des Konstruktivismus
- Geschichtliche Vorläufer
- Das Konzept der Autopoiese
- Strukturelle Kopplung
- Wahrnehmung und Wirklichkeit
- Verschiedene Konstruktivismen
- Konstruktivismus und Pädagogisches Handeln
- Grundlegende Überlegungen zum Terminus „(pädagogisches) Handeln“
- Probleme bei der Formulierung eines „pädagogischen Handlungsbegriffs"
- Das Technologie- und Verstehensdefizit der Pädagogik (nach Luhmann/Schorr)
- Pädagogische Handlungsperspektiven aus Sicht des Konstruktivismus
- Enttrivialisierung „nicht-trivialer Maschinen“
- Selbsterfüllende Prophezeiungen oder: Toleranz und Verantwortung
- Erkennen und Handeln
- Lebensweltliche Orientierung
- Helfende Kommunikation
- Der Pädagogisch Handelnde als Beobachter II. Ordnung
- Supervision als Institutionalisierte Antwortmöglichkeit auf Pädagogische Handlungsprobleme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Relevanz des Konstruktivismus für das pädagogische Handeln aufzuzeigen und seine Implikationen für die pädagogische Handlungsforschung zu beleuchten. Dabei wird untersucht, welche Konsequenzen sich aus den Grundannahmen des Konstruktivismus für die Praxis ableiten lassen.
- Das Konzept des Konstruktivismus und seine Grundannahmen
- Die Anwendung des Konstruktivismus im Kontext des pädagogischen Handelns
- Der Einfluss des Konstruktivismus auf die pädagogische Handlungsforschung
- Die Rolle der Supervision als institutionalisierte Antwortmöglichkeit auf pädagogische Handlungsprobleme
- Die Relevanz der konstruktivistischen Perspektive für die Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Problemstellung dar. Sie erläutert das Handlungsdefizit, das dem Konstruktivismus vorgeworfen wird, und argumentiert, dass sich aus seinen Grundannahmen durchaus Konsequenzen für das pädagogische Handeln ableiten lassen.
Kapitel 2 befasst sich mit den Grundannahmen des Konstruktivismus und stellt historische Vorläufer der Theorie vor. Es werden wichtige Begriffe wie Autopoiese, strukturelle Kopplung und Wahrnehmung erläutert.
Kapitel 3 untersucht die Implikationen des Konstruktivismus für das pädagogische Handeln. Es werden verschiedene Perspektiven des pädagogischen Handelns aus konstruktivistischer Sicht vorgestellt, wie z.B. die Enttrivialisierung „nicht-trivialer Maschinen“, selbsterfüllende Prophezeiungen und die Rolle des pädagogischen Handelnden als Beobachter II. Ordnung.
Schlüsselwörter
Konstruktivismus, Pädagogisches Handeln, Pädagogische Handlungsforschung, Supervision, Autopoiese, Strukturelle Kopplung, Wahrnehmung, Wirklichkeit, Selbsterfüllende Prophezeiungen, Beobachter II. Ordnung
- Arbeit zitieren
- Manuel Kappernagel (Autor:in), 2003, Die Relevanz des Konstruktivismus für das pädagogisches Handeln. Dargestellt an der Supervision im sozialpädagogischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/52841