Seit der Rubikon Rede F.W. de Klerk’s im Jahre 1990 und dem mit ihr beginnenden Ende der Apartheid in Südafrika und der Freilassung Nelson Mandelas im Februar 1990 ist inzwischen ein Jahrzehnt vergangen. Der ANC als die bedeutendste Widerstandsbewegung vor jener Zeit hat sich zu einer politischen Partei gewandelt, die seit sieben Jahren die Regierungsverantwortung inne hat. Ausgestattet mit einer satten Mehrheit im Zweikammer-Parlament muss sich der ANC den Problemen des Landes stellen. Es gilt eine hohe Arbeitslosigkeit (unter den Schwarzen bei 50%) und eine damit verbundene immense Zahl von Gewaltverbrechen zu bekämpfen. Hinzu kommt eine immer noch deutliche ethnische und rassische Differenzierung, die sich aus einer Geschichte entwickelt hat, die weiter zurückliegt als der Beginn der Apartheid oder der Sieg der National Party (NP) im Jahre 1948. Dadurch gestaltet sich die Werbung um ausländische Investoren als schwierig und deshalb ist auch der Ausweg aus der wirtschaftlichen Misere noch nicht gefunden. Die immer noch große Schere zwischen arm und reich tut sich besonders zwischen Schwarzen und Weißen auf.
Der ANC hat mittlerweile seine Transition von der Widerstandsbewegung hin zu Organisationsstrukturen einer demokratischen Partei weitgehend abgeschlossen, wenn auch unter Schwierigkeiten. An einigen Stellen erkennen Kritiker seiner Regierungsarbeit jedoch schon Ansätze einer für das Afrika südlich der Sahara typischen Pfründen- und Vetternwirtschaft. Man beobachtet eine Verknüpfung der Partei mit eigenen ökonomischen Interessen ihrer Mitglieder und eine enge Bündnispolitik mit Gewerkschaften, insbesondere dem COSATU und der South African Communist Party (SACP), so dass man von keiner nennenswerten Opposition sprechen kann.
Wie es dem ANC gelingt seine alten, bereits als Widerstandsbewegung formulierten Forderungen nach Gleichheit, Gleichberechtigung, Wohlstand für alle und demokratischer Regierung aus der Position der Regierungsverantwortung zu verfolgen und durchzusetzen sowie Gefahren hin zur Entwicklung eines Einparteienregimes zu entgehen, darüber soll die vorliegende Arbeit handeln. Als Grundlage für die ursprünglichen Forderungen dient im wesentlichen die Freiheits-Charta von 1958, welche verglichen wird mit dem Engagement des ANC innerhalb der Verfassungsgespräche (CODESA I+II), mit seinem Regierungsprogramm und der tatsächlichen Regierungsarbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Freiheits-Charta
- Regierungsprogramm und Regierungsarbeit
- Das Ringen um eine neue Verfassung
- Regierungsprogramm des ANC
- Arbeit als Regierungspartei
- Vergleich der traditionellen Forderungen mit der Regierungsarbeit
- Perspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Transformation des African National Congress (ANC) von einer Widerstandsbewegung zu einer Regierungspartei in Südafrika. Sie analysiert die Entwicklung des ANC im Kontext des Endes der Apartheid und die Umsetzung seiner traditionellen Forderungen in der Regierungsarbeit.
- Die Freiheits-Charta des ANC als Grundlage für die ursprünglichen Forderungen nach Gleichheit, Gleichberechtigung und Wohlstand für alle.
- Der Vergleich der Freiheits-Charta mit dem Regierungsprogramm des ANC und der tatsächlichen Regierungsarbeit.
- Die Herausforderungen des ANC als Regierungspartei im Umgang mit Arbeitslosigkeit, ethnischer und rassischer Differenzierung und der wirtschaftlichen Misere.
- Die Frage, ob und wie der ANC seine alten Forderungen in der neuen politischen Realität umsetzen kann.
- Die Gefahr der Entwicklung eines Einparteienregimes und die Bedeutung einer demokratischen Opposition.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in die Thematik und zeichnet den historischen Kontext des ANC als Widerstandsbewegung und seine Transformation zur Regierungspartei nach. Das zweite Kapitel beleuchtet die Freiheits-Charta von 1958, die die wichtigsten Forderungen des ANC nach Gleichheit, Gleichberechtigung und Wohlstand für alle formuliert.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Regierungsprogramm des ANC und der tatsächlichen Regierungsarbeit. Es behandelt dabei die Herausforderungen des ANC im Umgang mit der neuen Verfassung, dem Regierungsprogramm und der Arbeitsweise als Regierungspartei.
Das vierte Kapitel vergleicht die traditionellen Forderungen des ANC mit der tatsächlichen Regierungsarbeit und untersucht die Umsetzung der Freiheits-Charta in der neuen politischen Realität.
Schlüsselwörter
ANC, Apartheid, Freiheits-Charta, Regierungsprogramm, Regierungsarbeit, Gleichheit, Gleichberechtigung, Wohlstand, Demokratie, Einparteienregime, Opposition, Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, ethnische Differenzierung, Rassismus, Südafrika.
- Arbeit zitieren
- M.A. Birk Töpfer (Autor:in), 2001, ANC - zwischen Widerstandsbewegung und Regierungspartei, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/51382