In dieser Arbeit soll die Frage beantwortet werden, ob Radiostationen in ihren Nachrichten vermehrt auf Einordnung und Hintergrundinformationen achten und ob sie grundsätzlich neue Wege gehen, um so einen Mehrwert zu schaffen und nicht nur auf die zeitnahe Verbreitung neuer Ereignisse setzen. Hierfür geht der Autor auf klassische Nachrichten im Radio, Nachrichten im Internet und moderne Nachrichten im Radio ein.
Nachrichten im Radio sollen den Hörer in Kürze über das aktuelle Tagesgeschehen informieren und ihm einen Überblick über die Themen des Tages liefern. Hintergrundinformationen und Einordnungen können zwar ergänzend geliefert werden, gehören aber nicht zur klassischen Nachricht. Doch Nachrichten im Radio haben inzwischen eine immer stärker werdende Konkurrenz durch Smartphones, Tablets und das mobile Internet. War das Radio früher Vorreiter im Verbreiten neuer Informationen, überbieten sich inzwischen Onlineredaktionen mit dem Versenden von neuen Eilmeldungen via Push-Notification oder Postings bei Twitter und Facebook. Smartphones sind in der Regel immer in Reichweite und sofort zur Hand, wenn etwas passiert. Radiosender müssen daher einen neuen Mehrwert in ihren Nachrichten schaffen, damit diese nicht zunehmend an Bedeutung verlieren.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Klassische Nachrichten im Radio
3 Nachrichten im Internet
4 Moderne Nachrichten im Radio
5 Fazit
6 Quellenverzeichnis
1 Einleitung
Nachrichten im Radio sollen den Hörer in Kürze über das aktuelle Tagesgeschehen informieren und ihm einen Überblick über die Themen des Tages liefern. Die Nach- richt ist die kürzeste Darstellungsform beim Radio, da sie ausschließlich das frisch Geschehene beschreibt. Hintergrundinformationen und Einordnungen können zwar ergänzend geliefert werden, gehören aber eigentlich nicht zur klassischen Nachricht.
Doch die Nachrichten im Radio haben inzwischen eine immer stärker werdende Konkurrenz durch Smartphones, Tablets und das mobile Internet. War das Radio frü- her Vorreiter im Verbreiten neuer Informationen, überbieten sich inzwischen sämtli- che Onlineredaktionen mit dem Versenden von neuen Eilmeldungen via Push-Notif- ication oder Postings bei Twitter und Facebook. Smartphones sind in der Regel im- mer in Reichweite und sofort zur Hand, wenn etwas passiert. Radiosender müssen deshalb also einen neuen Mehrwert in ihren Nachrichten schaffen, damit diese nicht zunehmend an Bedeutung verlieren.
In dieser Hausarbeit soll die Frage beantwortet werden, ob Radiostationen in ihren Nachrichten vermehrt auf Einordnung und Hintergrundinformationen achten und ob sie grundsätzlich neue Wege gehen, um so einen Mehrwert zu schaffen und nicht nur auf die zeitnahe Verbreitung neuer Ereignisse setzen.
2 Klassische Nachrichten im Radio
Ein Blick in klassische Lehrbücher des Journalismus verrät schnell: Die Nachrich- tenmeldung ist komplett, sobald alle fünf W-Fragen beantwortet sind: Was ist pas- siert? Wer hat etwas getan? Wo ist es passiert? Wann ist es geschehen? Warum ist es dazu gekommen?
Die Nachrichtenmeldung beginnt mit einem kurzen und prägnanten Leadsatz, der beim Hörer im Kopf bleibt und im Idealfall sogar wörtlich wiederholt werden kann.1
Ein Beispiel für einen solchen Leadsatz wäre: „200 Menschen sind bei einem Flug- zeugabsturz in Deutschland ums Leben gekommen.“ Außerdem ist die klassische Nachrichtenmeldung nicht länger als 30 Sekunden. Eilmeldungen oder andere kurze Meldungen, zu denen noch keine weiteren Informationen vorliegen, dauern sogar oft weniger als 20 Sekunden.2
Natürlich sollte die Nachrichtenmeldung beim Radio auch in leicht verständlicher Sprache geschrieben sein. Der Radiohörer hat im Vergleich zum Zeitungsleser nur eine Chance, den Inhalt aufzunehmen, zu verarbeiten und am Ende zu verstehen. Kurze Sätze mit möglichst wenig Zahlen, gewollte Redundanzen, die wichtige Begrif- fe unterstreichen, keine verschachtelten Einschübe und das Wichtigste an den Be- ginn der Meldung zu stellen sind dabei die wichtigsten Techniken.
3 Nachrichten im Internet
Die klassische Nachricht im Internet sieht zunächst ähnlich aus, wie die Meldung im Radio. Alle fünf W-Fragen werden präzise und in einfacher Sprache beantwortet. Da der Leser hier aber die Möglichkeit hat, Sätze wiederholt zu lesen, können mehr In- formationen in den Text eingearbeitet werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Nachricht mit Bildern und Videos zu versehen oder sie im Nachhinein zu ergänzen.
Das Internet macht dem Radio immer stärkere Konkurrenz im Nachrichtenalltag. Das zeigt auch eine Statistik mit jährlich rund 25.000 Befragten. Informierten sich 2013 rund 14 Prozent der Befragten über das Tagesgeschehen via internet, waren es 2017 bereits rund 19 Prozent. 24% der Befragten informieren sich via Radio über das Tagesgeschehen. Diese Zahl hat sich jedoch seit 2013 nicht weiterentwickelt.3
Eine Studie zeigt zudem, dass das Radio unter den 14- bs 49-Jährigen sogar schon vom Internet überholt wurde. Von den Nachrichten-Nutzern im Internet halten sich 92% täglich im Internet auf, aber nur 66% hören täglich Radio. Bei den 14- bis 49-Jährigen, die keine Nachrichten im Internet abrufen, sieht es ähnlich aus: 78% sind täglich im Internet, 66% schalten täglich das Radio ein.4
Die Wahrscheinlichkeit, dass in dem Moment Radio gehört wird, wenn ein Flug- zeug abstürzt, ist also deutlich geringer, als dass in dem Moment im Internet gesurft wird. Und selbst wenn nicht: Das Smartphone teilt per Benachrichtigung aktiv mit, wenn es neue Nachrichten gibt, das Radio schaltet sich nicht von alleine ein, wenn es einmal ausgeschaltet wurde.
4 Moderne Nachrichten im Radio
Wenn schon Nachrichten im Radio konsumiert werden, sollten die Meldungen we- nigstens nicht dieselben wie im Internet sein. Ein Mehrwert muss also vorhanden sein, der die Nachrichten im Radio aufwertet und deutlich macht, dass der Hörer viel- leicht schon über das neue Ereignis Bescheid weiß, aber dennoch einen Grund zum Einschalten der Nachrichten im Radio findet.
Beim Privatsender Antenne Bayern ging es am 14. Januar 2014 um das Thema Frühgeburten und einen Chefarzt, der auf diesem Gebiet eine Auszeichnung erhielt. Der Reporter Klaus Wittmann beginnt seine Meldung aber nicht etwa mit dem Wich- tigsten zuerst, sondern steigt wie folgt ein: „Gerade mal eine Woche alt ist der kleine Anton. Professor Martin Riess hört den Neugeborenen vorsichtig ab. Alles in Ord- nung.“5 Schnell wird klar: Hierbei handelt es sich nicht ausschließlich um die Darstel- lung der neuesten Fakten. Stattdessen wird eine Geschichte erzählt, die den Hörer emotional an das eigentliche Thema heranführt. Durch diese Erzähltechnik wird die Nachrichtenmeldung zu einem nahbaren Erlebnis. Das Verpacken von Nachrichten in anschaulichen Geschichten bezeichnet man als Storytelling: Sobald nicht mehr trockene Fakten präsentiert, sondern Geschichten erzählt werden, kann der Hörer das Gesagte besser verarbeiten und schneller verinnerlichen.
Der öffentlich-rechtliche Jugendsender DASDING hat sich in einem Testlauf an ei- ner neuen Art der Präsentation versucht. So wurden die Nachrichten in diesem Ver- such nicht der Reihe nach von einem Sprecher vorgetragen, sondern im Dialog mit dem Moderator in Form eines Gesprächs erzählt. Noch dazu wurden ergänzend zur eigentlichen Meldung Hörerfragen zum Thema aufgegriffen und vom Nachrichtenre- dakteur beantwortet.6 Auf diese Art kann nicht nur eine gewisse Interaktivität erzielt werden, sondern auch die Verständlichkeit erhöht werden, da durch die Zwischenfra- gen des Moderators die Dichte an Informationen begrenzt wird und der Hörer mehr Zeit hat, um über das Gesagte nachzudenken.
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1 Vgl. Ohler 2017: 264
2 Vgl. Eichmann 2012: 241f.
3 Vgl. o.V. 2018: zuletzt aufgerufen am 01.07.2018
4 Vgl. Eimeren/Koch 2016: zuletzt aufgerufen am 01.07.2018
5 Vgl. Müller 2014: zuletzt aufgerufen am 01.07.2018
6 Vgl. Müller 2015: zuletzt aufgerufen am 01.07.2018
- Quote paper
- Amadeus Banerjee (Author), 2018, Müssen sich Nachrichten im Radio ändern, um Menschen schneller zu erreichen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/513216