In einer Umfrage für den Jugendreport Natur 2006 in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2005 wurden 2200 Jugendliche der Klassenstufen sechs und neun verschiedener Schularten zum Thema ”Freizeit und Natur“ befragt. Die Jugendlichen sollten unter 15 verschiedenen Antwortmöglichkeiten drei auswählen, welche für sie Beispiele für Nachhaltigkeit sind. Die Ergebnisse dieser Frage zeigen, dass für 54 Prozent der Jugendlichen ”Keinen Müll in den Wald werfen“ und für 39 Prozent auch ”Natur pflegen und sauber halten“ ein Beispiel für Nachhaltigkeit ist. Da die Handlung ”Müll trennen“ dagegen nur eine Zustimmung von 24 Prozent erfuhr, zeigt sich hinsichtlich der Müllproblematik, dass der Aspekt die Natur ästhetisch zu schützen, wichtiger angesehen wird, als ökologische Probleme zu vermindern.
Da nur wenige Jugendliche die Mülltrennung als nachhaltig betrachten stellt sich die Frage ob dieses wichtige Thema in Kindergärten und Schulen ausreichend thematisiert wird. Mülltrennung spielt im Naturschutz und folglich im Schutz des Lebens der Menschen eine wichtige Rolle. Deshalb sollte den Kindern die Mülltrennung zu einem möglichst frühen Zeitpunkt beigebracht werden. Dies beginnt mit der grundlegenden Unterscheidung folgender Stoffe: Man differenziert zwischen organischen Stoffen, welche verrotten (z.B. Obst und Gemüse) oder faulen (z.B. gekochte Essensreste und menschliche Ausscheidungen), sowie künstlichen Stoffen (z.B. Papier und Plastik), die sich mit der Zeit selbst auflösen.
Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 2,9456 Millionen Tonnen Kunststoffe als Verpackungsmaterial verbraucht, wovon 99,5 Prozent verwertet werden konnten (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 2016). Da dabei die Verwertungsart nicht angegeben wurde, kommen dafür sowohl die Verbrennung als auch das umweltfreundliche Recycling in Frage.
Welche weitere Möglichkeit neben Recycling besteht als umweltfreundlicher Umgang mit dem anfallenden Müll? Für Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, gibt es noch eine alternative Methode, mit anfallendem Müll umzugehen: das Upcycling.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Ziele der Natur- und Umweltp adagogik
2.1 Wertevermittlung
2.2 Entwicklung von Spontanitat und Freude
2.3 Trainieren der Sinne
2.4 Verbesserung der korperlichen und geistigen Gesundheit
3 Die Rolle des Erwachsenen
3.1 Vertrauen in die Urinstinkte
3.2 Lernprozess unterstutzen
3.3 Vorbildfunktion
4 G artnern mit Kindern
4.1 Entwicklung von Umweltbewusstsein
4.2 Psychischer Einfluss der Gartenarbeit
5 Upcylingprojekt: Blument opfe aus Gummistiefel“
6 Fazit
Literatur
1 Einleitung
In einer Umfrage fur den Jugendreport Natur 2006 in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2005 wurden 2200 Jugendliche der Klassenstufen sechs und neun verschiedener Schularten zum Thema Freizeit und Natur“ befragt (Bramer 2006, S. 12f).
Die Jugendlichen sollten unter 15 verschiedenen Antwortmoglichkeiten drei auswah- len, welche fur sie Beispiele fur Nachhaltigkeit sind. Die Ergebnisse dieser Frage zeigen, dass fur 54 Prozent der Jugendlichen Keinen Mull in den Wald werfen“ und fur 39 Prozent auch Natur pflegen und sauber halten“ ein Beispiel fur Nach- haltigkeit ist. Da die Handlung Mull trennen“ dagegen nur eine Zustimmung von 24 Prozent erfuhr, zeigt sich hinsichtlich der Mullproblematik, dass der Aspekt die Natur asthetisch zu schutzen, wichtiger angesehen wird, als okologische Probleme zu vermindern. (Bramer 2006, S. 121)
Da nur wenige Jugendliche die Mulltrennung als nachhaltig betrachten stellt sich die Frage ob dieses wichtige Thema in Kindergarten und Schulen ausreichend themati- siert wird. Mulltrennung spielt im Naturschutz und folglich im Schutz des Lebens der Menschen eine wichtige Rolle. Deshalb sollte den Kindern die Mulltrennung zu einem moglichst fruhen Zeitpunkt beigebracht werden. Dies beginnt mit der grund- legenden Unterscheidung folgender Stoffe:
Man differenziert zwischen organischen Stoffen, welche verrotten (z.B. Obst und Gemuse) oder faulen (z.B. gekochte Essensreste und menschliche Ausscheidungen), sowie kunstlichen Stoffen (z.B. Papier und Plastik), die sich mit der Zeit selbst auflosen. (Osterreicher 2010, S. 57)
Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 2,9456 Millionen Tonnen Kunststoffe als Verpa- ckungsmaterial verbraucht, wovon 99,5 Prozent verwertet werden konnten (Bundes- ministerium fur Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 2016). Da dabei die Verwertungsart nicht angegeben wurde, kommen dafur sowohl die Verbrennung als auch das umweltfreundliche Recycling in Frage.
Welche weitere Moglichkeit neben Recycling besteht als umweltfreundlicher Umgang mit dem anfallenden Mull? Fur Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, gibt es noch eine alternative Methode, mit anfallendem Mull umzugehen: das Upcycling. Die Industrie und Handelskammer Nurnberg definiert den Begriff des Upcyclings folgendermaßen:
Upcycling ist eine Form der Wiederverwertung von Stoffen (Recycling). Schein- bar nutzlose Abfallprodukte werden mithilfe des Upcyclings in neuwertige Stoffe umgewandelt. Anders als beim Recycling oder Downcycling kommt es beim Upcycling zu einer stofflichen Aufwertung. Der Prozess der Wiederver- wertung von vorhandenem Material reduziert den Bedarf an neu produzierten Rohmaterialien und wirkt sich somit schonend auf Ressourcen aus.“ (Industrie und Handelskammer Nurnberg fur Mittelfranken 2015)
In vorliegender Arbeit werden in Abschnitt 2 zunachst einige Ziele der Natur- und Umweltpadagogik dargestellt. Anschließend wird in Abschnitt 3 die Frage nach der Rolle des Erwachsenen und in Abschnitt 4 die Frage welchen Einfluss die Garten- arbeit auf Kinder hat geklart. Im Anschluss wird in Abschnitt 5 eine fiktive Bastel- einheit geplant, in welcher – passend zum Thema der Gartenarbeit – alte Kinder- gummistiefel in Blumentopfe verwandelt und spater bepflanzt werden.
2 Ziele der Natur- und Umweltp adagogik
Umweltschutz wird von einer breiten Masse der Bevolkerung befurwortet, wobei der aktive Beitrag des Einzelnen jedoch meistens gering ausfallt. Dies liegt oftmals an fehlendem Handlungswissen, fehlender Gelegenheiten und vor allem am fehlenden Anreiz die personlichen Gewohnheiten zu andern. Die Anwendung der Natur- und Umweltpadagogik bei der Arbeit mit Kindern ist daher ein wichtiger Beitrag und soll das reine Befurworten in aktives Unterstutzen umwandeln. (Osterreicher 2010, S. 112)
In der Natur-und Umweltpadagogik werden verschiedene Ziele verfolgt, wobei im Folgenden ein Teil relevanter Ziele naher dargestellt wird.
2.1 Wertevermittlung
Eine der zentralen Fragen der Natur- und Umweltpadagogik ist wie man Menschen das verantwortungsbewusste Handeln in der Natur nahe bringen kann. Studien zu dieser Frage zeigen, dass das Umweltbewusstsein stark abhangig ist von den personlichen Werten und vor allem von dem Wert, den die Natur fur ein bestimmtes Individuum besitzt. (Osterreicher 2010, S.12)
Diese fur die Umwelt wichtigen Werte werden laut einer Studie der Cornell Uni- versity in New York vor dem elften Lebensjahr stark gepragt (Freire 2013, S. 139). Andere Studien zum selben Thema zeigen, dass Menschen, die sich in ihrem spateren Leben der Losung von Umweltproblemen widmen, meist schon in der Kindheit eng mit der Natur verbunden waren. Dies wurde durch das Untersuchen ihrer Biogra- phien deutlich, in welchen sich zeigte, dass sie in ihrer Kindheit viele Stunden in der Natur verbrachten. (Freire 2013, S. 79)
Die Ergebnisse der Cornell University zeigen, dass spatere Okologen und Natur- forscher ihre Kindheit beispielsweise mit Spielen im Freien, Angeln oder Klettern verbracht haben. Bei diesen Aktivitaten waren teilweise auch Erwachsene anwe- send, welche den Kindern Hilfestellung gaben und durch eigenes Interesse das der Kinder weckten. (Freire 2013, S. 139)
Die Rolle des Erwachsenen in der Natur- und Umweltpadagogik wird in Abschnitt 3 noch genauer erlautert. In diesen vielen Stunden in freier Natur lernten die Kinder zum Beispiel andere lebende Organismen kennen. Bestarkt man respektvolles Verhalten der Kinder ge- genuber Pflanzen und Tieren und erklart ihnen, dass ihr Beitrag zur Natur wichtig ist, so kann dadurch ihre Personlichkeit gestarkt und ihnen Selbstvertrauen verlie- hen werden. Durch das Geben dieser Zeit, in der die Kinder die Natur kennen lernen durfen, lernen sie diese zu schatzen und zu lieben. Erst wenn diese tiefe emotionale Bindung zur Natur vorhanden ist, kann man die Kinder darum bitten, diese zu ret- ten. (Freire 2013, S. 79)
Dieser Ansatz wird unterstutzt durch folgende Aussage Gebhards:
Nur was ich schatze, bin ich bereit zu schutzen. Dabei ist es naturlich keine Frage, dass zum Schatzen auch das Kennen gehort. Aber ebenso ist es keine Frage, dass man nur etwas schatzen kann, wozu man auch eine Beziehung hat.“ (Gebhard 2001, S. 74)
Es geht also darum, die angeborene Tendenz der Naturverbundenheit zu fordern. Diese Art der Padagogik bezeichnet Sobel (1996) als O kophilie, welche die angebore- ne Tendenz der Kinder, sich mit der Natur zu verbinden, fordern soll. Im Gegensatz dazu steht die Okophobie: die Angst oder Ablehnung der Natur, sowie Angst vor dem Aufenthalt im Freien. (Sobel 1996)
Okophobie wird auch von den aktuellen Lehrplanen unterstutzt, die nicht darauf hinarbeiten, den Kindern die Natur naher zu bringen. Vielmehr entfernen diese Lehrplane die Kinder sowohl korperlich als auch seelisch aus ihrer naturlichen Um- gebung. (Freire 2013, S. 79f)
Die emotionale Bindung zur Natur entsteht hauptsachlich in der Kindheit, da Kinder im Alter zwischen zwei und sieben Jahren animistisches Denken besitzen (Osterreicher 2010, S. 13). Dabei ist Animismus laut Osterreicher die Vorstellung, dass unbeleb- te Gegenstande und Naturgewalten, Pflanzen und Tiere eine Seele (anima) und ein Bewusstsein besitzen.“ (Osterreicher 2010, S. 12)
Die Kinder dieser Altersklasse befinden sich im praoperationalen Stadium in wel- chem die eigenen Uberzeugungen bei der Beurteilung der Welt eine große Rolle spie- len. Um fur sie Unerklarliches einzuordnen stellen sie sich vor, dass alle Dinge auf der Welt lebendig sind und mit bestimmten Absichten handeln. Die Entwicklung von animistischem zu naturwissenschaftlichem Denken lasst sich in vier Entwicklungs- schritte unterteilen: In der ersten Phase denken die Kinder, dass jeder Gegenstand seinen eigenen Willen hat. In der zweiten Phase sind noch ausnahmslos alle Objekte lebendig, die sich bewegen, wahrend in der dritten Phase nur noch Dinge lebendig sind, welche sich spontan und aus eigener Kraft bewegen. Die letzte Phase ist die, in welcher die Kinder erkennen, dass nur Pflanzen und Tiere lebendige Wesen sind. (Osterreicher 2010, S. 13)
Diese letzte Phase der kindlichen Entwicklung, das naturwissenschaftliche Denken, sollte das animistische Denken der Kinder nicht zu fruh ersetzten, da der Animismus die emotionale Bindung zur Natur verstarkt und somit die Werte der Kinder pragt. (Gebhard 2001, S. 72f)
2.2 Entwicklung von Spontanit at und Freude
Laut Freire (2013) kann die Entfremdung von der Natur fur die Menschen einige Folgen haben. Im Vergleich zu ihren Vorfahren leidet die Gesellschaft der westlichen Welt unter weniger Schmerzen und Krankheiten, da die moderne Medizin sehr fort- geschritten ist. Des Weiteren mussen sie keinen Hunger oder Durst leiden. Vergleicht man moderne Menschen mit Naturvolkern, so fallt auf, dass starker naturverbunde- ne Menschen trotz scheinbar schlechteren Lebensbedingungen mehr lachen. Forscher waren beeindruckt von ihrer korperlichen und emotionalen Starke, ihrem naturlichen Lachen, der Klarheit ihrer Gefuhle, sowie der zufriedenen Lebensfuhrung. Forscher, die sich langere Zeit mit Naturvolkern beschaftigten, haben auch deren kindlichen Charakter hervorgehoben. Dieser ist verbunden mit Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Spontanitat. Im Gegensatz dazu steht der moderne Mensch, welcher trotz sei- nen Lebensumstanden scheinbar nicht annahernd so glucklich sein kann. Forscher vermuten, dass der Verlust der Eigenschaften, die unter Spontanitat zusammen- gefasst werden konnen, durch den mangelnden Kontakt zur Natur verursacht ist. (Freire 2013, S. 23)
Man vermutet, dass Naturverbundenheit dem Menschen eine umfassendere Perspek- tive ermoglicht. Dadurch kann er sich auf die wesentlichen Dinge in seinem Leben konzentrieren, welche er zuvor nicht von unwesentlichen Dingen unterscheiden konn- te. (Freire 2013, S. 24)
Zusammenfassend kann der Mensch durch den direkten Kontakt mit der Natur ein glucklicheres Leben fuhren, da er sich dem Urvertrauen in die Natur hingibt.
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