ALT, Thomas (2005): Regionale Effekte der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel
- Abstract -
Wie in vielen Ländern, so zeigte sich auch in Deutschland in den letzten Jahren die Tendenz, wissenschaftliche Einrichtungen nicht mehr nur als Orte von Forschung bzw. Lehre zu begreifen, sondern ebenso als „Schrittmacher für die Regionalentwicklung.“
Zahlreiche empirische Studien belegen die außerordentliche Bedeutung, die wissenschaftlichen Einrichtungen für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben ihrer Regionen zukommt. Während derartige Studien inzwischen für die meisten deutschen Städte und Regionen vorliegen, fehlte es in Kiel bislang an einer vergleichbaren Untersuchung.
Die Anregung zu dieser Untersuchung rührt aus der Erwägung der Landeshauptstadt Kiel, an dem vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft e.V. ausgeschriebenen Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft“ teilzunehmen, wofür der städtische Arbeitskreis Kooperation Wirtschaft – Wissenschaft die Federführung übernommen hat. Die in diesem Arbeitskreis vertretene Kieler Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft
mbH (KiWi) wandte sich im Frühjahr 2004 mit der Idee zu dieser Untersuchung an den Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie des Geographischen Instituts der Universität Kiel.
Die Untersuchung erstreckt sich über fünf Analyseebenen:
1. Es wird untersucht, inwieweit die wissenschaftlichen Einrichtungen als ökonomische Akteure in der Region Kiel (K.E.R.N.-Region) wirken.
2. Es werden die Kernkompetenzen der Kieler Wissenschaften ermittelt, also jene wissenschaftlichen Fachgebiete, in denen Kiel zumindest im nationalen Vergleich zu den bedeutendsten Standorten gezählt werden kann.
3. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der Ermittlung der Interaktionsmuster der Kieler Wissenschaften. Neueste Erkenntnisse über das Gründungsgeschehen und die Patentaktivität der wissenschaftlichen Einrichtungen werden hierbei mit berücksichtigt.
4. Es wird untersucht, in welchem Maß die wissenschaftlichen Einrichtungen mit den Ämtern der Landeshauptstadt Kiel kooperieren und somit in die Entscheidungs- und Handlungsprozesse der Kieler Stadtverwaltung eingebunden sind.
5. Zuletzt werden die Aktivitäten der wissenschaftlichen Einrichtungen bezüglich ihrer Dialogorientierung mit der regionalen Bevölkerung dargestellt.
Gliederung
1. Einleitung
1.1. Hintergrund der Arbeit
1.2. Struktur und Zielsetzung der Arbeit
2. Untersuchungsgegenstand und Untersuchungsgebiet der Arbeit
2.1. Die wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel
2.1.1. Abgrenzung des Begriffs „wissenschaftliche Einrichtungen“
2.1.2. Der Hochschulbereich
2.1.3. Der außerhochschulische Bereich
2.2. Die K.E.R.N.-Region
3. Theoretische Diskussion über die Bedeutung wissenschaftlicher Einrichtungen für ihre Region
3.1. Wissensbasierte Regionalentwicklung
3.1.1. Allgemeine Anmerkungen über den Zusammenhang zwischen dem Faktor Wissen und regionaler Entwicklung
3.1.2. Das Konzept regionaler Innovationssysteme
3.1.3. Das Konzept regionaler innovativer Milieus und Netzwerke
3.2. Die Wirkungsfelder wissenschaftlicher Einrichtungen in ihrer Region
3.2.1. Produktionsfunktion – Antennenfunktion – Selektionsfunktion
3.2.2. Ökonomische Effekte wissenschaftlicher Einrichtungen
3.2.3. Die Bedeutung wissenschaftlicher Einrichtungen
für die Stadt- und Regionalentwicklung
3.3. Ableitung des Analyserahmens für die empirische Untersuchung
4. Methodisches Vorgehen
5. Empirische Analyse der regionalen Effekte der wissenschaftlichen Einrichtungen in der K.E.R.N.-Region
5.1. Die wissenschaftlichen Einrichtungen in der K.E.R.N.-Region als ökonomische Akteure
5.1.1. Beschäftigungseffekte
5.1.2. Anzahl und Struktur der Studierenden
5.1.3. Monetäre Effekte
5.2. Die Kernkompetenzen der Kieler Wissenschaften
5.3. Die Interaktionsmuster der Kieler Wissenschaften
5.3.1. Zentral erfasste Kooperationen der Hochschulen
5.3.2. Kooperationen einzelner Professoren am Beispiel ausgewählter Fallstudien
5.4. Die wissenschaftlichen Einrichtungen in der K.E.R.N.-Region als Dienstleister für die Kieler Stadtverwaltung
5.5. Die wissenschaftlichen Einrichtungen in der K.E.R.N.-Region im Dialog mit der regionalen Bevölkerung
6. Die Bedeutung der wissenschaftlichen Einrichtungen für die K.E.R.N.-Region – eine Synthese
7. Anhang
8. Literatur
Verzeichnis der Abbildun gen
Abbildung
Abb. 1: Basisdaten der K.E.R.N.-Region (Stand: 31.12.2004)
Abb. 2: Die direkten Beschäftigungseffekte der wissenschaftlichen Einrichtungen in der K.E.R.N.-Region
Abb. 3: Anzahl der Studierenden insgesamt, der Studienanfänger und der Absolventen der fünf Hochschulen in der K.E.R.N.-Region
Abb. 4a: Räumliche Verteilung der Wirtschaftskooperationen der interviewten Professoren
Abb. 4b: Räumliche Verteilung der Wissenschaftskooperationen der interviewten Professoren (ohne Meereswissenschaftler)
Abb. 5: Formen der Wirtschafts- und Wissenschaftskooperationen der interviewten Professoren
Abb. 6: Die Entstehung der Kontakte zu den Kooperationspartnern der interviewten Professoren bei Wirtschafts- und Wissenschaftskooperationen
Abb. 7: Die Kriterien der interviewten Professoren bei der Auswahl ihrer Kooperationspartner
Abb. 8: Die Ziele und Beweggründe der interviewten Professoren bei Kooperationen
Abb. 9: Die von den interviewten Professoren genannten Hemmnisse bei Wirtschafts- und Wissenschaftskooperationen
Abb. 10: Häufigkeit der Kooperationen der Kieler Ämter mit wissenschaftlichen
Einrichtungen in der K.E.R.N.-Region von 2000 bis 2004
Abb. 11: Häufigkeiten der von den Kieler Ämtern beanspruchten Dienstleistungen der wissenschaftlichen Einrichtungen in der K.E.R.N.-Region
Verzeichnis der Abkürzun gen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1. Hintergrund der Arbeit
Welche Wirkungen entfalten wissenschaftliche Einrichtungen auf ihre Region? Bereits in den sechziger Jahren erschienen in Deutschland wissenschaftliche Arbeiten, die diese Fragestellung zum Inhalt haben. In den letzten zehn bis zwanzig Jahren lässt sich jedoch ein stetig wachsendes Interesse an dieser Thematik beobachten.
Die Hauptursache dieser Entwicklung ist der deutliche Wandel in den Erwartungen an wissenschaftliche Einrichtungen. War die originäre Aufgabe wissenschaftlicher Einrichtungen die Forschung, im Falle von Hochschulen zusätzlich die akademische Lehre, so gerieten wissenschaftliche Einrichtungen seit den achtziger Jahren zunehmend hinsichtlich ihrer Funktion als „Schrittmacher für die Regionalentwicklung“ (POPULORUM, S. 46) in den Fokus des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaft-lichen Interesses. Neben Forschung bzw. Lehre erwartet man heute von wissenschaftlichen Einrichtungen beispielsweise auch intensive Kooperationen mit der privaten Wirtschaft sowie die Forcierung von Firmengründungen durch Mitarbeiter, Absolventen und Studierende.
Hinzu kommt die bei immer weiteren Teilen von Politik und Bevölkerung sichtbare Tendenz, wissenschaftliche Einrichtungen in Zeiten einer sich stetig verschärfenden Situation der öffentlichen Haushalte in Deutschland lediglich als Kostenfaktor wahrzunehmen. Hierdurch geraten vor allem die Hochschulen unter einen immer höheren Druck, die in sie investierten öffentlichen Mittel zu rechtfertigen.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen verwundert es nicht, dass in Deutschland gerade in den letzten zehn bis zwanzig Jahren eine Vielzahl empirischer Studien publiziert wurde, die die regionalen – vor allem regionalökonomischen – Effekte wissenschaftlicher Einrichtungen in einer jeweils ausgewählten Bezugsregion eruieren.
Während derartige Studien inzwischen für die allermeisten deutschen Städte und Regionen vorliegen, die über eine nennenswerte Ausstattung an wissenschaftlichen Einrichtungen verfügen, fehlte es in Kiel bislang an einer vergleichbaren Untersuchung.
Die Anregung zu dieser Untersuchung rührt aus der Erwägung der Landeshauptstadt Kiel, an dem vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft e.V. ausgeschriebenen Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft“ teilzunehmen, wofür der städtische Arbeitskreis Kooperation Wirtschaft – Wissenschaft die Federführung übernommen hat. Die in diesem Arbeitskreis vertretene Kieler Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungs-gesellschaft mbH (KiWi) wandte sich im Frühjahr 2004 mit der Idee zu dieser Untersuchung an den Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie des Geographischen Instituts der Universität Kiel. Mit Vorlage dieser Arbeit findet diese Untersuchung nun ihren Abschluss.
1.2. Struktur und Zielsetzung der Arbeit
Da die Erforschung sämtlicher regionaler Effekte der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel weit über das im Rahmen einer Arbeit wie dieser Leistbare hinausgeht, mussten für die Untersuchung Prioritäten gesetzt werden. Dies geschah in enger Abstimmung mit der KiWi, die nicht nur als Ideengeberin zu dieser Arbeit fungierte, sondern der Untersuchung auch unterstützend zur Seite stand.
Das zentrale Interesse galt der Frage, welchen Beitrag die wissenschaftlichen Ein-richtungen in der Region Kiel für das wirtschaftliche und öffentliche Leben in der Region Kiel leisten. Aus dieser Fragestellung ließen sich mehrere Untersuchungsas-pekte ableiten. Dazu zählen Fragen, die sich auf die Bedeutung der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel für die regionale Wirtschaft beziehen. Erstens soll geklärt werden, inwieweit die wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel selbst als ökonomische Akteure in der Kieler Region wirken. Zweitens soll ermittelt werden, ob die Wissenschaftseinrichtungen in der Region Kiel über ein hohes Maß an Wissen, vor allem technologischem Wissen, verfügen. Drittens soll erfasst werden, inwiefern die wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel mit der regionalen Wirtschaft in Interaktion stehen.
Aus der Frage, welchen Beitrag die wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel für das wirtschaftliche und öffentliche Leben in der Region Kiel leisten, wurden darüber hinaus zwei Untersuchungsaspekte hergeleitet, die auf die Bedeutung der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel für die Kieler Stadtentwicklung Bezug nehmen. Dies ist zum einen die Frage, inwieweit die Wissenschafts- einrichtungen in der Region Kiel als Dienstleister für die Kieler Stadtverwaltung fungieren, zum anderen die Frage, in welchem Maß die wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel im Dialog mit der regionalen Bevölkerung stehen.
Ergänzend zu den soeben genannten Fragestellungen wurde ein weiterer Untersuchungsaspekt in diese Arbeit miteinbezogen. Es ist die Frage, inwieweit die wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel untereinander sowie mit Wissen-schaftsstätten in anderen Regionen in Interaktion stehen.
Im folgenden zweiten Kapitel werden nun die wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel und die Region selbst in der gebotenen Kürze vorgestellt. Die anschließende theoretische Diskussion thematisiert die Wirkungsbereiche wissen-schaftlicher Einrichtungen in ihrer Region. Nachdem in Kapitel 4 das methodische Vorgehen bei dieser Arbeit dargelegt wird, folgt das empirische Kapitel, in dem die Ergebnisse dieser Untersuchung sukzessiv dargestellt werden, bevor im Abschlusskapitel die Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst werden.
Das Anliegen dieser Arbeit ist die Beschreibung und Erklärung der Bedeutung der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel für die regionale Wirtschaft und für die Kieler Stadtentwicklung.
Des Weiteren wird der Versuch unternommen, mögliche Hemmnisse in der Interaktion der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel untereinander, mit außer-regionalen Wissenschaftsstätten und mit Wirtschaftsunternehmen zu identifizieren und aus den gewonnenen Ergebnissen Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Diese Arbeit ist dabei nicht als abschließende Behandlung der Thematik der Regionalwirksamkeit der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel zu verstehen, sondern als ein erster Schritt zur Erfassung des Potenzials, das die wissenschaftlichen Einrichtungen für die Region Kiel bereitstellen.
2. Untersuchungsgegenstand und Untersuchungsgebiet der Arbeit
2.1. Die wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel
2.1.1. Abgrenzung des Begriffs „wissenschaftliche Einrichtungen“
Als wissenschaftliche Einrichtungen in der Region Kiel werden in dieser Arbeit alle Hochschulen, das Universitätsklinikum sowie alle weiteren öffentlichen Forschungs-einrichtungen in der Kieler Region verstanden. Die FuE-Abteilungen von Unternehmen sowie rein privatwirtschaftlich betriebene Forschungsinstitute sind nicht Gegenstand dieser Arbeit. Ebenfalls unberücksichtigt bleiben als eingetragene Vereine betriebene Forschungsstätten sowie jene Bildungseinrichtungen, deren Aktivitäten sich auf die Aus- und Weiterbildung von Personen beschränken, z.B. Wirtschafts- oder Verwaltungsakademien.
An dieser Stelle seien nun die Einrichtungen des Hochschulbereichs in der Region Kiel vorgestellt.
2.1.2. Der Hochschulbereich
Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) wurde 1665 gegründet und ist damit die älteste wissenschaftliche Einrichtung in der Region Kiel. Neben den Teilein-richtungen der Selbstverwaltung gliedert sich die CAU in acht Fakultäten (Theologische Fakultät, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Medizinische Fakultät, Philosophische Fakultät, Mathematisch-Naturwissen-schaftliche Fakultät, Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät, Technische Fakultät) mit insgesamt 81 Fakultätseinrichtungen. Darüber hinaus gehören zur CAU fünf zentrale Einrichtungen, vier Sonderforschungsbereiche und vier Graduierten-kollegs. Im Wintersemester 2004/2005 umfasste das Studienangebot der CAU insgesamt 110 Studiengänge (CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT, S. 87 f. / ERICHSEN, S. 115 ff. / www.uni-kiel.de).
Aufgrund ihrer überragenden Größe und ihrer Eigenschaft, als einzige Volluniversität Schleswig-Holsteins über ein nahezu alle Wissenschaftsfelder umfassendes Fächer-spektrum zu verfügen, fällt der CAU die Schlüsselstellung innerhalb der Kieler Wissen-schaftslandschaft zu (MBWFK & CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT, S. 3).
Die Fachhochschule Kiel (FH Kiel) entstand 1969 durch die Zusammenlegung mehrerer staatlicher Ingenieurschulen bzw. höherer Fachschulen, von denen einige bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet wurden. Die FH Kiel ist untergliedert in die Einrichtungen der Selbstverwaltung, mehrere zentrale Einrichtungen sowie in sieben Fachbereiche. Am zentralen Standort Kiel befinden sich die Fachbereiche Informatik und Elektrotechnik, Maschinenwesen, Soziale Arbeit und Gesundheit, Wirtschaft sowie der 1999 neu gegründete Fachbereich Multimedia Production. Dezentral angesiedelt ist der Fachbereich Landbau in Osterrönfeld bei Rendsburg und auch der Fachbereich Bauwesen in Eckernförde, der jedoch 2007 geschlossen wird.
Im Wintersemester 2004/2005 bestanden an der FH Kiel 22 Studiengänge (FACHHOCHSCHULE KIEL, S. 8 ff. / ERICHSEN, S. 157 ff. / www.fh-kiel.de).
Im thematischen Kontext dieser Arbeit besonders zu erwähnen ist die 1995 gegründete Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH. Diese bundesweit erste Einrichtung ihrer Art an einer Fachhochschule vermittelt und betreut mit einer Vielzahl von Dienstleistungen gemeinsam durchgeführte FuE-Projekte der FH Kiel mit Wirtschaftsunternehmen und öffentlichen Einrichtungen.
Die Muthesius-Kunsthochschule wurde 1907 als Teil der Kieler Gewerbeschule gegründet. Nachdem sie seit 1974 als Fachbereich Gestaltung in die FH Kiel integriert war, wurde sie 1994 verselbständigt und zum Jahresbeginn 2005 unter Aufgabe des Fachhochschulstatus zur Kunsthochschule umgewandelt.
Die Muthesius-Kunsthochschule betreibt Forschung und Lehre in den Bereichen Freie Kunst, Industriedesign und Kommunikationsdesign. Ab dem Wintersemester 2005/2006 wird zudem der Studiengang Interior Design eingerichtet. Darüber hinaus besteht an der Muthesius-Kunsthochschule der Studiengang Architektur, der jedoch bis 2009 auslaufen wird. In Kooperation mit der CAU bietet die Muthesius-Kunsthochschule des Weiteren den Studiengang Kunsterziehung für das gymnasiale Lehramt an (MUTHESIUS-KUNST-
HOCHSCHULE, S. 7 f. & S. 75 ff. / ERICHSEN, S. 178 ff. / www.muthesius.de).
Der Multimedia-Campus Kiel – International Graduate School of Digital Media and Management (MMC) wurde 2001 als gemeinsame Initiative der Landeshauptstadt Kiel, der CAU, der FH Kiel, der Muthesius-Kunsthochschule und der regionalen Wirtschaft gegründet und wird in der Rechtsform einer GmbH betrieben.
Im Gegensatz zu den drei erstgenannten Hochschulen, die in der Trägerschaft des Landes Schleswig-Holstein stehen, wird der MMC von der eigens gegründeten Förderstiftung Multimedia-Campus getragen. Die ausgeprägt wirtschaftsnahen Forschungsaktivitäten des MMC umfassen zahlreiche Aspekte im Bereich Multimedia. Schwerpunkte sind die Forschungsgebiete Neue Medien und Management. Das Studienangebot des MMC besteht aus sechs jeweils ein- bis eineinhalbjährigen postgradualen Masterstudiengängen: Multimedia-Management, Financial Management, E-Business, Multimedia-Kompetenz, Executive Master of Business Administration und Hospital Management (MULTIMEDIA-CAMPUS KIEL, S. 4 ff. & S. 10 ff. / ERICHSEN, S. 197 f. / www.multimedia-campus.de).
Die Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung (FHVD) bildet gemeinsam mit der Verwaltungsakademie in Bordesholm das Ausbildungszentrum für Verwaltung. Träger des Ausbildungszentrums sind das Land Schleswig-Holstein, der Verein zur Unterhaltung der schleswig-holsteinischen Gemeindeverwaltungsschule e.V. und der Verein Deutsche Rentenversicherung Bildungszentrum Reinfeld e.V. Hauptaufgabe der FHVD ist die Aus- und Weiterbildung von Beamten und Angestellten der öffentlichen Verwaltung in Schleswig-Holstein. Die FHVD verteilt sich auf zwei Standorte, zum einen auf den Stammsitz in Altenholz bei Kiel und zum anderen auf die Außenstelle in Reinfeld bei Lübeck. In Altenholz sind die drei Fachbereiche Allgemeine Verwaltung, Polizei und Steuerverwaltung sowie das Institut für Fortbildung und Verwaltungs-
-Modernisierung (InForM) angesiedelt. In Reinfeld befindet sich der Fachbereich Rentenversicherung (FACHHOCHSCHULE FÜR VERWALTUNG UND DIENSTLEISTUNG, S. 13 f. / www.fhvd.de).
Aufgrund der räumlichen Fokussierung dieser Arbeit auf die Region Kiel wird im Folgenden nur noch auf den Standort Altenholz Bezug genommen, während der Standort Reinfeld unberücksichtigt bleiben muss.
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UK S-H) entstand zum Jahresbeginn 2003 durch die Fusion der Universitätsklinika Kiel und Lübeck und ist mit 51 Kliniken und 26 Instituten das zweitgrößte Universitätsklinikum Deutschlands. Die gemeinsam mit den Universitäten Kiel und Lübeck vollzogenen Forschungsaktivitäten am UK S-H konzentrieren sich auf die folgenden sieben Schwerpunkte: Transplantationsmedizin, Onkologie, systemorientierte Neurowissenschaften, klinische Genomforschung, Entzündung und Infektabwehr, Reproduktionsmedizin sowie Gehirn, Hormone und Verhalten. Des Weiteren sind dem UK S-H drei Tochtergesellschaften angegliedert. Neben dem Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe am UK S-H gGmbH und der Service Gesellschaft mbH, an denen keine wissenschaftliche Forschung betrieben wird, ist dies das Zentrum für Integrative Psychiatrie gGmbH (ZIP) in Kiel.
Wegen des geographischen Bezugs dieser Arbeit auf die Region Kiel kann auch beim UK S-H ein Standort nicht in diese Untersuchung miteinbezogen werden. Es ist der Standort Lübeck. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird folglich nur der Standort Kiel behandelt, der seit 2003 unter dem Namen Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel firmiert. Mit 1.246 Betten in 615 Patientenzimmern und mit einem annähernd alle medizinischen Bereiche umfassenden Leistungsspektrum ist der Campus Kiel des UK S-H die mit Abstand größte und bedeutendste Institution für die Gesundheitsversorgung der regionalen Bevölkerung (UNIVERSITÄTSKLINIKUM SCHLESWIG-HOLSTEIN, S. 5 ff. & S. 25 ff. / www.uk-sh.de).
2.1.3. Der außerhochschulische Bereich
Neben den Einrichtungen des Hochschulbereichs befinden sich in der Region Kiel insgesamt 17 außerhochschulische Forschungsstätten. Bei acht von ihnen reichen die Beschäftigtenzahlen jeweils von 70 bis 400. Sie werden daher im weiteren Verlauf dieser Arbeit vereinfachend als die „großen außerhochschulischen Institute“ bezeichnet.
Das größte der acht großen außerhochschulischen Institute ist das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFM-GEOMAR). Die Forschung des IFM-GEOMAR, die auf allen Weltmeeren durchgeführt wird, umfasst alle wichtigen Felder der modernen Meeresforschung und ist in den vier Bereichen Ozeanzirkulation und Klimadynamik, marine Biogeochemie, marine Ökologie und Dynamik des Ozeanbodens zusammengefasst (www.ifm-geomar.de).
Das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel (IPN) betreibt Grundlagenforschung in Fragen des Lehrens und Lernens in den Naturwissenschaften mit dem Auftrag, so die Pädagogik der Naturwissenschaften weiter zu entwickeln und zu fördern (www.ipn.uni-kiel.de).
Das Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) sieht seine Hauptauf-gabe in der anwendungsbezogenen Wirtschaftsforschung. Neben wirtschaftswissen-schaftlicher Forschung zählt das IfW zudem wirtschaftspolitische Beratung sowie die Dokumentation und Bereitstellung von Informationen auf dem Gebiet der internatio-nalen Wirtschaftsbeziehungen zu seinen Aktivitäten (www.uni-kiel.de/ifw/).
Dem IfW angeschlossen ist die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschafts-wissenschaften (ZBW). Mit einem stetig wachsenden Bestand von derzeit über 2,6 Millionen Bänden, rund 17.000 Periodika und etwa 40.000 Internetdokumenten ist die ZBW für welt- und volkswirtschaftswissenschaftliche Literatur die größte Fachbibliothek der Welt (www.zbw-kiel.de).
Die Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel, Standort Kiel (BFEL) – ehemals Bundesanstalt für Milchforschung (BAfM) – hat die Aufgabe, mit ihrer Forschung die wissenschaftlichen Grundlagen der Qualität, der Verarbeitung und der Vermarktung von Lebensmitteln, allen voran Milch, zu erarbeiten (www.bafm.de).
Das Max-Planck-Institut für Limnologie (MPIL) in Plön führt Grundlagenforschung hauptsächlich auf dem Gebiet der Binnengewässer durch. Schwerpunkte der Forschung sind die Bereiche Ökophysiologie, Evolutionsökologie, Tropenökologie und Ökologie fließender Gewässer (www.mpil-ploen.mpg.de).
Zu den großen außerhochschulischen Instituten in der Region Kiel zählen zudem zwei Wissenschaftseinrichtungen der Bundeswehr, zum einen die Forschungsanstalt der Bundeswehr für Wasserschall und Geophysik (FWG) in Kiel, deren Forschungs-schwerpunkt die Aufklärung und Überwachung im Meer ist, zum anderen das Schifffahrtmedizinische Institut der Marine in Kronshagen bei Kiel, das sich mit den medizinischen Aspekten in der Schifffahrt befasst (www.bwb.org/fwg).
Neben den acht großen außerhochschulischen Instituten bestehen in der Region Kiel noch neun weitere Institute, die alle Hochschulen angegliedert oder verbunden sind. Da diese neun Institute jeweils weniger als zehn eigene Beschäftigte haben, werden sie im Folgenden als die „kleineren außerhochschulischen Institute“ bezeichnet. Die Forschungsgebiete der kleineren außerhochschulischen Institute reichen von den Rechtswissenschaften über die politischen Wissenschaften bis zu Naturwissenschaft und Technik.
Der CAU angegliedert bzw. verbunden sind das Lorenz-von-Stein-Institut für Verwaltungswissenschaften mit der angegliederten Forschungsstelle für nationale und internationale Finanzordnung, die Forschungsstelle für Jugendstrafrecht und Kriminalprävention, das Schleswig-Holsteinische Institut für Friedenswissen-schaften (SCHIFF), das Institut für Sicherheitspolitik (ISUK) und das Norddeutsche Strahlenschutzseminar. All diese Institute haben ihren Sitz in Kiel.
Der FH Kiel angegliedert sind das Institut für CIM-Technologietransfer (CIMTT), das Institut für Weiterbildung, beide mit Sitz in Kiel, sowie die Materialprüfanstalt Eckernförde.
Der Universität Trier angegliedert ist das Institut für Biogeographie (Außenstelle Kiel) in Flintbek.
Unterzieht man Kiel einem Vergleich mit anderen deutschen Städten und Regionen, so zeigt sich, dass Kiel bezüglich der Anzahl und Größe der Wissenschaftseinrichtungen nicht an die größten deutschen Verdichtungsräume heranreicht, z.B. Berlin, Hamburg oder München. Mit fünf Hochschulen, einem großen Universitätsklinikum und 17 außerhochschulischen Forschungsstätten weist Kiel für eine Stadt bzw. Region ihrer Größenordnung dennoch einen außergewöhnlich großen Bestand an wissenschaftlichen Einrichtungen auf (BMBF (2004a), S. 31 ff. / www.hochschulkompass.hrk.de).
2.2. Die K.E.R.N.-Region
Die K.E.R.N.-Region (K.E.R.N. = Kiel, Eckernförde, Rendsburg, Neumünster), die in dieser Arbeit als Region Kiel betrachtet wird, besteht neben der Landeshauptstadt Kiel aus den angrenzenden Landkreisen Rendsburg-Eckernförde und Plön sowie aus der kreisfreien Stadt Neumünster. Mit einer Fläche von 3.458 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von über 720.000 Menschen stellt die K.E.R.N.-Region rund ein Fünftel der Gesamtfläche und etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung Schleswig-
-Holsteins (siehe Abb. 1).
Als Küstenregion in Randlage innerhalb Deutschlands ist die K.E.R.N.-Region bezüglich ihrer wirtschaftlichen Situation nicht frei von Schwierigkeiten. Prägend für die K.E.R.N.-Region ist der sich seit etwa
30 Jahren vollziehende Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsregion. Traditionelle Branchen, die früher das wirtschaftliche Leben der Region dominierten, insbesondere die Werftindustrie, verlieren zunehmend an Bedeutung, während Handel sowie öffentliche und private Dienstleistungen einen immer höheren Anteil an der Beschäftigung und Wertschöpfung in der Region auf sich vereinen. Von den insgesamt 217.668 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der K.E.R.N.-Region arbeitet heute die deutliche Mehrheit von 75,3 Prozent im Dienstleistungssektor, 23,2 Prozent sind im verarbeitenden Gewerbe tätig und nur noch 1,5 Prozent der Beschäftigten sind dem Bereich Land- und Forstwirtschaft und Fischerei zuzuordnen (INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER ZU KIEL, S. 20). Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle Erwerbspersonen, lag im Jahresdurchschnitt 2004 in der K.E.R.N.-Region mit 9,1 Prozent leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 10,5 Prozent (www.pub.arbeitsamt.de/hst/servives/statistik/detail/a.html). Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug im Jahr 2000 in der K.E.R.N.-Region 23.800 Euro und war damit etwas niedriger als das BIP pro Kopf in der gesamten Bundesrepublik mit 24.600 Euro (HERRMANN, S. 5).
Charakteristisch für die K.E.R.N.-Region ist die kleinbetriebliche Wirtschaftsstruktur. Der IHK Kiel gehören in der K.E.R.N.-Region insgesamt mehr als 32.000 Unternehmen an (INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER ZU KIEL, S. 15). Gerade einmal 29 in der Region ansässige Unternehmen weisen 500 oder mehr Beschäftigte auf (HSH NORDBANK, S. 4 f.).
Hinsichtlich der Wissensintensität und des regionalen Innovationspotenzials zeigt sich für die K.E.R.N.-Region bei den hierfür herangezogenen Indikatoren ein uneinheitliches Bild. Beim FuE-Personal je 10.000 Beschäftigte liegt die K.E.R.N.-Region mit 172 Beschäftigten leicht über dem Bundesdurchschnitt von 162 Beschäftigten. Der Anteil der Beschäftigten in den forschungsintensiven Industrien an allen Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes ist im Bundesvergleich ebenfalls relativ hoch. Hingegen ist der Anteil des FuE-Personals an allen Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes nur durchschnittlich. Der Anteil der Beschäftigten in technologieorientierten, unter-nehmensnahen Dienstleistungsbetrieben an der Gesamtbeschäftigung bzw. an allen Beschäftigten in wissensbasierten, unternehmensnahen Dienstleistungen ist im Bundesvergleich niedrig. (FRAUNHOFER ISI et al., S. 275 ff. & S. 333 ff.). Besonders schlecht schneidet die K.E.R.N.-Region bei der Anzahl angemeldeter Patente ab. Mit 27,0 angemeldeten Patenten pro 100.000 Einwohner lag das Patentaufkommen in der K.E.R.N.-Region im Jahr 2000 weit unter dem Bundesdurchschnitt von 49,2 (GREIF & SCHMIEDL, S. 138 f.).
Insgesamt hebt sich die K.E.R.N.-Region bezüglich der Wissensintensität und Inno-vationstätigkeit von den meisten norddeutschen Regionen zwar positiv ab, zu den mehrheitlich in Süddeutschland befindlichen, innovationsstärksten deutschen Regionen besteht aber ein unübersehbarer Rückstand, so dass die K.E.R.N.-Region als Innovationsstandort im Bundesvergleich lediglich als Mittelmaß eingestuft werden kann.
3. Theoretische Diskussion über die Bedeutung wissenschaftlicher Einrichtungen für ihre Region
3.1. Wissensbasierte Regionalentwicklung
3.1.1. Allgemeine Anmerkungen über den Zusammenhang zwischen
dem Faktor Wissen und regionaler Entwicklung
Eine Entwicklung, die sich seit etwa 20 bis 30 Jahren weltweit beobachten lässt, ist der Übergang von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft. Kennzeichnend für diesen Übergang ist der immense Bedeutungszuwachs des Faktors Wissen gegenüber den drei anderen Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital. Für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und für die Wettbewerbsfähigkeit von Nationen und Regionen stellt Wissen, vor allem technisches Wissen, heute die entscheidende Ressource dar (SCHÄTZL, S. 224). Dies gilt in besonderem Maß für rohstoffarme Länder, z.B. Deutschland (ROSNER & WEIMANN (2003a), S. 71). Nach Schätzungen trägt der Faktor Wissen heute etwa die Hälfte zur allgemeinen Wertschöpfung in Deutschland bei (BACKHAUS, S. 7).
Der Bedeutungsgewinn des Faktors Wissen lässt sich auf mehrere Gründe zurückführen. Ein Grund ist der im Zuge der Globalisierung stetig anwachsende Wettbewerb zwischen Ländern bzw. Regionen. Ein weiterer Grund ist die national und international zunehmende Arbeitsteilung und Spezialisierung der Wirtschaft. Ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum in den meisten hochentwickelten Ländern und immer kürzere Produktlebenszyklen sind als weitere Gründe anzuführen (VAN GEENHUIZEN, S. 103 / ZENKER, S. 207). Diese Tendenzen erzwingen von Unternehmen in Hochlohnländern die permanente Entwicklung neuer bzw. die Verbesserung bestehender Produkte (Produktinnovationen) und ebenso die stetige Optimierung von Produktionsprozessen und Organisationsabläufen (Prozessinnovationen) . Innovationen sind somit die entscheidende Komponente der wirtschaftlichen Entwicklung. Im Innovationsprozess sind dabei die drei Phasen der Invention, der Innovation und der Diffusion zu unterscheiden. Die Invention stellt die eigentliche Idee bzw. Erfindung dar, die Innovation ist als erstmalige Durchsetzung der Erfindung zu begreifen, während der Begriff der Diffusion die räumliche Verbreitung der Innovation bezeichnet. Die drei Phasen verlaufen nicht als linearer, sondern als interaktiver Prozess, der Rückkopplungen zwischen den am Innovationsprozess beteiligten Akteuren mit einschließt (SCHÄTZL, S. 115 f.).
Die essentielle Bedeutung von Wissen und von Innovationen für die wirtschaftliche Entwicklung bewirkt eine zunehmende Orientierung der Wirtschaft auf Forschung, Entwicklung und Wissensintensivierung. Besonders vorteilhaft ist dabei die Verfügbarkeit externer Wissensquellen. Hier sind wissenschaftliche Einrichtungen an erster Stelle zu nennen, da sie den Innovationsprozess der Wirtschaft auf vielfältige Weise unterstützen (SCHÄTZL, S. 224 f.). Für die erfolgreiche Entwicklung einer Region ist daher die Präsenz wissenschaftlicher Einrichtungen, innovativer Unternehmen und anderer Innovationsakteure in möglichst hoher Anzahl ein Schlüsselfaktor. Dass Innovationsprozesse einen regionalen Ursprung haben, dass das Innovationsgeschehen räumlich differenziert verläuft, dass räumliche Nähe innovationsfördernde Interaktionen begünstigt und dass innovations- und technologiepolitisches Handeln auch eine regionale Wirksamkeit entfalten kann, unterstreicht den Zusammenhang zwischen dem Faktor Wissen und regionaler Entwicklung (KOSCHATZKY, S. 9).
In der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung geriet Anfang der neunziger Jahre die räumliche Dimension ökonomischer Aktivitäten wieder in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Der zentrale Forschungsaspekt ist hierbei die Frage, wie ökono-mische Prozesse unter den veränderten Bedingungen der Wissensgesellschaft erklärt werden können – auch und insbesondere auf der regionalen Ebene. Die in Geographie und Wirtschaftswissenschaften diesbezüglich publizierten Beiträge werden unter dem Terminus der New Economic Geography subsumiert (KOSCHATZKY, S. 1 ff. / SCHÄTZL, S. 201 ff.). Zu diesen Beiträgen zählen auch eine Reihe theoretischer Konzepte, von denen im Folgenden zwei vorgestellt werden. Dies ist zum einen das Konzept regionaler Innovationssysteme, zum anderen das Konzept regionaler innovativer Milieus und Netzwerke. Es handelt sich bei diesen Konzepten nicht um konsistente, definitive Theorien, sondern um systemische Erklärungsansätze, die sich derzeit noch im Stadium ihrer inhaltlichen Ausgestaltung und empirischen Überprüfung befinden.
[...]
- Arbeit zitieren
- Diplom-Geograph Thomas Alt (Autor:in), 2005, Regionale Effekte der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region Kiel, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/50930