Diese Arbeit setzt sich mit der niederdeutsche Literatur auseinander und analysiert ihr hohes Potential für politische oder ideologische Vereinnahmung. Diese politische Ebene steht im Kontrast zur landläufigen Meinung, die die niederdeutsche Literatur als nichts weiter als schöngeistige Literatur sieht. Hieraus ergibt sich natürlich die Frage, auf welchen Faktoren dieser starke Unterschied beruhen mag. Um hierauf eine Antwort zu finden wird sich diese Ausarbeitung auf eine kleine Zeitreise begeben, in welcher sie die markantesten Etappen der niederdeutschen Literatur passiert und so auch anhand von konkreten Beispielen aufzeigen wird, was unter politisch aufgeladener niederdeutscher Literatur zu verstehen ist.
Diese Auswahl an Etappen beinhaltet zunächst einmal die Schleswig-Holsteinische Erhebung, ein militärischer Konflikt welcher von 1848 bis 1851 andauerte und in dem die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein um Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark kämpften. Hier erlebte die niederdeutsche Literaturszene eine Art politisches Debüt in dem insbesondere Klaus Groth, ein noch heute am ehesten mit niederdeutscher Literatur in Verbindung gebrachter Autor, eine führende Rolle einnahm. Hierauf folgte eine Phase des Verschwindens der niederdeutschen Literatur von der politischen und literarischen Bühne, bis zur Zeit des ersten Weltkriegs nur um dann erneut abzutauchen. Doch schon bald darauf folgte eine neue Phase der Hochkonjunktur, nämlich die Machtergreifung der Nationalsozialisten.
Neben der recht offensichtlichen Korrelation zwischen niederdeutschen Autoren und autoritären Staatsformen kristallisiert sich spätestens hier ein weiteres Merkmal der niederdeutschen Literatur heraus, nämlich eine symptomatische Wechselhaftigkeit an politischer Partizipation, auch der Ursache und konkreten Gestalt dieser beiden Phänomene wird versucht im Folgenden auf den Grund zu gehen. Wichtig an dieser Stelle zu erwähnen ist noch, dass im Laufe dieser Arbeit stets nur von Tendenzen und Hauptströmungen ausgegangen werden kann, denn selbstverständlich ist auch die niederdeutsche Literatur ein breites wandelbares Feld welches Grauzonen zulässt und auch Autoren hervorbrachte die gegen den Strom schwammen.
Inhaltsverzeichnis
- Erster Überblick
- Das politische Debüt
- Das stigmatisierende Moment
- Selbstgewählte Isolation?
- Ideologische Liebäugelei
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Ausarbeitung befasst sich mit dem ideologisch-politischen Potential niederdeutscher Literatur. Sie untersucht, wie die Literatur der Region in verschiedenen historischen Epochen von politischen und ideologischen Strömungen beeinflusst wurde und ihrerseits Einfluss auf die öffentliche Meinung und das gesellschaftliche Leben ausübte.
- Die Rolle niederdeutscher Literatur im Kontext der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (1848-1851)
- Die Nutzung von literarischen Mitteln zur politischen Agitation und Propaganda
- Die Verbindung zwischen niederdeutscher Literatur und autoritären Staatsformen, insbesondere im Nationalsozialismus
- Die Wechselhaftigkeit der politischen Partizipation in der niederdeutschen Literatur
- Die Bedeutung der niederdeutschen Literatur als Spiegelbild der regionalen Kultur und Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Erster Überblick
Der einleitende Teil der Ausarbeitung stellt die Frage nach dem Potential niederdeutscher Literatur für politische und ideologische Vereinnahmung in den Vordergrund. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, diese Frage anhand von konkreten Beispielen zu beleuchten und die wichtigsten Etappen der niederdeutschen Literatur im Hinblick auf ihre politische Dimension zu analysieren. Hierbei werden die Rolle der Literatur im Zusammenhang mit der Schleswig-Holsteinischen Erhebung, die Zeit des Ersten Weltkriegs und die Machtergreifung der Nationalsozialisten als zentrale Bezugspunkte hervorgehoben.
Das politische Debüt
Dieser Abschnitt befasst sich mit dem erstmaligen Auftreten niederdeutscher Literatur mit politischer Aufladung im Kontext der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (1848-1851). Die Ausarbeitung untersucht, welche Faktoren die Autoren dazu bewegten, sich in dieser Zeit politisch zu engagieren und wie sie ihre literarischen Werke zur Stärkung des nationalen Bewusstseins und zur Mobilisierung der Bevölkerung einsetzten.
Das stigmatisierende Moment
Dieser Teil der Arbeit analysiert die literarische Reaktion auf die Ereignisse der Schleswig-Holsteinischen Erhebung, insbesondere im Hinblick auf die Verwendung von nationalistischen und patriotischen Motiven. Die Ausarbeitung untersucht, wie die Autoren durch die Verwendung von Symbolen und Metaphern die dänischen Gegner als Bedrohung für die nationale Identität der Schleswig-Holsteiner darstellten und so die Bevölkerung für den Kampf mobilisierten.
Selbstgewählte Isolation?
Dieser Abschnitt untersucht, wie die niederdeutsche Literatur nach dem Ende der Schleswig-Holsteinischen Erhebung von der politischen Bühne verschwand und sich in der Folgezeit in erster Linie mit Themen wie der Landkultur und dem bäuerlichen Leben beschäftigte. Die Ausarbeitung analysiert die Gründe für diesen Rückzug aus der politischen Debatte und untersucht, ob diese Entwicklung als eine Form der Selbstgewählten Isolation interpretiert werden kann.
Ideologische Liebäugelei
Dieser Abschnitt beleuchtet die Wiederkehr der niederdeutschen Literatur in den Kontext der politischen und ideologischen Entwicklungen im ersten Weltkrieg und der Zeit des Nationalsozialismus. Die Ausarbeitung analysiert die Nutzung der Literatur als Mittel zur Verbreitung nationalistischer Ideologien und untersucht, inwieweit die niederdeutsche Literatur von den nationalsozialistischen Machthabern instrumentalisiert wurde.
Schlüsselwörter
Niederdeutsche Literatur, Schleswig-Holsteinische Erhebung, politische Agitation, Propaganda, Nationalismus, Identität, Regionalismus, Autoritarismus, Nationalsozialismus, Sprachkultur, Literaturgeschichte.
- Quote paper
- Peter Meenken (Author), 2014, Das ideologisch-politische Potential niederdeutscher Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/508898