Diese Arbeit beschäftigt sich mit der spanischen Orthographie und deren Entwicklung ab dem 13. Jahrhundert. Im Spanischen sind sowohl Nebrija als auch die Real Academia Española bekannte Stichworte in der Orthographie, der Geschichte und der Gegenwart. Nicht nur mit diesen beiden, sondern auch mit weiteren Sprachwissenschaftlern, deren Orthographiereformen aus dem 13. bis zum 17. Jahrhundert und ob ihre Orthographie eher dem etymologischen oder doch dem phonologischen Prinzip folgt, werde ich mich beschäftigen. Auch die Real Academia Española - die seit Mitte des 18. Jahrhundert existiert - und deren Einwirken auf die Rechtschreibung wird Thema dieser Arbeit sein.
Schon seit vielen Jahrhunderten beschäftigen sich Linguisten und Sprachwissenschaftler mit der Verschriftlichung der Sprache. Erst die Herausbildung verschiedener Schriftsysteme in der Vergangenheit machte es dem Menschen möglich, seine sprachlichen Äußerungen zu fixieren. Diese Fixierung geschieht jedoch nicht zufällig, sondern verlangt Regeln, welche in so genannten Orthographien festgehalten werden. Eine Orthographie ist ein Werk, dessen Hauptziel es ist, Regeln und Festlegungen zur Verschriftung von Sprache festzuhalten. Die Durchsetzung der neu festgelegten oder reformierten Normen regelt dann im Idealfall heutzutage eine normgebende Instanz, zum Beispiel das Bildungssystem.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geschichte der Orthographie vom 13. bis zum 17. Jahrhundert
3. Die Real Academia Española
4. Die Entwicklung der Orthographie unter der RAE vom 18. Jahrhundert bis heute
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Schon seit vielen Jahrhunderten beschäftigen sich Linguisten und Sprachwissen- schaftler mit der Verschriftlichung der Sprache. Erst die Herausbildung ver- schiedener Schriftsysteme in der Vergangenheit machte es dem Menschen mög- lich, seine sprachlichen Äußerungen zu fixieren. Diese Fixierung geschieht je- doch nicht zufällig, sondern verlangt Regeln, welche in so genannten Orthogra- phien festgehalten werden. Eine Orthographie ist ein Werk, dessen Hauptziel es ist, Regeln und Festlegungen zur Verschriftung von Sprache festzuhalten. Die Durchsetzung der neu festgelegten oder reformierten Normen regelt dann im Idealfall heut zu Tage eine normgebende Instanz, zum Beispiel das Bildungssys- tem.1
Im Spanischen sind sowohl Nebrija als auch die Real Academia Española be-kannte Stichworte in der Orthographie, der Geschichte und der Gegenwart. Nicht nur mit diesen beiden, sondern auch mit weiteren Sprachwissenschaftlern, deren Orthographiereformen aus dem 13. bis zum 17. Jahrhundert und ob ihre Ortho- graphie eher dem etymologischen oder doch dem phonologischen Prinzip folgt, werde ich mich beschäftigen. Auch die Real Academia Española - die seit Mitte des 18. Jahrhundert existiert - und deren Einwirken auf die Rechtschreibung wird Thema der hier vorliegenden Arbeit sein.
2. Geschichte der Orthographie vom 13. bis zum 17. Jahrhundert
Bereits seit der Entstehung der Orthographien gibt es unter Linguisten zahlreiche Diskussionen, ob eine Orthographie dem etymologischen oder dem phonologi- schen Prinzip folgen soll. Das Prinzip der Etymologie verkörpert dabei die „Wis- senschaft von der Herkunft, Grundbedeutung und Entwicklung einzelner Wörter sowie von ihrer Verwandtschaft mit Wörtern gleichen Ursprungs in anderen Sprachen“.2 Es geht also um den Erhalt der Sprache im ursprünglichen Sinne und deren Wörter. Die Phonologie hingegen ist eine „linguistische Teildisziplin, die das Lautsystem einer Sprache, beziehungsweise mehreren Sprachen, zum Gegenstand hat“.3 Im Gegensatz zum etymologischen Prinzip wird demzufolge hierbei Wert auf Neuerungen und Entwicklung der Sprache und dessen phoneti- scher Grundlage gelegt. Es gab schon immer eine Spannung zwischen dem Be- wahren der damaligen gewohnten Schreibweise (etymologisches Prinzip) und dem Bestreben die Schrift der sich dauerhaft wandelnden Aussprache anzupas- sen (phonologisches Prinzip).4
Mit der „Alphonsinischen Orthographie“ wurde im 13. Jahrhundert ein erster großer Meilenstein in der Geschichte der spanischen Orthographie gesetzt. Die ortografiá alfonsí war das Ergebnis eines ersten Versuches der Selektion und Systematisierung von Sprache und deren Regeln zur Regierungszeiten Alfons‘ des Weisen.5 Wie bei allen anderen Werken war das Vorbild der Verschriftung das Lateinische. Hauptsächlich waren die Ergänzungen des lateinischen Alpha- bets durch die Buchstaben <ç> aus dem westgotischen und das <ñ>, dass das <nn> ersetzen sollte.6 Die alphonsinischen Orthographie nahm demzufolge be-reits eine leichte Entwicklung zum Phonologischen an, orientierte sich jedoch noch hauptsächlich am etymologischen Prinzip. Wo in vorangegangenen Ortho- graphien jedoch noch mehr Schwerpunkt auf das etymologische - folglich das Beibehalten der Buchstaben, die auf die Herkunft deuten - gesetzt wurde, kamen bei Alfons dem Weisen schon immer mehr phonologische Aspekte zum Vor- schein. Die an seinem Hofe entwickelte Norm hatte bis zum Ende des 15. Jahr- hundert Gültigkeit.7 Trotz der bereits leicht phonologisch orientierten Orthogra- phie von Alfons dem Weisen tauchten immer wieder etymologische Schreibwei- sen in religiösen und juristischen Texten auf, welche sich am Schriftbild früherer – meist bis ins Mittelalter zurückgehenden – Schriften orientierten.
Als der Buchdruck in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erfunden wurde, wurden damit alle zu dem Zeitpunkt laufenden Schreibgewohnheiten übernom- men. Somit hatten auch die Buchdrucker einen relevanten Einfluss auf die Or- thographie zu deren Zeit, denn „Was sich in der ersten Zeit des Buchdrucks als Schreibgebrauch etabliert, wird nicht mehr leicht zu reformieren sein.“8
Zum Ende des 15. Jahrhunderts erschient die erste systematische Orthographie der spanischen Sprache. Antonio de Nebrija veröffentlicht seine Orthographie unter dem Motto: „tenemos de escrivir como pronunciamos, pronunciar como crivimos“9 und unterstrich somit ebenfalls den phonologischen Akzent seines Werkes. Das neue bei Nebrija war, dass jeder Buchstabe ab sofort nur noch eine Funktion hatte und damit nur einen Laut repräsentierte, nachdem er auch benannt wurde. Jedes Graphem wurde in das Alphabet aufgenommen und nach seiner Aussprache benannt. Das neue Alphabet nach Nebrija zu der Zeit war demnach wie folgt: a, b, c, ç,c, cȟ, d e , f, g, h, i,j, l, II, m, n, ñ, o, p, r, s, t, v, u, x, z. Weitere Neuerungen waren beispielsweise das Ausschließen der Doppelkonsonanten rr und ss aus dem Alphabet oder, dass im Anlaut, im Auslaut und nach Konsonan- ten kein Buchstabe doppelt geschrieben werden sollte ( nicht onrra, ssabio). 10
Da Reformen zu dieser Zeit noch nicht als verbindlich galten, appellierte An- tonio de Nebrija mit Nachdruck an die Regierung, dass nur mit derer Unterstüt- zung die Orthographie offiziell eingeführt werden könne. Er meinte, „dass die Sprache […] entweder durch eine Intervention der Königin oder aber durch eine Übereinkunft unter den Gebildeten normiert werden [könne].“11 Es blieb ihm jedoch jegliche offizielle Unterstützung versagt. Auch wenn seine Orthographie nicht als rechtsgültig galt, hatte sie bereits einen recht großen Einfluss auf die Gebildeten zu seiner Zeit.
Auch im 16. Jahrhundert gab es keine weiteren Fortschritte in der Normierung einer Orthographie. Die angewendete Schreibweise richtete sich damals eher nach Herkunft und Bildung oder nach den Ansichten und Standpunkten der Schreibenden.12 Diese Unverbindlichkeit kam im Diálogo de la lengua von dem Humanisten Juan de Valdés klar zum Vorschein. So schrieb er beispielsweise zur Frage mp/mb oder np/nb: «huelgo ser descuidado en esto, y assi, por cumplir con la una parte y con la otra, unas vezes escrivo m y otras n». 13 Als verbindlich wurde damals demzufolge nicht viel angesehen.
[...]
1 Vgl. Martin Becker, Einführung in die spanische Sprachwissenschaft, S.47.
2 Hadumod Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, S. 179.
3 Helmut Glück, Metzler Lexikon Sprache, S. 510.
4 Vgl. Beatrice Schmid, „Spanisch: Die Geschichte der Verschriftung/Lengua y escritura“, S. 415.
5 Vgl. ebd. S. 416.
6 Vgl. Annegret Bollée, Spanische Sprachgeschichte, S. 76.
7 Vgl. ebd. S 77.
8 Beatrice Schmid, „Spanisch: Die Geschichte der Verschriftung/Lengua y escritura“, S. 419
9 ebd.
10 Vgl. ebd.
11 ebd. S. 420.
12 Vgl. ebd.
13 ebd.