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Hausarbeit, 2019
21 Seiten, Note: 2,0
1. Einleitung
2. Die Studie des DIW
3. Der Bericht des IW
4. Berichterstattung in den Medien
5. Ergebnisse aus den Wahlen in Bayern und Hessen
6. Schlussbetrachtung und Fazit
7. Literaturverzeichnis
Spätestens seit der europäischen „Flüchtlingskrise“ 2015 und den Wahlerfolgen in den darauffolgenden Jahren polarisieren die Aussagen der Alternativen für Deutschland in der politischen Landschaft in Deutschland. Zahlreiche Zeitungen und Nachrichtenportale thematisieren seither den rasanten Aufstieg der Partei. Zentral bei der Einordnung und Bewertung der Partei ist dabei die Bestimmung ihrer Wählerschaft. Interessanterweise kommen die Autoren der großen deutschen Tageszeitungen, ebenso wie die Erhebungen, auf die sie sich beziehen, dabei zu höchst disparaten Ergebnissen. Das in den Print- und Onlinemedien gezeichnete Bild vom typischen AfD-Wähler reicht vom „Arbeiter, männlich, ostdeutsch“ (Dalkowski, 2017) bis zum überdurchschnittlich gutverdienenden und „gut ausgebildet[en]“ Bürger (Machowecz, 2017). Zu den am häufigsten zitierten Quellen der größeren Zeitungen zu diesem Thema gehören vor allem die Studie des IW (Institut der Deutschen Wirtschaft) (Bergmann/Diermeier/Niehues, 2017A), in der die AfD-Anhängerschaft unter den Besserverdienern verortet wird. Etwas seltener herangezogen wird die Studie des größtenteils aus öffentlichen Mitteln finanzierten DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) (Brenke/Kritikos, 2017), die zu einem völlig gegenteiligen Ergebnis kommt. Doch wieso widersprechen sich die beiden häufig von den Medien verwendeten Studien zu einem Thema im gleichen Jahr so grundlegend? Wie wird das Thema medial aufbereitet? Gibt es fundierte Belege, wie die Wählerschaft der AfD aktuell tatsächlich zusammengesetzt ist? Antworten auf die diese Fragen zu finden soll das Ziel der folgenden Arbeit sein. Dabei werden zunächst die genauen Ergebnisse der Studien untersucht und nach möglichen Verzerrungen als Grund für die gegensätzlichen Befunde gesucht. Anschließend wird die Berichterstattung einiger ausgewählter Medien zu diesem Thema genauer betrachtet. Interessant ist hier vor allem die Wochenzeitung „die Zeit“, die sich der Thematik oft annimmt. Es wird von unterschiedlichen Journalisten in mehreren Artikeln meistens die These vom typischen AfD-Wähler als Angehörigen der gesellschaftlichen Mitte vertreten, allerdings auch Gegenteiliges geschrieben.
Da seit der Veröffentlichung der beiden Studien Wahlen in Bayern und Hessen stattgefunden haben, bietet es sich abschließend an, die Daten aus diesen Landtagswahlen mit den Ergebnissen der Studien zu vergleichen.
Datenerhebung und Quellen
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlichte im DIW Wochenbericht Nr. 29 im Jahre 2017 den Bericht „Wählerstruktur im Wandel“ (Brenke/Kritikos, 2017). Der Artikel basiert auf einer Studie, die soziostrukturelle Merkmale, den Erwerbsstatus, das Einkommen, die durchschnittliche Arbeitszeit und auch Selbsteinschätzungen der Befragten festhält. Als Datenquelle dient größtenteils die „Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaft“ (ALLBUS) der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen (GESIS), wobei die Stichprobe 3490 Fälle, die im Zeitraum von April 2016 bis September 2016 erhoben wurden, enthält (ALLBUS 2016). Erhoben wurden die Daten mittels persönlich-mündlicher Befragung mit einem standardisierten Frageprogramm (ebd.). Die Auswahl der Befragten schließt sowohl West- als auch Ostdeutschland ein. „In der ersten Auswahlstufe wurden Gemeinden in Westdeutschland und in Ostdeutschland mit einer Wahrscheinlichkeit proportional zur Zahl ihrer erwachsenen Einwohner ausgewählt. In der zweiten Auswahlstufe wurden Personen aus den Einwohnermeldekarteien zufällig gezogen“ (ebd.), wobei Ostdeutschland mit 51 Sampling Points gegenüber Westdeutschland (111 Sampling Points) etwas überrepräsentiert ist. Verglichen wird die AfD bei der Erhebung mit der CDU/CSU, SPD, FDP, den Linke und den Grünen. Andere Parteien sind als „Andere Partei“ zusammengefasst. Außerdem werden die Werte mit denen der Unentschlossenen und der Nichtwähler verglichen.
Ergebnisse und Interpretation
Die Ergebnisse der Studie des DIW (die Daten im folgenden Abschnitt beziehen sich auf: Brenke/Kritikos, 2017, S. 598 ff.) zeichnen in allen Kategorien ein recht eindeutiges und klares Bild der AfD-Wählerschaft. Der Anteil der Männer unter den AfD-Wählern ist mit 69% noch vor der FDP (60%) der mit Abstand höchste aller Parteien. Auffällig ist auch eine Affinität der Altersgruppe der 30-54 Jährigen für die AfD: Mit 46% hat die Partei einen nur knapp niedrigeren Anteil in dieser Gruppe als die Grünen (47%) und damit den zweithöchsten aller Parteien. Wird die Gemeindegröße verglichen, so erreicht die AfD in den Kleinstädten und Dörfern überdurchschnittlich starke Werte, während sie in den Metropolen (500.000 Einwohner und mehr) unterdurchschnittlich wenige Wähler mobilisieren kann. Interessant für die Thematik dieser Arbeit ist allerdings vor allem der Erwerbsstatus und die Berufsausbildung. Zwar sind Wähler mit (Fach-)Hochschulabschluss mit einem Anteil von 18% durchaus vorhanden, dies ist jedoch der geringste Wert aller Parteien; der durchschnittliche Wert aller Parteien liegt hier bei 24%. Gleichzeitig verfügen 8% der AfD-Wähler über keine Berufsausbildung, was erneut ein Extrem und auch den höchsten Wert aller Parteien darstellt. Ein ähnliches Bild gibt sich bei der Berufsausbildung: Der Anteil der Arbeitslosen ist mit 7% der höchste aller größeren Parteien und entspricht dem Niveau der Nichtwähler. Der Arbeiteranteil ist mit 34% der AfD-Wähler extrem hoch und übersteigt damit deutlich den der SPD-Anhängerschaft (17%) und auch den der Linken (22%). Der Anteil der Gewerkschaftsmitglieder ist zwar nach dem der Linken-Wähler (27%) mit 24% der zweithöchste, im Vergleich zum hohen Arbeiteranteil aber auffallend niedrig.
Äußerst relevant, auch im Hinblick auf den späteren Vergleich mit der IW- Studie, sind die Daten zum monatlichen Haushaltsnettoeinkommen, stellen sie doch den wesentlichen Maßstab für die soziale Zusammensetzung der AfD dar. Die Wählerschaft der AfD weist hier mit einem Wert von 2933€ entgegen der Erwartungen, die aus den Ergebnissen aus den vorherigen Kategorien resultieren, einen nur leicht unterdurchschnittlichen Wert (Durchschnitt aller Parteien: 3096€) auf. Zwei Effekte könnten hier aber verzerrend wirken: Erstens könnte, z.B. aufgrund der Geschichte und des Profils der AfD, eine kleine Minderheit der AfD-Wähler ein hohes Einkommen beziehen, während allerdings ein Großteil der Anhängerschaft in einer ganz anderen Einkommensklasse zu verorten wäre. Hinweise dafür wären unter anderem auch der recht hohe Anteil von Selbstständigen von 14% unter den AfD-Anhängern, der nur in der FDP-Anhängerschaft noch höher ist (15%). Außerdem wurde in der Studie festgestellt, dass die Einkommensunterschiede des oberen Viertels der AfD-Wähler gegenüber dem untersten, dieser Vermutung entsprechend, ebenfalls die größten aller größeren Parteien sind. In diesem Fall wäre der Median gegenüber dem Mittelwert also die wesentlich aussagekräftigere Größe. Zweitens könnte die Haushaltsgröße von AfD-Wählern von der der Vergleichsgruppen abweichen. Berücksichtigt man also das bedarfsgewichtete Haushaltseinkommen und betrachtet den Median anstatt des Mittelwerts, dürften diese beiden Verzerrungen bereinigt werden. Hier ergibt sich ein gänzlich anderes Bild:
Die AfD-Wähler erreichen hier mit einem Median von 1533€ beim bedarfsgewichteten Nettohaushaltseinkommen noch hinter den Linken- Wählern (1598€) erneut den niedrigsten Wert aller größeren Parteien. Nur die Nichtwähler (1333€) unterbieten diesen Wert. Erhoben wurde in der Studie ebenfalls das Nettoeinkommen in Relation zur Arbeitszeit. Die Ergebnisse bekräftigen ebenfalls das bisher gezeichnete Bild: Bei den hauptsächlich Erwerbstätigen AfD-Wählern liegt der Median des stündlichen Nettoeinkommens im Jahre 2016 nur knapp über dem aktuellen Mindestlohn bei 9,45€ (Mittelwert bei 12,50€) und ist damit mit Abstand hinter den Linken- Wählern (Median: 10,38€, Mittelwert: 11,06€) so gering wie kein anderer Wert einer größeren Partei. Der Wert ist sogar geringer als der der Nichtwähler (10,17€). Die Selbsteinschätzung der Befragten ergab ebenfalls, dass die eigene wirtschaftliche Lage von keiner Anhängerschaft einer Partei so schlecht bewertet wurde wie von der der AfD. Auch mit der Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit ist keine der ausgewerteten Gruppen so unzufrieden wie die AfD-Wähler.
Zusammenfassend kann zum Einkommen festgehalten werden, dass die häufig äußerst schlechte ökonomische Stellung der AfD-Anhängerschaft keinesfalls sofort offensichtlich wird. So ziehen die Haushaltsgröße und eine kleine, aber gutverdienende Minderheit unter den AfD-Wählern den Durchschnitt des monatlichen Nettohaushaltseinkommen beinahe auf den Wert des deutschen Durchschnittes. Zusätzlich wird durch die relativ lange Arbeitszeit der AfD-Anhänger das geringe Stundeneinkommen nicht deutlich, wenn nur das monatliche Einkommen betrachtet wird. Es lässt sich aus den Ergebnissen der DIW-Studie ablesen, dass die AfD eine Partei der Extreme ist. Die Selbsteinschätzung der Befragten und die Daten zum Einkommen und zur Berufs- und Schulausbildung zeigen, dass soziale Benachteiligung durchaus eine Rolle für die AfD-Anhängerschaft spielt, sieht man von der kleinen wohlhabenden Minderheit ab. Eine gefühlte und auch tatsächlich erlebte schlechte wirtschaftliche Lage und soziale Benachteiligung korrelieren also eindeutig mit einer Affinität zur AfD. Ob hier ein kausaler Zusammenhang besteht kann mit den Ergebnissen der Studie selbstverständlich leider nicht herausgefunden werden.
Datenerhebung und Quellen
Die Ergebnisse der Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft wurden erstmals von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung veröffentlicht, der er damals exklusiv vorlag (F.A.S., 2017). Allerdings wird in diesem Artikel in nur kurzer Form postuliert, dass die AfD-Wählerschaft sich wirtschaftlich kaum von der Restbevölkerung unterscheide. Inzwischen wurde von der IW ein dreiseitiger Kurzbericht von den Autoren Knut Bergmann, Knut Matthias Diermeier und Judith Niehues veröffentlicht, der die Ergebnisse zusammenfasst und eine Grafik präsentiert (Bergman et al., 2017A). Die drei Autoren verfassten zudem in der Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl) schließlich einen Artikel, der eine ausführlichere Version des Kurzberichts darstellt (Bergmann et al., 2017B). Die Daten der IW-Studie stammen aus den Befragungen aus dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP), einer jährlich durchgeführten Wiederholungsbefragung, die interessanterweise vom DIW in Auftrag gegeben wird. Die SOEPv31-Daten, die der IW in seinem Kurzbericht bzw. die Autoren im ZParl-Aufsatz verwenden, wurden zwar erst im November 2015 veröffentlicht, basieren allerdings auf Erhebungen aus dem Jahr 2014 (Sozio-oekonomisches Panel). Pro Jahr werden in den Befragungen über 20.000 Personen aus ca. 11.000 Haushalten in West- und Ostdeutschland befragt. Die Befragten wurden per random-walk ausgewählt. Bei der Datenerhebung „versucht ein Interviewer face-to-face-Interviews mit allen Haushaltsmitgliedern durchzuführen, die 16 Jahre alt oder älter sind. Zusätzlich wird eine Person (Haushaltsvorstand) gebeten, einen Haushaltsfragebogen zu beantworten“ (ebd.). Andere Parteien sind als „Andere Partei“ zusammengefasst. Verglichen wird die AfD bei der Erhebung mit der CDU/CSU, SPD, FDP, der Linken, den Piraten und den Grünen.
Ergebnisse und Interpretation
Der IW-Kurzbericht zeichnet ein eher durchmischtes Bild von der AfD- Anhängerschaft. So zeigen die Erhebungen aus dem Jahr 2014, dass die AfD im einkommensreichsten Fünftel der Bevölkerung einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Anhängern mobilisieren kann, der nur von den Grünen und der FDP überboten wird, während der mit der AfD sympathisierende Anteil der Bevölkerung im einkommensärmsten Fünftel nicht besonders hoch ist und dieser Wert deutlich unter dem der Linken, den Piraten und der NPD liegt. Das Einkommen der AfD-Anhängerschaft ist nach dem IW nicht besonders auffällig und bewegt sich im Durchschnitt der größeren Parteien. Allerdings ist ein anderer Wert speziell bei der AfD- Anhängerschaft extrem hoch. Mit 61,8% Anteil an Anhängern, die sich Sorgen um die Zuwanderung machen, ist sie unter denen den größeren Parteien mit Abstand die besorgteste im Hinblick auf die Zuwanderung und wird hier nur noch von den NPD-Sympathisanten (92,8%) überboten. Die Autoren des IW stellen allerdings auch ein Absinken des durchschnittlichen monatlichen Durchschnittseinkommens der AfD-Anhänger von ca. 2.500€ auf 2.200€ fest, erklären dies aber mit einer Abwanderung der Wähler aus dem einkommensstärksten Fünftel (ebd., S. 62). Als weiteres Indiz gegen die AfD als Prekariatspartei wird die „gute wirtschaftliche Situation Deutschlands“ (ebd., S. 71) gesehen, die tatsächliche Arbeitslosenquote sinke und die „Gruppen derjenigen, die sich hierzulande momentan wirtschaftlich abgehängt fühlen, sind nicht annähernd groß genug“ (ebd.). Die AfD- Anhängerschaft eint nach Ansicht der Autoren also vielmehr der pessimistische Blick auf die Zukunft (ebd. S. 72) und eine „ablehnende Haltung gegenüber Zuwanderung“ (Bergmann et. al., 2017A), die sich durch alle sozialen Schichten hindurch zieht.
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