In der vorliegenden Arbeit wird ein Vergleich zwischen dem Film „Wir 1982“ und dem Roman von Zamjatin "Wir"/"My" dargestellt. Dabei wird der Fokus auf die Ausarbeitung der Darstellungsmethoden des Filmes, sowie der filmtechnischen Analyse, gelegt. "Wir 1982" entstand für das deutsche Fernsehen im Jahre 1991 und wurde ein Jahr darauf auf dem öffentlichen Sender ZDF2 ausgestrahlt.
Der tschechischer Regisseurs Vojtech Jasny, welcher ein Studium in russischer Literatur, Kamera und Regie belegte, wurde durch Literaturverfilmungen, sowie durch Fernsehproduktionen für das ZDF und den Bayerischen Rundfunk in Deutschland bekannt. Unter seiner Regieleitung produziert er zusammen mit dem deutschen Drehbuchautor Claus Hubalek den Film auf der Grundlage des dystopischen Klassikerroman "Wir" von Zamjatin.
Die Veröffentlichung des Romans gelang dem russischen Autor und Schiffsingenieur Jewgenij Zamjatin im Jahre 1924 im Ausland in verschiedenen Sprachen, doch auf Grund der problematischen politischen Situationen und unter Umwegen erst 1988 in der Sowjetunion. Dieses Werk kann als die erste große Anti-Utopie bezeichnet werden, die unter anderem als Vorlage für die Dystopien von George Orwell's 1984 und Aldous Huxleys Brave New World diente.
INHALTSANGABE
Einleitung
2 Hauptteil
2.1 Einführung in die Verfilmung
2.2 Figurendarstellung
2.3 Orte
2.4 Differenzen zwischen Film und Roman
2.5 Filmanalyse
3 Schluss:
4 Quellenangabe
EINLEITUNG:
„As soon as the movies learned to tell stories, they began to film the classics.” 1
In dieser vorliegenden Arbeit wird ein Vergleich zwischen dem Film „Wir 1982” und dem Roman von Zamjatin „Wir”/”My” dargestellt.
Dabei wird der Fokus auf die Ausarbeitung der Darstellungsmethoden des Filmes, sowie der filmtechnischen Analyse, gelegt.
“Wir 1982” entstand für das deutsche Fernsehen im Jahre 1991 und wurde ein Jahr darauf auf dem öffentlichen Sender ZDF2 ausgestrahlt.
Der tschechischer Regisseurs Vojtech Jasny, welcher ein Studium in russischer Literatur, Kamera und Regie belegte, wurde durch Literaturverfilmungen, sowie durch Fernsehproduktionen für das ZDF und den Bayerischen Rundfunk in Deutschland bekannt. Unter seiner Regieleitung produziert er zusammen mit dem deutschen Drehbuchautor Claus Hubalek den Film auf der Grundlage des dystopischen Klassikerroman „Wir” von Zamjatin.
Die Veröffentlichung des Romans gelang dem russischen Autor und Schiffsingenieur Jewgenij Zamjatin im Jahre 1924 im Ausland in verschiedenen Sprachen, doch auf Grund der problematischen politischen Situationen und unter Umwegen erst 1988 in der Sowjetunion. Dieses Werk kann als die erste große Anti-Utopie bezeichnet werden, die unter anderem als Vorlage für die Dystopien von George Orwell´s 1984 und Aldous Huxleys Brave New World diente.
D-503, der von dem Schauspieler Dieter Laser gespielt wird, ist Bürger des Einzigen Staates und Konstrukteur des Raketenweltraumschiffes „Integral”. Er berichtet in seinem Tagebuch vom Leben in einer einheitlichen, rationalen, strahlenden und durchsichtigen Stadt und gewährt den Lesern und den Zuschauern Einblicke in diese Zukunftswelt. Diese Stadt wird durch eine gläserne „grüne Mauer” von der Außenwelt und der Natur abgeschirmt, in der die letzten unzivilisierten „wilden Menschen” leben. Die Wohnhäuser und Zimmer sind komplett aus Glas, sodass alle Bewegung bewacht werden können. Die Menschen dieses Staates haben keine eigenen Namen mehr; sie werden durch Nummern und Zahlen unterschieden. Sie leben nach festen wissenschaftlichen Regeln der Gesetzestafel, welche das alltägliche Leben der Menschen rigoros bestimmt. Die genaue Einhaltung wird streng überwacht und bei Widersetzung auf der Maschine des herrschenden „Wohltäters” bestraft.
Das Leben von dem Mathematiker D-503 hat einen gleichbleibenden Tagesablauf: Seine Arbeit am Projekt des Integrals, eine Billett-Beziehung mit O-90 (gespielt von Susanne Altschul), die er sich mit seinem langjährigem Freund, dem Dichter R-13 (gespielt von Giovanni Früh), teilt.
Bis er jedoch auf die revolutionäre I-330 trifft (gespielt von Sabine von Maydell), an sich merkwürde Veränderungen bemerkt und sich „seltsame Gefühle” in ihm bilden. Sie zeigt ihm eine neue Welt jenseits der gläsernen Stadt, wo sich der Widerstand gegen das bestehende System sammelt, zu denen auch I gehört.
In D-503 entwickelt sich eine persönliche Krise und weiß nicht was in sich vorgeht. Er lässt sich von dem Arzt untersuchen und erhält die erschütternde Diagnose: Eine unheilbare Krankheit „Seele” und ein Fremdkörper „Fantasie”.
Aus Liebe zu I-330 will er sein eigenes Projekt, nämlich die Integral in den Weltraum zu senden, sabotieren, doch erfährt er später, dass sie ihn nur dafür benutzt hat.
In ihm bricht eine Welt zusammen und er lässt sich am Gehirn die Fantasie, worin auch der Sitz der Seele vermutet wird, herausoperieren.
Er verrät alle Revolutionäre, auch I, an den Wohltäter, die zum Tod verurteilt werden.
„Geheilt” von der Krankheit Seele, setzt er sich wieder an seine Arbeit.
Die literarische Behandlung dieses Werkes weckt nicht nur ein großes Interesse für die dystopischen Romane in Buchform, sondern ist es auch interessant zu sehen wie dieser verfilmt wurde und auf dem Bildschirm umgesetzt wurde. Vor allem in unserem Zeitalter der Medien, in der es zahlreiche Verfilmungen von Romanen und Kurzgeschichten gibt, wird immer weniger gelesen, da „es ja doch einen Film darüber gibt”.
So ähnlich wurde auch ich auf die Verfilmung aufmerksam, nachdem dieser Roman Abschnittweiße im Seminar bearbeitet wurde.
Es stellten sich die Fragen: Gibt es eine gelungene Verfilmung des Romans „Wir”? Und wenn ja, ist diese Verfilmung dem vorgegebenen Werk treu geblieben? Wurde im Film etwas ausgelassen oder sogar verändert? Erkennen wir die Charaktere, ihre Handlungen und Orte im Film wieder? Im Folgenden wird versucht diese Fragen zu beantworten.
Höchstwahrscheinlich war der Film „Wir 1982” eine „Low-Budget”-Produktion oder nur für das Fernsehen gedacht und genoss somit keine beachtenswerte Popularität.
Technisch gesehen ist der Film, nicht nur damals, sondern auch heute nicht auf dem neuesten Stand der Technik und erinnert an eine Theaterinszenierung.
Schlussendliche ist es unmöglich Literatur, Quellen, informative Kommentare, Interviews oder ähnliches zu finden. Somit findet die folgende Bearbeitung nur aufgrund von zwei Texten statt.
So ist die Basis der Untersuchung primär der Originaltext des Romans „Wir”3 von Jewgenij Zamjatin, in deutscher Sprache und der mitgeschnittene Film „Wir 1982”4 des Regisseurs Vojtech Jasny von 1982.
Diese Arbeit gliedert sich in zwei Teile:
Zunächst wird kurz auf die Frage der Werktreue des Filmes eingegangen. Anschließend werden die Charaktere aus dem Film und auffallende Unterschiede zum Vorlagenroman dargestellt. Ein besonderer Fokus wird hierbei auf die Filmfiguren selbst und deren Handlungen gelegt. Des Weiteren werden die wichtigen Orte beschrieben und Vergleiche gezogen.
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der Filmanalyse. In diesem Abschnitt werden die filmtechnischen Mittel, wie z.B. Kameraperspektive, erläutert und aufgezeigt.
Abschließend wird darauf eingegangen, ob die in der Einleitung gestellten Fragen zu beantworten sind.
HAUPTTEIL
2.1 Einführung in die Verfilmung
Um die Frage beantworten zu können, ob dieser Film sich an die Vorlagen des Romans hält und somit als „werktreu”5 gekennzeichnet werden kann, sollte man sich im Voraus mit beiden Medien beschäftigt haben.
So bestätigt sich hier ziemlich deutlich die Aussage von Stefan Neuhaus 6 :
[„Die Literaturwissenschaft macht die Analyse einer Literaturadaption gerne zur Vergleichsanalyse, wobei der Frage nachgegangen wird, was im Film an „Literarischem” noch identifizierbar ist”]
Wenn diese zwei Werke sich somit unzweifelhaft in den Punkten Inhalt, Erzählung, zeitliche Dimension, Personen und Handlung gleichen, so wird der Text des Vorlageromans genauer untersucht.
In diesem Fall des Vergleichs beider Medien ist es sogar möglich mehrere Textpassagen synchron mitzusprechen. Dennoch gibt es hier viele und auch längere Passagen in denen einiges wegfällt. Somit bestätigt sich die Äußerung von Neuhaus, dass Literatur nicht vom Anfang bis zum Ende verfilmt werden kann7, da dieser Film sonst, theoretisch gesehen, eine Ewigkeit dauern würde. Das Medium des Filmes ermöglicht es einfach nicht jedes geschriebene Wort in ein Bild umzusetzen. Schlussendlich ist es einem Regisseur völlig selbst überlassen, wie er einen Roman interpretiert und ins bildliche umsetzt.
Letztendlich „schneidet” der Regisseur im untersuchten Fall nur die Ausschnitte raus, die der Erzählung und dem Sinn nicht sonderlich schädigen.
Wichtig für den Zuschauer des Filmes ist es, dass die Figurendarstellung dem Vorstellungsbild entspricht, der in dem Roman erstellt wird. Dieses wird im Folgenden bearbeitet.
2.2 Figurendarstellung
D-503 (gespielt von Dieter Laser) „[Doch bevor wir zu den Waffen greifen, wollen wir es mit dem Wort versuchen”] 8
Gleich zu Beginn des Filmes wird man von schwarzen hypnotisierenden Augen begrüßt und persönlich angesprochen. Somit wird gleich deutlich, dass diese Rede an die Zuschauer gerichtet ist und der Protagonist D-503 seine Geschichte erzählen möchte.
Der Schauspieler und Hauptdarsteller Dieter Laser, verleiht gleich zu Beginn seiner Bewunderung für den sogenannten „Einzigen Staat” Ausdruck, in dem er sichtlich entschlossen, impulsiv und leidenschaftlich in das Diktiergerät spricht, welches seine Worte, mit einem elektrischen lauten Klackern einer Schreibmaschine auf ein Blatt abtippt. Es sind die ersten Zeilen wortwörtlich, des Romans Zamjatins.
Über sein Erscheinungsbild wird nicht viel erzählt, doch scheint der zweiunddreißigjährige einen gewissen Charme zu besitzen. Der, zum Zeitpunkt des Drehs, neununddreißigjährige deutsche Schauspieler verkörpert den Charakter des Integralkonstrukteurs meisterlich und mit Charme. Der Zuschauer kann seine Entwicklung zu einem „ Menschen mit einer Seele” gut mitverfolgen. Zwar wird der innere Konflikt zwischen Rationalität und Emotionalität im Film beibehalten, jedoch nicht so weit ausgeführt wie im Buch. Die mathematische Weltansicht und die Überzeugung für das „segensreiche Joch der Vernunft” 9 von D-503 füllen im Buch mehrere Seiten, allerdings gehen diese im Film etwas unter.
Trotz allem kann der Zuschauer im Film den Prozess seiner Veränderung gut mitverfolgen.
Schon bei der ersten Begegnung wird D-503 durch I-330 sichtlich aus dem Konzept gebracht, indem sie ihn unterbricht und irritiert: „Ohje, verwirre ich Sie?” 10.
Doch anders als im Film, erkennt der Zuschauer nicht, dass er sich seit dieser Begegnung in das mathematische „Unbekannte X” verliebt hat.
I-330 nimmt ihn zum ersten Mal mit in das alte Haus. Es ist deutlich zu sehen, dass ihn z.B. die alten Porträts der Menschen der alten Welt und der neue Ort völlig irritieren und er versucht sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Doch dann spricht I-330 später das aus, was er im Roman zu dem Zeitpunkt gedacht und gefühlt hatte:
[„Sie fragen sich jetzt sicher, warum sie überhaupt hier sind. Und warum Sie dieses seltsame Spiel mitmachen. Vielleicht weil ich Sie ebenso reize wie auch abstoße. Etwas Unbekanntes ist in Ihr Leben getreten, ein X. Und das entsetzt Sie.”] 11
[...]
1 Neuhaus, Stefan (Hg.) (2008): Literatur im Film. Beispiele einer Medienbeziehung. Würzburg: Königshausen & Neumann (Film - Medium - Diskurs, 22). S.49
2 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14336437.html (Zugriffsdatum: 18.03.2016)
3 Zamjatin, Evgenij I. (1968): Wir. Roman. Wien, Frankfurt, Zürich: Büchergilde Gutenberg (Begegnung). Vermerk.: Für eine besser Bearbeitung des Textes wurde eine „Online-Version” als Download angewendet, welche sich kaum unterscheiden, außer der Seitenanzahlen: http://www.99cent-ebooks.de/jewgenij-samjatin- p-261.html (letzter Abruf: 26.02.2016) Diese Literatur werde ich in den Folgenden so verwenden: Download-Samjatin, Jevgenij: S.
4 https://www.youtube.com/watch?v=5T9qh4Z46FE (letzter Abruf: 31.03.2016) / Vermerk.: In den Folgenden werde ich diese Zitierweise anwenden:
5 Neuhaus, Stefan (Hg.) (2008): Literatur im Film. S.61
6 Neuhaus, Stefan (Hg.) (2008): Literatur im Film S.57
7 Neuhaus, Stefan (Hg.) (2008): Literatur im Film S.14
8 Wir 1982. Vojtech Jasny. DE 1981. T.C.: 1.15
9 Download-Samjatin, Jevgenij: S. 1
10 Wir 1982 Vojtech Jasny DE 1981 T.C. 4.20
11 Wir 1982. Vojtech Jasny. DE 1981. T.C.: 14.08