Einleitung
Betrachtet man die Jüdische Geschichte im Nachkriegsdeutschland, so kommt man nicht umhin, sich mit der Thematik der Wiedergutmachungsgesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland zu beschäftigen. Allerdings muss unterschieden werden zwischen der Gesetzgebung, welche die Regelungen innerhalb Deutschlands betrafen und dem Abkommen über Entschädigungsleistungen zwischen Deutschland und Israel, wobei letzteres in dieser Arbeit von größerer Bedeutung sein wird. Die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland wurde durch die Wiedergutmachung geprägt. Genauer gesagt war sie der Auslöser dafür, dass sich zwischen den beiden Staaten überhaupt ein Dialog entwickeln konnte. Die Verhandlungen zwischen deutschen und israelischen Politikern und die Diskussion auf innenpolitischer Ebene haben auch dazu beigetragen, dass die Gräueltaten des Nationalsozialistischen Systems nicht so leicht aus dem kollektiven Gedächtnis verbannt werden konnten, aber es wäre übertrieben zu sagen, dass die Wiedergutmachungsverhandlungen zu einer ernsthaften Auseinandersetzung in großen Teilen der deutschen Bevölkerung mit der eigenen Vergangenheit geführt hätten.
In dieser Arbeit sollen die unterschiedlichen Aspekte der Problematik der Wiedergutmachung dargestellt werden, das heißt, diese aus deutscher und israelischer Sicht zu beleuchten, aber auch die Reaktionen der jüdischen Bevölkerung in Deutschland sollen hierbei eine Rolle spielen.
Die Motivationen der aktiv Beteiligten auf deutscher und israelischer Seite, die Diskussionen um die Wiedergutmachung voranzutreiben oder zu boykottieren soll ebenfalls als ein zentraler Aspekt behandelt werden. Die Beweggründe reichen von moralischer Verantwortung gegenüber den Opfern bis hin zum pragmatischen politischen Kalkül. Die bei dieser Arbeit verwendete Literatur zeigt, dass gerade die Motivationen einiger Akteure der Wiedergutmachungsverhandlungen äußerst kontrovers diskutiert werden.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wiedergutmachungspläne während des Krieges
- Der deutsche Widerstand und die Wiedergutmachung
- Entschädigungsüberlegungen von jüdischer Seite
- Alliierte Wiedergutmachungspläne vor 1945
- Wiedergutmachung unter den Alliierten 1945-1949
- Die Situation zwischen 1949 und 1951
- Israel tritt als neuer Verhandlungspartner auf
- Die deutsche Gesellschaft und die Wiedergutmachung
- Die Haltung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland zur Wiedergutmachung
- Erste Annäherungen
- Adenauers „Regierungserklärung zur Judenfrage“
- Im Vorfeld der Verhandlungen
- Aufnahme der Verhandlungen in Wassenaar
- Die erste Phase der Verhandlungen
- Die zweite Phase der Verhandlungen
- Das Luxemburger Abkommen und seine Ratifizierung
- Das Bundesentschädigungsgesetz von 1953 und seine Novellierung 1956
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Wiedergutmachungsgesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949-1956, wobei der Fokus auf dem Abkommen über Entschädigungsleistungen zwischen Deutschland und Israel liegt. Die Arbeit untersucht die Motivationen und Hintergründe der Beteiligten, die Verhandlungen und die innen- und außenpolitischen Verflechtungen des Wiedergutmachungsprozesses.
- Die verschiedenen Aspekte der Wiedergutmachung aus deutscher und israelischer Sicht
- Die Reaktionen der jüdischen Bevölkerung in Deutschland auf die Wiedergutmachung
- Die Motivationen der deutschen und israelischen Politiker bei den Verhandlungen
- Die Diskussion um die Wiedergutmachung in der deutschen Gesellschaft
- Die historische Entwicklung des Wiedergutmachungsprozesses
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen Überblick über die frühen Entschädigungspläne während des Zweiten Weltkriegs. Kapitel zwei behandelt die Wiedergutmachung unter den Alliierten in der Zeit von 1945 bis 1949. Kapitel drei beleuchtet die Situation zwischen 1949 und 1951, insbesondere den Eintritt Israels als neuen Verhandlungspartners. Kapitel vier behandelt die ersten Annäherungen zwischen Deutschland und Israel sowie Adenauers „Regierungserklärung zur Judenfrage“. Kapitel fünf behandelt die Verhandlungen in Wassenaar und ihre zwei Phasen.
Schlüsselwörter
Wiedergutmachung, Entschädigung, Bundesrepublik Deutschland, Israel, Jüdische Geschichte, Nationalsozialismus, Holocaust, Verhandlungen, Adenauer, Luxemburger Abkommen, Bundesentschädigungsgesetz, Politik, Moral, Geschichte.
- Quote paper
- Eva Grammel (Author), 2001, Wiedergutmachungsgesetzgebung in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1956, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/5039