In dieser Hausarbeit sollen das Emauskloster in Prag und die Wandmalereien im Kreuzgang des Klosters vorgestellt werden.
Zunächst werde ich dazu einen kurzen Überblick über die Geschichte des Klosters liefern. Ich werde die die zahlreichen Perioden des Zerfalls in der Jahrhunderte langen Geschichte und verschiedenen Initiativen des Wiederaufbaus und der Neuausschmückung der Kirch- und Klosterräume erwähnen.
Anschließend werde ich eine Beschreibung der Innen- sowie Außenarchitektur des dem Kloster angehörigen Kirchenbaus versuchen, welcher von Zoë Opačić anlässlich seiner schlichten Gestaltung – gerade im Vergleich zu anderen gotischen Kirchenbauten in Prag – auch als 'Reduktionsgotik' beschrieben wurde.
Der Hauptteil der vorliegenden Hausarbeit widmet sich der Beschreibung des Kreuzgangs und der malerischen Gestaltung der Außenwände Kreuzgangs. Dabei werde ich genauer auf den Entstehungszeitraum und den Zustand der Wandbilder eingehen. Das nächste Kapitel ist dem Künstler oder den Künstlern gewidmet, die die Wandbilder in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts erschaffen haben. In der Fachliteratur gibt es keine eindeutige Festlegung auf einen Künstler oder auf eine Werkstatt, sodass ich einige Thesen aus der mir vorliegenden Literatur vorstellen werde. Danach werde ich einige grundsätzliche Erkenntnisse zum Bildinhalt und zum Stil der Wandmalereien vorstellen.
Im Rahmen einer Hausarbeit ist es nicht möglich, auf alle Wandbilder in allen 22 Kreuzrippengewölben des Emauskreuzgangs im Detail einzugehen. Deshalb habe ich eine eindrucksvolle, exemplarische Szene ausgewählt, die wir bereits vor Ort in Prag betrachtet haben.
Wobei das Emauskloster in vielen Publikationen zur Gotik Erwähnung findet, ist Joseph Neuwirths Veröffentlichung "Die Wandgemälde im Kreuzgange des Emausklosters in Prag" von 1898 immer noch die ausführlichste und für diese Hausarbeit die größte literarische Stütze gewesen, da Neuwirths Analysen und Bildbeschreibungen zum Teil ein klareres Bild liefern als Fotografien der Malereien und die Eindrücke, die ich vor Ort sammeln konnte, ergänzen können.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Geschichte des Klosters „Na Slovanech“ / Emauskloster
3 Kirchenbau
4 Kreuzgang und Wandmalereien im Kreuzgang
4.1 Entstehung und Zustand der Wandmalereien
4.2 Künstler der Wandmalereien
4.3 Inhalt und Stil der Wandmalereien
4.4 Analyse Joch III: Vertreibung aus dem Paradies, die drei Kreuze auf Golgatha, der Herr mit dem begnadigten Schächter an der Pforte des Paradieses, Christus führt die aus der Vorhölle Befreiten zum Paradies empor
5 Fazit
6 Literatur:
1 Einleitung
In dieser Hausarbeit sollen das Emauskloster in Prag und die Wandmalereien im Kreuzgang des Klosters vorgestellt werden.
Zunächst werde ich dazu einen kurzen Überblick über die Geschichte des Klosters liefern. Ich werde die die zahlreichen Perioden des Zerfalls in der Jahrhunderte langen Geschichte und verschiedenen Initiativen des Wiederaufbaus und der Neuausschmückung der Kirch- und Klosterräume erwähnen.
Anschließend werde ich eine Beschreibung der Innen- sowie Außenarchitektur des dem Kloster angehörigen Kirchenbaus versuchen, welcher von Zoë Opačić anlässlich seiner schlichten Gestaltung – gerade im Vergleich zu anderen gotischen Kirchenbauten in Prag – auch als 'Reduktionsgotik' beschrieben wurde.
Der Hauptteil der vorliegenden Hausarbeit widmet sich der Beschreibung des Kreuzgangs und der malerischen Gestaltung der Außenwände Kreuzgangs. Dabei werde ich genauer auf den Entstehungszeitraum und den Zustand der Wandbilder eingehen. Das nächste Kapitel ist dem Künstler oder den Künstlern gewidmet, die die Wandbilder in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts erschaffen haben. In der Fachliteratur gibt es keine eindeutige Festlegung auf einen Künstler oder auf eine Werkstatt, sodass ich einige Thesen aus der mir vorliegenden Literatur vorstellen werde. Danach werde ich einige grundsätzliche Erkenntnisse zum Bildinhalt und zum Stil der Wandmalereien vorstellen.
Im Rahmen einer Hausarbeit ist es nicht möglich, auf alle Wandbilder in allen 22 Kreuzrippengewölben des Emauskreuzgangs im Detail einzugehen. Deshalb habe ich eine eindrucksvolle, exemplarische Szene ausgewählt, die wir bereits vor Ort in Prag betrachtet haben.
Wobei das Emauskloster in vielen Publikationen zur Gotik Erwähnung findet, ist Joseph Neuwirths Veröffentlichung „Die Wandgemälde im Kreuzgange des Emausklosters in Prag“ von 1898 immer noch die ausführlichste und für diese Hausarbeit die größte literarische Stütze gewesen, da Neuwirths Analysen und Bildbeschreibungen zum Teil ein klareres Bild liefern als Fotografien der Malereien und die Eindrücke, die ich vor Ort sammeln konnte, ergänzen können.
2 Geschichte des Klosters „Na Slovanech“ / Emauskloster
Das Benedektinerkloster „Na Slovanech“ wurde am 21.November 1347 gegründet.1 Es wurde in erhöhter Lage am rechten Moldauufer auf dem Hügel Na Slovanech über dem Dorf Podskali erbaut2, welches kurz nach Gründung des Klosters in die Prager Neustadt eingegliedert wurde.3
Lorenc berichtet von einer Quelle vom 21.November 1347, worin Karl IV. die Erlaubnis des Papstes erwähnt, ein Benediktinerkloster in Podskali an der Stelle der Pfarrkirche St. Kosmas und Damian errichten zu lassen.4 Karl erklärt in der Nachricht weiterhin, er wolle das Kloster dem heiligen Hieronymus, der als Erster die Bibel in die lateinische und die slawische Sprache übersetzt hat, sowie den böhmischen Patronen widmen.5 Laut Čornej schien es, als hätte Karl IV. mit der Gründung des Klosters den heiligen Hieronymus „seiner Nation und seinem Heimatland“ zurückgegeben, da Karl IV. die Klosteranlage stets „Kloster des hl. Hieronymus des Slawen“ oder „monasterium Slavorum“ genannt haben soll.6
Es hatte durchaus politische Gründe, dass das Kloster nicht nur dem heiligen Hieronymus gewidmet war, sondern hier auch die slawischen Liturgie befolgt werden sollte7: „Die slawische Liturgie, die von den kroatischen Mönchen gepflegt worden war, sollte die historische und kirchliche Zusammengehörigkeit der tschechischen Slawen mit den Südslawen erneuern.“8
Slawische Benediktinermönche aus Kroatien, Bosnien und Dalmatien bezogen laut Neuwirths Auslegungen im Jahr 1348 den Klosterbau, da dies erst nach der erzbischöflichen Bestätigung geschehen konnte, die 1348 erfolgte – ebenso wie die Grundsteinlegung für die Prager Neustadt.9
An der Südachse der Kirche wurde der Kreuzgang mit den angrenzenden Räumen des Klosters errichtet. „Das Erdgeschoss des Ostflügels beherbergte in der gesamten Länge den Kapitelsaal. Im Südflügel lag das Reflektorium, in der Südwestecke das Depositorium, auf der Westseite befanden sich die Werkstätten.“10
Der Bau der Klostergebäude dauerte bis 1372 und wurde am Ostermontag, dem 29. März 1372 in Anwesenheit von Karl IV. und des Erzbischofs Johann Očko von Wlašim eingeweiht.11 Zu diesem Anlass wurden Texte des Evangeliums über das Treffen Christi mit seinen Jüngern in Emmaus gepredigt. Daher wurde die Klosteranlage später Emauskloster genannt.12
Die weitere Geschichte nach der feierlichen Einweihung des Emausklosters wird in der von mir betrachteten Literatur weitestgehend vernachlässigt, nur Neuwirth gibt einen Überblick über die Entwicklung des Klosters. Nach der Einweihung im Jahr 1372 wuchs das Ansehen des Klosters über mehrere Jahrzehnte hinweg, bis zur bewaffneten Besetzung des Klosters durch Husiten im Herbst des Jahres 1419. Diese forderten von den Mönchen, das Abendmahl entgegen ihrer Liturgie unter beiden Gestalten zu halten :
„Die das Abendmahl unter beiden Gestalten spendenden Slawenmönche durften zwar im Kloster verbleiben; aber die Bedeutung und Mitgliederzahl desselben gieng stetig zurück, da die altslawische Liturgie in der husitischen Bewegung gar keinen Rückhalt fand.“13
Neuwirth beschreibt einen anhaltenden Verfall des Klosters in den darauffolgenden 150 Jahren bis schließlich unter Rudolf II. ein katholischer Abt eingesetzt und im Jahr 1592 bestätigt wurde, der die Kirche der Heiligen Kosmas und Damian wieder instand setzte.14 Im Jahr 1611 wurde das Kloster jedoch mitsamt der Grabanlagen von Protestanten geplündert.15 Danach traten für das Emauskloster wieder bessere Zeiten an:
„Die Zeit eines wirklichen Aufschwunges schien gekommen, als Ferdinand III. Nach dem Siege bei Nördlingen gleichsam als bleibendes Denkmal seines Dankes ein Kloster der Montsserater Benedictiner zu errichten beschloss, wofür ihm der Prager Erzbischof Ernst Graf Harrach die entsprechende Wiederinstandsetzung des verfallenen Prager Slawenkloster anrieth... Am 15. April 1636 wurde Benedict Pennalosa y Mondragon als Abt der spanischen Benedictiner im alten Prager Slawenkloster eingeführt.“16
Infolgedessen erfuhr das stark beschädigte und heruntergekommene Kloster mitsamt der Kirche vollständige Instandsetzungsmaßnahmen sowie neue Ausschmückungen. In diesem Rahmen wurden 1712 an der Westfassade der Kirche zwei Spitztürme mit jeweils vier Fialen errichtet, die den vorherigen schlichten Dachreiter ersetzten.
Zur Mitte des 18. Jahrhunderts sank die Mitgliederzahl des Klosters erneut und im Jahr 1871 trat der letzte Abt zurück, woraufhin Beuroner Benediktinermönche das Emauskloster übernahmen.17 Jene sorgten für eine künstlerische Restaurierung und Neuausschmückung der Klosteranlage, die Neuwirth außerordentlich lobt:
„Nicht nur der Bilderschmuck der Kirche … sondern auch die Ausstattung alles Räume des Klosters zeugt von ebenso viel Feinsinn als Geschick, alte Kunstformen neu zu beleben und praktischer Verwendung zielbewusst zuzuführen. Das alte Prager Slawenkloster hat unter den Händen der deutschen Benedictiner ein geradezu glänzendes, künstlerisches Auferstehungsfest gefeiert...“18
Ein weiteren großen Rückschlag für das Erscheinungsbild des Emausklosters konnte Neuwirth 1898 allerdings noch nicht erahnen. Am 14. Februar 1945 erlitt die Klosteranlage während des anglo-amerikanischen Luftangriffs auf Prag große Schäden, als die zwei Türme und Teile des Kirchendachs zerstört wurden.19
Das neue, heutige Dach entstand während einer Restaurierung in den Jahren 1966-1969 nach dem Entwurf des Architekten F.M. Černy.20 Die Kirche wird nun von einer auffälligen modernen, zweispitzigen Front mit goldenen Spitzen bedacht, was als Mischform zwischen dem früheren hohen gotischen Dachreiter und beiden zerstörten Westtürmen interpretiert werden kann.
Die Innenräume sowie die Hauptgebäude des Emausklosters konnten jedoch trotz der zahlreichen Umbaumaßnahmen im Laufe der Jahrhunderte größtenteils ihr gotisches Aussehen erhalten.21
3 Kirchenbau
Die Kirche des Emausklosters wurde der Jungfrau Maria und den slawischen Patronen gewidmet.22 Nicht nur durch die erhöhte Lage am Moldauufer sondern auch durch ihr besonderes äußeres Erscheinungsbild war die Kirche seit ihrer Fertigstellung auffällig im Prager Stadtbild. Wie bereits oben erwähnt erhielt die Kirche erst Jahrhunderte nach der feierlichen Einweihung ihre Türme. Zunächst war der Kirchenbau des Emausklosters mit einem Satteldach aus rot und grün glasierten Ziegeln bedeckt.23 Jene bunt gefärbten Dachziegel sorgten dafür, dass das Emaus-kloster „unter die ob ihrer Seltenheit bewunderten Schaustücke Prags rückte“.24
Laut Swoboda handelt es sich bei der Kirche des Emausklosters um eine „für Böhmen bemerkenswert lange dreischiffige Hallenkirche“25. Betrachtet man das Kirchenschiff ohne den Bereich der drei parallelen Chöre, so bildet es ein genau nach den Himmelsrichtungen orientiertes Rechteck, welches doppelt so lang wie breit ist.26 Die Breite des Kirchenschiffs entspricht ebenfalls genau der Breite des Hofs, der vom Kreuzgang umschlossen wird, welcher sich an der südlichen Querseite der Kirche anschließt. In Zahlen verdeutlicht: die lichte Höhe des Dreischiffs bis zum Abschluss beträgt 15,2 Meter. Das Mitteilschiff hat eine Breite von 10,10 Metern, die Kirche eine Gesamtbreite von 22,8 Metern sowie eine Länge von 53,55 Metern.27
Der Kirchenbau verfügt über sieben Joche mit Kreuzrippen und einen Dreiapsiden-chor.28 Auffallend ist das Fehlen eines Vorchorjochs, die Langschiffe schließen direkt an Chor an. Die drei Schiffe sind gleich hoch und haben jeweils einen eigenen Chor, der Hauptchor ist ein unregelmäßiges 5/8 Chorjoch.
„Die Nebenchöre entsprechen nicht dem Vorjoch sondern den parallelen Seiten des Hauptchors, der daher nur noch mit drei statt fünf Seiten hervortritt, sodass die Seitenwände dunkel bleiben und die Chöre räumlich nicht mehr miteinander kommunizieren.“29
Zwölf polygonale Kreuzpfeiler stützen den Bau, an den Wänden der Kirche befinden sich polygonale Einzeldienste, die von einem umlaufenden Gesims gekappt werden. Die Scheidbögen zwischen dem Hauptschiff und dem Nebenschiff sind ebenfalls polygonal profiliert und gehen in die Zungenmauern des Chors über.30
Ähnlich wie im Inneren der Kirche handelt es sich auch außen um eine zurück-haltende Architektur. Gegliedert wird ihr Äußeres durch unverzierte Strebepfeiler sowie Spitzbogenfenster mit schlichtem Maßwerk.31 Die vom Fluss und Straßenverlauf gut sichtbare Westfassade wird von drei solcher Spitzbogenfenster mit gotischem Maßwerk durchbrochen, unter denen ein Kaffgesims verläuft. Hier sichtbar sind ebenfalls vier Strebepfeiler, um die das Gesims herum verläuft, also verkröpft ist. Erkennbar sind an der Westfassade zwei angebrachte Figuren links und rechts vom mittleren Fenster, möglicherweise handelt es sich um Darstellungen zwei der Schutzpatronen.
Abgesehen von der oben beschriebenen Dachgestaltung ist die relative Schmuck-losigkeit der Architektur der Kirche durchaus bemerkenswert. Opačić verwendet hier den Begriff der Reduktionsgotik und beschreibt, dass die erhöhte Position der Kirche über dem Flussufer keiner auffälligen Außengestaltung oder Türme bedarf, was bei den vielen Instandsetzungsmaßnahmen ihrer Ansicht nach leider nicht verstanden wurde.32
[...]
1 Vgl. Čornej 1992, S. 125. Laut Lorenc erfolgte die formale Gründung bereits am 14.Dezember 1347, die juristische Gültigkeit erhielt das Kloster durch die Bestätigung mit der päpstlichen Bulle vom 21.September 1348. Siehe Lorenc 1982, S. 93.
2 Vgl. Lorenc 1982, S. 91.
3 Vgl. Čornej 1992, S. 125.
4 Vgl. Lorenc 1982, S. 93.
5 Vgl. Lorenc 1982, S. 93.
6 Vgl. Čornej 1991, S. 128.
7 Vgl. Lorenc 1982, S. 91.
8 Volavka 1959, S. 108.
9 Vgl. Neuwirth 1898, S. 3.
10 Lorenc 1982, S. 93.
11 Vgl. Čornej 1992, S. 125.
12 Vgl. Čornej 1992, S. 125.
13 Neuwirth 1898, S. 6.
14 Vgl. Neuwirth 1898, S.6.
15 Vgl. Neuwirth 1898, S.6.
16 Neuwirth 1898, S.6.
17 Vgl. Neuwirth 1898, S. 6-7.
18 Neuwirth 1898, S.7.
19 Vgl. Čornej 1992, S. 125.
20 Vgl. Čornej 1992, S. 125.
21 Vgl. Čornej 1992, S. 125.
22 Vgl. Čornej 1992, S. 125.
23 Vgl. Čornej 1992, S. 125.
24 Neuwirth 1898, S. 5.
25 Vgl. Swoboda 1969, S. 90.
26 Vgl. Lorenc 1982, S. 92-93.
27 Vgl. Lorenc 1982, S. 93.
28 Vgl. Swoboda 1969, S. 90.
29 Swoboda 1969, S. 90.
30 Vgl. Swoboda 1969, S. 90.
31 Vgl. Neuwirth 1898, S. 7.
32 Vgl. Opačić 2007, S. 168.