Die vorliegende Arbeit stellt sich drei Fragen: Was ist ärztliche Empathie? Wie entsteht sie – oder müsste man eher sagen: erscheint sie? Lässt sie sich erlernen oder ausbauen?
Kapitel 1 beschäftigt sich mit verschiedenen Empathiekonzepten und diskutiert vor allem die für die ärztliche Empathie relevanten Aspekte. Kapitel 2 stellt das Empathiekonzept der US-amerikanischen Psychiaterin Jodie Halpern vor. Halpern forscht seit mehr als 20 Jahren über die Bedeutung der klinischen Empathie. Ihre Arbeit berücksichtigt nicht nur die Diskussionen der Medizin und angrenzender Disziplinen, sondern setzt sich auch mit philosophischen Perspektiven auseinander. Kapitel 3 diskutiert die Trainierbarkeit klinischer Empathie, stellt verschiedene Interven-tionsformate vor und beleuchtet die Messbarkeit ihrer Wirksamkeit. Die Arbeit schließt ab mit einer zusammenfassenden Reflektion und der Bedeutung von Halperns "empathic curiosity".
Die Ansprüche an ärztliches Handeln sind gewachsen. Von Medizinerinnen wird nicht nur fachliches, sondern auch ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen erwartet. Dies hat gute Gründe. Die Wirkung ärztlicher Empathie ist unumstritten und gut belegt. Die Empathiefähigkeit der Ärztin führt nachweislich zu Präzision in der Diagnostik und verbessert die therapeutische Allianz zwischen Ärztin und Patientin – darüber hinaus sind Beziehungsqualität und Patientinnenzufriedenheit mittlerweile zum wirtschaftlichen Erfolgsfaktor medizinischer Einrichtungen geworden.
Allerdings gibt es einen disziplinübergreifenden Konsens über das WAS und WIE der Empathie bis dato nicht. Auch die Ansichten darüber, was klinische Empathie und empathische Kommunikation sein soll, und die Auffassungen über das richtige Maß an emotionaler Nähe und Distanz gehen weit auseinander.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
1 Empathiekonzepte
1.1 Definitionen
1.2 Empathie als duales Konzept mit emotionalen und kognitiven Komponenten
1.3 Empathie als leibliches Geschehen in der menschlichen Begegnung
1.4 Empathie als verbaler kommunikativer Akt
2 Halperns Konzept der klinischen Empathie
2.1 Die besondere Situation der Patientin verstehen
2.2 Abgrenzung zur distanzierten Anteilnahme und zur affektiven Verschmelzung
2.3 Wie entsteht klinische Empathie?
3 Ist klinische Empathie lernbar?
3.1 Empathie als lernbare Kompetenz
3.2 Angebote innerhalb und außerhalb der ärztlichen Aus- und Fortbildung
3.3 Wirksamkeitsmessung von Maßnahmen zur Empathieentwicklung
Schlussreflektion: Empathie im Plural denken
Literaturverzeichnis