Rudolf Stichwehs These, dass es nur noch eine abgeschlossene Gesellschaft, die Weltgesellschaft, gibt, ist in Zeiten der Globalisierung von Wirtschaft und Kommunikation zunächst einleuchtend. Bei näherer Betrachtung erscheinen jedoch zahlreiche desintegrative Elemente, wie die Institution des Nationalstaats und die Vielfalt der Kulturen, welche die Theorie der Weltgesellschaft angreifen. Stichweh verfolgt nun das Ziel, zu zeigen, dass die scheinbar desintegrativen Tendenzen nur scheinbar gegen die Weltgesellschaft wirken, jedoch so umgeformt werken können, dass sie als ihr Produkt erscheinen.
Ich werde im Folgenden die Argumente Stichwehs darstellen, ihre Gültigkeit untersuchen versuchen zu ermitteln, auf welche Weise er vorgeht. Hierbei werde ich darauf verzichten, die Systemtheorie anzugreifen und mir einzig das Ziel setzen, aufzuzeigen, wieweit seine Argumentation schlüssig ist und an welchen Stellen seine Argumente falsch oder zumindest zu schwach sind, um seine gewagte Theorie zu stützen. Dabei werde ich weniger die von ihm vorausgesetzte Konklusion, sondern in der Hauptsache seine Prämissen und die Folgerungen, die er aus ihnen zieht, untersuchen.
Sollte mir mein Unternehmen gelingen, werde ich am Ende also nicht zu dem Resultat kommen, dass seine These richtig oder falsch ist, da der Rahmen für eine gründliche Falsifikation nicht ausreicht, sondern nur aufzeigen, ob Stichweh dazu beitragen kann, die These für wahr zu halten.
Ich werde im Folgenden versuchen, Stichwehs Argumentationsschema aufzudecken, es kritisch zu prüfen und zu zeigen, ob seine Argumente gültig sind und wenn sie das sind, ob sie stark genug sind, um die umstrittene Theorie der Weltgesellschaft zu stärken.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Ziele und Methoden meiner Arbeit
- 2. Die zentrale Argumentation
- a. Stichwehs Argumente
- b. Kritische Prüfung
- 3. Weitere desintegrative Elemente
- a. Nation
- b. Kulturelle Vielfalt
- 4. Gelingt die Stärkung der Theorie der Weltgesellschaft?
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Rudolf Stichwehs These, dass es in der heutigen Zeit nur noch eine Weltgesellschaft gibt und dass die scheinbar desintegrativen Elemente wie der Nationalstaat und die kulturelle Vielfalt lediglich als Produkte der Weltgesellschaft zu verstehen sind. Der Fokus liegt darauf, Stichwehs Argumentation zu analysieren und zu beurteilen, inwieweit seine Argumente die Theorie der Weltgesellschaft stützen können.
- Der Gesellschaftsbegriff in Stichwehs Theorie
- Die Rolle des Nationalstaats und der kulturellen Vielfalt in der Weltgesellschaft
- Die Bedeutung von Kommunikation und Globalisierung für die Weltgesellschaft
- Die Frage der Inhomogenitäten und der Inklusion in die Weltgesellschaft
- Stichwehs Kritik an der Zentrum-Peripherie-Unterscheidung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ziele und Methoden der Arbeit vor. Stichweh argumentiert, dass die Weltgesellschaft das Sozialsystem höchster Ordnung ist, das alle Strukturen und Prozesse umfasst. Er räumt ein, dass die Einheitlichkeit der Lebensbedingungen nicht gegeben ist, argumentiert aber, dass dies auch für Nationalstaaten gilt. Er führt die Unterscheidung zwischen exklusiven und inklusiven Systemebenen ein, wobei die inklusive Handhabung von Systemebenen die Partizipation an globaler Kommunikation ermöglicht.
Das zweite Kapitel analysiert die Argumente Stichwehs zur Differenzierung der Weltgesellschaft. Er argumentiert, dass die Identität der Grenzen von Wirtschaft und Politik nicht mehr gegeben ist und dass die Weltgesellschaft historische Ungleichheiten reproduziert. Er betrachtet Kommunikation als entscheidendes Kriterium für die Bildung einer Weltgesellschaft und untersucht die Rolle von kosmopolitischen Gruppen bei der Integration.
Schlüsselwörter
Weltgesellschaft, Globalisierung, desintegrative Elemente, Kommunikation, Nationalstaat, kulturelle Vielfalt, Systemtheorie, Inklusion, exklusive Systemebenen, inklusive Systemebenen, Kosmopoliten, Differenzierung, historische Ungleichheiten
- Arbeit zitieren
- Sebastian Müller (Autor:in), 2005, Die Umformung desintegrativer Elemente zur Integration in die Theorie der Weltgesellschaft in Rudolf Stichwehs 'Die Weltgesellschaft', München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/49873