Hubert (oder Rupert) Gerhard stammte wahrscheinlich aus einer Amsterdamer Künstlerfamilie, die wegen politischer Unruhen das Dasein als Wanderkünstler wählte. Von seinem Lebensweg sind nur Eckdaten bekannt. Geboren wurde er wahrscheinlich etwa 1550. Er verbrachte dann prägende Jahre in Italien, - die Vorbildfunktion Giovanni da Bolognas und Benvenuto Cellinis zeichnet sich deutlich in Gerhards Werk ab. (Man vergleiche dazu den seit D. Diemer Hubert Gerhard zugeschriebenen Merkur der Münchner Residenz mit dem Giovanni da Bolognas und den Gerhardschen "Perseus" aus dem Grottenhof der Residenz mit dem Cellinis.)
Auch Einflüsse der niederländischen Kunst, der Floris - Werkstatt, Ammanatis, und Vincenco de'Rossis sind im Werk Hubert Gerhards erkennbar. Er lebte seit 1581 nachweisbar in Augsburg. Dort arbeitete er für die mächtige Fuggerfamilie und die Stadt und erwarb sich als Schöpfer des Schmuckes von Schloß Kirchheim Ruhm. Er wurde daraufhin an den Hofe Wilhelm V. nach München berufen, wo seine Hauptarbeitsstätte die neuerbaute Jesuitenkirche St. Michael wurde.
1587 gab es am Münchner Hof unter den Künstlern eine regelrechte Entlassungswelle aus Finanznot, von der aber Gerhard und zwei seiner Gesellen (darunter Krumpper) verschont
blieben.
1589 wurde er sogar bei Hof als "fürstlich Bayrischer Scultor" fest angestellt und zwar für ein Gehalt von 100 fl.
Gerhard schien durch seine Arbeiten zu Wohlstand gekommen zu sein, denn 1590 ist der Kauf eines Hauses in München urkundlich belegt.
Doch bereits fünf Jahre später wurde Hubert Gerhard als offizieller Hofkünstler entlassen, zunächst aber dennoch weiterbeschäftigt und wahrscheinlich aus der Privatschatulle Wilhelm V. bezahlt.
Spätestens seit 1598 stand er dann im Dienste Erzherzogs Max von Österreich. Dort verblieb er sogar, als sich Rudolf II. 1605 darum bemühte, Gerhard nach Prag zu holen.
Erst 1613 wurde er von diesem Vertrag aus Altersgründen entbunden. Sein Todesdatum ist nicht belegt, aufgrund eines erhaltenen Dokuments, in welchem sich seine Frau als "Witwe" bezeichnet, datiert man es etwa gegen 1620, auch der Ort, an welchem er starb, ist unbekannt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Hubert Gerhard und seine Zeit
- 1.1. Hubert Gerhard - ein Niederländer auf Reisen
- 1.2. Die Gerhardsche "Werkstatt" - das Prinzip der Arbeitsteilung
- 1.3. Die Kunstpolitik der Wittelsbacher zur Entstehungszeit der "Bavaria"
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat und diese Hausarbeit untersuchen das Leben und Wirken des Bildhauers Hubert Gerhard, insbesondere im Kontext der Entstehung der "Bavaria" am Münchner Hofgartentempel. Die Arbeit beleuchtet Gerhards künstlerischen Werdegang, seine Arbeitsmethoden und die Rolle der Kunstpolitik der Wittelsbacher in der Entstehung des Werkes.
- Hubert Gerhards künstlerischer Werdegang und seine Einflüsse
- Die Arbeitsteilung in Gerhards "Werkstatt"
- Die Kunstpolitik der Wittelsbacher und ihre Bedeutung für Gerhards Wirken
- Die "Bavaria" als Beispiel für Gerhards künstlerisches Schaffen
- Die Rolle von Sustris und anderen Künstlern in der Entstehung der "Bavaria"
Zusammenfassung der Kapitel
1. Hubert Gerhard und seine Zeit: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über das Leben und Wirken von Hubert Gerhard. Es beschreibt seine Herkunft aus einer Amsterdamer Künstlerfamilie, seine prägenden Jahre in Italien mit den erkennbaren Einflüssen von Giovanni da Bologna und Benvenuto Cellini, und seine spätere Tätigkeit in Augsburg und München. Der Text beleuchtet Gerhards Anstellung am Münchner Hof, seinen beruflichen Aufstieg und schließlich seinen Wechsel in den Dienst Erzherzogs Max von Österreich. Der Abschnitt endet mit einer Betrachtung der Herausforderungen der Gerhard-Forschung, insbesondere bezüglich der Zuschreibung einiger Werke und des bisher unerforschten Einflusses von Carlo Pallago. Der Stil Gerhards wird als eine Mischung aus realistischen Zügen, groteskem Dekor und klassizistischer Strömung des internationalen Manierismus beschrieben, wobei der heutige Verbleib seiner Werke an verschiedenen Museen in Deutschland und Österreich hervorgehoben wird.
1.1. Hubert Gerhard - ein Niederländer auf Reisen: Dieser Unterkapitel konzentriert sich auf die biografischen Aspekte von Hubert Gerhard, wobei der Text auf die fragmentarischen Informationen über sein Leben hinweist. Es werden die vermutete Herkunft aus Amsterdam, die prägende Zeit in Italien mit dem Einfluss von Giovanni da Bologna und Benvenuto Cellini, sowie seine später nachweisbare Arbeit in Augsburg und München hervorgehoben. Die Karriere am Münchner Hof, die anfängliche Bevorzugung trotz Entlassungswellen und die spätere Anstellung bei Erzherzog Max werden beschrieben. Der Abschnitt unterstreicht die Schwierigkeit, Gerhards Leben präzise zu rekonstruieren, und weist auf die Lücken in den Quellen hin. Der Fokus liegt auf der Rekonstruktion des Lebenslaufs basierend auf verfügbaren, oft fragmentarischen, Informationen.
1.2. Die Gerhardsche "Werkstatt" - das Prinzip der Arbeitsteilung: Das Kapitel befasst sich mit der Arbeitsweise Hubert Gerhards und der Organisation seiner "Werkstatt". Es betont, dass Gerhard nicht allein arbeitete, sondern mit Lehrlingen und selbstständigen Künstlern zusammenarbeitete, wobei die Rollenverteilung und die Führungsstruktur nicht vollständig geklärt sind. Die Rolle von Sustris als Zeichner von Entwürfen, Gerhards Tätigkeit als Bildhauer und Stukkateur und der Anteil von Gesellen wie Carlo Pallago werden diskutiert. Der Abschnitt beleuchtet auch die Bedeutung der Gießhütte in München und die damit verbundenen wirtschaftlichen und militärischen Aspekte. Der Einfluss von Martin Frey als Gießer und die abschließende Bearbeitung der Bronzegusses durch Gerhard oder einen Goldschmied werden beschrieben. Die Diskussion über die Verhältnisse zwischen Gerhard und Sustris und deren Bedeutung für den künstlerischen Gestaltungsprozess wird anhand von Beispielen illustriert.
1.3. Die Kunstpolitik der Wittelsbacher zur Entstehungszeit der "Bavaria": Dieser Abschnitt behandelt die Kunstpolitik der Wittelsbacher zur Zeit Wilhelm V. Der Text hebt den künstlerischen Enthusiasmus und das großzügige Mäzenatentum Wilhelms V. hervor und setzt dies in Bezug zu seinem Hang zur religiösen Schwärmerei. Die Diskussion konzentriert sich auf den Kontext der Kunstpolitik, in dem Gerhards Arbeit entstand, und die Bedeutung dieses Kontexts für die Entstehung von Gerhards Werken. Der Abschnitt dient dazu, den Rahmen für die künstlerische Tätigkeit Gerhards aufzuzeigen und seine Werke innerhalb der zeitgenössischen Kunstpolitik zu verorten. Die vorhandene Quellenlage und die Schwierigkeit der Zuschreibungen werden ebenfalls erwähnt.
Schlüsselwörter
Hubert Gerhard, Bavaria, Münchner Hofgartentempel, Wittelsbacher, Kunstpolitik, Manierismus, Arbeitsteilung, Bronzeguß, Sustris, Carlo Pallago, Augsburg, München.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Hubert Gerhard und seine Zeit"
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über das Leben und Wirken des Bildhauers Hubert Gerhard, insbesondere im Kontext der Entstehung der "Bavaria" am Münchner Hofgartentempel. Er untersucht Gerhards künstlerischen Werdegang, seine Arbeitsmethoden und den Einfluss der Wittelsbacher Kunstpolitik.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die zentralen Themen umfassen Hubert Gerhards Biografie (Herkunft, Ausbildung in Italien, Tätigkeiten in Augsburg und München), seine Arbeitsweise und die Organisation seiner Werkstatt (Arbeitsteilung, Zusammenarbeit mit anderen Künstlern wie Sustris und Pallago), die Rolle der Wittelsbacher Kunstpolitik in der Entstehung seiner Werke, sowie die "Bavaria" als Beispiel für sein künstlerisches Schaffen.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in ein Hauptkapitel ("Hubert Gerhard und seine Zeit") mit drei Unterkapiteln: "Hubert Gerhard - ein Niederländer auf Reisen" (biografische Aspekte), "Die Gerhardsche 'Werkstatt' - das Prinzip der Arbeitsteilung" (Arbeitsorganisation und -methoden) und "Die Kunstpolitik der Wittelsbacher zur Entstehungszeit der 'Bavaria'" (politischer und künstlerischer Kontext).
Wer waren die wichtigsten Personen, die im Text erwähnt werden?
Neben Hubert Gerhard selbst spielen Giovanni da Bologna, Benvenuto Cellini, Wilhelm V. (Wittelsbacher), Sustris und Carlo Pallago eine wichtige Rolle. Der Text beleuchtet die Zusammenarbeit und den Einfluss dieser Künstler auf Gerhards Werk.
Wie beschreibt der Text die Arbeitsweise Hubert Gerhards?
Der Text beschreibt Gerhard nicht als Einzelgänger, sondern als Leiter einer Werkstatt mit Arbeitsteilung. Er arbeitete mit Lehrlingen, selbstständigen Künstlern und Spezialisten zusammen (z.B. Sustris als Zeichner, Gießer wie Martin Frey). Die genaue Rollenverteilung und Hierarchie innerhalb der Werkstatt bleibt jedoch teilweise unklar.
Welche Rolle spielte die Kunstpolitik der Wittelsbacher?
Die Kunstpolitik der Wittelsbacher unter Wilhelm V. bildete den Rahmen für Gerhards künstlerisches Wirken. Wilhelms V. großzügige Mäzenatentum und künstlerischer Enthusiasmus schufen die Bedingungen für die Entstehung von Gerhards Werken, darunter die "Bavaria".
Welche Schwierigkeiten bestehen in der Gerhard-Forschung?
Der Text erwähnt die Herausforderungen der Gerhard-Forschung, insbesondere die Schwierigkeiten bei der Zuschreibung einiger Werke und die bisher nur unzureichend erforschte Rolle von Künstlern wie Carlo Pallago.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text am besten?
Schlüsselwörter sind: Hubert Gerhard, Bavaria, Münchner Hofgartentempel, Wittelsbacher, Kunstpolitik, Manierismus, Arbeitsteilung, Bronzeguß, Sustris, Carlo Pallago, Augsburg, München.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Der Text ist für ein akademisches Publikum konzipiert, das sich für die Kunst des Manierismus, die Biografie von Hubert Gerhard und die Kunstgeschichte der Wittelsbacher interessiert. Er eignet sich für Referate, Hausarbeiten oder weiterführende Recherchen zu diesem Thema.
- Arbeit zitieren
- Dr. Sabine Busch-Frank (Autor:in), 1994, Hubert Gerhards "Bavaria" auf dem Hofgartentempel in München, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/49801