Die Sprache, die Raymond Queneau verwendet, steht in allen seinen Werken im Vordergrund, auch in Zazie dans le métro. „Zazie dans le métro blieb zeitlebens Raymond Queneaus erfolgreichster Roman. Er soll doppelt so viel Argot enthalten wie jedes seiner übrigen Werke […] und der Roman sei aus der Sprache entstanden“. Der poetische und stilistische Erfindungsreichtum, sowie der Humor Raymond Queneaus wurde bereits vielzählig analysiert und kommentiert. So hat beispielsweise Christoph Hornung, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg, die Sprache im Roman in seiner Publikation “Stadtbeschreibung und Weltlosigkeit der Sprache in Raymond Queneaus Zazie dans le métro” analysiert. Marie Hartmann bezeichnet den Roman als „[…] un roman insolent à l'égard de la belle langue française. Il introduit un autre rapport au langage, irrespectueux des commandements de la grammaire, de la syntaxe et de l'orthographe.“.
In allen Romanen Queneaus ist die Handlung in der Regel unbedeutend, schreitet langsam voran und wird ständig von Episoden unterbrochen, die in keinem logischen Zusammenhang mit der Handlung selbst stehen4, so auch in Zazie dans le métro. Obwohl die Figuren so viel erleben, entwickeln sie sich nicht weiter, lernen aus dem Erlebten nichts für die Zukunft. In Zazie dans le métro wird der Leser nicht nur durch die vielen verschiedenen Handlungen, die ein gewisses Chaos erzeugen, verwirrt, sondern auch durch die Personen selbst, die in ihrem Verhalten ambivalent sind. Wenn man bedenkt, dass Queneau Mitbegründer der Oulipo ist, so überrascht es nicht, dass die geometrische Figur der Umkehrung neben der Sprache im Zentrum seines Werkes steht.
Um dieses Spiel mit Inversion und Austauschbarkeit von Gegenteilen aufzugreifen, beschäftigt sich diese Arbeit mit der Art und Weise, wie die Figur Gabriel, die mehrere Gegenteile in ihrer Persönlichkeit mit sich trägt, dargestellt wird. Der Fokus liegt hierbei auf seinem Leben als „normaler“ Bürger, auf seiner Sexualität und auf seinem Beruf als Travestiekünstler. Zu Beginn möchte ich jedoch kurz darauf eingehen, wie die Personen im Roman generell dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Personen im Roman
- III. Die Figur Gabriel
- III.1 Gabriels „Scheinnormalität“
- III.2 Gabriel – ein „hormosessuel“
- III.3 Gabriella
- IV. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Figur Gabriel in Raymond Queneaus Roman „Zazie dans le métro“ und untersucht, wie die Darstellung von Gabriel die in seinem Charakter gleichzeitig vorhandenen Gegensätze von „Normalität“, Sexualität und Beruf als Travestiekünstler widerspiegelt. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Gabriels Bemühungen, die gesellschaftliche Erwartungen an seine Rolle als Mann zu erfüllen, während er gleichzeitig seine eigene Identität bewahrt.
- Die Darstellung ambivalenter Figuren in Raymond Queneaus Roman „Zazie dans le métro“
- Die Rolle der Sprache und der Inversion als zentrales Element der Erzählung
- Die Figur Gabriel als Repräsentant von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen
- Die Konfrontation von Realität und Fiktion in der Darstellung der Figuren
- Die Bedeutung von theatralischen Elementen und Slapstick in der Erzählung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in die Thematik der Sprache und der Inversion in Raymond Queneaus Werk „Zazie dans le métro“ ein und stellt die Relevanz der Sprache im Roman heraus. Kapitel II beleuchtet die Darstellung der Personen im Roman, die durch ihre Sprache und Rollen definiert sind, aber gleichzeitig eine gewisse Unschärfe und Unvorhersehbarkeit in ihrem Verhalten aufweisen. Kapitel III konzentriert sich auf die Figur Gabriel, indem es seine „Scheinnormalität“ als Mann untersucht, die durch seine Inszenierung von Gewalt und seine ambivalente Beziehung zu seinem Beruf als Travestiekünstler zum Ausdruck kommt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Raymond Queneau, Zazie dans le métro, Sprache, Inversion, Figur, Gabriel, „Scheinnormalität“, Sexualität, Travestiekunst, gesellschaftliche Normen, Erwartungen, Realität, Fiktion, theatralische Elemente, Slapstick.
- Arbeit zitieren
- Melissa Mielke (Autor:in), 2018, Die Figur Gabriel in Raymond Queneaus "Zazie dans le métro", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/493868