Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem ägyptischen Autor Sayyid Qutb und seinem Werk "Zeichen auf dem Weg“, welches in Gefangenschaft geschrieben und 1964 (zwei Jahre vor seiner Hinrichtung) veröffentlicht wurde. Qutb gilt als Vordenker des militanten Islam in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die „Zeichen auf dem Weg“ gelten als sein radikalstes und folgenschwerstes Werk. Es mag aus westlicher Anschauung zunächst paradox wirken, doch die Intention, die sich hinter seiner
letzten Abhandlung verbirgt, ist letztlich die Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit.
Unter Freiheit versteht Qutb allerdings die Abwesenheit menschlicher Herrschaft und Knechtschaft, seine Antwort auf die Frage nach einer gerechten, harmonischen und menschlichen Gesellschaftsordnung ist der Islam als System. Diesem System steht die Jahiliyya im Weg, quasi als Antagonist. Im Folgenden soll analysiert werden, wie Sayyid Qutb die Welt in Jahiliyya und Islam dichotomisiert, welche Vorstellungen er über die ideale Zukunft hat und welche weitreichenden Konsequenzen seinem dichotomen Denken immanent sind. Ist der Dschihad die radikale Konsequenz des Qutb´schen Denken?
Eine Dichotomie bezeichnet im Allgemeinen eine Zweigliedrigkeit. Wendet man diese Zweigliedrigkeit auf die Welt an, so erhält man zwei Teile oder Sphären, zwischen denen keine Schnittmenge vorgesehen ist. Qutbs „Zeichen auf dem Weg“ verfolgen ein klares Ziel, nämlich die Etablierung eines islamischen Systems, und richten sich primär an eine bestimmte Gruppe von Adressaten, nämlich die Avantgarde, die dieses System errichten soll. Vor diesem Hintergrund muss das Ziel als alternativlos und richtig dargestellt werden, um kritisches Hinterfragen grundsätzlich auszuschließen und zu verhindern.
Qutbs Denken und Schriften sind geprägt von klaren ideologischen Trennlinien und einem strengen Schwarz-Weiß-Denken, die Trennung zwischen „gut/ schlecht“, beziehungsweise vielmehr „gläubig/ ungläubig“ ist strikt und kompromisslos. Damit wird die eigentlich komplexe Welt heruntergebrochen auf die ungläubige Ordnung, die von der gläubigen Ordnung abgeschafft werden soll und muss. Dem Leser wird Orientierung und ontologische Rollensicherheit geboten, denn Qutb arbeitet sein propagiertes islamisches System als das einzig Richtige und Autorisierte aus und formuliert in der notwendigen Begründung dieses Systems einen klaren Handlungsimperativ.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Dichotomie der Welt im Denken Sayyid Qutbs
- Jahiliyya
- Jahiliyya im Koran
- Jahiliyya bei Sayyid Qutb
- Jahiliyya als Zustandsbeschreibung der Welt
- Islam
- Die Einzigartige Koranische Generation- ein Ideal
- Die Kompromisslosigkeit und der universelle Anspruch des Islams
- Der Dschihad als Konsequenz
- Dschihad im Allgemeinen
- Qutbs Konzept des Dschihads
- Conclusio und Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Denken Sayyid Qutbs und dessen Werk „Zeichen auf dem Weg“, welches die Etablierung eines islamischen Systems propagiert. Der Fokus liegt auf Qutbs Dichotomisierung der Welt in Jahiliyya und Islam, insbesondere seinem Konzept der Jahiliyya und den daraus resultierenden Konsequenzen, vor allem dem Dschihad.
- Analyse der dichotomischen Weltanschauung Sayyid Qutbs.
- Untersuchung des Begriffs Jahiliyya im Koran und bei Qutb.
- Erklärung der Jahiliyya als Zustandsbeschreibung der Welt.
- Darlegung des islamischen Systems als Gegenentwurf zur Jahiliyya.
- Interpretation des Dschihads als Konsequenz der Dichotomie.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit untersucht Sayyid Qutbs Werk „Zeichen auf dem Weg“ und dessen Bedeutung für den militanten Islam. Qutbs Ziel ist eine Kulturrevolution gegen den Nationalismus im arabischen Raum, wobei er Gerechtigkeit und Freiheit des Menschen im Kontext seines islamischen Systems betont. Die Arbeit analysiert Qutbs Dichotomie von Jahiliyya und Islam und die daraus resultierende Konsequenz des Dschihads.
Die Dichotomie der Welt im Denken Sayyid Qutbs: Dieses Kapitel beschreibt Qutbs streng dichotomisches Weltbild, das die Welt in „gläubig“ und „ungläubig“ teilt. Qutb präsentiert sein islamisches System als einzig richtige Ordnung, wobei die Jahiliyya als ihr Antagonist dargestellt wird. Die Dichotomien „Gottes Din/anderer Din“ und „Gottes Hakimiya/Hakimiya der Menschen“ werden kurz erwähnt, der Fokus bleibt aber auf der Jahiliyya-Islam-Dichotomie.
Jahiliyya: Dieses Kapitel erörtert den Begriff Jahiliyya, beginnend mit seiner koranischen Darstellung als „Zeit der Unwissenheit“ vor Mohammed. Es analysiert dann Qutbs Interpretation der Jahiliyya als umfassenden Zustand der menschlichen Herrschaft über den Menschen, die Gott ablehnt und somit als Gegenentwurf zum islamischen System gilt. Qutb sieht Jahiliyya nicht als historische Periode, sondern als Zustand, der jederzeit und überall existieren kann.
Islam: Dieses Kapitel behandelt die Gegenposition zur Jahiliyya: den Islam. Obwohl der genaue Inhalt nicht detailliert dargestellt wird, wird der Islam als umfassendes System und Gegenentwurf zur Jahiliyya positioniert. Der Fokus liegt auf dessen Kompromisslosigkeit und universalem Anspruch.
Schlüsselwörter
Sayyid Qutb, Zeichen auf dem Weg, Jahiliyya, Islam, Dschihad, Dichotomie, militanter Islam, Islamismus, Kulturrevolution, Hakimiya, Din.
Häufig gestellte Fragen zu "Zeichen auf dem Weg" von Sayyid Qutb
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Denken Sayyid Qutbs und sein Werk „Zeichen auf dem Weg“, welches die Etablierung eines islamischen Systems propagiert. Der Fokus liegt auf Qutbs Dichotomisierung der Welt in Jahiliyya und Islam, insbesondere seinem Konzept der Jahiliyya und den daraus resultierenden Konsequenzen, vor allem dem Dschihad. Die Arbeit bietet eine Einleitung, eine Kapitelzusammenfassung, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie Schlüsselwörter.
Welche zentralen Themen werden in Sayyid Qutbs Werk behandelt?
Die zentralen Themen sind die von Qutb postulierte Dichotomie zwischen Jahiliyya (Unwissenheit, Zustand der Ungläubigkeit) und Islam, die Interpretation der Jahiliyya als umfassenden Zustand der menschlichen Herrschaft über den Menschen, die Ablehnung Gottes und der Dschihad als Konsequenz dieser Dichotomie. Der Islam wird als umfassendes System und Gegenentwurf zur Jahiliyya dargestellt, mit einem Fokus auf dessen Kompromisslosigkeit und universalem Anspruch.
Wie definiert Sayyid Qutb den Begriff „Jahiliyya“?
Qutb versteht Jahiliyya nicht nur als historische Periode vor Mohammed, sondern als einen Zustand, der jederzeit und überall existieren kann. Er charakterisiert ihn als umfassenden Zustand der menschlichen Herrschaft über den Menschen, die Gott ablehnt. Im Gegensatz zur koranischen Darstellung als „Zeit der Unwissenheit“ erweitert Qutb den Begriff auf einen umfassenden Zustand gesellschaftlicher und politischer Strukturen, die nicht den islamischen Prinzipien entsprechen.
Welche Rolle spielt der Dschihad in Qutbs Denken?
Der Dschihad ist in Qutbs Denken eine direkte Konsequenz der Jahiliyya-Islam-Dichotomie. Er stellt den Kampf gegen die Jahiliyya dar, also gegen alle Systeme und Strukturen, die nicht dem islamischen System entsprechen. Die genaue Auslegung und Interpretation des Dschihads wird in der Arbeit zwar nicht detailliert erläutert, ist aber als zentrale Folge der Dichotomie dargestellt.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit analysiert die dichotomische Weltanschauung Sayyid Qutbs, untersucht den Begriff Jahiliyya im Koran und bei Qutb, erklärt die Jahiliyya als Zustandsbeschreibung der Welt, legt das islamische System als Gegenentwurf zur Jahiliyya dar und interpretiert den Dschihad als Konsequenz der Dichotomie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Dichotomie der Welt im Denken Sayyid Qutbs, ein Kapitel zu Jahiliyya (mit Unterkapiteln zu Jahiliyya im Koran, bei Sayyid Qutb und als Zustandsbeschreibung der Welt), ein Kapitel zu Islam (mit Unterkapiteln zur einzigartigen koranischen Generation und zum universalen Anspruch des Islams), ein Kapitel zum Dschihad als Konsequenz (mit Unterkapiteln zum Dschihad im Allgemeinen und Qutbs Konzept des Dschihads) und eine Conclusio/Schlussfolgerung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Sayyid Qutb, Zeichen auf dem Weg, Jahiliyya, Islam, Dschihad, Dichotomie, militanter Islam, Islamismus, Kulturrevolution, Hakimiya, Din.
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- Sebastian Obermüller (Autor:in), 2019, Das dichotome Weltbild Sayyid Qutbs und seine Konsequenzen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/491212