Diese Arbeit beschreibt schwerpunktmäßig strukturelle und kulturelle Aspekte der italoamerikanischen Mafia, mit starker Einbeziehung von „Tatsachenberichten“ ehemaliger Mafiosi. In den USA gibt es mittlerweile eine ganze Reihe (Auto-)Biografien einstiger Mafiamitglieder. In der vorliegenden Arbeit finden insbesondere drei Memoiren Eingang: Erstens, die von PETER MAAS verfaßte Lebensgeschichte des Mafioso SALVATORE „SAMMYTHEBULL“ GRAVANO, der in der GAMBINO Familie bis zum Underboss aufstieg, bis er 1990 verhaftet wurde und als Kronzeuge vor Gericht gegen die Mafia aussagte [Maas: 342 ff.]. Zweitens, der „Tatsachenbericht“ von JOSEPH DONALD PISTONE, einem ehemaligen FBI- Geheimagenten, der unter dem Decknamen DONNIE BRASCO die BONANNO Familie infiltrierte und so Beweise sammelte, die zu über hundert Verurteilungen führten [Pistone: 10]. Und drittens, die im Jahr 2004 publizierte Lebensgeschichte von FRANK SAGGIO, einem Ex-Mafia assoziierten, der für alle fünf New Yorker Familien arbeitete.
Jedoch kann man zu Recht den Erkenntnisgewinn aus diesen Memoiren anzweifeln. „Es gilt als sicher, dass jeder der Aussteiger übertreibt bzw. diejenigen Dinge verschweigt, die gegen die Gewährleistung von Immunität sprechen könnten“ [Neumahr: 33] oder, wie in PISTONES Fall, dem Ansehen seiner Person und des FBI generell schaden könnten.
Selbst was die wissenschaftliche Literatur bezüglich der Cosa Nostra angeht, bleiben Zweifel über die Verlässlichkeit der Informationen. „Vieles was eigentlich nur vermutet wird, ist so formuliert, als habe es sich erwiesen. Während ein Autor den anderen zitiert, (...) entsteht der Eindruck, bestimmte Annahmen hätten sich im Laufe der Zeit bestätigt“ [Neumahr: 35].
Auch ALMOG, der sich mit der Geschichte jüdischer Krimineller in den USA auseinandersetzte, merkt dazu an: “Die Schwierigkeit bei der Rekonstruktion der Geschichte der jüdischen Gangster in den USA liegt vor allem in dem Mangel an nachweisbaren, exakt dokumentierten Ereignissen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffe: Organisierte Kriminalität, Mafia und La Cosa Nostra
- Organisierte Kriminalität
- Mafia
- La Cosa Nostra
- Die Organisationsstruktur
- Das hierarchische Organisationsmodell
- Die Nationalkommission
- Die Führungsebene
- Die Managementebene
- Die Exekutivebene
- Die Assoziierten
- Zwischenfazit
- Das Patron-Klient - Strukturmodell
- Bewertung der beiden Strukturmodelle
- Das hierarchische Organisationsmodell
- Kultur der Cosa Nostra
- Mitgliedschaft
- Mitgliedschaftsvoraussetzungen
- Das Ritual
- Werte
- Ehre
- Omertà
- Normen und Regeln
- Gehorsam und Respekt
- Auskunftspflicht
- Offenlegung der Geschäfte
- Respekt vor Eigentum
- Finanzielle Abgaben
- Vorstellung
- Diskretion und Neugier
- Vermeidung von Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit
- Gewalt und Mord
- Mitgliedschaft
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die strukturellen und kulturellen Aspekte der italo-amerikanischen Mafia, wobei Memoiren ehemaliger Mafiosi eine zentrale Rolle spielen. Das Ziel ist es, ein differenziertes Bild der Cosa Nostra zu zeichnen, die Grenzen und Möglichkeiten der Quellenkritik zu reflektieren und die Organisationsstruktur sowie die prägenden kulturellen Elemente zu analysieren.
- Analyse der Organisationsstruktur der Cosa Nostra anhand verschiedener Modelle.
- Untersuchung der kulturellen Werte, Normen und Rituale der Cosa Nostra.
- Bewertung der Aussagekraft von Memoiren ehemaliger Mafiosi als Quellen.
- Klärung der Begriffe "Organisierte Kriminalität", "Mafia" und "Cosa Nostra".
- Analyse der Rolle von Gewalt in der Cosa Nostra.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit analysiert strukturelle und kulturelle Aspekte der italo-amerikanischen Mafia, unter Einbezug von Memoiren ehemaliger Mafiosi. Die Verlässlichkeit dieser Quellen wird kritisch hinterfragt, da Übertreibungen und Verschweigen möglicherweise vorkommen. Die Arbeit fokussiert sich auf die fünf großen New Yorker Familien, insbesondere die Gambino und Bonanno Familien, und konzentriert sich zeitlich auf die 70er und 80er Jahre.
Begriffe: Organisierte Kriminalität, Mafia und La Cosa Nostra: Dieses Kapitel differenziert die Begriffe "Organisierte Kriminalität", "Mafia" und "Cosa Nostra". Es untersucht verschiedene Definitionen von "Organisierter Kriminalität", die sich auf die Delikte, die Organisation der Täter oder die Verflechtung mit legalen Strukturen konzentrieren. Die Arbeit betont die Notwendigkeit, diese Begriffe klar voneinander abzugrenzen, um ein genaueres Verständnis der Cosa Nostra zu ermöglichen.
Die Organisationsstruktur: Dieses Kapitel analysiert die Organisationsstruktur der Cosa Nostra, indem es zwei Modelle – das hierarchische und das Patron-Klient-Modell – vergleicht und bewertet. Es beschreibt die verschiedenen Ebenen der hierarchischen Struktur (Nationalkommission, Führungsebene, etc.) und untersucht die Bedeutung von Patron-Klient-Beziehungen für die Organisation. Die Stärken und Schwächen beider Modelle werden abgewogen.
Kultur der Cosa Nostra: Dieses Kapitel befasst sich mit den kulturellen Aspekten der Cosa Nostra, einschließlich der Mitgliedschaft (Voraussetzungen, Rituale), der Werte (Ehre, Omertà), der Normen und Regeln (Gehorsam, Diskretion, finanzielle Abgaben etc.) und der Rolle von Gewalt und Mord. Es untersucht die funktionale Bedeutung dieser kulturellen Elemente für das System und deren Beitrag zur Stabilität und Kohäsion der Organisation.
Schlüsselwörter
Cosa Nostra, Organisierte Kriminalität, Mafia, Hierarchische Struktur, Patron-Klient-Beziehungen, Kultur, Werte, Normen, Regeln, Gewalt, Omertà, Memoiren, Quellenkritik, New York, Gambino Familie, Bonanno Familie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der italo-amerikanischen Mafia
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die strukturellen und kulturellen Aspekte der italo-amerikanischen Mafia, insbesondere der fünf großen New Yorker Familien (mit Fokus auf die Gambino und Bonanno Familien in den 70er und 80er Jahren). Sie nutzt dabei Memoiren ehemaliger Mafiosi als zentrale Quellen, deren Aussagekraft kritisch hinterfragt wird.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein differenziertes Bild der Cosa Nostra zu zeichnen. Sie untersucht die Organisationsstruktur anhand verschiedener Modelle, analysiert die kulturellen Werte, Normen und Rituale und bewertet die Aussagekraft der verwendeten Memoiren als Quellen. Zusätzlich werden die Begriffe „Organisierte Kriminalität“, „Mafia“ und „Cosa Nostra“ geklärt.
Welche Organisationsstrukturen werden untersucht?
Die Arbeit vergleicht und bewertet zwei Organisationsmodelle: das hierarchische Modell (mit Ebenen wie Nationalkommission, Führungsebene, Managementebene etc.) und das Patron-Klient-Modell. Die Stärken und Schwächen beider Modelle werden diskutiert.
Welche kulturellen Aspekte werden behandelt?
Die Analyse der Kultur der Cosa Nostra umfasst die Mitgliedschaft (Voraussetzungen, Rituale), die Werte (z.B. Ehre, Omertà), Normen und Regeln (Gehorsam, Diskretion, finanzielle Abgaben etc.) sowie die Rolle von Gewalt und Mord. Der Beitrag dieser kulturellen Elemente zur Stabilität und Kohäsion der Organisation wird untersucht.
Wie werden Memoiren ehemaliger Mafiosi als Quellen bewertet?
Die Arbeit reflektiert die Grenzen und Möglichkeiten der Quellenkritik in Bezug auf Memoiren. Sie ist sich der potenziellen Probleme wie Übertreibungen und Verschweigen bewusst und berücksichtigt diese bei der Interpretation der Daten.
Welche Begriffe werden definiert und abgegrenzt?
Die Arbeit klärt die Begriffe „Organisierte Kriminalität“, „Mafia“ und „Cosa Nostra“ und betont die Notwendigkeit, diese klar voneinander abzugrenzen, um ein genaueres Verständnis der Cosa Nostra zu ermöglichen. Verschiedene Definitionen von „Organisierter Kriminalität“ werden betrachtet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, Begriffen (Organisierte Kriminalität, Mafia, Cosa Nostra), Organisationsstruktur, Kultur der Cosa Nostra und Schlussfolgerungen/Ausblick.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Cosa Nostra, Organisierte Kriminalität, Mafia, Hierarchische Struktur, Patron-Klient-Beziehungen, Kultur, Werte, Normen, Regeln, Gewalt, Omertà, Memoiren, Quellenkritik, New York, Gambino Familie, Bonanno Familie.
- Quote paper
- Eduard Drahomeretski (Author), 2005, DIE AMERIKANISCHE COSA NOSTRA. Eine Untersuchung struktureller und kultureller Aspekte unter Berücksichtigung ausgewählter Memoiren ehemaliger Mafiosi., Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/48826