„Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen: so laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.“
Diese Worte Martin Luthers in der Rede von Emil Wolff beim Antritt seines Rektorats an der Universität Hamburg am 6. November 1945 geben einen ersten Eindruck von der Situation der deutschen Universitäten in der Nachkriegszeit und somit auch von dem Zeitraum und dem Thema der hier vorliegenden Arbeit.
Im Verlauf der zwölf dunklen Jahre des Dritten Reiches waren auch die Universitäten mehr und mehr in das System der Nationalsozialisten verstrickt worden. Wissenschaft und Forschung, die Universitäten und ihre einzelnen Disziplinen unterschieden sich nicht von den übrigen Bildungsbereichen, weder als Opfer des staatlichen Zugriffs noch in den Mustern von Anpassung, Opportunismus und aktiver Zuwendung zum Nationalsozialismus. Die wesentlichen Merkmale der NS-Bildungspolitik waren der entgrenzende Anspruch, mit dem das gesamte Leben, nicht nur das der Heranwachsenden, pädagogisch bestimmt werden sollte, die kollektive Ordnung des Lebenslaufs, die den Individuen weder eigenen Raum noch eigene Rechte beließ und damit zugleich der Bruch mit der gesamteuropäisch-abendländischen Tradition und mit dem klassischen Bildungsdenken der deutschen Philosophie.
Mehr als 1200 Gelehrte, Professoren und Assistenten, Mitglieder wissenschaftlicher Akademien und von Forschungseinrichtungen, verloren schon 1933 aus politischen oder rassischen Gründen ihre Arbeit. Tausende mussten zur Rettung des nackten Lebens das Land verlassen.
Schließlich wurde 1934 das „Reichsministerium für Erziehung, Wissenschaft und Volksbindung“ gegründet, wodurch die traditionellen Träger von Bildungseinrichtungen in Staat und Gesellschaft – Länder, Gemeinden, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen – entmachtet wurden. An ihre Stelle traten die Organisationen der NS-Bewegung. Für den Hochschulbereich waren das vor allem der Nationalsozialistische Lehrerbund (NSLB) und der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund (NSDStB).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Rektoratsreden
- 3. Die Bühne des Geschehens
- 3.1 Deutschland nach 1945
- 3.2 Die Entnazifizierung der Hochschulen
- 4. Bildungspolitik der Besatzungsmächte
- 5. Die Stimmen der Hochschulen
- 5.1 Die Redner
- 5.2 Die Sicht der Dinge
- 5.3 Krisen und Gefahren
- 5.4 Negative Werte
- 5.5 Positive Werte
- 5.6 Forderungen an die Studenten
- 6. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Selbstbekundung der deutschen Universitäten in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Sie untersucht die Rolle der Universitäten im Kontext des Umbruchs nach dem Zweiten Weltkrieg, der Entnazifizierung und der neuen Bildungspolitik der Besatzungsmächte. Die Arbeit betrachtet die Rektoratsreden der ersten frei gewählten Rektoren als zentrale Quelle für die Analyse der akademischen Selbstwahrnehmung und der Zukunftsvisionen der Universitäten.
- Die Rolle der Universitäten im Nationalsozialismus und ihre Rolle im Umbruch nach 1945
- Die Rekonstruktion und Neuausrichtung des universitären Lebens nach dem Zweiten Weltkrieg
- Die Auswirkungen der Entnazifizierung auf die deutschen Hochschulen
- Die Bildungspolitik der Besatzungsmächte und deren Einfluss auf die Universitäten
- Die Selbstwahrnehmung der Universitäten und ihre Zukunftsvisionen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und führt in die Thematik der akademischen Selbstbekundung der deutschen Universitäten in der Nachkriegszeit ein. Sie skizziert den historischen Kontext und die Bedeutung der Rektoratsreden als Quelle für die Analyse.
- Kapitel 2: Rektoratsreden: Dieses Kapitel behandelt die Rolle der Rektoratsreden als primäre Quelle für die Analyse der akademischen Selbstbekundung. Es stellt den historischen Kontext der Reden dar und erläutert die Methodik der Analyse.
- Kapitel 3: Die Bühne des Geschehens: Dieses Kapitel beleuchtet den historischen Kontext der deutschen Universitäten in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Es behandelt die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs, die Entnazifizierung und die Bildungspolitik der Besatzungsmächte.
- Kapitel 4: Bildungspolitik der Besatzungsmächte: Dieses Kapitel untersucht die Bildungspolitik der Besatzungsmächte und deren Einfluss auf die deutschen Universitäten. Es analysiert die Ziele und Strategien der Besatzungsmächte in Bezug auf die Hochschulbildung.
- Kapitel 5: Die Stimmen der Hochschulen: Dieses Kapitel analysiert die Rektoratsreden im Detail. Es untersucht die Selbstwahrnehmung der Universitäten, ihre Ziele und Visionen sowie die Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sahen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der deutschen Universitätsgeschichte in der Nachkriegszeit, insbesondere der Rekonstruktion und Neuorientierung der Hochschulen nach dem Nationalsozialismus. Die Schlüsselwörter umfassen: Universitätsgeschichte, Rektoratsreden, Entnazifizierung, Bildungspolitik, Besatzungspolitik, akademische Selbstbekundung, Nachkriegszeit, deutsche Universitäten, Hochschulbildung.
- Quote paper
- Sven Kleibrink (Author), 2005, Universitäten und Umbruch - Die deutschen Universitäten nach dem 2. Weltkrieg - Eine Analyse akademischer Selbstbekundung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/47647