Zunächst soll geklärt werden, welche Akteure zu den beiden hier betrachteten Gruppen der prominenten Wohltätigen zählen und inwiefern Mobilität und Transnationalität die innerelitäre Vernetzung bedingen. Danach soll anhand der Netzwerkaktivitäten dargelegt werden, wie die Akteure Grenzen zwischen kultureller, wirtschaftlicher und politischer Sphäre zunehmend häufig überschreiten. Abschließend folgen kritische Überlegungen zum Status der Celebrity philanthropists und Philanthrocapitalists als Teil der transnationalen Kapitalistenklasse und damit Vermittler einer grundsätzlich neoliberalistischen Agenda.
Wohltätige Prominente aus den Bereichen Entertainment und Wirtschaft präsentieren sich in der Öffentlichkeit als authentische Philanthropen, initiieren beispielsweise Wohltätigkeitskampagnen oder betreiben eigene Stiftungen. Sie bieten für soziale Probleme aber hauptsächlich Lösungen an, die fest in der Denktradition des Neoliberalismus verankert sind: Es ist nicht das Bestreben nach systemischer Transformation, das diese Form der Wohltätigkeit kennzeichnet, sondern vielmehr ein Aufruf zum Einsatz von Privatkapital, um sozialen und ökologischen Missständen zu begegnen. Prominente haben im Zuge dieses humanitären Engagements inzwischen einen Einfluss auf globale politische Prozesse gewonnen, der Ende des 20. Jahrhunderts noch völlig undenkbar gewesen wäre.
Als Philanthrocapitalists werden prominente Unternehmer bezeichnet, die ihr Privatvermögen mit dem Ziel einsetzen, humanitäre Projekte zu fördern um soziale oder ökologische Missstände zu beheben, dadurch aber individualistische und einer Logik des Kapitalismus folgende Lösungen anbieten, um Probleme zu adressieren, die systemimmanent sind. Die Projekte sind oftmals nicht mit Experten und Betroffenen abgestimmt und greifen zu kurz, um eine echte Verbesserung der Umstände zu erzielen.
Celebrity philanthropists und Philanthrocapitalists sind eng verwandt, da sie auf die gleichen Ressourcen von öffentlicher Reichweite und ökonomischem Kapital zurückgreifen, um die von ihnen identifizierten Missstände anzugehen, wie hier argumentiert wird. Es ist also von großem Interesse für die Elitenforschung, Zusammenhänge zwischen beiden Gruppen zu untersuchen, deren Mitglieder zunehmend in die politische Sphäre eindringen und sich in ein vorhandenes Netzwerk etablierter Eliten integrieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Zum Elitenstatus von Celebrities
- 1.1. Machtressource „celebrity capital“
- 1.2. Machtressource „fame“
- 2. Globale Vernetzung prominenter Wohltätiger
- 2.1 Celebrity philanthropists und Celebrity diplomats
- 2.2 Philanthrocapitalists
- 2.3 Netzwerkstrukturen und Agenda-Setting innerhalb der TCC
- 3. Wohltätige Celebrities als Agenten des Neoliberalismus
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle prominenter Wohltätiger, insbesondere Celebrity philanthropists und Philanthrocapitalists, als neue politische Akteure im Kontext des Neoliberalismus. Die Untersuchung beleuchtet die Mechanismen, durch die diese Akteure ihre Machtressourcen nutzen, um soziale und ökologische Missstände zu adressieren. Dabei wird der Fokus auf die Vernetzung und den Einfluss dieser Akteure innerhalb der transnationalen Charity-Elite gelegt.
- Elitenstatus und Machtressourcen von Celebrities
- Globale Vernetzung prominenter Wohltätiger
- Philanthrocapitalism als neoliberale Strategie
- Netzwerkstrukturen und Agenda-Setting
- Der Einfluss von Celebrities auf politische Prozesse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der transnationalen Charity-Elite ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss von Celebrity philanthropists und Philanthrocapitalists auf globale politische Prozesse. Das erste Kapitel befasst sich mit dem Elitenstatus von Celebrities und den Machtressourcen „celebrity capital“ und „fame“. Es wird erläutert, wie Celebrities im 21. Jahrhundert zu einflussreichen Akteuren geworden sind und welche Mechanismen ihnen Zugang zu politischer Macht verschaffen. Das zweite Kapitel beleuchtet die globale Vernetzung prominenter Wohltätiger. Es werden die Strukturen und Akteure der transnationalen Charity-Elite, darunter Celebrity philanthropists, Celebrity diplomats und Philanthrocapitalists, untersucht.
Schlüsselwörter
Celebrity philanthropists, Philanthrocapitalists, transnationale Charity-Elite, Machtressourcen, neoliberale Agenda, globale Vernetzung, politische Einflussnahme, Celebrity capital, Fame, soziale und ökologische Missstände.
- Quote paper
- Petra Berganov (Author), 2017, Die transnationale Charity-Elite. Celebrity philanthropists und Philanthrocapitalists als neue politische Akteure und neoliberalistische Agenten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/471303