Im Folgenden soll der kulturalistische Ansatz von Koppetsch mit dem klassentheoretischen Ansatz von Dörre verglichen werden. Es gilt der Frage nachzugehen, ob der AfD-Erfolg im Grunde ein Protest einer vergessenen Arbeiterklasse ist, deren eigentliches Interesse in der Wiederherstellung sozialer Gerechtigkeit besteht oder ob der AfD-Wähler vielmehr ein Verlierer der Globalisierung ist, der es nicht schafft dem individualisierten neoliberalen Kampf zu trotzen und somit in das nationale Kollektiv flüchten muss, was letztendlich in Ausgrenzung und Rassismus mündet?
Ein Gespenst geht um in Europa. Gemeint ist hierbei jedoch nicht die Angst vor einem aufkommenden Kommunismus, sondern die reale Bedrohung eines rechtspopulistischen Geschwürs, das die westliche Welt befallen hat. So verkündet der amtierende Fraktionsvorsitzende der thüringischen AfD Björn Höcke bei einer Wahlveranstaltung in Magdeburg: "Ich will, dass Deutschland nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit hat. Ich will, dass Deutschland auch eine tausendjährige Zukunft hat" (Die Welt 2017). Die unübersehbare Anspielung auf nationalsozialistische Sprachsymbolik ist kein Zufall, wie es im Nachgang solcher Tabubrüche immer wieder behauptet wird, sondern es geht um eine bewusst gewählte rhetorische Nähe zum Dritten Reich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kulturalistischer Ansatz
- Die gespaltene Nation – Zwischen Globalisierungsgewinnern- und verlieren
- Rechtspopulismus als Kritik am Neoliberalismus
- Der Geist des Kapitalismus – Projektorientierte Gewinner und industrielle Verlierer?
- Der Geist des Kapitalismus
- Die unterschiedlichen Rechtfertigungslogiken innerhalb des kapitalistischen Geistes
- Projektlogik und industrielle Polis im Vergleich
- Rechtspopulismus als Reaktion auf soziale Deklassierung
- Etablierte gegen Außenseiter
- Klassentheoretischer Ansatz
- Warten auf den sozialen Aufstieg und das Problem der Leistungsgerechtigkeit
- Die demobilisierte Klassengesellschaft
- Die Ursachen des Rechtspopulismus
- Kultur- oder Klassenkampf – Eine sinnvolle Unterscheidung?
- Die AfD als Mittelschichts- oder Arbeiterpartei?
- Von beiden Ansätzen profitieren? Über die Gemeinsamkeiten der beiden Theorien
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Ursachen für das Erstarken des Rechtspopulismus in Deutschland und untersucht, ob es sich dabei um eine Spaltung innerhalb der Mittelschicht oder um einen verschleierten Klassenkampf handelt.
- Die Rolle der Globalisierung und ihre Auswirkungen auf die Mittelschicht
- Der Einfluss des Neoliberalismus auf soziale Strukturen und die Entstehung des Rechtspopulismus
- Die Bedeutung von Klassenkonflikten im Kontext des Rechtspopulismus
- Der Vergleich zwischen dem kulturalistischen und dem klassentheoretischen Ansatz zur Erklärung des Rechtspopulismus
- Die Analyse der AfD als politische Kraft und ihre Verbindung zu beiden Ansätzen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Rechtspopulismus als Bedrohung für die westliche Welt dar und skizziert die Entstehung der AfD in Deutschland. Sie präsentiert den kulturalistischen und den klassentheoretischen Ansatz als zwei Erklärungsmodelle für den Rechtsruck.
- Kulturalistischer Ansatz: Dieses Kapitel beschreibt den kulturalistischen Ansatz von Cornelia Koppetsch, der die Ursachen des Rechtspopulismus in einer Spaltung innerhalb der Mittelschicht sieht, die durch die Globalisierung entstanden ist. Koppetsch argumentiert, dass die Globalisierung zu einer Trennung in „Globalisierungsgewinner“ und „Globalisierungsverlierer“ geführt hat, wobei letztere durch „Ohnmachts- und Entfremdungsgefühle“ geprägt sind.
- Klassentheoretischer Ansatz: Dieses Kapitel stellt den klassentheoretischen Ansatz von Klaus Dörre vor, der den Rechtspopulismus als Ergebnis einer verfehlten Klassenpolitik betrachtet. Dörre argumentiert, dass die Klassenfrage in der öffentlichen Debatte verschleiert wird und dass die AfD dieses Vakuum ausfüllt, indem sie rassistische Forderungen als „rationalen klassenpolitischen Kern“ präsentiert.
Schlüsselwörter
Rechtspopulismus, Globalisierung, Neoliberalismus, Mittelschicht, Klassengesellschaft, Kulturkampf, Klassenkampf, AfD, soziale Deklassierung, Habitus, Globalisierungsgewinner, Globalisierungsverlierer, Kulturessenzialismus, Anti-Establishment-Bewegung, Leistungsgerechtigkeit, Repräsentationslücke.
- Quote paper
- Jonas Heuten (Author), 2019, Das Erstarken des Rechtspopulismus in Deutschland. Resultat einer Spaltung innerhalb der Mittelschicht oder verschleierter Klassenkampf?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/469288