Die folgende Arbeit befasst sich mit der Frage, welche Rolle Kaiser Karl IV. beim Ausbruch der Judenprgromme im 14. Jahrhundert, beispielhaft dargestellt an den Städten Straßburg, Frankfurt und Nürnberg, spielte.
Unter Karl IV. erlebte Mitteleuropa auf der einen Seite eine kulturelle Blüte. Im Mittelpunkt der Forschung zum Luxemburger Karl IV. steht meist die Konstituierung der Goldenen Bulle vom zehnten Januar 1356, welche festlegte, dass bei zukünftigen Königswahlen drei Erzbischöfe und vier weltliche Fürsten mit einfacher Mehrheit übereinkommen müssen.
Doch auf der anderen Seite fiel seine Regierungszeit mit der schlimmsten Katastrophe des Mittelalters, der Pest, zusammen. Der "Schwarze Tod", wie man die Seuche nannte, raffte innerhalb kürzester Zeit über ein Drittel der Bevölkerung des Reiches hinweg. Vermeintlich Schuldige waren schnell gefunden. Die Juden wurden als angebliche Brunnenvergifter für die verheerende Katastrophe verantwortlich gemacht und zu Tausenden ermordet.
Welche Rolle spielte Karls Handeln bei diesen Verbrechen zwischen 1348 und 1350? Aus welchen Gründen versagte er in seiner königlichen Pflicht, seine Untertanten vor den Übergriffen beim Ausbruch der Pest zu schützen? Beging er einen Verrat an den Juden?
Mit Hilfe dreier Themenschwerpunkte werden diese Fragen im Folgenden beantwortet. Hierfür werden zunächst die rechtlichen und historischen Grundlagen des Judenschutzes skizziert und das Leben der Juden im Heiligen Römischen Reich vor den Pogromen und der Pest dargestellt. Auf diese Weise werden sowohl Karls rechtsgeschichtlich herzuleitenden Verpflichtungen den Juden gegenüber, als auch deren Auslegung und sein Umgang mit diesen erläutert.
Überleitend folgt die Darstellung der Rezeption des Charakters und der Politik des Monarchen. Die machtpolitische Situation Karls, zur Zeit der Pogrome, stellt eine unverzichtbare Grundlage für die weiteren Untersuchungen dar.
Für weitere Erklärungsansätze werden im dritten und wichtigsten Themenschwerpunkt zunächst allgemein die Ursachen, das Ausmaß und der Umgang mit der Pest verdeutlicht. Konkret und beispielhaft wird das Schicksal der Juden unter Karl IV. zur Zeit des Pestausbruchs in den Städten Straßburg, Frankfurt und Nürnberg untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Jüdisches Leben in der mittelalterlichen Stadt vor dem Ausbruch der Pest
- Karl IV. und seine Stellung im Heiligen Römischen Reich
- Die Pest von 1347-1352
- Das Fallbeispiel Straßburg
- Das Fallbeispiel Frankfurt am Main
- Das Fallbeispiel Nürnberg
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Karl IV. während der Judenpogrome im Zusammenhang mit dem Pestausbruch von 1348-1350. Sie analysiert Karls Handeln im Hinblick auf seine königliche Pflicht, seine Untertanen zu schützen, und seine Haltung gegenüber den Juden. Die Arbeit untersucht die rechtlichen und historischen Grundlagen des Judenschutzes, die politische Situation Karls während der Pogrome und die Auswirkungen der Pest auf die jüdische Bevölkerung in Straßburg, Frankfurt und Nürnberg.
- Die rechtlichen und historischen Grundlagen des Judenschutzes im Heiligen Römischen Reich
- Karls politische Situation während der Pogrome und seine Machtposition im Reich
- Die Auswirkungen der Pest auf die jüdische Bevölkerung in Straßburg, Frankfurt und Nürnberg
- Die Rolle Karls IV. während der Pogrome und seine Verantwortung für die Juden
- Der Umgang mit der Pest und die Ursachen für die Judenpogrome
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die historischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die für die Untersuchung von Karls Handeln während der Pest relevant sind. Sie skizziert die politische Situation im Heiligen Römischen Reich, die Auswirkungen der Pest auf die jüdische Bevölkerung und die Forschungslücken in Bezug auf Karls Rolle bei den Pogromen.
Kapitel 2 widmet sich dem jüdischen Leben in der mittelalterlichen Stadt vor dem Pestausbruch. Es beschreibt die rechtliche und gesellschaftliche Stellung der Juden im Reich, ihre Lebensbedingungen in den Städten und die Bedeutung des Judenschutzes durch die Kaiser.
Kapitel 3 analysiert die Persönlichkeit und politische Situation Karls IV. während seiner Regentschaft. Es beschreibt seine Machtposition im Reich, seine politische Strategie und seine Rolle bei der Bekämpfung der Pest und der Judenpogrome.
Kapitel 4 widmet sich der Pest und ihren Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung. Es beleuchtet die Ursachen und das Ausmaß der Epidemie, die Rolle der Geißler und die Reaktion der Städte auf die Pest. Darüber hinaus analysiert das Kapitel die Pogrome in Straßburg, Frankfurt und Nürnberg und untersucht die Verantwortung von Karl IV. für die Verfolgung der Juden.
Schlüsselwörter
Karl IV., Judenschutz, Pest, Judenpogrome, Straßburg, Frankfurt, Nürnberg, Heiligen Römischen Reich, Kammerknechtschaft, Judenregal, Goldene Bulle, Pestausbruch, Quellenkritik, historische Forschung, mittelalterliche Stadt, chroniken, politische Situation, Recht, Gesetz, Verantwortung, Macht, Religion, gesellschaftliche Strukturen.
- Arbeit zitieren
- Helena Westendorf (Autor:in), 2017, Karl IV. und die Judenpogrome zur Zeit des Pestausbruchs. Mittäter und Profiteur?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/464317