„Moral ist die sittliche Haltung eines Einzelnen oder einer Gruppe“ , so steht es im Brockhaus. Doch was ist eigentlich Moral? Ist sie immer für eine ganze Gesellschaft gültig oder kann auch ein Mensch alleine eine eigene Moral aufstellen? In zahlreichen weiteren Lexikonartikeln und philosophischen Schriften kann man über dieses Thema lesen. Klar ist, dass es nicht nur eine einzige Moral gibt. Sie unterscheidet sich je nach Zeit, nach Gesellschaft, nach kulturellem Kreis, vielleicht aber auch je nach Individuum.
Die von den meisten Gesellschaften am schärfsten moralisch verurteilte Tat ist die Tötung eines Menschen. Ist es möglich einen Mord ohne Motiv und ohne jegliche moralische Bedenken zu begehen? Und ist es möglich eine auf den ersten Blick moralisch verwerfliche Handlung zu rechtfertigen? Das sind Fragen, die sich bei der Lektüre von Gides „Les caves du Vatican“ und D’Annunzios „L’Innocente“ aufdrängen.
In dieser Seminararbeit möchte ich untersuchen, inwieweit bei den Morden in den beiden Romanen moralische Bedenken im Vorfeld und Schuldgefühle nach der Tat bei den handelnden Personen eine Rolle spielen. Ist Lafcadio wirklich frei von jeglicher Moral, wie es zu Beginn scheint? Und wie steht es mit Tullio?
Zunächst werde ich untersuchen, in welchem gesellschaftlichen Umfeld sich Lafcadio bewegt und welches seine Wertvorstellungen und Charakterzüge sind. Danach werde ich mich damit beschäftigen wie es zu dem Mord kommt und ob für den Protagonisten moralische Bedenken und Schuldgefühle eine Rolle spielen.
Im nächsten Kapitel möchte ich die Herkunft und die Moralvorstellungen von Tullio darstellen und anschließend herausarbeiten welche Gründe ihn zum Mord führen. Als letztes werde ich auf den Mord an Raimund und Tullios moralische Bedenken und Schuldgefühle eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lafcadio
- Herkunft und soziales Umfeld
- Moralvorstellungen und Charakter
- Der Mord an Amédée
- Lafcadios Reaktion und Schuldgefühle nach dem Mord
- Tullio
- Soziales Umfeld und Moralvorstellungen
- Tullios Leid nach Julianes Ehebruch
- Der Mord an Raimund
- Tullios Reaktion und Schuldgefühle nach dem Mord
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit den moralischen Bedenken und Schuldgefühlen von Lafcadio und Tullio, den Protagonisten in Gides "Les caves du Vatican" und D'Annunzios "L'Innocente". Die Arbeit analysiert, inwieweit moralische Erwägungen bei den Morden in beiden Romanen eine Rolle spielen und ob die handelnden Personen Schuldgefühle verspüren.
- Die gesellschaftlichen Umfelder und Wertvorstellungen von Lafcadio und Tullio
- Die Charakterzüge und Moralvorstellungen der Protagonisten
- Die Beweggründe für die Morde und die Rolle moralischer Bedenken
- Die Reaktion und die Schuldgefühle der Protagonisten nach den Morden
- Die Frage, ob ein Mord ohne Motiv und ohne jegliche moralische Bedenken möglich ist.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Moral ein und stellt die Frage, ob es möglich ist, einen Mord ohne jegliche moralische Bedenken zu begehen. Sie skizziert die Ziele und den Aufbau der Seminararbeit.
- Lafcadio: Herkunft und soziales Umfeld: Dieses Kapitel beschreibt die Biografie von Lafcadio Wluiki, seinem unehelichen Herkunftshintergrund, seinen wechselnden Lebensumständen und den Einfluss seiner "Onkel" auf seine Erziehung und Entwicklung. Es zeigt, wie Lafcadio in einem Umfeld aufgewachsen ist, das wenig Wert auf bürgerliche Wertvorstellungen legte und ihn geprägt hat.
- Lafcadio: Moralvorstellungen und Charakter: Dieser Abschnitt analysiert Lafcadios Charakterzüge, seine gespaltene Persönlichkeit und die Frage, ob er überhaupt ein Wertesystem und Moralvorstellungen hat. Er diskutiert, ob Lafcadios Erziehung ihm eine Moral vermittelt hat und zeigt, dass er gleichzeitig selbstlos helfen kann, aber gleichzeitig die Wertlosigkeit des menschlichen Lebens betont.
- Tullio: Soziales Umfeld und Moralvorstellungen: Dieses Kapitel beschreibt Tullios gesellschaftliches Umfeld und seine Moralvorstellungen. Es zeigt, dass er in einer geordneten Umgebung aufwächst und gesellschaftliche Normen und Moralvorstellungen internalisiert hat. Die Geschichte seines Lebens zeigt, dass er tiefgründig über die Moral der Gesellschaft nachdenkt und sich von seinen Entscheidungen und deren Folgen belastet fühlt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Moral, Schuldgefühle, Mord, gesellschaftliches Umfeld, Charakter, Wertvorstellungen, "Les caves du Vatican", "L'Innocente". Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob und inwieweit moralische Bedenken bei der Planung und Ausführung von Morden eine Rolle spielen und welche Auswirkungen die Tat auf das Gewissen der handelnden Personen hat. Sie untersucht auch die Einflüsse der sozialen und familiären Umgebung auf die Entwicklung von Moralvorstellungen und die Fähigkeit zur Empathie.
- Quote paper
- Christina Döpfert (Author), 2005, Die Moralvorstellungen und Schuldgefühle von Lafcadio und Tullio in Gides 'Les caves du Vatican' und d'Annunzios 'L'Innocente', Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/46003