Wohl fast jeder Mensch hat folgende Situation schon einmal erlebt: Während des Wartens auf die U-Bahn oder des Sitzens im Zug wird man plötzlich von einer völlig unbekannten Person angesprochen, die konfus herumredet oder die Menschen in ihrer Umgebung an ihren mehr oder weniger interessanten Lebensberichten teilhaben lässt. Diesen Menschen stempelt man dann meistens als „komisch“ ab, versucht, ihn zu ignorieren, wendet sich ab oder entfernt sich von ihm. Doch vielleicht hätte diese Person ja eine fesselnde Geschichte zu erzählen? Einen Vertreter dieser Menschen, die anderen Leuten ungefragt aus ihrem Leben berichten, stellt Forrest Gump dar.
„Forrest Gump“ - ein Film mit Tom Hanks in der Hauptrolle und Robert Zemeckis als Regisseur. Die Kombination dieser beiden Personen macht neugierig auf den Film, ist der Kinofan von Zemeckis fantastische Filme wie „Der Tod steht ihr gut“, „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ oder „Zurück in die Zukunft“ gewohnt. Tom Hanks hingegen wirkte in emotional tief greifenden Filmen wie „Apollo 13“, „Philadelphia“ oder „Schlaflos in Seattle“ mit. Das Ergebnis der Produktion von „Forrest Gump“ darf man durchaus als Meisterwerk bezeichnen, das neben zahlreichen gesellschaftskritischen Themen und vielen Emotionen auch faszinierende Spezialeffekte bietet, und den Zuschauer sowohl zum Schmunzeln reizt als auch Betroffenheit bei ihm auslöst.
In der vorliegenden Arbeit zur Analyse des Films „Forrest Gump“ und der in ihm enthaltenen Werte wird das Werk zunächst kurz vorgestellt, sein Inhalt dargelegt und eine Handlungsanalyse durchgeführt. Anschließend werden die auftretenden Charaktere näher beleuchtet sowie zwei entscheidende Stilmittel erklärt. Hinterher wird auf die in dem Film vermittelten Werte eingegangen. Dabei sollen die Werte „Gleichheit“, „Politik“ und „Sport“ näher beleuchtet werden, die - teilweise unter Einbeziehung einer Szenenanalyse und der Darstellung der zeitgeschichtlichen Hintergründe - im Film und in der Gegenwart betrachtet werden. Diese drei Werte stellen nur eine Auswahl dar, lassen sich im Film doch noch zahlreiche weitere „American Values“ finden. Eine Beschäftigung mit allen enthaltenen Werten würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit um ein Vielfaches sprengen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Vorstellung des Films „ Forrest Gump “
3 Inhaltsangabe
3.1 Analyse der Handlung
3.2 Analyse des Handlungsverlaufs
3.3 Vergleich der Filmhandlung mit Winston Grooms Romanvorlage
4 Charakterisierung und Bedeutung der Hauptfiguren
4.1 Forrest Gump (Tom Hanks)
4.2 Jenny (Robin Wright)
4.3 Mrs. Gump (Sally Field)
4.4 Bubba Buford-Blue (Mykelti Williamson)
4.5 Lieutenant Dan Taylor (Gary Sinise)
5 Wichtige Stilmittel
5.1 Die digitale Technik
5.2 Die Musik
6 Analyse ausgewählter Werte
6.1 Der Wert „Gleichheit“
6.1.1 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
6.1.2 Szenenanalyse
6.1.3 Darstellung des Wertes im gesamten Film
6.1.4 Einordnung des Wertes in die Gegenwart
6.2 Der Wert „Politik“
6.2.1 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
6.2.2 Szenenanalyse
6.2.3 Darstellung des Wertes im gesamten Film
6.2.4 Einordnung des Wertes in die Gegenwart
6.3 Der Wert „Sport“
6.3.1 Darstellung des Wertes im gesamten Film
6.3.2 Einordnung des Wertes in die Gegenwart
7 Stimmen zu „ Forrest Gump “
8 Quellenverzeichnis
1 Einleitung
Wohl fast jeder Mensch hat folgende Situation schon einmal erlebt: Während des Wartens auf die U-Bahn oder des Sitzens im Zug wird man plötzlich von einer völlig unbekannten Person angesprochen, die konfus herumredet oder die Menschen in ihrer Umgebung an ih- ren mehr oder weniger interessanten Lebensberichten teilhaben lässt. Diesen Menschen stempelt man dann meistens als „komisch“ ab, versucht, ihn zu ignorieren, wendet sich ab oder entfernt sich von ihm. Doch vielleicht hätte diese Person ja eine fesselnde Geschichte zu erzählen? Einen Vertreter dieser Menschen, die anderen Leuten ungefragt aus ihrem Le- ben berichten, stellt Forrest Gump dar.
„ Forrest Gump “ - ein Film mit Tom Hanks in der Hauptrolle und Robert Zemeckis als Regis- seur. Die Kombination dieser beiden Personen macht neugierig auf den Film, ist der Kinofan von Zemeckis fantastische Filme wie „ Der Tod steht ihr gut “, „ Falsches Spiel mit Roger Rab- bit “ oder „ Zurück in die Zukunft “ gewohnt. Tom Hanks hingegen wirkte in emotional tief grei- fenden Filmen wie „ Apollo 13 “, „ Philadelphia “ oder „ Schlaflos in Seattle “ mit. Das Ergebnis der Produktion von „ Forrest Gump “ darf man durchaus als Meisterwerk bezeichnen, das ne- ben zahlreichen gesellschaftskritischen Themen und vielen Emotionen auch faszinierende Spezialeffekte bietet, und den Zuschauer sowohl zum Schmunzeln reizt als auch Betroffen- heit bei ihm auslöst.
In der vorliegenden Arbeit zur Analyse des Films „ Forrest Gump “ und der in ihm enthaltenen Werte wird das Werk zunächst kurz vorgestellt, sein Inhalt dargelegt und eine Handlungsanalyse durchgeführt. Anschließend werden die auftretenden Charaktere näher beleuchtet sowie zwei entscheidende Stilmittel erklärt. Hinterher wird auf die in dem Film vermittelten Werte eingegangen. Dabei sollen die Werte „Gleichheit“, „Politik“ und „Sport“ näher beleuchtet werden, die - teilweise unter Einbeziehung einer Szenenanalyse und der Darstellung der zeitgeschichtlichen Hintergründe - im Film und in der Gegenwart betrachtet werden. Diese drei Werte stellen nur eine Auswahl dar, lassen sich im Film doch noch zahlreiche weitere „American Values“ finden. Eine Beschäftigung mit allen enthaltenen Werten würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit um ein Vielfaches sprengen.
2 Vorstellung des Films „ Forrest Gump “
Die Tragikomödie „ Forrest Gump “, die auf der gleichnamigen Novelle des englischen Schrift- stellers Winston Groom basiert, stellt eine Hollywood-Produktion aus dem Jahr 1994 dar. Regisseur Robert Zemeckis1 konnte Tom Hanks2, Sally Field3, Robin Wright sowie Gary Sinise als Darsteller gewinnen. Die Filmdauer beträgt 136 Minuten, die FSK gab den Film ab zwölf Jahren frei. „ Forrest Gump “ wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 1994 war er für die Academy Awards in 13 Kategorien nominiert, in sechs davon gewann er den Oscar. Er erhielt diese Auszeichnungen für den besten Film, den besten Hauptdarsteller, die beste Regie, die beste Drehbuch-Adaption, den besten Schnitt und die besten Spezialeffekte. Dar- über hinaus wurden dem Film drei Golden Globes, der Preis der Directors Guild of America, Auszeichnungen des National Board of Review sowie des American Film Institute verliehen.
3 Inhaltsangabe
Zu Beginn des Films sitzt der junge Mann Forrest Gump in Savannah im US-Bundesstaat Georgia an einer Bushaltestelle auf einer Bank und erzählt den zufällig neben ihm sitzenden Passanten Episoden aus seinem bisherigen Leben:
Das Einzelkind Forrest, das einen IQ von nur 75 aufweisen kann und bei seiner Mutter auf- wächst, wird Ende der 40er Jahre in Greenbow, Alabama, geboren. Mit Jenny, die Forrest am ersten Schultag im Bus kennen lernt, verbringt er den größten Teil seiner Freizeit. Von seinen anderen Mitschülern hingegen wird er verspottet und nicht akzeptiert. Als Forrest sich eines Tages auf der Flucht vor ihnen befindet, entwickelt er eine so große Energie, dass sei- ne Beinschienen, die er auf Grund seines weichen Rückgrats tragen muss, auseinander fal- len. In dieser Situation entdeckt Forrest, dass er ein guter und schneller Läufer ist. Als mitt- lerweile junger Erwachsener gerät er zufällig in eine Football-Veranstaltung und wird wegen seiner außergewöhnlichen Schnelligkeit in die Mannschaft und sogar in das Allstar-Team der USA aufgenommen. Als Mitglied dieser Footballmannschaft erhält Forrest trotz seiner gerin- gen Intelligenz die Zulassung zum College. Nach Beendigung seiner Collegezeit wechselt Forrest zur Armee, wo er Bubba kennen lernt, der ihm pausenlos vom Shrimpsfischen vor- schwärmt. Bubba und Forrest - Freunde geworden - werden in den Vietnam versetzt und müssen dort unter Lieutenant Dan Taylors Befehl kämpfen. Bei einem feindlichen Angriff wird Forrest verwundet, was ihn aber nicht davon abhält, mehreren verletzten Kameraden, darunter Dan Taylor, das Leben zu retten. Für seinen Freund Bubba jedoch kommt jede Hilfe zu spät. Forrest wird für seinen unermüdlichen Einsatz im Vietnamkrieg die Tapferkeitsme- daille verliehen. Im Lazarett entdeckt er seine Liebe zum Tischtennisspiel, in dem er viel Ge- schick aufweist und schließlich in der amerikanischen Nationalmannschaft spielen darf.
Nach seiner Entlassung aus der Armee bringt es Forrest mit einem Krabben- Handelsunternehmen zu viel Geld. Als seine Mutter an Krebs erkrankt und kurz darauf stirbt, überlässt er die Geschäfte seinem Freund Lieutenant Dan und zieht sich wieder nach Greenbow zurück.
Das Schicksal hatte Forrest und Jenny seit ihrer Schulzeit zwar immer wieder für kurze Zeit zusammengeführt, doch Jenny zog es stets erneut fort. Sie machte die Hippiebewegung mit, experimentierte mit Drogen und zeigte sich mit verschiedenen Männern an ihrer Seite. Als sie eines Tages wieder in Greenbow auftaucht, verbringt Forrest viel Zeit und eine Nacht mit ihr. Doch bereits am nächsten Morgen verlässt Jenny das Haus und Forrest erneut. Darauf- hin läuft Forrest quer durch die USA und findet dabei viel Medienbeachtung sowie zahlreiche Anhänger.
An diesem Punkt endet der Rückblick, den verschiedene Personen auf der Bank neben For- rest verfolgt haben. Forrest macht sich von der Bushaltestelle aus auf, um Jenny zu besu- chen, welche ihn bei seinem Lauf im Fernsehen gesehen und ihn eingeladen hat. Bei diesem Besuch wird Forrest mit der Tatsache konfrontiert, dass er und Jenny Eltern eines begabten und klugen Sohnes geworden sind. Kurze Zeit nach der Heirat von Forrest und Jenny er- krankt diese und stirbt unmittelbar darauf. Von nun an sorgt Forrest allein für seinen Jungen.
3.1 Analyse der Handlung
Betrachtet man den Inhalt des Films, so kann man erkennen, dass „ Forrest Gump “ einen Schnelldurchlauf durch die amerikanische Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- derts darstellt. Aus einer Abfolge überraschender Fügungen fungiert Forrest als Begleiter aller wichtigen Ereignisse dieser Zeit: Als kleiner Junge erfindet er nebenbei und wie zufällig Elvis Presleys’ Tanzschritte, beobachtet Gouverneur Wallace beim Versuch, schwarze Stu- denten am Betreten der Universität zu hindern, dient im Vietnamkrieg, besiegt Jahre später das chinesische Nationalteam im Tischtennisspiel, hängt mit Hippies herum, unterhält sich mit John Lennon in der Dick-Cavett-Show und liefert diesem die Idee für seinen berühmten Song „ Imagine “, deckt - ohne es zu wissen - den Watergate-Skandal auf, schüttelt drei US- Präsidenten - Kennedy, Johnson und Nixon - die Hände und wird mit dem bis dahin unbe- kannten HI-Virus und mit AIDS konfrontiert.
„ Forrest Gump “ kann seine Zuschauer trotz ernster Thematiken auch zum Schmunzeln ani- mieren. In zahlreichen Szenen lassen sich bekannte und geschichtsträchtige Ereignisse wie- derfinden, die der Zuschauer kennen muss, um den Sinn und die Komik der Verarbeitung im Film zu verstehen. Verfügt der Zuschauer nicht über das nötige Vorwissen, so wird er bei- spielsweise die Szene, in der Klein-Forrest Elvis seinen später berühmt gewordenen Hüft- schwung beibringt4, nicht lustig finden. Als weitere Beispiele für derartige Szenen sei die Stelle genannt, in der Forrest durch einen Brief von Lieutenant Dan erfährt, dass dieser Geld in „ irgendeiner Sache mit Obst “5 angelegt hat. Der Zuschauer, der das Apfellogo auf dem Briefkopf sofort mit der Computerfirma Apple in Verbindung bringt, muss lächeln. Ebenso ist dies der Fall, als Forrest während seines USA-Laufs sein schmutziges Gesicht an einem T-Shirt abwischt und so durch Zufall das Smiley-Logo entwickelt6 oder mit seiner unbekümmerten Art den bekannten Slogan „Shit happens“ erfindet.7
3.2 Analyse des Handlungsverlaufs
Die Handlung wird von einer herumwehenden weißen Feder, der die Kamera aus der Vogelperspektive folgt, eingerahmt. So wie die Feder durch die Luft schwebt und vom Wind in verschiedene Richtungen getrieben wird, bis sie schließlich zu Boden fällt, so stolpert auch Forrest durch sein Leben, ehe er am Ende Ruhe und Erfüllung findet.
Die Haltestelle, an der die Titelfigur Forrest Gump anfangs sitzt, kennzeichnet den Ort, von dem aus Forrest seine Geschichte verschiedenen Menschen erzählt. Während seiner Schil- derung führt eine Rückblende den Zuschauer in Forrests Vergangenheit. In dieser wird der Beobachter durch die erzählende Stimme aus dem Hintergrund immer wieder an den Mann an der Bushaltestelle erinnert. Wenn Forrest die einfachen Sätze seines Off-Kommentars als Erzähler auf der Bank an der Bushaltestelle, zu der der Zuschauer mehrmals aus der Ver- gangenheit zurückgeführt wird, wiederholt, wird dem Publikum immer wieder bewusst, dass der Film das einfache Leben eines schlichten Menschen erzählt - unbedeutend wie eine klei- ne Feder. Das geschilderte Wideraufgreifen der Off-Kommentare lässt sich beispielsweise während Forrests Schilderung des Militärlagers oder der Erzählung über die Tischtennis- Nationalmannschaft finden. Die Rückblenden ziehen sich bis zu dem Zeitpunkt hin, an dem Forrest mit seiner Erzählung in der Gegenwart angelangt ist und die Handlung in dieser an- knüpft.8
Ein weiteres Merkmal im Handlungsablauf stellt eine „Rückblende innerhalb der Rückblende“ dar. Hier sei die Filmstelle genannt, in der Forrest über seine Kindheit und seinen Vorfahren aus dem Ku-Klux-Klan erzählt. Letztere Szene ist in schwarz-weiß gehalten. Mit diesem Ef- fekt soll auf die Vorvergangenheit hingewiesen und diese veranschaulicht werden.9 Mit Hilfe der Blenden zurück in die Vergangenheit und dem persönlichen Erzählen von For- rest wird dem Zuschauer das Gefühl vermittelt, selbst der Zuhörende an der Bushaltestelle zu sein. Auch als die Handlung in der Gegenwart voranschreitet, kann er unmittelbar daran teilnehmen.
Durch den geschilderten Erzählrhythmus erhalten der Film und die gesamte Handlung eine persönliche Färbung, durch die der Zuschauer an das Schicksal von Forrest gefesselt wird und hofft, dass sich für diesen alles zum Guten wendet.
3.3 Vergleich der Filmhandlung mit Winston Grooms Romanvorlage
Wie eingangs bereits erwähnt, basiert der Film „ Forrest Gump “ auf dem gleichnamigen Ro- man Winston Grooms. Vergleicht man dieses Buch und den Film miteinander, kann man erkennen, dass beide Werke kaum mehr als der Titel miteinander verbindet. Während For- rest im Film eher einen „Einfaltspinsel“ verkörpert, der sich nur auf der Suche nach seinem Glück befindet, stellt Forrest im Buch einen Überflieger dar. Hier bereitet es ihm zwar Prob- leme, sich nur drei Footballzüge zu merken, auf der anderen Seite kann er aber beispiels- weise knifflige mathematische Formeln im Schlaf berechnen. Auf Grund dieser Tatsache bringt es Forrest im Buch zum Astronauten und Schachweltmeister. Das Ende des Romans gestaltet sich ebenfalls verschieden vom Filmschluss. Bei Groom muss Forrest als armer Mann zusammen mit Lieutenant Dan auf der Straße leben, auf der er die mittlerweile verhei- ratete Jenny trifft, welche zusammen mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn lebt. Auf Grund des Todes von Jenny im Film liefert dieser zwar auch kein perfektes Happy End. Er lässt dem Zuschauer jedoch noch einen Funken Hoffnung für Forrest und seine Glückssu- che: Forrest lebt zusammen mit seinem Sohn, kümmert sich rührend um ihn und weiß, dass er von diesem geliebt und gebraucht wird. Sein Sohn stellt für ihn die Verkörperung der Lie- be zu Jenny dar.
4 Charakterisierung und Bedeutung der Hauptfiguren
4.1 Forrest Gump (Tom Hanks)
Forrest Gump ist sowohl Hauptdarsteller als auch Erzähler der Geschichte. Er verfügt zwar nur über einen IQ von 75 und wird von seinen Mitmenschen oftmals als sonderbar oder ver- rückt abgestempelt. Dennoch läuft er schnurstracks durch sein Leben und die US- Geschichte. Dabei jagt er nichts und niemandem hinterher, verfügt über keinen Plan, Über- zeugung oder Ziel, sondern lässt sich - wie die bereits erwähnte Feder - treiben. Forrest tut immer genau die Dinge, die man ihm aufträgt. So beginnt er beispielsweise zu laufen, als Jenny es von ihm fordert, oder lässt den Tischtennisball nicht mehr aus den Augen, als ihm ein Soldat diesen Tipp gibt. Er stellt keine Erwartungen an andere oder an seine Umwelt, sondern nimmt sein Schicksal an und macht das Beste daraus. Forrest realisiert zwar, dass er „anders“ ist, doch durch seine Mutter und Jenny hat er gelernt, sich trotzdem nicht dumm oder minderwertig zu fühlen. Forrest besitzt eine Art „Antenne“, mit der er unterscheiden kann, wer oder was gut oder böse ist. Seine Entscheidungen trifft er stets aus dem Innersten seines Herzens. Forrest erreicht - ohne es zu wissen - stets das, was andere Menschen sich wünschen oder erhoffen. So bekommt er beispielsweise die Tapferkeitsmedaille verliehen, steigt zum Millionär auf und wird durch seinen Lauf quer durch die USA zu einem Mann, der in allen Medien präsent ist. Das einzige, wonach der stille, aber bewusst und tief empfinden- de Forrest strebt, ist, mit seiner Jugendliebe Jenny zusammen zu sein.
Das Laufen kann man als Leitmotiv in Forrests Leben ansehen. Nachdem er gemerkt hat, welch ein guter Läufer er ist, macht ihm das Rennen so sehr Spaß, dass er von nun an alle Strecken im Laufschritt zurücklegt. Das Laufmotiv zieht sich durch den gesamten Film hin- durch und findet in Forrests Lauf quer durch die USA seinen Höhepunkt. Forrest verkörpert den idealen Familienmenschen. Ist er anfangs ein liebevoller und verstän- diger Sohn, so entwickelt er sich zum fürsorgenden Ehemann und Pfleger seiner kranken Frau Jenny und schließlich zum besorgten und gütigen Vater. Am Anfang des Films ersetzt Forrest seinen Vater, den er nie kennen lernen durfte, am Ende für seinen Sohn die verstor- bene Mutter.
4.2 Jenny (Robin Wright)
Jenny stellt neben seiner Mutter die einzige Bezugsperson zu Forrest dar. Bereits zu Schulzeiten hält sie zu ihm, wenn er von Mitschülern gehänselt wird. Als Kind vom eigenen Vater missbraucht, strebt Jenny als Jugendliche und Erwachsene nach einem besseren Leben. Sie macht jeden Trend mit, der in den Jahren zwischen 1950 und 1980 aufgetreten ist. Jenny kann man als einen totalen Gegensatz zu Forrest auffassen, bringt sie es in ihrem Leben doch zu nur sehr wenig. So lässt sie sich nach einer gescheiterten Sängerkarriere von der Hippiebewegung mitreißen, experimentiert mit Drogen und jobbt als Kellnerin. Durch Jenny werden dem Zuschauer viele negative Seiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts veranschaulicht und in Erinnerung gerufen. Den Höhepunkt stellen dabei ihre Erkrankung an AIDS und ihr Tod im Jahr 1982 am Ende des Films dar.
4.3 Mrs. Gump (Sally Field)
Das Verhältnis von Mrs. Gump zu Forrest ist von Liebe und Aufopferung geprägt. Mutter und Sohn weisen eine sehr enge Beziehung zueinander auf. Mrs. Gump ist bereit, alles für ihr Kind zu tun, damit dieses ein möglichst normales Leben führen kann. So nimmt sie es bei- spielsweise auf sich, mit dem Schulleiter der örtlichen Schule zu schlafen, um dadurch For- rests Einschulung in eine Sonderschule zu umgehen. Mrs. Gump hat ihren Sohn geprägt wie keine andere Person. Dies kommt durch die Tatsache zum Ausdruck, dass Forrest an vielen Stellen seiner Erzählung Zitate und Lebensweisheiten von ihr einstreut. Zu den bekanntesten davon zählen „ Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weißnie, was man kriegt “10, „ Wunder passieren an jedem Tag “11, „ Gottes Wege sind rätselhaft “12 und „ Der Tod gehört nun mal zum Leben dazu “13.
[...]
1 Zemeckis, Robert: Geboren 1952 in Chicago, Filmstudium an der Northern Illinois University, Durchbruch als Regisseur mit dem Film „ Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten “ im Jahr 1984.
2 Hanks, Tom: Geboren 1956 in Concord, Kalifornien, Schauspieler, Regisseur und Produzent, Oscar 1994 für „ Philadelphia “, Oscar 1995 für „ Forrest Gump “.
3 Field, Sally: Geboren 1946 in Pasadena, Kalifornien, zahlreiche Auszeichnungen, zählt zu den am häufigsten ausgezeichneten Schauspielerinnen der USA.
4 Vgl. DVD, 10:20.
5 DVD, 97:49.
6 Vgl. DVD, 111:58.
7 Vgl. DVD, 111:37.
8 Dies ist zum Zeitpunkt 114:16 der Fall.
9 Diese Szene lässt sich auf der DVD zum Zeitpunkt 5:18 finden.
10 DVD, 96:43.
11 DVD, 14:53.
12 DVD, 18:21.
13 DVD, 96:05.