„Three worlds of welfare capitalism or more?“. Genau mit dieser Fragestellung befassen sich W. Arts und J. Gelissen in ihrem Artikel aus dem Jahr 2002. Dieser Frage soll in dieser Ausarbeitung anhand ihres Artikels auf den Grund gegangen werden.
Im Fokus ihres Artikels steht der dänische Forscher Gøsta Esping-Andersen und seine Regimetheorie. Diese setzen sie in Vergleich zu unterschiedlichen Autoren, die alle ihre eigene Theorie entwickelt und Vorstellungen darin umgesetzt haben. Anhand dieser verschiedenen Auffassungen und Meinungen wird Esping-Andersens Theorie ebenfalls unter drei Gesichtspunkten kritisiert und es werden Alternativen vorgeschlagen, welche im genauen Vergleich gegenübergestellt und mit Hilfe von Tabellen veranschaulicht werden.
In dieser Ausarbeitung sollen nun die Ansätze des Textes ausgeführt und die wichtigsten Ergebnisse zusammengetragen werden. Das Ziel ist eine Auseinandersetzung mit wichtigen Autoren und ihren alternativen Vorschlägen und Kritiken zu Esping-Andersens Regimetheorie, wodurch die oben benannte Frage, ob es drei oder mehrere Typisierungen gibt, beantwortet werden soll.
Die Thematik hat insofern Relevanz, dass eine Befassung mit den unterschiedlichen Vorstellungen eines Wohlfahrtsstaats der verschiedenen Länder in Europa nicht nur ein wichtiger Teil unseres Seminars (Arbeitsmärkte und Beschäftigung in Europa) war, sondern auch im Allgemeinen darüber informiert, wie unterschiedlich die Staaten auf globaler Sichtweise diesem Punkt sind. Außerdem gilt seine Arbeit als wichtiger Referenzpunkt für heutige Wohlfahrtsstaat-Forschungen.
Zuerst wird, um in die Thematik einzuleiten, der Begriff „Wohlfahrtstaat“ definiert und Gøsta Esping-Andersen kurz vorgestellt. Danach steigen wir mit seiner Theorie ein, welche detailliert präsentiert und erklärt wird. Die in dem Text erwähnten drei Kritikpunkte werden im Anschluss dargestellt und die unterschiedlich entwickelten Regimetheorien werden an dieser Stelle ebenfalls miteinander vergleichen. Passend dazu wird Esping-Andersens Reaktion auf die Kritik vorgestellt. Am Ende werden die wichtigsten Erkenntnisse anhand von den Gesamteinschätzungen der Autoren des Artikels und anderer Autoren zusammengefasst, um nochmal einen Gesamtüberblick zu schaffen. Im Anhang befinden sich veranschaulichende Bilder und Tabellen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung..
2. Allgemeins
2.1 Definition eines Wohlfahrtsstaats
2.2 Zur Person Gøsta Esping-Andersen.-
3. Esping-Andersens Regimetheorie
3.1 Drei Kriterien für Respezifierung des Wohlfahrtsstaatskonzepts3-
3.2 Ideal- und Realtypen
4. Kritk & Vergleich.
4.1 „The Mediterranean“-
4.2 „The Antipodes“.
4.3 „Gender, familialism and late mobilization“..
4.4 Betrachtung der Tabellen..
4.5 Esping-Andersens Reaktion auf die Kritik.
5. Endergebnisse.
6. Diskussionsfragen
7. Literaturverzeichnis
8. Anhang.-
1. Einleitung
„Three worlds of welfare capitalism or more?“. Genau mit dieser Fragestellung befassen sich W. Arts und J. Gelissen in ihrem Artikel aus dem Jahr 2002. Dieser Frage soll in dieser Ausarbeitung anhand ihres Artikels auf den Grund gegangen werden.
Im Fokus ihres Artikels steht der dänische Forscher Gøsta Esping-Andersen und seine Regimetheorie. Diese setzen sie in Vergleich zu unterschiedlichen Autoren, die alle ihre eigene Theorie entwickelt und Vorstellungen darin umgesetzt haben. Anhand dieser verschiedenen Auffassungen und Meinungen wird Esping-Andersens Theorie ebenfalls unter drei Gesichtspunkten kritisiert und es werden Alternativen vorgeschlagen, welche im genauen Vergleich gegenübergestellt und mit Hilfe von Tabellen veranschaulicht werden.
In dieser Ausarbeitung sollen nun die Ansätze des Textes ausgeführt und die wichtigsten Ergebnisse zusammengetragen werden. Das Ziel ist eine Auseinandersetzung mit wichtigen Autoren und ihren alternativen Vorschlägen und Kritiken zu Esping- Andersens Regimetheorie, wodurch die oben benannte Frage, ob es drei oder mehrere Typisierungen gibt, beantwortet werden soll.
Die Thematik hat insofern Relevanz, dass eine Befassung mit den unterschiedlichen Vorstellungen eines Wohlfahrtsstaats der verschiedenen Länder in Europa nicht nur ein wichtiger Teil unseres Seminars (Arbeitsmärkte und Beschäftigung in Europa) war, sondern auch im Allgemeinen darüber informiert, wie unterschiedlich die Staaten auf globaler Sichtweise diesem Punkt sind. Außerdem gilt seine Arbeit als wichtiger Referenzpunkt für heutige Wohlfahrtsstaat-Forschungen.
Zuerst wird, um in die Thematik einzuleiten, der Begriff „Wohlfahrtstaat“ definiert und Gøsta Esping-Andersen kurz vorgestellt. Danach steigen wir mit seiner Theorie ein, welche detailliert präsentiert und erklärt wird. Die in dem Text erwähnten drei Kritikpunkte werden im Anschluss dargestellt und die unterschiedlich entwickelten Regimetheorien werden an dieser Stelle ebenfalls miteinander vergleichen. Passend dazu wird Esping-Andersens Reaktion auf die Kritik vorgestellt. Am Ende werden die wichtigsten Erkenntnisse anhand von den Gesamteinschätzungen der Autoren des Artikels und anderer Autoren zusammengefasst, um nochmal einen Gesamtüberblick zu schaffen. Im Anhang befinden sich veranschaulichende Bilder und Tabellen.
2. Allgemeines
2.1 Definition eines Wohlfahrtsstaats
Ein Wohlfahrtsstaat hat in erster Linie die Rolle, Vorsorge für Lebensrisiken zu treffen und die vom Markt erzeugte Ungleichheit zu kompensieren (vgl. Farzin/Jordan, 2008: 334). Diese hohe soziale Sicherung seiner Bürger wird mit Hilfe von mehreren Instanzen angestrebt. Diese sind zum Beispiel umfassende Vorsorgeeinrichtungen wie etwa die gesetzliche Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung. Ebenfalls dazu gehören geeignete sozialpolitische Maßnahmen wie beispielsweise die staatliche Förderung von Ausbildungen und Umschulungen oder das Wohngeld. Eine weitere Instanz bildet die staatliche Förderung der Vermögensbildung, wie zum Beispiel die Arbeitnehmersparzulage oder die Wohnungsbauprämie. Außerdem zählen soziale Steuervergünstigungen, wie der Abzug von Vorsorgeaufwendungen vom steuerpflichtigen Einkommen und ein umfassendes Angebot öffentlicher Infrastruktur (zum Beispiel Bildungs- und Freizeiteinrichtungen) dazu. Wichtig zu benennen ist vor allem auch die Idee der sozialen Rechte der Bürger, welche durch H. Marshalls Modell aus 1964 hervorgebracht wurden und seiner Meinung nach einen Wohlfahrtsstaat/Sozialstaat ausmachen. Auf dessen Sichtweise basiert auch Esping- Andersens Buch und die Entstehung seiner drei Wohlfahrtsstaaten-Typen (vgl. Farzin/Jordan, 2008: 334f.).
2.2 Zur Person Gøsta Esping-Andersen
Gøsta Esping-Andersen ist ein dänischer Professor für Soziologie an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona. Er wurde 1947 in Dänemark geboren. Seine Forschungen und Veröffentlichungen befassen sich vor allem mit der Differenzierung von Wohlfahrtsstaaten. Diese haben selbst heute noch eine hohe Relevanz in der Soziologie. Im Jahr 1990 verfasste er eines seiner berühmtesten Bücher „Three worlds of welfare capitalism“ (Die drei Welten des Wohlfahrtskapitalismus), mit dessen Theorie und Ansätzen wir uns hier beschäftigen. Das Buch setzt sich mit der Typisierung von Sozialstaaten auseinander und kam zu dem Ergebnis, dass sich diese in drei verschiedene Typen differenzieren lassen: liberal-angelsächsisch, konservativ- kontinentaleuropäisch und sozialdemokratisch-skandinavisch. Diese Einteilung und seine Grundvorstellung dahinter wird im Folgenden nun genauer erklärt.
3. Esping-Andersens Regimetheorie
3.1 Drei Kriterien für Respezifierung des Wohlfahrtsstaatskonzepts
Seine Regimetheorie wurde nach drei Gesichtspunkten entwickelt, welche seiner Meinung nach einen Wohlfahrtsstaat definieren und in jedem Staat anders gehandhabt werden können.
Das erste Kriterium ist die Dekommodifizierung, womit das Ausmaß gemeint ist, in dem der Wohlfahrtsstaat dem Einzelnen ein Leben unabhängig vom Markt, also unabhängig von Erwerbsmöglichkeiten ermöglicht.
Das zweite Kriterium ist die sogenannte Stratifizierung, welche die Wirkung des Wohlfahrtsstaats auf die soziale Ungleichheit, wie zum Beispiel Fürsorgeleistungen, Sozialversicherungsmodelle und universale Leistungen, meint.
Als dritten Punkt lässt sich die Verknüpfung des Wohlfahrtsstaates mit dem Markt und der Förderung von Familie benennen. (vgl. Arts/Gelissen 2002:141)
Diese Kriterien hat er auf ausgewählte Länder angewendet und kam zu dem Ergebnis, dass viele Länder Wohlfahrtsstaat-Typen haben, die man ähnlich kategorisieren kann.
Durch die Verteilung von Dekommodifizierungs- und Stratifizierungsmerkmalen entstanden so drei typische Cluster von Wohlfahrtsstaaten (vgl. Arts/Gelissen 2002:139f.).
Als erstes wird der liberale Wohlfahrtsstaat vorgestellt. Dieser zeichnet sich durch eine bedarfsgeprüfte Sicherung, die geringe Umverteilung (zum Beispiel der Arbeitszeit und Steuerlast), private Fürsorge und Marktfreiheit aus (vgl. Arts/Gelissen 2002:141). Unter diese Kategorie ordnet er beispielsweise die USA.
Ein weiterer von ihm entwickelter Typ ist der konservative. Dieser fokussiert sich auf die Aufrechterhaltung der Statusunterschiede und sieht die Familie als zentrale Instanz. Außerdem werden Erwerbsorientierung und eine geringe Umverteilung groß geschrieben (vgl. Arts/Gelissen 2002:141f.). Deutschland ist hier das vorangehende Beispiel.
Der dritte ist der sozial-demokratische Typ, welcher sich vor allem durch Universalismus auszeichnet. Der Staat wird als die zentrale Instanz gesehen und es herrscht eine hohe Umverteilungswirkung, sowie Gleichheit auf höchstem Niveau (vgl. Arts/Gelissen 2002:142). Schweden ist zum Beispiel eins dieser Staaten.
3.2 Ideal- und Realtypen
Esping-Andersen hat in seinem Buch sogenannte Ideal- und Realtypen beschrieben, welche auf den Ausführungen von Max Weber basieren. Als Realtyp definiert er dabei tatsächlich vorkommende Fälle, das heißt, dass Ordnungsstrukturen zu erkennen sind. Als Idealtyp wiederum bezeichnet er ein Gedankenbild, an dem die Wirklichkeit zu der Verdeutlichung bestimmter bedeutsamer Bestandteile ihres empirischen Gehalts gemessen wird. Seine drei Wohlfahrtsregimes sind demzufolge Idealtypen. Dabei betont er aber besonders, dass reale Wohlfahrtsstaaten nie genau, sondern nur mehr oder weniger einem Regime entsprechen (vgl. Arts/Gelissen 2002:139f.)
Die Ideal- und Realtypen hat Esping-Andersen verfasst, um Abweichungen festzustellen. Dementsprechend ist es die Aufgabe der Wissenschaft, den realen Typ mit dem idealen Typ zu vergleichen und die Bedeutung dieser Sondererscheinungen zu ermitteln.
4. Kritik & Vergleich
In dem Text werden drei Kritikpunkte an Esping-Andersens Theorie diskutiert: die nicht ausreichende Einbringung der mittelmeerischen Länder, die falsche Zuordnung von Australien und Neuseeland und die fehlenden Ansätze seinerseits zu Familienunterstützung und Genderverhältnissen. Gleichzeitig stellen die unterschiedlichen Kritiker/Autoren ihre eigenen Vorstellungen und Regimetheorien vor. Diese werden ebenfalls miteinander vergleichen, da sich viele dieser Theorien stark ähneln. Wichtig anzumerken ist, dass wir nicht jede Meinung jedes Autors mit Esping- Andersens Modell vergleichen, sondern lediglich die, welche unserer Ansicht nach am meisten aussagekräftig sind.
4.1 „The Mediterranean“
Der erste Kritikpunkt ist die Darstellung der Staaten Südeuropas (entlang des Mittelmeers), welche im Anhang auf einem Bild dargestellt sind. Laut der Kritiker werden diese in Esping-Andersens Modell zu unspezifisch dargestellt, sie werden also nicht systematisch in seine Theorie eingebunden. Er ordnet beispielsweise in seiner Typologie Italien der konservativen Gruppe zu, während er Länder wie Spanien, Portugal und Griechenland überhaupt nicht mit in seine Typologie einbindet. Positiv anzumerken ist jedoch, dass er Ähnlichkeiten zwischen den Ländern erkennt: der katholische und stark familiäre Einfluss ist laut ihm in diesen Gebieten auffällig. Dadurch entsteht die Debatte darum, ob Südeuropa eine eigene Klassifizierung der Sozialpolitik entwickelt hat. Die Kritiker schlagen hier bezeichnende Namen vor wie „Southern“ oder „Latin Rim“ (vgl. Arts/Gelissen 2002:142).
Der griechische Jurist und Politiker G. Katrougalos fügt an, dass eine eigene Gruppierung für diese Staaten keine neue Darstellung mit sich bringen würde, sondern eher eine Subkategorie von der bereits vorhandenen konservativen Kategorie wäre (vgl. Arts/Gelissen 2002:142).
Leibfried, ein Sozialwissenschaftler, ist im Gegenzug der Meinung, eine Differenzierung wäre angebracht und fügt als Konsequenz seinem eigenen Modell aus dem Jahr 1992 den „Latin Rim“ hinzu (vgl. Arts/Gelissen 2002:145). Er begründet es dadurch, dass diese Wohlfahrtsstaaten ihren Bürgern eine nur teilweise institutionalisierte Zusicherung bieten. Des Weiteren haben Ferrera (1996), der ein Politikwissenschaftler ist, sowie ebenfalls Bonoli (1997), der sich mit Sozialpolitik beschäftigt, diesen Sozialstaat-Typ mit in ihre Theorie eingebracht. Alle benannten Autoren und ihre Modelle befinden sich im Anhang in „Tabelle 1“ und „Tabelle 1 continued“.
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