Gedichtanalyse und -interpretation der "Sachliche Romanze" von Erich Kästner. In dem Gedicht "Sachliche Romanze" aus dem Jahr 1928 von Erich Kästner geht es um ein Liebespaar, das nach acht Jahren merkt, dass die gegenseitige Liebe vergangen ist und welches jetzt versucht, diese Situation zu begreifen.
Neben dem Originaltext des Gedichts und der ausführlichen Gedichtanalyse mit anschließender Interpretation, enthält die Arbeit einen Abriss zum Leben und Wirken Erich Kästners, sowie ein kurzes Resümee der Autorin.
Inhalt:
1. Sachliche Romanze - Originaltext
2. Leben und Werk des Autos Erich Kästner
3. Gedichtanalyse
3.1 Aufbau
3.2 Metrische Analyse
3.3 Syntaktische Analyse
3.4 Rhetorische Analyse
3.4.1 Amplifikationsfiguren
3.4.1.1 Wiederholungsfiguren
3.4.1.1.1 Klangfiguren
3.4.1.1.2 Wortfiguren
3.4.1.2 Syntaktische Figuren - Positionsfiguren
3.4.2 Substitutionsfiguren
3.4.3 Argumentationsfiguren
4. Gedichtinterpretation
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1. Sachliche Romanze - Originaltext
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Sie waren traurig, betrugen sich heiter;
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wußten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es sie schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.
Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
2. Leben und Werk des Autos Erich Kästner
Emil Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren. Schon früh verspürte er den Wunsch, Lehrer zu werden und ging zur Verwirklichung seines Traumes auf ein Gymnasium, wo er sein Abitur machen wollte. Ein Jahr vor seinem Abitur, 1917, wurde er jedoch im Alter von 19 Jahren zum Militärdienst eingezogen. Hier setzte er seine Ausbildung fort und holte schließlich sein Abitur am König-Georg-Gymnasium in Dresden nach. Er schloss mit hervorragenden Noten ab und bekam ein Stipendium an einer Universität in Sachsen. 1919 begann er sein Germanistik- und Theatergeschichtestudium in Leipzig, studierte jedoch auch einzelne Semester in Rostock und Berlin.
Im gleichen Jahr veröffentlichte Kästner seine ersten Gedichte in der Theaterzeitschrift Der Zwinger. Ein Jahr später folgten die ersten Zeitungsartikel. Weitere zwei Jahre später wurde Kästner 1922 bei der Neuen Leipziger Zeitung angestellt.
1925 schrieb er eine Promotion über Die Erwiderung auf Friedrichs des Großen Schrift ,De la littérature allemande’ und machte einzelne Veröffentlichungen in der Vossischen Zeitung, im Berliner Tageblatt, in den Dresdener Neusten Nachrichten und anderen Zeitungen.
Nach seinem Umzug nach Berlin im Jahr 1927 wurde Kästner Theaterkritiker und freier Mitarbeiter unter anderem für den Montag Morgen und den Simplicissimus. Ein Jahr später veröffentlichte Kästner seinen ersten Gedichtband Herz auf Taille, im folgenden Jahr erschien sein Kinderroman Emil und die Detektive, zu dem 1930 auch eine Bühnenfassung und ein Drehbuch entstanden. 1931 erschien Kästners populärer Roman Fabian. Im gleichen Jahr war der Kinostart zu Emil und die Detektive.
Nach einigen weiteren Buchveröffentlichungen, zu denen unter anderem die Kinderromane Pünktchen und Anton und Das fliegende Klassenzimmer gehörten, bekam Kästner Publikationsverbot in Deutschland. Kästner war bei der Verbrennung seiner Bücher, die 1933 in Berlin stattfand, anwesend. Im gleichen Jahr erfolgte Kästners erste Verhaftung durch die Gestapo, 1937 die zweite Verhaftung in Berlin. Im Jahr 1942 wurde Kästner das endgültige Schreibverbot für Deutschland und das Ausland erteilt.
Drei Jahre später gründete Kästner in München das Kabarett Die Schaubude und wurde dort Feuilletonleiter der Neuen Zeitung. Im Jahr 1947 gab er diese Tätigkeit jedoch wieder auf.
Zwei Jahre später veröffentlichte er den Kinderroman Das doppelte Lottchen, für den er 1950 den Bundesfilmpreis bekam, nachdem das Buch im gleichen Jahr verfilmt wurde. 1951 gründete Kästner das Kabarett Die kleine Freiheit in München. Sieben Jahre später, in denen Kästner weitere Gedichtbände und Romane für Kinder und erwachsenen veröffentlichte und einige seiner Bücher verfilmt wurden, hielt er eine Rede zum 25. Jahrestag der Bücherverbrennung auf einem Kongress in Hamburg.
1961 erkrankte Kästner an Tuberkulose und musste sich länger in der medizinischen Universitätsklinik in München aufhalten. Trotzdem blieb er aktiv und schrieb weiter.
1963 bekam Kästner den Jugendliteraturpreis in Japan für Die gesammelten Jugendromane in 8 Bänden. Zwei Jahre später kam es erneut zu Bücherverbrennungen, dieses Mal durch Mitglieder des Evangelischen Jugendbundes für entschiedenes Christentum in Düsseldorf. 1968 erhielt Kästner einen weiteren Literaturpreis: den Literaturpreis Deutscher Freimaurer in Kassel. Zusätzlich wurde ihm der Lessing-Ring überreicht. Im gleichen Jahr erhielt Kästner den Mildred L. Batchelder Award für die amerikanische Ausgabe seines Kinderromans Der kleine Mann. Nachdem Kästner 1969 zum Ehrenmitglied diverser Vereine ernannt wurde, bekam er 1970 den kulturellen Ehrenpreis der Stadt München.
Nach einigen weiten Veröffentlichungen und Verfilmungen starb Erich Kästner am 29. Juli 1974 in München.
3. Gedichtanalyse
3.1 Aufbau
Zum Aufbau des Gedichts Sachliche Romanze lässt sich zunächst sagen, dass es aus 17 Versen besteht, die in vier Strophen unterteilt sind. Nur die letzte Strophe besteht aus fünf Versen und bildet dadurch ein Quintett. Bei den ersten drei Strophen handelt es sich um Quartette.
3.2 Metrische Analyse
Das Reimschema des Gedichts ist der Kreuzreim, das heißt, dass sich jeweils der erste und der dritte Vers einer Strophe miteinander reimen und der zweite mit dem vierten Vers. Der Kreuzreim ist in der letzten Strophe durch einen Paarreim („Am Abend saßen sie immer noch dort. / Sie saßen allein und sie sprachen kein Wort“[1]) gedehnt.
das Reimschema mit den dazugehörigen männlichen und weiblichen Kadenzen lautet also wie folgt:
a b a b c d c d e f e f g h g g h
w m w m w m w m w m w m m w m m w
In Kästners Gedicht findet sich eine Zäsur - nämlich in Vers 8. Die Zäsur wird durch den Punkt zwischen den beiden Sätzen „Da weinte sie schließlich.“[2] und „Und er stand dabei.“[3], die den Vers bilden, verdeutlicht.
Ab der zweiten Strophe verwendet Kästner Auftakte, bei denen die erste Silbe unbetont und die zweite Silbe betont ist.
3.3 Syntaktische Analyse
Bei der syntaktischen Analyse fällt auf, dass fast alle Verse mit einem Satzzeichen (Punkt oder Komma) enden. Ausnahmen bilden lediglich die Verse 1, 10, 13 und 16; hier finden sich keine Interpunktionen am Versende. Die Verse sind vielmehr durch glatte Enjambements mit den jeweils nachstehenden Versen verbunden. Auf den ersten Vers trifft diese Aussage jedoch nur bedingt zu, da das Enjambement hier den ersten mit dem dritten Vers anstatt mit dem direkt folgenden verbindet.
[...]
[1] Kästner, Erich: Sachliche Romanze. In: Hartung, Harald (Hg.): Jahrhundertgedächtnis. Deutsche Lyrik im 20. Jahrhundert. Stuttgart 1998, S. 139, Z. 15-16.
[2] Ebd., Z. 8
[3] Ebd.
- Arbeit zitieren
- Selina Hartmann (Autor:in), 2002, Gedichtanalyse und Interpretation zu 'Sachliche Romanze' von Erich Kästner, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/45681