Mit der Etablierung des Internets droht die Qualität des Journalismus auf der Strecke zu bleiben. Die neuen Möglichkeiten im Netz erschweren die Bedingungen für die Journalisten, die nun nicht mehr allein Inhalte für die klassischen Tageszeitungen oder Zeitschriften produzieren, sondern auch für deren Internetauftritt. Denn dieser ist inzwischen ein Muss für jedes Medienunternehmen. Der große Wettbewerb, der sich heute nicht mehr allein aus anderen Zeitungsverlagen bildet, sondern auch neue Unterhaltungsportale dazuzählt, beeinträchtigt den klassischen Journalismus in seiner bisherigen Existenz. Reichweite ist ein ausschlaggebender Punkt im Online-Journalismus geworden, welcher nicht zuletzt auch für das Bestehen der Zeitungen relevant ist. Neben den erschwerten ökonomischen Bedingungen gilt es trotzdem qualitativ hochwertigen Journalismus zu produzieren. An diesem Punkt anknüpfend soll die folgende Arbeit mithilfe einer umfassenden Literaturrecherche herausarbeiten, inwieweit es möglich ist ökonomische Interessen mit dem Ziel der Qualitätssicherung zu vereinbaren. Dafür wird im ersten Teil der Bezug von Journalismus auf das Internet veranschaulicht, indem erst einmal der Begriff Journalismus erläutert, dann das Potenzial des Internets herausgearbeitet und schließlich in den Zusammenhang mit klassischen Medien gestellt wird, um zu sehen inwieweit diese mit dem neuen Medium kooperieren können. Im zweiten Teil wird geklärt, wofür der Begriff Qualität stehen soll und worin er sich sowohl im klassischen Journalismus, als auch im Online-Journalismus zeigt. Anschließend wird im dritten Teil Bezug auf die Nachrichten-Sites im Internet genommen. Dort wird verdeutlicht, worauf sich der Online-Werbemarkt aufbaut, wie Klicks als Erfolgsmessung funktionieren, ob es heute überhaupt noch Grenzen zwischen PR und Journalismus gibt, wie sich der Journalismus finanziert und schließlich, wie sich Reichweite im Internet erzielen lässt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Internet und Journalismus
2.1 Der Journalismus
2.2 Die Potenziale des Internets
2.3 Print und Online?
3. Qualität im Journalismus
3.1 Was bedeutet Qualität im Journalismus?
3.2 Qualität im Online-Journalismus
4. Nachrichten-Sites im Internet
4.1 Der Online-Werbemarkt
4.2 Klicks als Erfolgsmessung
4.3 Grenzen zwischen Journalismus und PR
4.4 Wie finanziert sich der Journalismus?
4.5 Reichweite im Internet
5. Fazit
1. Einleitung
Mit der Etablierung des Internets droht die Qualität des Journalismus auf der Strecke zu bleiben. Die neuen Möglichkeiten im Netz erschweren die Bedingungen für die Journalisten, die nun nicht mehr allein Inhalte für die klassischen Tageszeitungen oder Zeitschriften produzieren, sondern auch für deren Internetauftritt. Denn dieser ist inzwischen ein Muss für jedes Medienunternehmen. Der große Wettbewerb, der sich heute nicht mehr allein aus anderen Zeitungsverlagen bildet, sondern auch neue Unterhaltungsportale dazuzählt, beeinträchtigt den klassischen Journalismus in seiner bisherigen Existenz. Reichweite ist ein ausschlaggebender Punkt im Online-Journalismus geworden, welcher nicht zuletzt auch für das Bestehen der Zeitungen relevant ist. Neben den erschwerten ökonomischen Bedingungen gilt es trotzdem qualitativ hochwertigen Journalismus zu produzieren. An diesem Punkt anknüpfend soll die folgende Arbeit mithilfe einer umfassenden Literaturrecherche herausarbeiten, inwieweit es möglich ist ökonomische Interessen mit dem Ziel der Qualitätssicherung zu vereinbaren. Dafür wird im ersten Teil der Bezug von Journalismus auf das Internet veranschaulicht, indem erst einmal der Begriff Journalismus erläutert, dann das Potenzial des Internets herausgearbeitet und schließlich in den Zusammenhang mit klassischen Medien gestellt wird, um zu sehen inwieweit diese mit dem neuen Medium kooperieren können. Im zweiten Teil wird geklärt, wofür der Begriff Qualität stehen soll und worin er sich sowohl im klassischen Journalismus, als auch im Online-Journalismus zeigt. Anschließend wird im dritten Teil Bezug auf die Nachrichten-Sites im Internet genommen. Dort wird verdeutlicht, worauf sich der Online-Werbemarkt aufbaut, wie Klicks als Erfolgsmessung funktionieren, ob es heute überhaupt noch Grenzen zwischen PR und Journalismus gibt, wie sich der Journalismus finanziert und schließlich, wie sich Reichweite im Internet erzielen lässt.
2. Internet und Journalismus
Häufig liest man von der Angst um die Zukunft des Journalismus, welche noch nie so sorgenerfüllt war, wie zur heutigen Zeit. Denn bisher war es so, dass der Journalismus selbst, als Gatekeeper, die Entscheidung treffen konnte, ob es zu Publikationen von Informationen kommt, indem vorher eine Qualitätskontrolle durchgeführt wurde. Mithilfe des redaktionellen Prüfprozesses wurde also festgelegt, ob der Inhalt bekannt gegeben werden durfte oder nicht. Diese Bedingungen ändern sich aber durch das Internet, welches es jedem ermöglicht, so einfach wie noch nie, zu veröffentlichen, was er möchte.[1] Infolgedessen stellt sich nun also die Frage, inwiefern Internet und Journalismus miteinander kooperieren können und ob es dem Journalismus dann gelingt seine herkömmlichen Aufgaben auch im Internet zu erfüllen. Um diese Problematik behandeln zu können sollte man sich vorab mit einigen Grundlagen auseinandergesetzt haben, welche im Folgenden thematisiert werden.
2.1 Der Journalismus
Bis heute konnte man sich auf keine festlegende Definition für den Begriff Journalismus einigen.[2] Um den Begriff Journalismus dennoch zu verstehen und damit arbeiten zu können, werden im Folgenden die Akteure und Aufgaben des Journalismus veranschaulicht.
Seit längerem beschränkten sich die Aufgaben des Journalismus auf das Aufklären der Gesellschaft. Inzwischen gehört jedoch auch deren Beobachtung im Rahmen spezieller Organisationen (Medien, Redaktionen), bestimmter Handlungsprogramme (Recherche, Selektion) und journalistischer Rollendifferenzierung zum Tätigkeitsfeld des Journalismus.[3]
Aufgaben des Journalismus werden im Allgemeinen auch als die Tätigkeit von Journalisten verstanden. Doch wer darf sich überhaupt Journalist nennen? Um diese Frage zu beantworten, hat der Deutsche Journalisten-Verband ein genaues Berufsbild ausgearbeitet. So wird als Journalist jener bezeichnet, der „(…) hauptberuflich an der Erarbeitung bzw. Verbreitung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Medien mittels Wort, Bild, Ton oder Kombinationen dieser Darstellungsmittel beteiligt ist (...).“[4]
Inzwischen orientiert sich der Begriff Journalismus jedoch nicht mehr überwiegend an seinen Akteuren und Organisationen sondern an seinen gesellschaftlichen Aufgaben.[5] Wie auch Manfred Rühl bereits 1980 in seinem Werk ‚Journalismus und Gesellschaft: Bestandsaufnahme u. Theorienentwurf‘ mit der Aussage, die Hauptaufgabe des Journalismus sei die „Herstellung und Bereitstellung von Themen zur öffentlichen Kommunikation“ (S.319) bestärkt.
Eine dazu passende Definition bietet auch Klaus Meier (2007) in seinem Werk ‚Journalistik‘: „Journalismus recherchiert, selektiert und präsentiert Themen, die neu, faktisch und relevant sind. Er stellt Öffentlichkeit her, indem er die Gesellschaft beobachtet, diese Beobachtung über periodische Medien einem Massenpublikum zur Verfügung stellt und dadurch eine gemeinsame Wirklichkeit konstruiert. Diese konstruierte Wirklichkeit bietet Orientierung in einer komplexen Welt.“ (S. 13) Demnach fügt Meier zur Aufgabe der Herstellung von Öffentlichkeit noch Beobachtung, Orientierung und Qualitätskriterien, wie Aktualität, Faktizität und Relevanz hinzu.[6]
Folglich sei es einfacher den Begriff Journalismus als Tätigkeit zu definieren, anstatt ihn in Bezug zu den Akteuren und Organisationen zu setzen, denn heutzutage wird das Publikum auch nicht mehr allein durch Journalisten informiert, worauf nun in den folgenden Kapiteln Bezug genommen wird.
2.2 Die Potenziale des Internets
Erst seit kürzester Zeit ist das Internet Teil der Journalismusforschung und übertrifft dank technischer Innovationen das publizistische Potenzial der Printmedien in vielerlei Hinsicht. Mit der Entwicklung und Verbreitung des Internets und der damit einhergehenden Digitalisierung stiegen nicht nur die Verbreitungsgeschwindigkeit von Inhalten, sowie deren schiere Masse, es bildeten sich auch völlig neue Partizipationsmöglichkeiten für Konsumenten. Mit der globalen Verbreitung des Internets haben heutzutage 3,42 Mrd. Menschen Zugang zu dieser sich rasend schnell entwickelnden virtuellen Öffentlichkeit.[7]
Man ist nicht mehr, wie bei den traditionellen Medien nur darauf beschränkt zu konsumieren, sondern kann nun auch die Rolle des Anbieters einnehmen und selbst Inhalte veröffentlichen (user generated content). Außerdem besteht die Möglichkeit flexibel zwischen den Positionen zu wechseln und so an einer Interaktion teilzuhaben.[8] Die Grundlage dafür schafft das sogenannte Web 2.0, welches eine veränderte Nutzung des Internets, bei welcher nicht mehr die reine Verbreitung von Informationen, also der Produktverkauf durch Websitebetreiber, sondern die Beteiligung der Nutzer am Web und die Generierung weiteren Zusatznutzens im Vordergrund stehen, darstellt.[9] Ein konkretes Beispiel dafür liefert die Online-Enzyklopädie Wikipedia, die es jedem Nutzer erlaubt Inhalte zu allen Themenbereichen zu erstellen und hochzuladen, um Fachwissen zu teilen. Fraglich ist natürlich, inwieweit man allen Beiträgen Glauben schenken kann, wenn es außer anderen Nutzern, niemanden gibt, der diese nach der Veröffentlichung kontrolliert. Das Internet bietet aber noch alternative Leistungen. Für den Rezipienten im Vordergrund steht, neben der Zugänglichkeit des Internets, hauptsächlich das Anwenden verschiedener Medien auf einem Gerät, welches auch als Multimedia bezeichnet wird. Die damit einhergehende Medienkonvergenz, also das Zusammenwachsen der Medien zu multimedialen Alleskönnern, vereinfacht es den Nutzern außerdem Angebotsgrenzen leicht zu überschreiten und somit das ganze Repertoire an Text, Foto, Grafik, Audio und Video auszunützen, anders, als man es aus den klassischen Medien kennt.
Aus Sicht der Journalisten stellt das größte Potenzial des Internets wohl die rasche Verbreitung von Inhalten über einen weiteren Kanal dar. Doch auch die Beschleunigung von Informationsrecherche und – produktion lassen sich als wichtige Faktoren festlegen.[10]
Die Potenziale des Internets, also 1) die Partizipationsmöglichkeiten/ 2) die Multimedialität und 3) die einfache und schnelle Verbreitung, Recherche und Produktion, sind also vorhanden. Die Schwierigkeit der Medienverlage liegt nun darin, mit diesem auch umgehen zu können.
2.3 Print und Online?
Aufgrund der Tatsache, dass die Zahl an Medientypen, welche neu an den Markt kommen und die Arbeit alter Medien übernehmen können, steigt, kommt es bei diesen immer häufiger zu Verdrängungsängsten. Besonders die Tageszeitungen in Deutschland weisen durch die Verdrängungseffekte der Internetangebote in den letzten Jahren starke Verluste auf.[11]
1991 hatten die Tageszeitungen in Deutschland noch eine täglich verkaufte Auflage von rund 27,3 Millionen Exemplaren. Im Jahr 2016 lag diese lediglich bei 15,3 Millionen Stück.[12] Das liegt vor allem daran, dass das Internet, wie bereits erwähnt, den Verlagen, wie auch anderen Organisationen die Option bietet ihre Informationen, aber auch Werbung oder Anzeigen über einen weiteren Distributionskanal zu verbreiten. Somit löst sich der Journalist aber auch von seiner Rolle als Gatekeeper ab, als welcher er vor allem darüber mitentscheiden konnte, was in den Medien publiziert wurde.
Dieser Substitutions-Einfluss des Internets kann sich, wie bei den klassischen Tageszeitungen, auch negativ auf das Angebot und besonders die Nachfrage auswirken, da nicht nur die Online-Versionen interessanter werden, sondern auch viele andere Anbieter die Möglichkeit haben Inhalte zu veröffentlichen. Seit längerem haben sich viele Verlage nun aber den Umbau vom Zeitungsverlag zum Medienhaus vorgenommen um vor der Angst der Verdrängung des Mediums Zeitung zu flüchten. Um diesem Wettbewerbsmarkt entgegenzuwirken lohnt sich für viele heute der Einstieg in Crossmedia, was so viel bedeutet wie der Einsatz mehrerer Medien zur gleichen Zeit (in diesem Falle Print und Web).[13]
Die Verlage stellen Lesern ihre Inhalte nicht nur als Printversion, sondern auch online zur Verfügung. Fraglich ist, ob das genügt, um den Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt am Leben zu erhalten. Entsprechend dem „Riepl´schen Gesetz“, schon, denn dieses besagt, dass kein neues Kommunikationsmedium die vorher bestehenden Medien ersetzen kann, da die Medienentwicklung eben nicht substituierend, sondern kumulativ, also gemeinsam wirkend, verlaufe. Es müssen lediglich die kommunikativen Funktionen der Medien neu geordnet und untereinander ausgetauscht werden.[14] Somit setzt die Bedrängnis des Internets zwar ein Umdenken voraus, ein Aussterben des Zeitungs- und Zeitschriftenmarktes wäre aber ausgeschlossen.
[...]
[1] Vgl. Neuberger, Nuernbergk, Rischke (2009), S.9
[2] Vgl. Löffelholz, Rothenberger (2016), S.63
[3] Vgl. Jarren, Sarcinelli, Saxer (1998), S.666
[4] Deutscher Journalisten-Verband (2015), S.9
[5] Vgl. Pürer (2003), S. 426
[6] Vgl. Engesser (2011), S.39
[7] Anzahl der Internetnutzer weltweit in den Jahren 1997 bis 2015 sowie eine Prognose für 2016 (in Millionen)
[8] Vgl. Neuberger, Nuernbergk, Rischke (2009), S.23 ff; 169
[9] O’Reilly. What Is Web 2.0: Design Patterns and Business Models for the Next Generation of Software
[10] Vgl. Neuberger, Nuernbergk, Rischke (2009), S.23 ff; 169
[11] Vgl. Neuberger, Nuernbergk, Rischke (2009), S.31
[12] Entwicklung der verkauften Auflage der Tageszeitungen in Deutschland in ausgewählten Jahren von 1991 bis 2016 (in Millionen Exemplaren)
[13] Vgl. Nuernbergk (2003), S.5 ff
[14] Vgl. Riepl (1913), S.4