Teil I und II der Neuen Gedichte, denen die Gedichte Blaue Hortensie und Rosa Hortensie entstammen, entstanden zwischen 1902 und 1908 und sie gelten neben dem Malte Laurids Brigge als Hauptwerk der mittleren Schaffensphase Rilkes, das sich deutlich von dessen bisheriger und später folgender Produktion abhebt. Es markiert eine Wende von der gefühlsbetonten Dichtung des dreiteiligen Stunden-Buchs zur objektiveren Sprache der Dinggedichte. Mit dieser neuen poetischen Orientierung, die von Rilkes intensiver Auseinandersetzung mit der bildenden Kunst in Paris und hier besonders von Rodin und Cézanne beeinflusst war, gilt Rilke als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne. Oft nannte man Rilke den ‘Dichter der Dinge’: Er konzentriert sich auf die Hinwendung zu den Gegenständen, deren innewohnende Kraft und Wirklichkeit er sichtbar machen möchte, so dass das Gedicht wie eine Plastik oder ein Gemälde für sich selbst stehen kann. In den Neuen Gedichten findet er zum ‘Dinggedicht’ und schafft eine die Eigenart des Gegenstands ergründende Lyrik, wobei die Verwandlung des Außen in ein Innen als Prinzip seiner Dingdichtung gilt. - Das Augenmerk dieser Arbeit liegt darauf, wie Rilke in den Briefen über Cézanne die Auseinandersetzung mit dessen Werk reflektierend verarbeitet und ob bzw. wie sich seine Einsichten aus dieser Reflexion im eigenen Schaffen wiederfinden. Dies soll an den Gedichten Blaue Hortensie und Rosa Hortensie beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 'Sachliches Sagen' als Konsequenz Rilkes reflexiv-künstlerischer Verarbeitung der Malerei Paul Cézannes
- 'Réalisation' in Paul Cézannes Malerei
- Rilkes Reflektion der Kunst Cézannes in 'Briefe über Cézanne'
- Dingwerdung, sachliches Schauen und sachliches Sagen
- Die Rolle der Farbe in der künstlerischen Gestaltung
- Analyse der Gedichte 'Blaue Hortensie' und 'Rosa Hortensie' im Hinblick auf Rilkes neue Kunstauffassung
- Neue Gedichte
- 'Blaue Hortensie'
- 'Rosa Hortensie'
- Resümee
- Literaturangaben
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert, wie Rilkes Auseinandersetzung mit Paul Cézannes Malerei seine poetische Entwicklung beeinflusste. Im Mittelpunkt stehen die Gedichte 'Blaue Hortensie' und 'Rosa Hortensie' sowie Rilkes Briefe über Cézanne, die Aufschluss über seine ästhetischen Reflexionen bieten.
- Die Entwicklung von Rilkes 'sachlichem Sagen'
- Der Einfluss von Cézannes 'réalisation' auf Rilkes poetisches Schaffen
- Die Rolle der Farbe in Rilkes Gedichten
- Die Bedeutung der Dingwerdung in der Kunst
- Die Verbindung von Naturerfahrung und künstlerischer Gestaltung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar, indem sie Rilkes Entwicklung von der gefühlsbetonten zur objektiven Dichtung beschreibt und die Bedeutung der 'Neuen Gedichte' für sein Schaffen herausstreicht. Sie führt zudem den Fokus der Arbeit auf die Analyse von Rilkes Auseinandersetzung mit Cézannes Werk und deren Einfluss auf die Gedichte 'Blaue Hortensie' und 'Rosa Hortensie' ein.
- 'Sachliches Sagen' als Konsequenz Rilkes reflexiv-künstlerischer Verarbeitung der Malerei Paul Cézannes: Dieses Kapitel untersucht Cézannes 'réalisation' als zentralen Einfluss auf Rilkes 'sachliches Sagen'. Es erläutert den Begriff der 'réalisation' aus kunstwissenschaftlicher Sicht und analysiert, wie Rilke Cézannes Werk in seinen 'Briefen über Cézanne' reflektiert und die Erkenntnisse in sein eigenes Schaffen integriert.
- 'Réalisation' in Paul Cézannes Malerei: Dieses Kapitel betrachtet die 'réalisation' in Cézannes Malerei und erklärt sie als die „Übersetzung der sichtbaren Erscheinung [der Welt] in die eigene Wirklichkeit des Bildes“. Es analysiert Cézannes künstlerische Methoden, wie den intensiven Naturstudium und die „Verfestigung der Wahrnehmungsdaten“, um die „Ewigkeit der Dinge sichtbar zu machen“.
- Rilkes Reflektion der Kunst Cézannes in 'Briefe über Cézanne': Dieses Kapitel untersucht Rilkes Briefe über Cézanne, die zwischen 1907 und 1924 entstanden und seine Auseinandersetzung mit Cézannes Werk dokumentieren. Die Briefe werden als Spiegelung von Rilkes ästhetischer Entwicklung betrachtet, wobei die Verbindung von Cézannes 'réalisation' mit Rilkes 'sachlichem Sagen' im Vordergrund steht.
- Dingwerdung, sachliches Schauen und sachliches Sagen: Dieses Kapitel erörtert, wie Rilke Cézannes 'réalisation' als 'Dingwerdung' übersetzt und erklärt, wie Cézanne die „Wirklichkeit bis ins Unzerstörbare hinein“ steigert. Es analysiert, wie Rilke in seinen Gedichten das Wesen und Geheimnis der Dinge sichtbar machen will und somit die 'Dinge' als 'Dinggedichte' ergründet.
- Die Rolle der Farbe in der künstlerischen Gestaltung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Rolle der Farbe in Cézannes Malerei und in Rilkes Gedichten. Es analysiert, wie Cézanne durch die Farbe die Welt in ein „kompaktes Farbgebilde“ übersetzt und wie Rilke die Farbe in seinen Gedichten als Mittel der Gestaltung und Ausdruck verwendet.
- Analyse der Gedichte 'Blaue Hortensie' und 'Rosa Hortensie' im Hinblick auf Rilkes neue Kunstauffassung: Dieses Kapitel analysiert die Gedichte 'Blaue Hortensie' und 'Rosa Hortensie' im Hinblick auf Rilkes neue Kunstauffassung, die durch seine Auseinandersetzung mit Cézannes 'réalisation' geprägt ist. Es betrachtet die Gedichte als Beispiele für Rilkes 'sachliches Sagen' und untersucht, wie er die 'Dinge' in seinen Gedichten ergründet und die Welt in eine 'Bildkomposition' übersetzt.
- Neue Gedichte: Dieses Kapitel stellt den Kontext der 'Neuen Gedichte' dar, aus denen die Gedichte 'Blaue Hortensie' und 'Rosa Hortensie' stammen. Es beschreibt Rilkes Entwicklung von der gefühlsbetonten zur objektiven Dichtung und die Bedeutung der 'Neuen Gedichte' als Hauptwerk seiner mittleren Schaffensperiode.
- 'Blaue Hortensie': Dieses Kapitel analysiert das Gedicht 'Blaue Hortensie' im Hinblick auf Rilkes 'sachliches Sagen' und Cézannes 'réalisation'. Es untersucht, wie Rilke die 'Hortensie' als 'Dinggedicht' ergründet und die Welt in eine 'Bildkomposition' übersetzt.
- 'Rosa Hortensie': Dieses Kapitel analysiert das Gedicht 'Rosa Hortensie' im Hinblick auf Rilkes 'sachliches Sagen' und Cézannes 'réalisation'. Es untersucht, wie Rilke die 'Hortensie' als 'Dinggedicht' ergründet und die Welt in eine 'Bildkomposition' übersetzt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen 'sachliches Sagen', 'réalisation', 'Dingwerdung', 'Farbe', 'Naturerfahrung', 'Kunstauffassung', 'Bildkomposition' und die Gedichte 'Blaue Hortensie' und 'Rosa Hortensie'. Sie untersucht Rilkes Auseinandersetzung mit Cézannes Werk und dessen Einfluss auf seine poetische Entwicklung sowie die Verbindung zwischen Cézannes Malerei und Rilkes Dichtung.
- Quote paper
- Marie Annette Laufer (Author), 2016, Cézannes malerische ‘réalisation’ als bedeutender Einfluss auf Rilkes ‘sachliches Sagen’ in den Gedichten "Blaue Hortensie" und "Rosa Hortensie", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/455180