„Guten Morgen Berlin, du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau“ – mit diesen Worten leitet der Interpret Peter Fox den Refrain des Liedes „Schwarz zu Blau“ ein und äußert damit seinen Missmut über die Großstadt Berlin. Mit dieser Aussage reiht sich dieser in eine Vielzahl an literarischen Werken ein, in welchen die Großstadtthematik über Jahrhunderte hinweg ihren Platz findet.
Die Entwicklung der Großstädte, welche neue Lebensumstände vieler Menschen, sowie gesellschaftliche als auch kulturelle Veränderungen begleiteten, wurde sehr schnell Thematik im Bereich der Kunst und Literatur. Bereits seit dem 18. Jahrhundert gewan- nen Städte einen großen Stellenwert, da sie sowohl eine immense Bedeutung für Politik, Kultur und Wirtschaft innehielten, als auch als Wohn- und Lebensraum für eine stetig steigende Zahl Menschen dienten. Heute, im 21. Jahrhundert hat sich die Funktion und Bedeutung von Großstädten nicht stark verändert, sondern vielmehr weiter verstärkt.
Über die moderne Großstadtliteratur hinaus hat sich die Stadt, als literarischer Gegenstand, auch in der Musik thematisch verankert. Als Beleg hierzu dient die vorliegende Hausarbeit, in welcher das oben genannte Lied Schwarz zu Blau, hinsichtlich der Themen und Motive der Großstadtliteratur, untersucht und analysiert wird. Um ein Fundament für diese Analyse und Interpretation zu legen, werden zunächst im zweiten Kapitel die Themen und Motive der Großstadt, sowohl in Kunst als auch in Literatur, mithilfe einer Übersicht der aktuellen Forschungsliteratur, definiert. Dazu werden bewusst die Thematiken und Motive der Anfänge des Großstadtdiskurses aufgenommen, denn diese verdeutlichen, wie die Hauptthemen und -motive, einem roter Faden gleich, die Großstadtthematik begleiten. Da das Lied von der Großstadt Berlin handelt, wird im daran anschließenden Kapitel Berlin und die Entwicklung Berlins genauer betrachtet, um da- nach näher auf die spezifischen Problematiken der Stadt einzugehen. Dies ermöglicht eine noch genauere Analyse des Liedes im Kontext der Stadt. Um auch die musikalischen Einflüsse Berlins genauer zu betrachten, wird die Musikszene Berlins kurz näher beschrieben, um dann in die Analyse des Liedes einzusteigen.
In einem abschließenden Fazit wird der Großstadtdiskurs, vor allem in Bezug auf die heutigen Kunstformen, nochmals reflektierend betrachtet und ein Ausblick auf weitere Forschungsfragen beziehungsweise vertiefende Thematiken gegeben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Themen und Motive der Großstadt in Kunst und Literatur
3. Die Großstadt Berlin
4. Die Schattenseiten Berlins
5. Die Musikszene Berlins
6. Exemplarische Analyse: Peter Fox – Schwarz zu Blau
6.1. Liedtext
6.2. Interpret
6.3. Analyse und Interpretation
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Guten Morgen Berlin, du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau“ – mit diesen Worten leitet der Interpret Peter Fox den Refrain des Liedes „Schwarz zu Blau“ ein und äußert damit seinen Missmut über die Großstadt Berlin. Mit dieser Aussage reiht sich dieser in eine Vielzahl an literarischen Werken ein, in welchen die Großstadtthematik über Jahrhunderte hinweg ihren Platz findet.
Die Entwicklung der Großstädte, welche neue Lebensumstände vieler Menschen, sowie gesellschaftliche als auch kulturelle Veränderungen begleiteten, wurde sehr schnell Thematik im Bereich der Kunst und Literatur.1 Bereits seit dem 18. Jahrhundert gewannen Städte einen großen Stellenwert, da sie sowohl eine immense Bedeutung für Politik, Kultur und Wirtschaft innehielten, als auch als Wohn- und Lebensraum für eine stetig steigende Zahl Menschen dienten.2 Heute, im 21. Jahrhundert hat sich die Funktion und Bedeutung von Großstädten nicht stark verändert, sondern vielmehr weiter verstärkt.
Über die moderne Großstadtliteratur hinaus hat sich die Stadt, als literarischer Gegenstand, auch in der Musik thematisch verankert. Als Beleg hierzu dient die vorliegende Hausarbeit, in welcher das oben genannte Lied Schwarz zu Blau, hinsichtlich der Themen und Motive der Großstadtliteratur, untersucht und analysiert wird. Um ein Fundament für diese Analyse und Interpretation zu legen, werden zunächst im zweiten Kapitel die Themen und Motive der Großstadt, sowohl in Kunst als auch in Literatur, mithilfe einer Übersicht der aktuellen Forschungsliteratur, definiert. Dazu werden bewusst die Thematiken und Motive der Anfänge des Großstadtdiskurses aufgenommen, denn diese verdeutlichen, wie die Hauptthemen und -motive, einem roter Faden gleich, die Großstadtthematik begleiten. Da das Lied von der Großstadt Berlin handelt, wird im daran anschließenden Kapitel Berlin und die Entwicklung Berlins genauer betrachtet, um danach näher auf die spezifischen Problematiken der Stadt einzugehen. Dies ermöglicht eine noch genauere Analyse des Liedes im Kontext der Stadt. Um auch die musikalischen Einflüsse Berlins genauer zu betrachten, wird die Musikszene Berlins kurz näher beschrieben, um dann in die Analyse des Liedes einzusteigen.
In einem abschließenden Fazit wird der Großstadtdiskurs, vor allem in Bezug auf die heutigen Kunstformen, nochmals reflektierend betrachtet und ein Ausblick auf weitere Forschungsfragen beziehungsweise vertiefende Thematiken gegeben.
2. Themen und Motive der Großstadt in Kunst und Literatur
Die Großstadt als literarischer Diskurs wird von unzähligen Themen und Motiven begleitet. In Literatur und Kunst konnten die Erfahrung, Lebensrealität und Konfrontation mit der Großstadt eine Plattform zum Ausdruck finden.3 Der Begriff 'Großstadtliteratur' selbst beschreibt den Versuch „eine Verknüpfung zwischen der Wirklichkeit und ihrer literarischen Abbildung herzustellen“.4 Schraut beschreibt, wie „Ambivalenz und Skepsis, Erschrecken, auch unübersehbare Stadtfeindschaft“ das Bild der Stadt durchhaltend bestimmen.5 „Großstadt, das ist Armut und Elend neben Luxus und verlockender Fülle der Waren, faszinierende Lebendigkeit und Vielfalt der Möglichkeiten, aber auch Bedrohung des Einzelnen, Anonymität bis zum Verlust des Ich.“6
Zusätzlich wird die Großstadt von neuen Erfahrungen und anderen Formen der Lebensgestaltung begleitet, als diese in ländlicheren Gegenden möglich wären.7 Schon in Heinrich Heines Poetik der Stadt klingt die Thematik der zunehmenden Distanz und Gleichgültigkeit gegenüber anderen Personen durch8, da der Einzelne immer wieder mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Lebensentwürfen konfrontiert ist.9 Wurthenow beschreibt treffend, dass man nicht in einer Großstadt lebt, sondern von ihr gelebt wird, was die Anonymität und das Gefühl der Überforderung durch den Einfluss unendlich scheinender Möglichkeiten einer Großstadt unterstreicht.10 Solche „Phänomene[...] der Flüchtigkeit, der Bewegtheit und des rasch Vorüberziehenden“11 begleiten die Großstadt. Die Menschen in der Großstadt erleben eine Nervosität und einen Zustand der Überreizung.12 Auch die große Anzahl an Einwohnern trägt zur Folge, dass die meisten Begegnungen eher flüchtig und anonym bleiben.13 Gleichzeitig bringt diese Anonymität jedoch auch eine neue Form der Freiheit, mit der Großstadt als „Monument[e] der Emanzipation“14, welche aus „der Enge [der] heimatlichen Dörfer befreit“15. Dennoch erfahren viele neu Hinzugezogene eine Art Desillusionierung durch die „hektische Betriebsamkeit sowie die Armut und das soziale Elend“.16
Die Großstadt, als solche selbst, ist infrastrukturell einerseits sehr geordnet und institutionalisiert, wird jedoch vom Einzelnen oft als überfordernd, undurchschaubar und ungeordnet wahrgenommen.17 „In diesem Umfeld werden Details flüchtiger, bruchstückhafter registriert, weil jedem einzelnen davon weniger Aufmerksamkeit zukommt.”18 So finden sich gerade im literarischen Großstadtdiskurs Themen wie Massenballung, Zerstreuung und Lärm wieder.19
Alles in allem liegt den verschiedenen Motiven und Thematiken der Großstadt eine interessante Ambivalenz zugrunde, die sich sowohl zwischen den sozialen Problematiken, als auch der Faszination der Großstadt wiederfindet.20
3. Die Großstadt Berlin
Die Stadt Berlin ist die Bundeshauptstadt der Bundesrepublik Deutschland und zählt alleine dadurch bereits zu einer der wichtigsten Großstädte Europas. Betrachtet man die geschichtliche Entwicklung Berlins, so ist festzustellen, dass trotz der erst später in Deutschland einsetzenden Verstädterung – verglichen mit den umliegenden Ländern – die Einwohnerzahl Berlins Mitte des 19. Jahrhunderts sogar schneller wuchs, als die Einwohnerzahl von Paris.21 Aus dem europäischen Rahmen betrachtet, entwickelte sich Berlin etwas verspätet, dafür jedoch sehr überstürzt zur industriellen Großstadt, was sich auf zeitgenössisch negative Schilderungen Berlins auswirkte. Durch die Entwicklung einer modernen Städtetechnik und Stadtverwaltung wurde Berlin dann kurz vor der Jahrhundertwende zur Kulturmetropole und sowohl politischen, als auch wirtschaftlichen Hauptstadt.22
„Berlin war, verglichen mit anderen europäischen Hauptstädten, eine auffallend geschichts- und traditionslose Stadt. So waren Werte wie Traditions- und Geschichtsbewußtsein, Bodenständigkeit, Heimatgefühl und Heimatverbundenheit in der Berliner Bevölkerung nicht sehr tief verankert, und diese war demnach offen für die neuen Strömungen der modernen Zeit.“23
Nicht zuletzt deshalb fanden dort verschiedene Bereiche, wie „Bildende Kunst, Literatur, Architektur, Presse [...] Rundfunk, Musik, Theater, [...] Film [...][und] Industrie“ schnell ihren Mittelpunkt.24
Heute leben aktuell 3.469.849 Menschen in Berlin, was die Großstadt zur bevölkerungsreichsten Stadt Deutschlands macht. Davon zählen 16,52% zur ausländischen Bevölkerung, die aus 186 verschiedenen Nationen stammen.25 Erstaunlich ist, dass 45,6% der männlichen und 37,0% der weiblichen Bevölkerung ab 18 Jahren ledig sind.26
Nicht nur die Politik hat ihren Hauptsitz in Berlin, sondern auch viele Unternehmen und ganz besonders Startups. Dies brachte Berlin den Titel als Europas Startup Hauptstadt ein und zeugt damit von einer Ballung an Kreativität und Innovation, die in Berlin für viele Menschen und Unternehmen ihren Anfang nimmt. Zudem ist Berlin auf Platz acht der einflussreichsten Städte der Welt, wenn es um wirtschaftliche Aktivitäten, politischen Einfluss, Bildung und Wohnqualität geht.27 In Bezug auf die künstlerische Seite Berlins, konnte die Hauptstadt noch einen weiteren Titel erzielen: In der Statistik zum „Global Power City Index 2015“ untersuchte das Institut für urbane Strategien der „Mori Memorial Foundation“ in einem branchenspezifischen Ranking verschiedene Städte. Dabei wurden auch die Bedürfnisse von Künstlern untersucht und Berlin danach anhand der Kategorien „kultureller Stimulus, Anzahl von Künstlern, Anzahl von Kunstmärkten, Möglichkeiten für kreative Aktivitäten und der Bequemlichkeit“ analysiert. Hierbei erzielte Berlin Platz vier von 40 untersuchten Städten – noch vor Tokio oder Los Angeles.28
[...]
1 Vgl. Die Stadt der Literatur. Hrsg. von Cord Meckseper und Elisabeth Schraut. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1983. S.5
2 Vgl. ebd. S. 5.
3 Vgl. Becker, Susanne: Urbanität und Moderne. Studien zur Großstadtwahrnehmung in der deutschen Literatur 1900 – 1930. In: Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft. Hrsg. von Karl Richter, Gerhard Sauder und Gerhard Schmidt-Henkel. St. Ingbert: Werner J. Röhrig 1993. S. 20.
4 Discherl, Margit: Heinrich Heines Poetik der Stadt. Stuttgart: J.B. Metzler 2016. S. 21.
5 Meckseper, C.: Die Stadt der Literatur. S. 6.
6 Ebd. S. 6.
7 Vgl. Wuthenow, Ralph-Rainer: Die Entdeckung der Großstadt in der Literatur des 18. Jahrhunderts. In: Die Stadt der Literatur. Hrsg. von Cord Meckseper und Elisabeth Schraut. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1983. S. 8.
8 Vgl. Discherl, M.: Heinrich Heines Poetik der Stadt. S. 26.
9 Vgl. ebd. S. 31.
10 Vgl. Wuthenow, R.: Die Entdeckung der Großstadt in der Literatur des 18. Jahrhunderts. S. 10.
11 Becker, S.: Urbanität und Moderne. S. 9.
12 Vgl. Hauser, Susanne: Der Blick auf die Stadt. Semiotische Untersuchungen zur literarischen Wahrnehmung bis 1910. In: Historische Anthropologie. Hrsg. vom Forschungszentrum für Historische Anthropologie der Freien Universität Berlin. Berlin: Dietrich Reimer 1990 (= Historische Anthropologie. Bd. 12). S. 10.
13 Vgl. Discherl, M.: Heinrich Heines Poetik der Stadt. S. 31.
14 Wuthenow, R.: Die Entdeckung der Großstadt in der Literatur des 18. Jahrhunderts. S. 9.
15 Becker, S.: Urbanität und Moderne. S. 21.
16 Ebd. S. 21.
17 Vgl. Discherl, M.: Heinrich Heines Poetik der Stadt. S. 28-29.
18 Ebd. S. 29.
19 Vgl. Wuthenow, R.: Die Entdeckung der Großstadt in der Literatur des 18. Jahrhunderts. S. 8.
20 Vgl. Becker, S.: Urbanität und Moderne. S. 21.
21 Vgl. Meckseper, C.: Die Stadt der Literatur. S. 5.
22 Vgl. Becker, S.: Urbanität und Moderne. S. 20.
23 Ebd. S. 27.
24 Ebd. S. 28.
25 Vgl. Berlin.de: Zahlen und Fakten. https://www.berlin.de/berlin-im-ueberblick/zahlen-und-fakten/ (12.09.2017).
26 Vgl. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Bevölkerungsstand – Zensus. Basisdaten. https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/BasisZeitreiheGrafik/Bas-Bevoelkerungsstand.asp?Ptyp=300&Sageb=12015&creg=BBB&anzwer=6 (12.09.2017).
27 Vgl. Cable News Network, Inc. („CNN): Revealed: Cities that rule the world -- and those on the rise. http://edition.cnn.com/2010/BUSINESS/04/10/cities.dominate.world/?hpt=C2 (12.09.2017).
28 Vgl. The Mori Memorial Foundation: Global Power City Index 2015. Summary. http://www.mori-m-foundation.or.jp/pdf/GPCI2015_en.pdf (12.09.2017).