In dieser Arbeit wird die sogenannte "Kommunikationsprüfung" als Ersatz einer schriftlichen Klausur in einer neunten Klasse an einem Gymnasium, hinsichtlich allgemeinen Informationen, Aspekten sowie Bewertungskriterien, vorgestellt und die Planung einer mündlichen Prüfung am Beispiel der Unit 4 aus dem Lehrbuch English G 21, A5 aufgezeigt.
Das Sprechen ist im Englischunterricht unverzichtbar und zählt zu den vier Fertigkeit des modernen Fremdsprachenunterrichts: Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben. „Sprache kommt von Sprechen.“ – diese Aussage trifft bereits Dr. Andrea Taubenböck in ihrem „Plädoyer für mehr Mündlichkeit im Englischunterricht" (Taubenböck, 2007). Ohne das eigentliche Sprechen der englischen Sprache verliert der Englischunterricht an lebensweltlicher Relevanz. Selbst wenn eine Schülerin oder ein Schüler die gesamte Grammatik der englischen Sprache beherrscht, so wird ihm dennoch ohne ausreichende Sprachpraxis, das Verständigen in dieser Sprache erheblich schwerfallen.
Umso wichtiger ist es, dass die mündliche Kompetenz der Schüler gefördert und gefordert wird. Eine Möglichkeit dies bewusst zu tun, entsteht durch den Einsatz mündlicher Prüfungen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Notwendigkeit der mündlichen Kommunikationsprüfung
3. Allgemeine Informationen und Aspekte der mündlichen Kommunikationsprüfung
4. Bewertungskriterien der mündlichen Kommunikationsprüfung
5. Eine mündliche Kommunikationsprüfung am Beispiel der Unit 4 aus dem Lehrbuch English G 21, A
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Sprechen ist im Englischunterricht unverzichtbar und zählt zu den vier Fertigkeit des modernen Fremdsprachenunterrichts: Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben. „Sprache kommt von Sprechen.“ – diese Aussage trifft bereits Dr. Andrea Taubenböck in ihrem „Plädoyer für mehr Mündlichkeit im Englischunterricht" (Taubenböck, 2007). Ohne das eigentliche Sprechen der englischen Sprache verliert der Englischunterricht an lebensweltlicher Relevanz. Selbst wenn eine Schülerin oder ein Schüler (nachfolgend als Schüler bezeichnet) die gesamte Grammatik der englischen Sprache beherrscht, so wird ihm dennoch ohne ausreichende Sprachpraxis, das Verständigen in dieser Sprache erheblich schwer fallen.
Im Rahmen der DESI-Studie (Deutsch Englisch Schülerleistungen International), wurden 2003/2004 rund 11.000 Schüler aller Schularten der Klassenstufe 9 getestet. Unter anderem wurden Unterrichtsstunden gefilmt und daraufhin ausgewertet. Demzufolge spricht die Lehrkraft im Durchschnitt mehr als die Hälfte einer Schulstunde selbst, wodurch dem einzelnen Schüler nur noch ein geringer Sprachanteil zufällt (Taubenböck, 2007). Umso wichtiger ist es, dass die mündliche Kompetenz der Schüler gefördert und gefordert wird. Eine Möglichkeit dies bewusst zu tun, entsteht durch den Einsatz mündlicher Prüfungen.
In Baden-Württemberg ist seit 2014 die sogenannte „Kommunikations-prüfung“ bereits ein verbindlicher Bestandteil der Abiturprüfung. Doch auch schon vor der Oberstufe kann diese Prüfungsform den Stellenwert der Sprechfertigkeit stärken und erhöhen.
In dieser Arbeit wird nachfolgend diese besondere Prüfungsform als Ersatz einer schriftlichen Klausur in einer neunten Klasse an einem Gymnasium, hinsichtlich allgemeinen Informationen, Aspekten sowie Bewertungskriterien, vorgestellt und die Planung einer mündlichen Prüfung am Beispiel der Unit 4 aus dem Lehrbuch English G 21, A5 aufgezeigt. Abgeschlossen wird diese Arbeit mit einem Fazit der vorhergehenden Kapitel.
2. Die Notwendigkeit der mündlichen Kommunikationsprüfung
Mit der zunehmenden Globalisierung und dem Zusammenwachsen Europas werden flüssige Kenntnisse der Fremdsprachen, und hier insbesondere die Englischkenntnisse, unabdingbar. Das Sprechen der englischen Sprache ist laut der ehemaligen hessischen Kultusministerin Dorothea Henzler „eine zentrale Qualifikationen von Schülern, [um] sich den Herausforderungen in Beruf und Studium zu stellen und am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.“ (Fernández et al., 2010) Wie Taubenböck berichtet, sind „die mentalen Prozesse, die bei mündlicher und schriftlicher Sprachproduktion ablaufen, von äußerst unterschiedlicher Natur.“ (Taubenböck, 2007) Die schriftlichen Sprachkompetenzen sind folglich nicht mit mündlichen Kompetenzen gleichzusetzen. Wenn ein Schüler gute schriftliche Kompetenzen aufzeigt bedeutet dies nicht, dass er ebenso gute mündliche Leistungen vollbringen kann. Dr. Engelbert Thaler argumentiert hierzu, dass selbst „wenn es eine alltägliche Kompetenz ist, [...] sich das Sprechen durch eine große Komplexität aus[zeichnet].“ (Thaler, 2010) Der Sprechakt verläuft überwiegend auf mehr Ebenen, als der Schreibakt. So müssen auch die Bereiche der nonverbalen Äußerungen und suprasegmentale Elemente sinnvoll bedient sowie Schwierigkeiten, wie Hörverständnisprobleme und unvorhersehbare Konversationsreaktionen, gekonnt überwunden werden (Taubenböck, 2007).
Jedoch stellt dies alles nur einen Auszug an Gründen dar, die aufzeigen, welche Notwendigkeit vorliegt um die Sprechkompetenz der Schüler fortlaufend verstärkt zu fördern und zu fordern. Im Schulalltag ist allerdings nach wie vor zu beobachten, dass die Leistungsabfrage überwiegend schriftlich erfolgt. Die mündliche Prüfung ist eine neue Form der Prüfung, die insbesondere die Sprachkompetenz gezielt abfragt und fördert und so dem eigentlichen Ziel des Englischunterrichts, dem Erlernen des tatsächlichen Sprechens der englischen Sprache, nachkommt.
3. Allgemeine Informationen und Aspekte der mündlichen Kommunikationsprüfung
Genaue Richtlinien für die mündliche Kommunikationsprüfung als Ersatz einer schriftlichen Klausur im Englischunterricht, die sich von den Prüfungsrichtlinien der Kommunikationsprüfung im Abitur unterscheiden, konnten im Rahmen der Recherche dieser Arbeit nicht festgestellt werden. In einem gewissen Maße dient die Lehrperson selbst als Gestalter der Richtlinien, die selbstverständlich mit dem Lehrplan sowie den Prüfungsstandards des jeweiligen Bundeslandes konform sein müssen. Zugrunde liegen der nachfolgenden Vorstellung eines allgemeinen Ablaufs der mündlichen Kommunikationsprüfung die rechtlichen Regelungen des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, die für die mündliche Zusatzprüfung im Abitur gelten und bindend sind. Im Rahmen einer mündlichen Kommunikationsprüfung, als Ersatz einer schriftlichen Klausur, besteht jedoch mehr individuelle Freiheit der Lehrkraft, die Prüfungsinhalte und Aufgabenstellungen zu gestalten.
Die Durchführung und Aufgabenstellung der Prüfung erfolgt in der englischen Sprache. Als Hilfsmittel darf ein englischsprachiges Wörterbuch verwendet werden; weitere Hilfsmittel sind nicht zugelassen. In einer 15-minütigen Vorbereitungszeit befasst sich der Schüler, unter Aufsicht einer Lehrperson, mit der Aufgabenstellung und darf hierbei Notizen machen; anschließend folgen zwei Prüfungssequenzen. In der ersten Sequenz geht es um monologisches Sprechen, also der Vorstellung des in der Vorbereitungszeit erarbeiteten Inhalts. Die Lehrkraft kann, wenn notwendig, zusätzliche Impulse setzen. Die erforderlichen Impulse der Lehrkraft sollten jedoch in der gesamten Bewertung der individuellen Leistung des Schülers miteinbezogen werden. Die erste Sequenz geht fließend in das dialogische Sprechen über, in der sowohl der Schüler, als auch die Lehrkraft den gegebenen Sachverhalt erörtern. Die Gesamtprüfungszeit beträgt etwas 15min. Die Kommunikationsprüfung kann auch als Tandemprüfung erfolgen. (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, 2013)
Die Aufgabenstellung muss den Ansprüchen des Ministeriums zufolge „diskursiv und aspektreich“ (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, 2013) angelegt sein, wonach auch die Materialauswahl gerichtet sein soll. Die Prüfungsvorbereitung einer mündlichen Kommunikationsprüfung als Ersatz einer schriftlichen Klausur findet vorzugsweise bereits im Unterricht mit dem gesamten Klassenverbund statt. Hier sollte die Lehrkraft gemeinsam mit den Schülern bereits die Thematik und die Bewertungskriterien, welche später noch genauer beleuchtet werden, erarbeiten und durchsprechen. Die Prüfung sollte sich unterschiedlichen Aufgabenformaten bedienen. Diese sind gut einsetzbar, wenn sie nachfolgende Kriterien, die von Andrea Taubenböck aufgestellt und erläutert wurden, erfüllen:
- Mehrteiligkeit: Besteht eine Aufgabe aus einem monologischen und einem dialogischen Teil besteht, so können möglichst viele verschiedene Sprachfunktionen und Anwendungssituationen getestet werden.
- Vorbereitbare und spontane Elemente: Bestünde die Prüfung nur aus vorbereitbaren Elementen, liefe man gegebenenfalls der Gefahr, auswendig Gelerntes präsentiert zu bekommen und somit nichts über die spontansprachlichen Fähigkeiten des Kandidaten zu erfahren. Gäbe es überhaupt keine berechenbaren Elemente sähen die Lerner keinen Grund, sich auf die Prüfung vorzubereiten.
- Partner- oder Gruppenprüfung: Aus rein logistischen Gründen (Notwendigkeit der Zeitersparnis bei großen Klassen) ist es sinnvoller, nicht 30 Einzelprüfungen durchzuführen, sondern 15 Partner- oder 10 Gruppenprüfungen.
- Interaktive Phase zwischen den Prüflingen: Eine interaktive Phase zwischen den Prüflingen ist aus pragmatischen Gründen notwendig, um der Lehrkraft die Gelegenheit zu geben, sich ganz auf die Rolle des Beobachters zu fokussieren.
Neben den Kriterien für die verschiedenen Aufgabenformate müssen auch stufenspezifische und demnach altersunterschiedliche Anforderungen bedacht werden. Während die Unterstufe stärkere Impulse und mehr spezifische Vorgaben der Lehrkraft benötigt, was gut durch monologische und dialogische Phasen realisiert werden kann, bedarf es bei der Mittelstufe mehr authentische Gesprächssituationen, auf welche spontan reagiert werden muss. Die Oberstufe hingegen eignet sich sehr gut, um Gruppenprüfungen mit Präsentations- sowie Interaktionsphasen oder Debatten zu verschiedenen Themen durchzuführen. (Taubenböck, 2007)
4. Bewertungskriterien der mündlichen Kommunikationsprüfung
Die mündlichen Noten sind bereits lange ein fester Bestandteil im Fremdsprachenunterricht. Bei vielen Schülern hat diese Note eine eher nebensächliche Bedeutung, da diese oftmals davon ausgehen, dass die Beurteilung der mündlichen Leistungen insgesamt nicht viel Gewichtung hat und eher anhand Sympathie und Wohlwollen ausgemacht und vergeben wird. Daher ist es von großer Bedeutung und absoluter Wichtigkeit, dass die Beurteilungskriterien für die mündliche Prüfung umso transparenter und verständlicher gemacht werden. Dazu gehören klare Anforderungen und Faktoren, welche die mündliche Leistung, in diesem Fall speziell in der mündlichen Prüfung, bewerten. Gerade bei der mündlichen Kommunikationsprüfung, als Ersatz einer schriftlichen Klausur, ist es sehr empfehlenswert, die Kriterien für eine gelungene mündliche Leistung gemeinsam im Klassenverbund zu erarbeiten und festzulegen und sowohl Stärken als auch Schwächen eines mündlichen Vortrags zu analysieren. (Taubenböck, 2007)
Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg hat eigens für die Bewertung und Beurteilung der mündlichen Kommunikationsprüfung eine Kriterientabelle angelegt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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