In dieser Arbeit soll gezeigt werden, wie Lessing speziell in seinen Werken Minna von Barnhelm und Emilia Galotti seine Frauengestalten konzipierte. Es gilt, herauszufinden, ob Lessing eine Geschlechtertrennung vornimmt und somit als Vertreter seiner Zeit zu sehen ist, oder ob er als aufklärerischer Denker die Frauen als Individuum in seinen Stücken präsentiert und ihnen eine Rolle zuschreibt, die für die Bühne seiner Zeit völlig neu ist.
Näen und spinen flicken und butzen, kochen und reiben ist ein Arbeit für die Weiber. Ackeren und öcken, säen und schneiden gehört für die Männer, welche das Brod in das Haus sambt anderer Nothdurfft verschaffen sollen… haben also die Weiber das Brod von Männern, die Männer Hau und Leinwad, Kost und Suppen von Weiberen zuempfangen. (1701)
Treffend beschreibt Christoph Selhamer als Zeitgenosse die Ansicht der Rollenverteilung von Mann und Frau im angehenden 18. Jahrhundert. Dieses Zitat verkörpert exakt die damalige Wirklichkeit. Die Aufgaben der Frau bestanden demnach darin, sich um Haushalt und Hof zu kümmern, die Erziehung der Kinder zu tätigen und dem Ehemann eine gute Frau zu sein. Die Wahl der Ehemänner fand dabei nicht aus eigenem Willen statt. Die Frauen hatten sich streng nach den Wünschen ihrer Eltern zu richten und mussten den zum Mann nehmen, den diese für sie aussuchten. Nach der Hochzeit war das größte Befugnis der jungen Ehefrau, Kinder zu bekommen und dieses Wohl zu erziehen. Der Vater, welcher als Oberhaupt der Familie galt, hatte das komplette Sagen. Nach seiner Autorität hatten sich Frau und Kinder zu richten. Die Frau des 18. Jahrhunderts war also dem Mann untergeordnet und hatte sich dessen Willen zu fügen. Ihr selbst war es nicht vermacht, Verantwortung zu übernehmen oder sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Daraus resultiert eine große Abhängigkeit, in vielerlei Hinsicht, der Frauen von den Männern. Finanziell abhängig war die Frau gegenüber dem Mann vor allem aufgrund der Tatsache, dass es der Frau untersagt war zu arbeiten. Der Mann galt als Alleinverdiener der Familie und ihm war die Rolle zugeteilt, diese zu ernähren. Aber auch ideologisch war die Frau vom Mann abhängig. Bis auf Klöster und Pensionen gab es für Frauen keinen Weg zur Bildung, wohingegen für Männer die Türen der Universitäten und Schulen offen standen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Stellung der Frau im 18. Jahrhundert
- Die einzelnen Frauengestalten in Lessings Werken Minna von Barnhelm und Emilia Galotti
- Minna von Barnhelm
- Franciska
- Emilia Galotti
- Claudia Galotti
- Gräfin Orsina
- Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung der Frau im 18. Jahrhundert, insbesondere in Lessings Dramen "Minna von Barnhelm" und "Emilia Galotti". Ziel ist es, Lessings Frauenfiguren im Kontext der gesellschaftlichen Normen seiner Zeit zu analysieren und zu beleuchten, inwiefern diese Figuren konventionelle Geschlechterrollen bestätigen oder hinterfragen.
- Die gesellschaftliche Stellung der Frau im 18. Jahrhundert
- Analyse der Frauenfiguren in Lessings Dramen
- Vergleich der Frauenfiguren Minna und Emilia
- Lessings Beitrag zur Darstellung weiblicher Selbstbestimmung
- Die Rolle der Aufklärung im Kontext der weiblichen Emanzipation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Stellung der Frau im 18. Jahrhundert: Der einleitende Abschnitt beleuchtet die gesellschaftliche Realität der Frau im frühen 18. Jahrhundert anhand eines Zitats von Christoph Selhamer, das die strikte Rollenverteilung zwischen Mann und Frau beschreibt. Die Frau war dem Mann untergeordnet, ihre Aufgaben beschränkten sich auf Haushalt, Kindererziehung und Gehorsam. Finanziell und ideologisch war sie vom Mann abhängig, da Frauen der Zugang zu Bildung und Erwerbstätigkeit weitgehend verwehrt war. Der Abschnitt kontrastiert diese beschränkte Realität mit den Ansätzen der Aufklärung und führt verschiedene literaturwissenschaftliche Studien an, die die Selbstständigkeit weiblicher Figuren in Lessings Dramen untersuchen. Die Arbeit kündigt an, Lessings Konzeption weiblicher Figuren in "Minna von Barnhelm" und "Emilia Galotti" zu analysieren und zu untersuchen, ob Lessing eine Geschlechtertrennung vornimmt oder die Frauen als Individuen präsentiert.
Die einzelnen Frauengestalten in Lessings Werken Minna von Barnhelm und Emilia Galotti: Dieses Kapitel dient als Einleitung zur detaillierten Analyse der weiblichen Figuren in Lessings beiden Werken. Es bereitet den Leser auf die folgenden Kapitelabschnitte vor, in denen die einzelnen Figuren eingehend untersucht werden. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Frauenfiguren im Kontext der gesellschaftlichen Normen des 18. Jahrhunderts und ihrer möglichen Abweichungen von diesen Normen.
Minna von Barnhelm: Minna von Barnhelm, die Protagonistin der gleichnamigen Komödie, wird als selbstbewusste, liebenswerte und charmante Figur dargestellt. Ihre Liebe zu Tellheim basiert nicht auf seinem Aussehen oder sozialen Status, sondern auf seiner moralischen Integrität. Minnas finanzielle Unabhängigkeit und ihr fester Wille verleihen ihr eine einzigartige Selbstbestimmung. Im Gegensatz zu Tellheim, der in einer Identitätskrise gefangen ist, handelt Minna aktiv und eigeninitiativ, um ihre Liebe zu Tellheim zu bewahren. Sie inszeniert ein Spiel, in dem sie sich als verarmt darstellt, um Tellheims Liebe zu erproben und sein starres Ehrgefühl zu überwinden. Minnas Handeln ist geprägt von Liebe, aber auch von klarem Verstand und Zielstrebigkeit. Obwohl das Stück ein positives Ende findet, zeigt die Figur Minnas, wie eine Frau der Zeit aktiv ihr Schicksal gestalten kann, im Gegensatz zu der Passivität anderer Frauenfiguren.
Schlüsselwörter
Frau im 18. Jahrhundert, Lessing, Minna von Barnhelm, Emilia Galotti, Frauenfiguren, Geschlechterrollen, Aufklärung, Selbstbestimmung, Emanzipation, Identität, Liebe, Ehre.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Darstellung der Frau in Lessings Dramen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung der Frau im 18. Jahrhundert, insbesondere in Gotthold Ephraim Lessings Dramen "Minna von Barnhelm" und "Emilia Galotti". Der Fokus liegt auf der Untersuchung, inwiefern Lessings Frauenfiguren konventionelle Geschlechterrollen bestätigen oder hinterfragen und wie sie sich im Kontext der gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit verhalten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die gesellschaftliche Stellung der Frau im 18. Jahrhundert, eine detaillierte Analyse der Frauenfiguren in Lessings Dramen, einen Vergleich der Figuren Minna und Emilia, Lessings Beitrag zur Darstellung weiblicher Selbstbestimmung und die Rolle der Aufklärung im Kontext der weiblichen Emanzipation.
Welche Frauenfiguren werden im Detail untersucht?
Die Arbeit analysiert die Frauenfiguren Minna von Barnhelm, Franciska (aus "Minna von Barnhelm"), Emilia Galotti, Claudia Galotti und Gräfin Orsina (aus "Emilia Galotti").
Wie wird die gesellschaftliche Stellung der Frau im 18. Jahrhundert dargestellt?
Die Arbeit beschreibt die Frau im 18. Jahrhundert als dem Mann untergeordnet, mit beschränkten Möglichkeiten in Bezug auf Bildung, Erwerbstätigkeit und finanzielle Unabhängigkeit. Ihre Rolle war hauptsächlich auf Haushalt, Kindererziehung und Gehorsam beschränkt. Der Text kontrastiert diese Realität mit den aufklärerischen Ideen und zitiert relevante literaturwissenschaftliche Studien.
Wie wird Minna von Barnhelm charakterisiert?
Minna wird als selbstbewusste, liebenswerte und charmante Figur dargestellt, deren Liebe zu Tellheim auf dessen moralischer Integrität basiert, nicht auf seinem Aussehen oder Status. Ihre finanzielle Unabhängigkeit und ihr fester Wille ermöglichen ihr eine einzigartige Selbstbestimmung. Im Gegensatz zu Tellheim handelt sie aktiv und eigeninitiativ, um ihre Liebe zu bewahren.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Frau im 18. Jahrhundert, Lessing, Minna von Barnhelm, Emilia Galotti, Frauenfiguren, Geschlechterrollen, Aufklärung, Selbstbestimmung, Emanzipation, Identität, Liebe, Ehre.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zur Stellung der Frau im 18. Jahrhundert, eine detaillierte Analyse der einzelnen Frauenfiguren in "Minna von Barnhelm" und "Emilia Galotti" und ein Kapitel mit Ergebnissen.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, Lessings Frauenfiguren im Kontext der gesellschaftlichen Normen seiner Zeit zu analysieren und zu beleuchten, inwiefern diese Figuren konventionelle Geschlechterrollen bestätigen oder hinterfragen.
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- Anonym (Author), 2013, Die Frauengestalten in Lessings "Minna von Barnhelm" und "Emilia Galotti", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/454720