Es stellt sich die Frage, inwiefern und mit welchen Mitteln und Methoden die menschliche Sprachentwicklung positiv beeinflusst werden kann. Dies ist die thematische Grundlage der vorliegenden Hausarbeit: Die Sprachförderung von Kindern im Elementarbereich durch Bilderbücher.
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“ (Wittgenstein) (Naehring, 2012)
Dieses Zitat von Wittgenstein verdeutlicht auf eine treffende Weise die Bedeutung von Sprache. Sie dient nicht nur zur reinen Kommunikation in Interaktionen mit anderen Menschen, sondern ist neben dieser sozialen Komponente zudem „der Schlüssel zu fast allen Lebensbereichen“ (Dux & Sievert, 2012, S.4). Sprache ist ein elementarer Baustein der menschlichen Kultur und trägt zur Konstruktion unserer Realität sowie zur Orientierung in dieser bei. Wie erwähnt, eröffnet Sprache Zugänge – zum einen auf die Entwicklung weiterer, darauf aufbauender Kompetenzen, wie beispielsweise dem Lesen, zum anderen aber auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Die Fähigkeit der sprachlichen Artikulierung ermöglicht dem Menschen in unserer Gesellschaft Positionen einzunehmen – in Schule, Beruf und in der sozialen Interaktion. Gemäß der Aussage von Wittgenstein kann sie diese Pfade zu unserer Welt aber auch begrenzen. Insbesondere vor dem Hintergrund des hohen Stellenwerts von Sprache ist es bedeutsam, dass der Mensch diese Fähigkeit vollends entwickeln kann. Neben inneren Bedingungen spielen in diesem Kontext ebenso äußere Einflüsse eine entscheidende Rolle.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2.Die Bedeutung von Sprache
3. Sprachförderung durch (Bilder)bücher
4. Dialogisches Lesen als Praxisbeispiel der bilderbuchgestützten Sprachförderung
5. Fazit und Ausblick
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“ (Wittgenstein) (Naehring, 2012)
Dieses Zitat von Wittgenstein verdeutlicht auf eine treffende Weise die Bedeutung von Sprache. Sie dient nicht nur zur reinen Kommunikation in Interaktionen mit anderen Menschen, sondern ist neben dieser sozialen Komponente zudem „der Schlüssel zu fast allen Lebensbereichen“ (Dux & Sievert, 2012, S.4). Sprache ist ein elementarer Baustein der menschlichen Kultur und trägt zur Konstruktion unserer Realität sowie zur Orientierung in dieser bei. Wie erwähnt, eröffnet Sprache Zugänge – zum einen auf die Entwicklung weiterer, darauf aufbauender Kompetenzen, wie beispielsweise dem Lesen, zum anderen aber auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Die Fähigkeit der sprachlichen Artikulierung ermöglicht dem Menschen in unserer Gesellschaft Positionen einzunehmen – in Schule, Beruf und in der sozialen Interaktion. Gemäß der Aussage von Wittgenstein kann sie diese Pfade zu unserer Welt aber auch begrenzen. Insbesondere vor dem Hintergrund des hohen Stellenwerts von Sprache ist es bedeutsam, dass der Mensch diese Fähigkeit vollends entwickeln kann. Neben inneren Bedingungen spielen in diesem Kontext ebenso äußere Einflüsse eine entscheidende Rolle. Damit stellt sich die Frage, inwiefern und mit welchen Mitteln und Methoden die menschliche Sprachentwicklung positiv beeinflusst werden kann. Dies ist die thematische Grundlage der vorliegenden Hausarbeit: Die Sprachförderung von Kindern im Elementarbereich durch Bilderbücher.
Hierzu wird in Kapitel 2 primär die generelle Bedeutung von Sprache erörtert. Es wird erläutert, welche äußeren Anregungen und Sozialisationsquellen von pädagogischer Bedeutung sind, welchen Stellenwert Sprache selbst in der Gesellschaft und im individuellen Lebenslauf einnimmt und somit die pädagogische Förderung dieser legitimiert. In Abschnitt 3 wird die Unterstützung dieser Entwicklung mittels Bilderbüchern thematisiert. Zum einen werden generelle positive Effekte dieser literarischen Werke auf die kindlichen Kompetenzen verdeutlicht, zum anderen auch speziell hinsichtlich der sprachlichen Genese. Darüber hinaus werden weitere Einflussfaktoren im Kontext dieser Förderung analysiert, wie beispielsweise Alter und Entwicklungsstufen sowie diverse Arten von Bilderbüchern. Vor einem abschließenden Fazit wird in Kapitel 4 ein Konzept zur konkreten Implementierung der Sprachförderung im Elementarbereich vorgestellt: das Dialogische Lesen. Dabei erfolgen Erläuterungen über die Definierung dieser Variante des Vorlesens, eine Unterscheidung zu traditionellen Vorlesearten, die Vorteile im Sinne der Sprachentwicklung und die Methoden für eine gelingende Umsetzung im Alltag.
2.Die Bedeutung von Sprache
Vor der Untersuchung der Einflüsse und Auswirkungen von Bilderbüchern auf die Entwicklung und Förderung der kindlichen Sprache, gilt es im Kontext dieser Arbeit zunächst zu erörtern, welche generelle Bedeutung Sprache besitzt. Bereits vor dem ersten gesprochenen Wort verläuft im kindlichen Organismus die Entwicklung der Sprache. Empfindungen und Gefühle werden durch Gesten, Mimik oder die Körpersprache selbst artikuliert. Wenngleich die Fähigkeit zu sprechen in uns Menschen prinzipiell von Geburt an angelegt ist, benötigt es zur ihrer differenzierten Ausbildung eines jahrelangen Lernprozesses. Zudem vollzieht sich diese Ausprägung nicht in einem universellen Sinn, sondern es bilden sich interindividuelle Unterschiede in der sprachlichen Entwicklung heraus (vgl. Dux & Sievert, 2012, S.6)Und zwar „im Hinblick auf die Geschwindigkeit der Entwicklung des Wortschatzes, der Aussprache und der Satzbildungsfähigkeit“ (Dux & Sievert, 2012, S.6). Des Weiteren konstatieren die Autoren, dass „für die Sprachentwicklung [...] die Anregungen durch das Umfeld des Kindes und die Motivation zum Sprechen lernen (entscheidend ist, A.R.): Kinder müssen Sprache hören, verstehen und anwenden können“ (Dux & Sievert, 2012, S.6). Auch Emotionen werden durch das artikulierte Wort konkretisiert, beispielsweise „durch die Stimmlage, Lautstärke und Betonung“ (Dux & Sievert, 2012, S.6). Die Sprache dient demnach zur Orientierung in der umgebenden Umwelt, sie ermöglicht Kommunikation mit anderen Menschen und bildet die Basis sozialer Interaktionen (vgl. Dux & Sievert, 2012, S.6). Die Familie fungiert in der sprachlichen Entwicklung als die erste Lerninstanz (vgl. Heymann, Reuter & Ehmig, 2010, S. 39). Da die Entwicklung der Sprache demnach zugleich von äußeren erzieherischen Einflüssen abhängig ist und in der Intensität dieser Prozesse individuelle Unterschiede auftreten, ist die Herausbildung von Störungen möglich (vgl. Dux & Sievert, 2012, S.6). Diese Beeinträchtigungen wirken „sich negativ auf die gesamte kindliche Entwicklung aus: auf die Beziehungen in der Familie, auf die schulische Situation, und auf den Kontakt zu Gleichaltrigen“ (Dux & Sievert, 2012, S.6). Ebenso wie Dux und Sievert (2012) bestätigen auch Meier und Diegmann (2010) den hohen Stellenwert von Sprach- und Lesekompetenzförderung: „Schon in der frühen Kindheit, im Rahmen primärer Sozialisationsprozesse in den Familien, werden mit dem Aufbau phonologischer, semantischer und lexikaler Strukturen [...] die Voraussetzungen für spätere Lesekarrieren geschaffen und damit nicht selten die Weichen gestellt für schulischen, beruflichen und gesellschaftlichen Erfolg und Teilhabe“ (Whitehurst, 2001; zitiert nach Meier & Diegmann, 2010, S.29). Insbesondere vor dem Kontext der heutigen Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft erfahren ausgereifte artikulatorische Fertigkeiten ihren bedeutungsvollen Gehalt (vgl. Meier & Diegmann, 2010, S.28): „als notwendige Voraussetzungen für gesellschaftliche Integration, Partizipation und die Emanzipation des Individuums“ (Meier & Diegmann, 2010, S.28).
Daraus lässt sich folgern, dass eine gezielte pädagogische Förderung und Unterstützung der sprachlichen Genese von großer Bedeutung ist. Adäquat ausgebildete Fertigkeiten der Laut-Artikulation wiederum sind die Bedingung für weitere Fähigkeiten des Kindes, z.B. die Lesekompetenz (vgl. Meier & Diegmann, 2010, S.28). Doch was zeichnet wiederum diese Lesekompetenz aus? Gemäß Jähnert (2013) umfasst diese „die beiden Aspekte (des, A.R.) Wahrnehmen(s, A.R.) und Verstehen(s, A.R.)“ (Jähnert, 2013, S.44). Laut der Autorin ist es notwendig, Symbole enkodieren zu können (z.B. Buchstaben in Laute zu kategorisieren) und diese in Zusammenhänge zu setzen (vgl. Jähnert, 2013, S.44): „Aus Buchstaben entstehen Worte mit ihren Bedeutungen, aus mehreren Worten Satzaussagen“ (Jähnert, 2013, S.44). Des Weiteren spielen bei der Verarbeitung die eigenen, individuellen Erfahrungen eine entscheidende Rolle. Somit setzt sich die Lesekompetenz aus einer kognitiven und einer emotionalen Komponente zusammen. Similar zum Prozess des Erwerbs der Fähigkeit des klassischen Lesens verläuft auch die Genese deren Vorläuferfertigkeit, des Lesens von Bildern. Jähnert (2013) trifft diesbezüglich die Aussage, dass hierbei „das Symbolsystem zum Beispiel aus zweidimensionalen Formen (besteht, A.R.), die meist Objekte oder Figuren in ihren Haltungen abbilden. Man kann erfassen, dass das runde Etwas mit den Punkten ein Ball ist. [...]. Farben geben Stimmungen wider. Das betrachtende Kind muss beim Bilderlesen zwischen den illustrierten Objekten Beziehungen erfassen und beim Weiterlesen Veränderungen deuten, um den Fortgang der Geschichte zu erkennen“ (Jähnert, 2013, S.44). Diese Erkenntnisse verknüpft das Kind wiederum mit den eigenen Erfahrungen, beispielsweise verbindet es die dunklen Farbtöne eines Bildes mit den wahrgenommenen Coleurs eines dämmerigen Lichts beim Einschlafen, und gelangt zu einer dementsprechenden Interpretation der abgebildeten Szene (vgl. Jähnert, 2013, S.44).
Zusammenfassend ist an diesen Ausführungen erkennbar, dass Sprach- und Lesekompetenz als solche zum einen eine hohe individuelle, soziale und gesellschaftliche Bedeutung besitzen. Zum anderen aber auch, dass für die adäquate Genese dieser die äußeren Einflüsse durch soziale Interaktionspartner eine entscheidende Rolle spielen.
Wie erwähnt nimmt hierzu die Familie - und damit vor allem die Eltern - als erste Sozialisationsinstanz eine entscheidende Funktion ein: Neben dem sprechen mit dem Kind ist auch das Vorlesen eine wichtige Lernquelle (vgl. Dux & Sievert, 2012, S.9). Bücher, und damit speziell Bilderbücher bilden somit eine essentielle Grundlage für diese Entwicklung.
3. Sprachförderung durch (Bilder)bücher
Die im letzten Abschnitt erläuterte elementare Funktion von (Bilder-)büchern für Kinder im Kindergartenalter wird auch an der Aussage von Wyrobnik (2012) erkennbar: „Bücher und Bilderbücher, vorgelesene und selbst betrachtete, (stellen für sie, A.R.) zentrale Medien (dar, A.R.). Obwohl die meisten Kinder dieses Alters noch nicht lesen können, üben Bücher, zumal Bilderbücher oder vorgelesene Geschichten, eine ungemeine Faszination auf sie aus“ (Wyrobnik, 2012, S.179). Bevor jedoch expliziter auf die Bedeutung von Büchern und des Vorlesens auf die sprachliche Förderung eingegangen wird, werden im Folgenden generelle positive Effekte von Bilderbüchern auf die kindliche Entwicklung erläutert. So stellt das lesen eines (Bilder-)buches zwischen Erwachsenen und Kleinkind für letztgenanntes eine Tätigkeit der gemeinsamen Erfahrung dar. D.h. es impliziert eine vertrauens- und beziehungsstärkende Funktion hinsichtlich des Interaktionspartners, in diesem Fall den Eltern. Neben dieser bindungsstärkenden Komponente wird durch jene Aktivitäten auch Kultur vermittelt (vgl. Wyrobnik, 2012, S.183-184). Dies „kann (beispielsweise, A.R.) eine Einführung in die Welt der Belletristik [...] oder eine Vermittlung von Sachwissen zu bestimmten, z.B. naturwissenschaftlichen Themen durch Sachbücher sein“ (Wyrobnik, 2012, S.184). Gemäß Wyrobnik (2012) ist „Vorlesen (demnach, A.R.) ein zentraler Impuls für die Kompetenzentwicklung in ganz unterschiedlichen Bereichen“ (Wyrobnik, 2012, S.184). Wie erwähnt liegt der Fokus dieser Arbeit aber auf der Förderung der kindlichen Sprache mittels Bilderbüchern. Hierzu konstatiert die oben genannte Autorin: „Studien haben erwiesen (siehe Groeben/Hurrelmann 2004), dass das Vorlesen maßgeblich zur Verbesserung des Sprachstils, des Ausdrucks, der Grammatik und des Wortschatzes beiträgt – wichtige Vorläuferfähigkeiten für die Schule, aber auch für den Beruf und die Teilhabe an der Gesellschaft“ (Wyrobnik, 2012, S.185). Konkret gestaltet sich diese fördernde Interaktion beim Vorlesen und Ansehen von Bilderbüchern (wie bereits im vorherigen Abschnitt erörtert, können auch Bilderbücher gelesen werden) dahingehend, auf Bilder zu zeigen und diese dann durch das Kind benennen zu lassen. Eine weitere Möglichkeit ist das Kind aufzufordern an die Stelle der Abbildung zu zeigen, an der sich eine bestimmte Figur befindet. Gleichzeitig nimmt auch der Sprachstil eine entscheidende Funktion ein: anders als in der Alltagssprache wird beim Vorlesen eine sachlichere, aber dennoch der kindlichen Entwicklungsstufe entsprechende sprachliche Ausdrucksform verwendet (Wyrobnik, 2012, S.185).
Doch welche Bilderbücher sind nun konkret für eine optimale linguistische Förderung geeignet? Hierbei gilt es zunächst einen individuellen Zugang zum Kind zu finden, d.h. herauszufiltern, für welche Art von Bilderbüchern Interesse gezeigt wird. Laut Wyrobnik (2012) soll das Kind bei der Wahl literarischer Werke jedoch nicht auf sich allein gestellt sein: „Wichtig ist, dass dem Kind eine große Auswahl an Büchern und Textsorten zur Verfügung steht. Dann kann es auch besser seine Favoriten finden. Damit ist nicht gemeint, dass man Kinder ohne Unterstützung aus einem riesigen Angebot wählen lassen soll. Vielmehr kann man hin und wieder die Autoren, die Themen, die Buchform wechseln. Man muss vieles ausprobieren“ (Wyrobnik, 2012, S.185). Zum einen sind also die Genres zu berücksichtigen, wie etwa Märchen oder Tiergeschichten, zum anderen die diversen Variationen der Kinderliteratur, wie beispielsweise Bücher mit Geräuschknöpfen, Pop-Ups, Wimmelbücher, Bücher mit oder ohne Textgehalt, Badewannenbücher oder auch hinsichtlich Ihrer Größe und Farbenvielfalt (Wyrobnik, 2012, S.185).
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